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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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ich versuche es daher heute zum legten mal. ob unsere Post die Briefe solchen
Umweg machen läßt: in diesem Falle werde ich mich bemühen, einen sichern
und bessern Weg zu entdecken.

So eben komme ich von mein gethanes erstes Piquet zurück, die Franzosen
haben heute so wie alle Tage eine Stunde nach Tages Anbruch unsere Posten
allarmirt; doch glaube ich. daß der Feind uns bald das Flachland einräumen
wird, welches wenigstens der Plan von Gustine sein soll.

Knobelsdorf soll noch immer die Absicht haben. Lille zu belagern oder
wenigstens zu bloquiren. dennoch soll dieses nicht eher geschehen, als Ins Va-
lencienne weggenommen, und ein Corps der Alliirten zu uns gestoßen sein
wird-, da alsdann die Oestreicher ungehindert weiter vorgehen können, und sich
vielleicht Dünkergen bemächtigen können. Diß soll der geheime Plan sein;
ich habe bis jetzt den Prinzen von Cobourg noch nicht meine Aufwartung
gemacht; so wenig als den anderen Fürstlichkeiten, da wir zehn Stunden von
ihnen entfernt stehen. Empfehlen Sie mich gütigst Ihrer Frau Gemahl.n
und Fräulein Töchter: Könnten Sie mir nicht vielleicht einige holländische
Deserteurs verschaffen? Die Sache hat gewiß keinen Anstand, sobald Sie es
nur dem Prinzen von Hessen vorstellen.


Mit der größten Hochachtung und Ergebenheit bin ich^ F. W. P. v. B.

5. Seid mehr als K Tage habe ich gehoft. von Ihnen einige Zeilen zu er-
halten, allein es würde mir sehr leid seyn, wenn ich die Unschuldige Ursach
dises Stöckers: beinahe mit jeder Post schreibe ich Ihnen, und werden sie aus
der richtigen Folge des Journals die Wahrheit davon erfahren: dennoch ist
es möglich, daß Sie meine Briefe nicht erhalten; allein wie kann ich hinter
die Wahrheit kommen, wenn Sie mir solches nicht wissen lassen. Mein letzter
Brief enthält das Journal und einen kleinen Plan.

So eben erfahre ich. daß Sie von selbst die Güthe gehabt haben, dem
Regiment? einen Deserteur mit nahmen Hartenstein. den ich banalen zu M>?.^-
naht sahe, anzubieten: Sie können nicht glauben, in welcher Rücksicht Y^r Ihnen
alle dafür danken und wie sehr wir wünschen. Ihnen ähnlihe Gefälligkeiten
erzeigen zu können. Dennoch ist es mir leid, da ti^- mich mit Recht ver¬
muthen läßt, daß sie unter der Hand Anstalten Vüachcn. außer Dienst zu gehen:
^meer uns gesagt, dur ich es im höchsten. Grad überdrüssig, und wenn es gänz¬
lich von mir abhinge, würde ich mich gewiß bestens empfehlen: allein es treten
zu viel Umstände ein. die no.es nöthigen zu schweigen.*)

Der Adjutant von La Mailliere hat uns gestern sagen lassen, sie hätten
die gemässensien Befehle, uns heute den e. oder ?. anzugreifen; wir sind des-'u<!> ir>i ? "ritt : -i'-'ii/? in,^"" "



') Der General Riedesel mußte im Herbst Krankheits halber seine Truppen in Mastricht
verlassen.
Grenzboten I. 1860.

ich versuche es daher heute zum legten mal. ob unsere Post die Briefe solchen
Umweg machen läßt: in diesem Falle werde ich mich bemühen, einen sichern
und bessern Weg zu entdecken.

So eben komme ich von mein gethanes erstes Piquet zurück, die Franzosen
haben heute so wie alle Tage eine Stunde nach Tages Anbruch unsere Posten
allarmirt; doch glaube ich. daß der Feind uns bald das Flachland einräumen
wird, welches wenigstens der Plan von Gustine sein soll.

Knobelsdorf soll noch immer die Absicht haben. Lille zu belagern oder
wenigstens zu bloquiren. dennoch soll dieses nicht eher geschehen, als Ins Va-
lencienne weggenommen, und ein Corps der Alliirten zu uns gestoßen sein
wird-, da alsdann die Oestreicher ungehindert weiter vorgehen können, und sich
vielleicht Dünkergen bemächtigen können. Diß soll der geheime Plan sein;
ich habe bis jetzt den Prinzen von Cobourg noch nicht meine Aufwartung
gemacht; so wenig als den anderen Fürstlichkeiten, da wir zehn Stunden von
ihnen entfernt stehen. Empfehlen Sie mich gütigst Ihrer Frau Gemahl.n
und Fräulein Töchter: Könnten Sie mir nicht vielleicht einige holländische
Deserteurs verschaffen? Die Sache hat gewiß keinen Anstand, sobald Sie es
nur dem Prinzen von Hessen vorstellen.


Mit der größten Hochachtung und Ergebenheit bin ich^ F. W. P. v. B.

5. Seid mehr als K Tage habe ich gehoft. von Ihnen einige Zeilen zu er-
halten, allein es würde mir sehr leid seyn, wenn ich die Unschuldige Ursach
dises Stöckers: beinahe mit jeder Post schreibe ich Ihnen, und werden sie aus
der richtigen Folge des Journals die Wahrheit davon erfahren: dennoch ist
es möglich, daß Sie meine Briefe nicht erhalten; allein wie kann ich hinter
die Wahrheit kommen, wenn Sie mir solches nicht wissen lassen. Mein letzter
Brief enthält das Journal und einen kleinen Plan.

So eben erfahre ich. daß Sie von selbst die Güthe gehabt haben, dem
Regiment? einen Deserteur mit nahmen Hartenstein. den ich banalen zu M>?.^-
naht sahe, anzubieten: Sie können nicht glauben, in welcher Rücksicht Y^r Ihnen
alle dafür danken und wie sehr wir wünschen. Ihnen ähnlihe Gefälligkeiten
erzeigen zu können. Dennoch ist es mir leid, da ti^- mich mit Recht ver¬
muthen läßt, daß sie unter der Hand Anstalten Vüachcn. außer Dienst zu gehen:
^meer uns gesagt, dur ich es im höchsten. Grad überdrüssig, und wenn es gänz¬
lich von mir abhinge, würde ich mich gewiß bestens empfehlen: allein es treten
zu viel Umstände ein. die no.es nöthigen zu schweigen.*)

Der Adjutant von La Mailliere hat uns gestern sagen lassen, sie hätten
die gemässensien Befehle, uns heute den e. oder ?. anzugreifen; wir sind des-'u<!> ir>i ? »ritt : -i'-'ii/? in,^"" "



') Der General Riedesel mußte im Herbst Krankheits halber seine Truppen in Mastricht
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/45>, abgerufen am 15.05.2024.