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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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wegen vorige Nacht unter dem Gewehr gewesen, auch sollen wir diese Nacht
wieder so zubringen: es hat zwar weniges wahrscheinliches, doch ist dise Vor¬
sicht nothwendig; sollte was vorfallen, so werde ich es Ihnen sogleich anzeigen:
ich verlasse mich gänzlich auf Ihnen, daß Sie von dem, was ich Ihnen schreibe,
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keinen Gebrauch machen.


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F. Wilhelm Pr. v.
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<uno von Cysomg den 6. July
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xres: d. 5 ^ug. 1793. Im Lager bei Oisoint, den 28. July^ <- ^ "1793.

6) So eben erhalten wir vom Prinzen OodurZ die gewisse Nachricht, daß
Valeneiöime sich auf Discretion ergeben, nachdem der Feind verhindert wurde
eine Hauptmine sprangen zu lassen, wodurch wenn es statt gehabt hätte 16
Vierundzwanzigpfünder und viele Oesterreichs ihr Leben eingebüßt hätten.
Der Sturm auf das Hornwerk soll heftig gewesen seyn und die Franzosen sol¬
len durch eine Fladermine die sie sprengen ließen, selbst Bresche gemacht
haben: ich eile jetzt selbst dorthin und denke mit dem Frühsten dort zu seyn.
Wir sind unsererseits beschäftigt Brücken zu schlagen um wahrscheinlich uns
zwischen pona.1 und Lills zu lagern oder um wenigstens die Communication
unsicher zu machen; vorgestern hatten wir ein Gefecht bei Louwinn. wobei
wir Gefangene machten, und nur einen schwer Blessirten unserer Seits hat¬
Wilhelm Pr. v. Br. ten.

xres: d. 1 8col. 93. Im (üantvirnemönt zu I^essöllö
uno<bei Le. ^maä*) den 2b. August 1793.

7) Eine Ursach, auf die Sie schwerlich kommen würden, um den Grund
meines so länger Stillschweigens zu errathen, ist eine Erfahrung die ich ge¬
macht, die mir aber nothwendig war, um von einem schrecklichen Uebel auf
immer geheilt zu werden: nehmlich lange Weile, Mangel an Beschäftigung
und Gott weis was sonst noch daran Schuld war. machten, daß ich anfing
zu spielen ich verlor 84 Ducaten nach und nach; allein immer die Hoffnung
das verlohrne wieder zu bekommen enkelirte mich dergestalt, daß ich vorgestern
Abend 84 I^uisä'ol'S verlohr, ich leuchne nicht, daß die Empfindung erst reich
und auf ein Mahl beinahe alles verlohren zu haben mir äußerst sonderbahr
war: dennoch war ich bei mehren kalten Blüthe gänzlich zufrieden, daß For¬
tuna mir übel gewvhlt, weil ich mir schmeichle dadurch auf ein Mahl gänz¬
lich von der Spie.sucht geheilt zu seyn.

Der Prinz v. Hessen, Gouverneur v. Mastncht, ist im englischen Haupt-
Quartier sehr kalt aufgenommen worden, mehrere machten sich die Freude ihn
aufzuziehn. und in der That er verdiente das Schicksaal, denn er sucht sich
dort so wie überall an jedem zu reiben: mein Vetter Ernst hat ihm auch über



-) Se. Amand.

wegen vorige Nacht unter dem Gewehr gewesen, auch sollen wir diese Nacht
wieder so zubringen: es hat zwar weniges wahrscheinliches, doch ist dise Vor¬
sicht nothwendig; sollte was vorfallen, so werde ich es Ihnen sogleich anzeigen:
ich verlasse mich gänzlich auf Ihnen, daß Sie von dem, was ich Ihnen schreibe,
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keinen Gebrauch machen.


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F. Wilhelm Pr. v.
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xres: d. 5 ^ug. 1793. Im Lager bei Oisoint, den 28. July^ <- ^ »1793.

6) So eben erhalten wir vom Prinzen OodurZ die gewisse Nachricht, daß
Valeneiöime sich auf Discretion ergeben, nachdem der Feind verhindert wurde
eine Hauptmine sprangen zu lassen, wodurch wenn es statt gehabt hätte 16
Vierundzwanzigpfünder und viele Oesterreichs ihr Leben eingebüßt hätten.
Der Sturm auf das Hornwerk soll heftig gewesen seyn und die Franzosen sol¬
len durch eine Fladermine die sie sprengen ließen, selbst Bresche gemacht
haben: ich eile jetzt selbst dorthin und denke mit dem Frühsten dort zu seyn.
Wir sind unsererseits beschäftigt Brücken zu schlagen um wahrscheinlich uns
zwischen pona.1 und Lills zu lagern oder um wenigstens die Communication
unsicher zu machen; vorgestern hatten wir ein Gefecht bei Louwinn. wobei
wir Gefangene machten, und nur einen schwer Blessirten unserer Seits hat¬
Wilhelm Pr. v. Br. ten.

xres: d. 1 8col. 93. Im (üantvirnemönt zu I^essöllö
uno<bei Le. ^maä*) den 2b. August 1793.

7) Eine Ursach, auf die Sie schwerlich kommen würden, um den Grund
meines so länger Stillschweigens zu errathen, ist eine Erfahrung die ich ge¬
macht, die mir aber nothwendig war, um von einem schrecklichen Uebel auf
immer geheilt zu werden: nehmlich lange Weile, Mangel an Beschäftigung
und Gott weis was sonst noch daran Schuld war. machten, daß ich anfing
zu spielen ich verlor 84 Ducaten nach und nach; allein immer die Hoffnung
das verlohrne wieder zu bekommen enkelirte mich dergestalt, daß ich vorgestern
Abend 84 I^uisä'ol'S verlohr, ich leuchne nicht, daß die Empfindung erst reich
und auf ein Mahl beinahe alles verlohren zu haben mir äußerst sonderbahr
war: dennoch war ich bei mehren kalten Blüthe gänzlich zufrieden, daß For¬
tuna mir übel gewvhlt, weil ich mir schmeichle dadurch auf ein Mahl gänz¬
lich von der Spie.sucht geheilt zu seyn.

Der Prinz v. Hessen, Gouverneur v. Mastncht, ist im englischen Haupt-
Quartier sehr kalt aufgenommen worden, mehrere machten sich die Freude ihn
aufzuziehn. und in der That er verdiente das Schicksaal, denn er sucht sich
dort so wie überall an jedem zu reiben: mein Vetter Ernst hat ihm auch über



-) Se. Amand.
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[0046] wegen vorige Nacht unter dem Gewehr gewesen, auch sollen wir diese Nacht wieder so zubringen: es hat zwar weniges wahrscheinliches, doch ist dise Vor¬ sicht nothwendig; sollte was vorfallen, so werde ich es Ihnen sogleich anzeigen: ich verlasse mich gänzlich auf Ihnen, daß Sie von dem, was ich Ihnen schreibe, « ^ ^ ^ / ? keinen Gebrauch machen. in> ir , <n F. Wilhelm Pr. v. -V> 5, ' Braunschwem. !' ^->^ c>- , <uno von Cysomg den 6. July 1793. 1^' illie'II^ .'too. ni»!>I HNjIf^I!?/l xres: d. 5 ^ug. 1793. Im Lager bei Oisoint, den 28. July^ <- ^ »1793. 6) So eben erhalten wir vom Prinzen OodurZ die gewisse Nachricht, daß Valeneiöime sich auf Discretion ergeben, nachdem der Feind verhindert wurde eine Hauptmine sprangen zu lassen, wodurch wenn es statt gehabt hätte 16 Vierundzwanzigpfünder und viele Oesterreichs ihr Leben eingebüßt hätten. Der Sturm auf das Hornwerk soll heftig gewesen seyn und die Franzosen sol¬ len durch eine Fladermine die sie sprengen ließen, selbst Bresche gemacht haben: ich eile jetzt selbst dorthin und denke mit dem Frühsten dort zu seyn. Wir sind unsererseits beschäftigt Brücken zu schlagen um wahrscheinlich uns zwischen pona.1 und Lills zu lagern oder um wenigstens die Communication unsicher zu machen; vorgestern hatten wir ein Gefecht bei Louwinn. wobei wir Gefangene machten, und nur einen schwer Blessirten unserer Seits hat¬ Wilhelm Pr. v. Br. ten. xres: d. 1 8col. 93. Im (üantvirnemönt zu I^essöllö uno<bei Le. ^maä*) den 2b. August 1793. 7) Eine Ursach, auf die Sie schwerlich kommen würden, um den Grund meines so länger Stillschweigens zu errathen, ist eine Erfahrung die ich ge¬ macht, die mir aber nothwendig war, um von einem schrecklichen Uebel auf immer geheilt zu werden: nehmlich lange Weile, Mangel an Beschäftigung und Gott weis was sonst noch daran Schuld war. machten, daß ich anfing zu spielen ich verlor 84 Ducaten nach und nach; allein immer die Hoffnung das verlohrne wieder zu bekommen enkelirte mich dergestalt, daß ich vorgestern Abend 84 I^uisä'ol'S verlohr, ich leuchne nicht, daß die Empfindung erst reich und auf ein Mahl beinahe alles verlohren zu haben mir äußerst sonderbahr war: dennoch war ich bei mehren kalten Blüthe gänzlich zufrieden, daß For¬ tuna mir übel gewvhlt, weil ich mir schmeichle dadurch auf ein Mahl gänz¬ lich von der Spie.sucht geheilt zu seyn. Der Prinz v. Hessen, Gouverneur v. Mastncht, ist im englischen Haupt- Quartier sehr kalt aufgenommen worden, mehrere machten sich die Freude ihn aufzuziehn. und in der That er verdiente das Schicksaal, denn er sucht sich dort so wie überall an jedem zu reiben: mein Vetter Ernst hat ihm auch über -) Se. Amand.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/46>, abgerufen am 15.05.2024.