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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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vieles tüchtig die Wahrheit gesagt, und es freute mich doppelt da er seine
Pike für die Preußen durchaus nicht unterdrücken konnte; er sagte, er liebe
und schätze die kaiserlichen äußerst und ginge gerne in ihre Dienste wenn es
das Schicksaal gestatten wollte. Dagegen habe ich ihn unaufhörlich nach der
3. Oollorms gefragt; wenn solche marschiere und alle und jedem an ihn ab¬
geschickt der ihn eben das fragen mußte. Mehrere Scenen, die zwischen den kaiser¬
lichen und unsern Truppen vorgefallen sind, machen, daß ich mich sehr freue, daß
wir abmarschirt sind. Aus der Marschroute werden Sie erfahren, daß wir
in der Gegend von Spaa durchkommen, ich denke dort hin zu gehen von Ouoxs
oder Maur aus mit doppelter Freude, würde ich diese Reise machen, wenn
ich hoffen könnte Sie dort anzutreffen. In Rücksicht meines Vaters ist es
mir nicht lieb wenn ich wieder in seine Nähe komme, Sie kennen seinen Ca-
racter und wissen daher auch was er in der Hitze zu thun im Stande ist.


Empfehlen Sie mich doch Bestens Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein
Wilhelm Pr. v. Braun¬
schweig.
i"'-I'-w'is-.i.'num Töchter.
Mus- kuck'liüunu, ">!>'! (tu yos <1""< :^Zi>n, n st ? ?>im

pres: d. 25 Sept: 1793. Cassel den 20: Sept: 1793
bei Trier.

8) Von Luxemburg aus konnte ich Ihnen nicht schreiben, da wir nur
wenige Tage dort lagen, und die kurtze Zeit immer sehr unruhig lebten; es
ist mir daher leid, daß ich mein Versprechen nicht eher habe erfüllen können
und Ihnen daher so spät für Ihre gütige Aufnahme und Bewärtung danken
kann, es geschieht gewiß jetzt aber mit derselben Freude; doch muß ich Ihnen
aufrichtig gestehen, daß es mir sehr leid war Sie so bald verlassen zu müssen:
meine übrige Reise war sehr vergnügt, allein Spaa hat keinem in dem Grad
gefallen als wir es geglaubt hatten. Unser geschwinder Abmarsch von Luxem¬
burg hat jeden verwundert, und noch mehr unser Marsch nach Se. Wendet
wo wir wie es heißt uns mit den Wurmserischen Qoi'ps vereinigen werden
um Straßburg und Landau zu belagern, dies scheinen mir aber doch noch alles
Vermuthungen zu sein da die Jahreszeit zu hynde ist: allein eine Sache ist
mir sehr aufgefallen daß das Magazin zu Trier verkauft wird.

Mein Vater hat bei Pirmasens die Franzosen sehr geschlagen und ihnen
27 Kanonen abgenommen, ein solcher Vorfall war nothwendig um die Mäuler
so vieler Menschen zu stopfen Leben Sie wohl, für heute kann ich nichts
W.
weiter schreiben. '

.
Ihr Freund und Diener.

Erzeigen Sie mir doch die Freundschaft und empfehlen mich aufs Beste
Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein Töchtern sowie dem Lieutenant Fleischer
und bitten ihn doch in meinem Nahmen das kleine Paquet mit dem Briefe
an meine Schwägerin der hier liegt mit abzuschicken.


5*

vieles tüchtig die Wahrheit gesagt, und es freute mich doppelt da er seine
Pike für die Preußen durchaus nicht unterdrücken konnte; er sagte, er liebe
und schätze die kaiserlichen äußerst und ginge gerne in ihre Dienste wenn es
das Schicksaal gestatten wollte. Dagegen habe ich ihn unaufhörlich nach der
3. Oollorms gefragt; wenn solche marschiere und alle und jedem an ihn ab¬
geschickt der ihn eben das fragen mußte. Mehrere Scenen, die zwischen den kaiser¬
lichen und unsern Truppen vorgefallen sind, machen, daß ich mich sehr freue, daß
wir abmarschirt sind. Aus der Marschroute werden Sie erfahren, daß wir
in der Gegend von Spaa durchkommen, ich denke dort hin zu gehen von Ouoxs
oder Maur aus mit doppelter Freude, würde ich diese Reise machen, wenn
ich hoffen könnte Sie dort anzutreffen. In Rücksicht meines Vaters ist es
mir nicht lieb wenn ich wieder in seine Nähe komme, Sie kennen seinen Ca-
racter und wissen daher auch was er in der Hitze zu thun im Stande ist.


Empfehlen Sie mich doch Bestens Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein
Wilhelm Pr. v. Braun¬
schweig.
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pres: d. 25 Sept: 1793. Cassel den 20: Sept: 1793
bei Trier.

8) Von Luxemburg aus konnte ich Ihnen nicht schreiben, da wir nur
wenige Tage dort lagen, und die kurtze Zeit immer sehr unruhig lebten; es
ist mir daher leid, daß ich mein Versprechen nicht eher habe erfüllen können
und Ihnen daher so spät für Ihre gütige Aufnahme und Bewärtung danken
kann, es geschieht gewiß jetzt aber mit derselben Freude; doch muß ich Ihnen
aufrichtig gestehen, daß es mir sehr leid war Sie so bald verlassen zu müssen:
meine übrige Reise war sehr vergnügt, allein Spaa hat keinem in dem Grad
gefallen als wir es geglaubt hatten. Unser geschwinder Abmarsch von Luxem¬
burg hat jeden verwundert, und noch mehr unser Marsch nach Se. Wendet
wo wir wie es heißt uns mit den Wurmserischen Qoi'ps vereinigen werden
um Straßburg und Landau zu belagern, dies scheinen mir aber doch noch alles
Vermuthungen zu sein da die Jahreszeit zu hynde ist: allein eine Sache ist
mir sehr aufgefallen daß das Magazin zu Trier verkauft wird.

Mein Vater hat bei Pirmasens die Franzosen sehr geschlagen und ihnen
27 Kanonen abgenommen, ein solcher Vorfall war nothwendig um die Mäuler
so vieler Menschen zu stopfen Leben Sie wohl, für heute kann ich nichts
W.
weiter schreiben. '

.
Ihr Freund und Diener.

Erzeigen Sie mir doch die Freundschaft und empfehlen mich aufs Beste
Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein Töchtern sowie dem Lieutenant Fleischer
und bitten ihn doch in meinem Nahmen das kleine Paquet mit dem Briefe
an meine Schwägerin der hier liegt mit abzuschicken.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/47>, abgerufen am 15.05.2024.