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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Im Sitzungssaal des Senats wie in dem der Repräsentanten siebt es jetzt
ziemlich lückenhaft ans. Von den 68 Sesseln und Pulten, die dort in Huf¬
eisengestalt um den Besitzenden herumstehen, sind 19 oder 20 infolge der
Revolution des Südens unbesetzt, und hier im Repräsentantenhause finden sich
gegenwärtig nur 178 Mitglieder zu den Sessionen ein. während 63 jenseits
der Vorpostent'edle der föderalistischen Armee tagen und statt sür die Union
gegen dieselbe berathen.

Und in demselben Grade wie die Zahlen der beiden Häuser hat zufolge
des Kriegs auch das Ansehn derselben abgenommen. <sie berathen noch Gesetz¬
entwürfe', ihr Einfluß auf das aber, was geschieht oder unterlasse" wird, ist
gleich Null. Noch ist die Säbclherrschaft nicht erklärt, aber sie ist
im Anzüge.

"Ich wohnte," erzählt Trvllopc, "einigen Debatten im Repräsentanten-
Hause bei und namentlich jener, bei welcher ein Capitel aus dem Buche Josua
vorgelesen wurde. Die Frage, um die es siel, bier handelte, betraf die relative
Macht der Civil- und Militärbehörde. Der "Zonares, hatte seine Obergewal
in Militärsachen auszusprechen gewünscht. Die Armee aber und die vollziehende
Gewalt lehnten sich dagegen auf, indem sie zwar nicht gerade das Recht des
Congresses läugneten, wohl aber die artigen Gemeinplätze vorbrachten, mit
denen die wirkliche Macht die blos nominelle in der Regel so gut zu behandeln
weis;. Die Frau sagt dem Manne selten mit vielen Worten, das! seine Mei¬
nung im Hause nichts gilt, sie handelt nur, als ob es so wäre. Ein Beobachter
mußte an jenem Tage anerkennen, daß der Kongreß die Rolle eines Ehemanns
spielte, der vergeblich sein Ansehen geltend zu machen sucht.

"Ick habe erfahren." sagte einer der Herren nach dem andern unwillig,
"daß die Militärgewalt unserer Generale über jener dieses Hauses steht. Einer
unternahm dabei einen beredten Streifzug auf das Gebiet der Sklaverei und
irug dabei auf das Vorlesen jenes Capitels aus dem Buche Josua an. Diese
Abschweifung schien das Haus etwas von der Verlegenheit der ursprünglichen
Fi'"ge zu befreien, aber von Tage zu Tage zeigte sich mehr, daß der Congreß
Boden verlor, und das Heer gegen sein Donnern gleichgiltig wurde, das Heer
"icht blos, sondern auch die Minister."

Die Minister sind in dem Hause nicht anwesend, und so haben die Ab¬
ordneten nicht Gelegenheit, ihnen durch mündliche Fragen scharf zu Leibe zu
liehen. Bedeutende Sachen, darunter die Arm^eangelegenheitcn, werden in
beiden Häusern stehenden Ausschüssen zugewiesen, die sich mit den Ministern
'" Verbindung setzen. Der Minister ferner sitzt fest in seinem Amt, fest und
sicher für die Zeit der Präsidentschaft, wenn er sich mit dem Präsidenten zu
vertragen weiß, und so legt er in der Regel auf geschriebene oder gedruckte
Botschaften des Congresses keinen großen Werth. Scward konnte dem Cor-


Im Sitzungssaal des Senats wie in dem der Repräsentanten siebt es jetzt
ziemlich lückenhaft ans. Von den 68 Sesseln und Pulten, die dort in Huf¬
eisengestalt um den Besitzenden herumstehen, sind 19 oder 20 infolge der
Revolution des Südens unbesetzt, und hier im Repräsentantenhause finden sich
gegenwärtig nur 178 Mitglieder zu den Sessionen ein. während 63 jenseits
der Vorpostent'edle der föderalistischen Armee tagen und statt sür die Union
gegen dieselbe berathen.

Und in demselben Grade wie die Zahlen der beiden Häuser hat zufolge
des Kriegs auch das Ansehn derselben abgenommen. <sie berathen noch Gesetz¬
entwürfe', ihr Einfluß auf das aber, was geschieht oder unterlasse» wird, ist
gleich Null. Noch ist die Säbclherrschaft nicht erklärt, aber sie ist
im Anzüge.

„Ich wohnte," erzählt Trvllopc, „einigen Debatten im Repräsentanten-
Hause bei und namentlich jener, bei welcher ein Capitel aus dem Buche Josua
vorgelesen wurde. Die Frage, um die es siel, bier handelte, betraf die relative
Macht der Civil- und Militärbehörde. Der «Zonares, hatte seine Obergewal
in Militärsachen auszusprechen gewünscht. Die Armee aber und die vollziehende
Gewalt lehnten sich dagegen auf, indem sie zwar nicht gerade das Recht des
Congresses läugneten, wohl aber die artigen Gemeinplätze vorbrachten, mit
denen die wirkliche Macht die blos nominelle in der Regel so gut zu behandeln
weis;. Die Frau sagt dem Manne selten mit vielen Worten, das! seine Mei¬
nung im Hause nichts gilt, sie handelt nur, als ob es so wäre. Ein Beobachter
mußte an jenem Tage anerkennen, daß der Kongreß die Rolle eines Ehemanns
spielte, der vergeblich sein Ansehen geltend zu machen sucht.

„Ick habe erfahren." sagte einer der Herren nach dem andern unwillig,
„daß die Militärgewalt unserer Generale über jener dieses Hauses steht. Einer
unternahm dabei einen beredten Streifzug auf das Gebiet der Sklaverei und
irug dabei auf das Vorlesen jenes Capitels aus dem Buche Josua an. Diese
Abschweifung schien das Haus etwas von der Verlegenheit der ursprünglichen
Fi'"ge zu befreien, aber von Tage zu Tage zeigte sich mehr, daß der Congreß
Boden verlor, und das Heer gegen sein Donnern gleichgiltig wurde, das Heer
"icht blos, sondern auch die Minister."

Die Minister sind in dem Hause nicht anwesend, und so haben die Ab¬
ordneten nicht Gelegenheit, ihnen durch mündliche Fragen scharf zu Leibe zu
liehen. Bedeutende Sachen, darunter die Arm^eangelegenheitcn, werden in
beiden Häusern stehenden Ausschüssen zugewiesen, die sich mit den Ministern
'» Verbindung setzen. Der Minister ferner sitzt fest in seinem Amt, fest und
sicher für die Zeit der Präsidentschaft, wenn er sich mit dem Präsidenten zu
vertragen weiß, und so legt er in der Regel auf geschriebene oder gedruckte
Botschaften des Congresses keinen großen Werth. Scward konnte dem Cor-


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[0413] Im Sitzungssaal des Senats wie in dem der Repräsentanten siebt es jetzt ziemlich lückenhaft ans. Von den 68 Sesseln und Pulten, die dort in Huf¬ eisengestalt um den Besitzenden herumstehen, sind 19 oder 20 infolge der Revolution des Südens unbesetzt, und hier im Repräsentantenhause finden sich gegenwärtig nur 178 Mitglieder zu den Sessionen ein. während 63 jenseits der Vorpostent'edle der föderalistischen Armee tagen und statt sür die Union gegen dieselbe berathen. Und in demselben Grade wie die Zahlen der beiden Häuser hat zufolge des Kriegs auch das Ansehn derselben abgenommen. <sie berathen noch Gesetz¬ entwürfe', ihr Einfluß auf das aber, was geschieht oder unterlasse» wird, ist gleich Null. Noch ist die Säbclherrschaft nicht erklärt, aber sie ist im Anzüge. „Ich wohnte," erzählt Trvllopc, „einigen Debatten im Repräsentanten- Hause bei und namentlich jener, bei welcher ein Capitel aus dem Buche Josua vorgelesen wurde. Die Frage, um die es siel, bier handelte, betraf die relative Macht der Civil- und Militärbehörde. Der «Zonares, hatte seine Obergewal in Militärsachen auszusprechen gewünscht. Die Armee aber und die vollziehende Gewalt lehnten sich dagegen auf, indem sie zwar nicht gerade das Recht des Congresses läugneten, wohl aber die artigen Gemeinplätze vorbrachten, mit denen die wirkliche Macht die blos nominelle in der Regel so gut zu behandeln weis;. Die Frau sagt dem Manne selten mit vielen Worten, das! seine Mei¬ nung im Hause nichts gilt, sie handelt nur, als ob es so wäre. Ein Beobachter mußte an jenem Tage anerkennen, daß der Kongreß die Rolle eines Ehemanns spielte, der vergeblich sein Ansehen geltend zu machen sucht. „Ick habe erfahren." sagte einer der Herren nach dem andern unwillig, „daß die Militärgewalt unserer Generale über jener dieses Hauses steht. Einer unternahm dabei einen beredten Streifzug auf das Gebiet der Sklaverei und irug dabei auf das Vorlesen jenes Capitels aus dem Buche Josua an. Diese Abschweifung schien das Haus etwas von der Verlegenheit der ursprünglichen Fi'"ge zu befreien, aber von Tage zu Tage zeigte sich mehr, daß der Congreß Boden verlor, und das Heer gegen sein Donnern gleichgiltig wurde, das Heer "icht blos, sondern auch die Minister." Die Minister sind in dem Hause nicht anwesend, und so haben die Ab¬ ordneten nicht Gelegenheit, ihnen durch mündliche Fragen scharf zu Leibe zu liehen. Bedeutende Sachen, darunter die Arm^eangelegenheitcn, werden in beiden Häusern stehenden Ausschüssen zugewiesen, die sich mit den Ministern '» Verbindung setzen. Der Minister ferner sitzt fest in seinem Amt, fest und sicher für die Zeit der Präsidentschaft, wenn er sich mit dem Präsidenten zu vertragen weiß, und so legt er in der Regel auf geschriebene oder gedruckte Botschaften des Congresses keinen großen Werth. Scward konnte dem Cor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/413>, abgerufen am 08.06.2024.