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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

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Million Reisende, zehn Millionen Centner Güter und 38 Millionen Centner
Kohlen befördert haben. ,

In der That, Vieles hat sich geändert. Eins aber ist sich von 1815 bis
heute gleich geblieben. "Die Liebe zum deutschen Vaterland." sagt die kleine
Schrift, der wir diese Notizen entnehmen"), "welche unsre Väter zu muthigem
Handeln in schweren Tagen getrieben und gekräftigt hat, sie lebt heute noch
fort und wird -- so hoffen wir -- fortleben, wenn unsre Enkel sich dieser
Tage künstig wieder erinnern. Die wachsende Erkenntniß, daß die gleiche Liebe
zum deutschen Vaterlande alle die mannigfaltigen Volksstämme Preußens beseelt,
die unter dem Scepter großer Fürsten sich zusammengefunden haben und zu-
sammengewachsen sind zu dem mächtigsten Staate in Deutschland: diese Erkenntniß
hat auch das vor fünfzig Jahren geknüpfte äußere Band staatlicher Zusammen-
geHörigkeit geistig befestigt, sittlich veredelt und für allen Zeiten unlöslich gemacht.
Der Bewohner der altpreußischen Lande ist bei uns, wir sind jenseits heimisch
geworden. Von den drei Abgeordneten dieses jüngsten Theils der preußischen
Monarchie: Sello, Duncker, Virchow, gehören zwei durch ihren Wohnsitz, alle
drei aber gehören durch ihre Geburt den ältesten Provinzen Preußens. Branden-
burg und Pommern, an. Die Wahl dieser Männer hat vor allem die Be-
deutung. daß wir -- treu den Gesinnungen unsrer Väter - durch die neu
geknüpften Bande innigsten persönlichen Vertrauens von Provinz zu Provinz
eine neue Gewähr für die Dauer unsrer Verbindung mit Deutschland und
Preußen gesucht haben, daß wir die Solidarität der preußischen Stammlande,
ja die Solidarität Deutschlands angerufen haben, mit uns einzustehen für diese
Verbindung. Wir hoffen, ja wir sind dessen gewiß, Deutschland (die Versasser
der Ansprache können damit nur Negierung und Volk in Preußen merum;
denn was "Deutschland" in politischen Fragen sonst bedeutet, werden sie zur
Genüge wissen) wird uns nicht zum zweiten Male preisgeben.".

Der Kreis Saarbrücken ist aber auch ein sehr werthvoller Besitz der Krone
Preußen, und das ist, abgesehen davon, daß diese überhaupt nur erwerben,
nicht verlieren darf, ohne ihre Ehre zu beschädigen und ihre Zukunft zu ge¬
fährden, der zweite Grund, aus dem von einer Abtretung oder auch nur Ver¬
pachtung dieses Besitzes an eine fremde Macht nicht die Rede sein kann.

Saarbrücken, in einem malerischen Wiesenthal an der Saar gelegen und
"ut dem gegenüberliegenden Se. Johann durch eine Steinbrücke verbunden, 'se
in dem letzten halben Jahrhundert rasch cmpvrgeblüht und gewachsen. Während
die beiden Orte 1815 zusammen nur 5.500 Einwohner zählten, haben sie letzt
eine Gesammtbevölkerung von nahe an 13.000 Seelen, und während dre ganze
Grafschaft in jenem Jahr von circa 20.000 Menschen bewohnt war. betragt



Der 1l7u"d 27. Juli 181S. Ein Antrag der Bürger und ein Beschluß der vereinigten
Gemerndcräthe von Saarbrücken und Se. Johann. Saarbrücken. Druck von Gebr. Hofer. 18os.
Grenzboten II. 1866.

Million Reisende, zehn Millionen Centner Güter und 38 Millionen Centner
Kohlen befördert haben. ,

In der That, Vieles hat sich geändert. Eins aber ist sich von 1815 bis
heute gleich geblieben. „Die Liebe zum deutschen Vaterland." sagt die kleine
Schrift, der wir diese Notizen entnehmen"), „welche unsre Väter zu muthigem
Handeln in schweren Tagen getrieben und gekräftigt hat, sie lebt heute noch
fort und wird — so hoffen wir — fortleben, wenn unsre Enkel sich dieser
Tage künstig wieder erinnern. Die wachsende Erkenntniß, daß die gleiche Liebe
zum deutschen Vaterlande alle die mannigfaltigen Volksstämme Preußens beseelt,
die unter dem Scepter großer Fürsten sich zusammengefunden haben und zu-
sammengewachsen sind zu dem mächtigsten Staate in Deutschland: diese Erkenntniß
hat auch das vor fünfzig Jahren geknüpfte äußere Band staatlicher Zusammen-
geHörigkeit geistig befestigt, sittlich veredelt und für allen Zeiten unlöslich gemacht.
Der Bewohner der altpreußischen Lande ist bei uns, wir sind jenseits heimisch
geworden. Von den drei Abgeordneten dieses jüngsten Theils der preußischen
Monarchie: Sello, Duncker, Virchow, gehören zwei durch ihren Wohnsitz, alle
drei aber gehören durch ihre Geburt den ältesten Provinzen Preußens. Branden-
burg und Pommern, an. Die Wahl dieser Männer hat vor allem die Be-
deutung. daß wir — treu den Gesinnungen unsrer Väter - durch die neu
geknüpften Bande innigsten persönlichen Vertrauens von Provinz zu Provinz
eine neue Gewähr für die Dauer unsrer Verbindung mit Deutschland und
Preußen gesucht haben, daß wir die Solidarität der preußischen Stammlande,
ja die Solidarität Deutschlands angerufen haben, mit uns einzustehen für diese
Verbindung. Wir hoffen, ja wir sind dessen gewiß, Deutschland (die Versasser
der Ansprache können damit nur Negierung und Volk in Preußen merum;
denn was „Deutschland" in politischen Fragen sonst bedeutet, werden sie zur
Genüge wissen) wird uns nicht zum zweiten Male preisgeben.".

Der Kreis Saarbrücken ist aber auch ein sehr werthvoller Besitz der Krone
Preußen, und das ist, abgesehen davon, daß diese überhaupt nur erwerben,
nicht verlieren darf, ohne ihre Ehre zu beschädigen und ihre Zukunft zu ge¬
fährden, der zweite Grund, aus dem von einer Abtretung oder auch nur Ver¬
pachtung dieses Besitzes an eine fremde Macht nicht die Rede sein kann.

Saarbrücken, in einem malerischen Wiesenthal an der Saar gelegen und
»ut dem gegenüberliegenden Se. Johann durch eine Steinbrücke verbunden, 'se
in dem letzten halben Jahrhundert rasch cmpvrgeblüht und gewachsen. Während
die beiden Orte 1815 zusammen nur 5.500 Einwohner zählten, haben sie letzt
eine Gesammtbevölkerung von nahe an 13.000 Seelen, und während dre ganze
Grafschaft in jenem Jahr von circa 20.000 Menschen bewohnt war. betragt



Der 1l7u»d 27. Juli 181S. Ein Antrag der Bürger und ein Beschluß der vereinigten
Gemerndcräthe von Saarbrücken und Se. Johann. Saarbrücken. Druck von Gebr. Hofer. 18os.
Grenzboten II. 1866.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/69>, abgerufen am 29.05.2024.