Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.wir noch von anderen Abflüssen der Jugend beiderlei Geschlechts. Außerdem Ob die neue deutsche Regierung gegen diesen Zug des Volkes, welcher Uebrigens gehen die drei deutschen Departements allen benachbarten in wir noch von anderen Abflüssen der Jugend beiderlei Geschlechts. Außerdem Ob die neue deutsche Regierung gegen diesen Zug des Volkes, welcher Uebrigens gehen die drei deutschen Departements allen benachbarten in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125835"/> <p xml:id="ID_137" prev="#ID_136"> wir noch von anderen Abflüssen der Jugend beiderlei Geschlechts. Außerdem<lb/> finden aus dem Elsaß auch ansehnliche Auswanderungen nach dem Auslande<lb/> und selbst über See statt, wo diese Deutsch-Franzosen in den seltensten Fällen<lb/> eine abgesonderte Stellung zu ihren anderen Stammgenossen einnehmen,<lb/> vielmehr unter ihnen verschwinden. Nur in Algier bilden sie abgesonderte<lb/> Ansiedlungen, welche sich durch ihr Gedeihen vor den national-französischen<lb/> vortheilhaft auszeichnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_138"> Ob die neue deutsche Regierung gegen diesen Zug des Volkes, welcher<lb/> allerdings dem Staate erheblichen Verlust bringt, etwas thun kann, ist zwei¬<lb/> felhaft, jedenfalls darf sie keine Zwangsmaßregeln ergreifen. Das ist jedoch<lb/> nicht zu erwarten, denn das weise Gewährenlassen der Auswanderung, welches<lb/> in den letzten Jahrzehnten in Preußen und im ganzen Zollvereine geübt<lb/> wurde, hat sich dort zu gut bewährt, als daß man in den neuen Provinzen<lb/> andere Grundsätze befolgen sollte. Wahrscheinlich wird sich der Zug nach<lb/> Frankreich bei dem vermuthlich dort überHand nehmenden wirthschaftlichen<lb/> Verfalle von selbst legen, die Elsasser werden ihre Kräfte wohl besser im<lb/> aufblühenden Stammlande verwerthen können. Jedenfalls wird die Neigung<lb/> zum Waffenhandwerk hier ihre genügende Befriedigung finden.</p><lb/> <p xml:id="ID_139" next="#ID_140"> Uebrigens gehen die drei deutschen Departements allen benachbarten in<lb/> der Volksvermehrung noch bedeutend voraus. Die stärkste zeigt unter ihnen<lb/> noch der Wasgau mit 0.84 Prozent, alsdann folgen die Departements des<lb/> Doubs mit 0,60 Prozent, der Ober-Saone mit 0,17 Prozent, des Jura mit<lb/> 0,14; bei den anderen ist sogar eine Verminderung eingetreten, bei dem der<lb/> Murthe um 0,06 Prozent, der Ardennen um 0,68, der Maas sogar um 1,27<lb/> Prozent. Die Volksverminderung in den lothringischen Departements wird<lb/> in der amtlichen „Lwtistique <is la, Graues" der starken Auswanderung nach<lb/> Algier und Amerika zugeschrieben. Es hat sich von 1861—1866 die Volks-<lb/> zahl überhaupt in 30 Departements von Frankreich vermindert, sie ist nur<lb/> in wenigen, besonders in solchen mit großen Städten, bedeutend gewachsen.<lb/> Dabei ist zu bemerken, daß auch in 9 preußischen Regierungsbezirken von 1864<lb/> bis 1867 die Volkszahl sich verringert, im ganzen Staat aber sich um 1,98<lb/> Prozent vermehrt hat; das beträgt im Jahr 0,66 Prozent, während in<lb/> Frankreich die jährliche Vermehrung sich nur auf 0.38 Prozent beläuft, also<lb/> auf nicht viel über die Hälfte der preußischen. Dieses Verhältniß ist um so<lb/> auffallender, als die Auswanderung in Frankreich niemals stark gewesen ist;<lb/> für die 10 Jahre von 1849 — 1858 berechnete sie der Minister des Innern<lb/> auf 200,000 Seelen, während in der nämlichen Zeit Deutschland 1,200.000<lb/> (Großbritannien 2^ Millionen) Menschen durch Wegzug verlor. In dieser<lb/> Thatsache liegt ein handgreiflicher Beweis von der ungemeinen körperlichen<lb/> und sittlichen Ueberlegenheit des deutschen über den französischen Stamm,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
wir noch von anderen Abflüssen der Jugend beiderlei Geschlechts. Außerdem
finden aus dem Elsaß auch ansehnliche Auswanderungen nach dem Auslande
und selbst über See statt, wo diese Deutsch-Franzosen in den seltensten Fällen
eine abgesonderte Stellung zu ihren anderen Stammgenossen einnehmen,
vielmehr unter ihnen verschwinden. Nur in Algier bilden sie abgesonderte
Ansiedlungen, welche sich durch ihr Gedeihen vor den national-französischen
vortheilhaft auszeichnen.
Ob die neue deutsche Regierung gegen diesen Zug des Volkes, welcher
allerdings dem Staate erheblichen Verlust bringt, etwas thun kann, ist zwei¬
felhaft, jedenfalls darf sie keine Zwangsmaßregeln ergreifen. Das ist jedoch
nicht zu erwarten, denn das weise Gewährenlassen der Auswanderung, welches
in den letzten Jahrzehnten in Preußen und im ganzen Zollvereine geübt
wurde, hat sich dort zu gut bewährt, als daß man in den neuen Provinzen
andere Grundsätze befolgen sollte. Wahrscheinlich wird sich der Zug nach
Frankreich bei dem vermuthlich dort überHand nehmenden wirthschaftlichen
Verfalle von selbst legen, die Elsasser werden ihre Kräfte wohl besser im
aufblühenden Stammlande verwerthen können. Jedenfalls wird die Neigung
zum Waffenhandwerk hier ihre genügende Befriedigung finden.
Uebrigens gehen die drei deutschen Departements allen benachbarten in
der Volksvermehrung noch bedeutend voraus. Die stärkste zeigt unter ihnen
noch der Wasgau mit 0.84 Prozent, alsdann folgen die Departements des
Doubs mit 0,60 Prozent, der Ober-Saone mit 0,17 Prozent, des Jura mit
0,14; bei den anderen ist sogar eine Verminderung eingetreten, bei dem der
Murthe um 0,06 Prozent, der Ardennen um 0,68, der Maas sogar um 1,27
Prozent. Die Volksverminderung in den lothringischen Departements wird
in der amtlichen „Lwtistique <is la, Graues" der starken Auswanderung nach
Algier und Amerika zugeschrieben. Es hat sich von 1861—1866 die Volks-
zahl überhaupt in 30 Departements von Frankreich vermindert, sie ist nur
in wenigen, besonders in solchen mit großen Städten, bedeutend gewachsen.
Dabei ist zu bemerken, daß auch in 9 preußischen Regierungsbezirken von 1864
bis 1867 die Volkszahl sich verringert, im ganzen Staat aber sich um 1,98
Prozent vermehrt hat; das beträgt im Jahr 0,66 Prozent, während in
Frankreich die jährliche Vermehrung sich nur auf 0.38 Prozent beläuft, also
auf nicht viel über die Hälfte der preußischen. Dieses Verhältniß ist um so
auffallender, als die Auswanderung in Frankreich niemals stark gewesen ist;
für die 10 Jahre von 1849 — 1858 berechnete sie der Minister des Innern
auf 200,000 Seelen, während in der nämlichen Zeit Deutschland 1,200.000
(Großbritannien 2^ Millionen) Menschen durch Wegzug verlor. In dieser
Thatsache liegt ein handgreiflicher Beweis von der ungemeinen körperlichen
und sittlichen Ueberlegenheit des deutschen über den französischen Stamm,
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