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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.

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welcher sich freilich in dem letzten blutigen Zweikampf noch deutlicher
bekundet hat. Unsere überrheinischen Stammgenossen, welche an dieser Ueber-
legenheit theilnehmen, sollen von nun an sie nicht mehr im Dienste der Frem¬
den und zu deren Nutzen verwenden, sondern, indem sich der bisher künstlich
abgedämmte Bach ihrer Kräfte wieder in den großen Hauptstrom ergießt, an
dessen Macht und dauernder Größe den gebührenden Antheil nehmen.

Wenden wir uns nunmehr zur Untersuchung der Erzeugnisse der
Erdrinde von Elsaß-Lothringen. Die Provinz ist damit nicht reichlich,
aber doch in einem sehr schätzenswerthen Maaße ausgestattet. Das wichtigste
Mineral der Neuzeit, der mächtigste Hebel jeder Großindustrie, die Stein¬
kohle, ist zwar vorhanden -- am bedeutendsten sind zwei Gruben bei Saar-
gemünd, geringer sind die Lager im Elsaß -- ihre Förderungen decken aber
nicht entfernt auch nur das einheimische Bedürfniß; vielmehr werden die
preußischen Saarkohlen über die ganze Provinz und darüber hinaus verführt.
Eigens zu diesem Zweck hat die französische Regierung den Saarkanal von
Saarbrücken nach Kaufmanns-Saarbrück erbaut, woselbst er mit dem Rhein-
Murthe-Kanal zusammentrifft, welcher bei Zabern den Kamm des Wasgen-
waldes überschreitet und dann bei Straßburg in den Rhone - Rhein - Kanal
mündet. Durch ihn gelangen die Saarkohlen nicht blos nach Mülhausen,
sondern sogar bis Genf, während sie anderseits auch bis München und
Nürnberg, sowie nach Rheims, Troyes und Paris verschifft werden. Künftig
werden die Frachten bis Basel kein fremdes Gebiet mehr berühren. -- Häu¬
figer kommen Lager von Braunkohlen vor. --

Das nächstwichtigste Mineral, das Eisenerz, findet sich schon viel
reichlicher und zwar in allen drei Bezirken, am sparsamsten im Oberelsaß, wo
es gar nicht ausgebeutet wird. Dagegen sind die Erzfelder zwischen Stra߬
burg und Niederbronn, auch bei Bischweiler, sehr bedeutend, ebenso von Ars
die Mosel aufwärts und im Norden von Metz nach Luxemburg zu. Da
finden sich überall Hochöfen (die nördlichsten bei Oettingen), Frischfeuer, Walz¬
werke u. tgi. Eisenhämmer giebt es u. a. bei Hagingen, Moyeuvre (Kreis
Diedenhofen), bei Metz. Stiring-Wendet, Niederbronn, Bischweiler, Masmün-
ster, Belfort u. f. w. Im Moseldepartement, namentlich in dem für Deutsch¬
land in Besitz genommenen Theile, finden sich ferner die Erze von Kupfer,
Blei und Silber und werden ausgebeutet. In allen drei deutschen Bezirken
giebt es Bausteine, Kalk und Gips; Salz wird gewonnen im Arrondissement
Salzburg bei Dieuze, Me, Moyenvie und Salzburg selbst, Asphalt bei Lob¬
sann im Unterelsaß. Cement bei Metz; Mineralquellen sind in Walsbronn,
Guenetrange und Bonnesontaine bei Metz, sowie in Niederbronn, warme
Quellen bei Sulzmatt unweit Rufach im Arrond. Colmar. Diese Quellen
alle besitzen ohne Zweifel eine eben so große Heilkraft, wie fo viele beruhen-


welcher sich freilich in dem letzten blutigen Zweikampf noch deutlicher
bekundet hat. Unsere überrheinischen Stammgenossen, welche an dieser Ueber-
legenheit theilnehmen, sollen von nun an sie nicht mehr im Dienste der Frem¬
den und zu deren Nutzen verwenden, sondern, indem sich der bisher künstlich
abgedämmte Bach ihrer Kräfte wieder in den großen Hauptstrom ergießt, an
dessen Macht und dauernder Größe den gebührenden Antheil nehmen.

Wenden wir uns nunmehr zur Untersuchung der Erzeugnisse der
Erdrinde von Elsaß-Lothringen. Die Provinz ist damit nicht reichlich,
aber doch in einem sehr schätzenswerthen Maaße ausgestattet. Das wichtigste
Mineral der Neuzeit, der mächtigste Hebel jeder Großindustrie, die Stein¬
kohle, ist zwar vorhanden — am bedeutendsten sind zwei Gruben bei Saar-
gemünd, geringer sind die Lager im Elsaß — ihre Förderungen decken aber
nicht entfernt auch nur das einheimische Bedürfniß; vielmehr werden die
preußischen Saarkohlen über die ganze Provinz und darüber hinaus verführt.
Eigens zu diesem Zweck hat die französische Regierung den Saarkanal von
Saarbrücken nach Kaufmanns-Saarbrück erbaut, woselbst er mit dem Rhein-
Murthe-Kanal zusammentrifft, welcher bei Zabern den Kamm des Wasgen-
waldes überschreitet und dann bei Straßburg in den Rhone - Rhein - Kanal
mündet. Durch ihn gelangen die Saarkohlen nicht blos nach Mülhausen,
sondern sogar bis Genf, während sie anderseits auch bis München und
Nürnberg, sowie nach Rheims, Troyes und Paris verschifft werden. Künftig
werden die Frachten bis Basel kein fremdes Gebiet mehr berühren. — Häu¬
figer kommen Lager von Braunkohlen vor. —

Das nächstwichtigste Mineral, das Eisenerz, findet sich schon viel
reichlicher und zwar in allen drei Bezirken, am sparsamsten im Oberelsaß, wo
es gar nicht ausgebeutet wird. Dagegen sind die Erzfelder zwischen Stra߬
burg und Niederbronn, auch bei Bischweiler, sehr bedeutend, ebenso von Ars
die Mosel aufwärts und im Norden von Metz nach Luxemburg zu. Da
finden sich überall Hochöfen (die nördlichsten bei Oettingen), Frischfeuer, Walz¬
werke u. tgi. Eisenhämmer giebt es u. a. bei Hagingen, Moyeuvre (Kreis
Diedenhofen), bei Metz. Stiring-Wendet, Niederbronn, Bischweiler, Masmün-
ster, Belfort u. f. w. Im Moseldepartement, namentlich in dem für Deutsch¬
land in Besitz genommenen Theile, finden sich ferner die Erze von Kupfer,
Blei und Silber und werden ausgebeutet. In allen drei deutschen Bezirken
giebt es Bausteine, Kalk und Gips; Salz wird gewonnen im Arrondissement
Salzburg bei Dieuze, Me, Moyenvie und Salzburg selbst, Asphalt bei Lob¬
sann im Unterelsaß. Cement bei Metz; Mineralquellen sind in Walsbronn,
Guenetrange und Bonnesontaine bei Metz, sowie in Niederbronn, warme
Quellen bei Sulzmatt unweit Rufach im Arrond. Colmar. Diese Quellen
alle besitzen ohne Zweifel eine eben so große Heilkraft, wie fo viele beruhen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_125781/54>, abgerufen am 01.06.2024.