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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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so glücklich bei einer Rundfahrt um den Tanganjika den lange gesuchten
Ausfluß dieses Sees zu entdecken. Durch diesen, den Lukuga stünde der
Tanganjika mit dem Congo - Stromgebiete in Verbindung.

In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Livingstone auch in der
Residenz des Cazembe auf, dessen Reich indeß schon wiederholt besucht worden
war. Bereits 1798 kam der Portugiese Lacerta in dasselbe; 1831 --32 ge¬
langte die von Major Monteiro geführte Gesandtschaft von Tete am Zambesi
über die Muxinja - Berge nach Lunda. Pecto de Baptisto, der Diener eines
portugiesischen Kaufmannes, kam 1806 --10 von Angola an der Westküste
nach Kabebe, der Residenz des Muata Janvo und setzte durch Cazembe's Land
seine Wanderung bis Tete fort.

Nördlich von dem bisher besprochenen Seengebiete liegt ein zweites, dessen
Hauptbecken der Ukerewe sein mag, den Capitän Speke entdeckte. Er machte
auf der Rückreise vom Tanganjika, den er mit Burton gemeinschaftlich besucht
hatte, von Kaze aus einen Abstecher nach Norden und gelangte in Sicht des
großen Binnengewässers. In den Jahren 1860--63 durchzog er mit Grant
zusammen von Kaze aus die Landschaften Karagweh und Uganda, besuchte
die Riponfälle und folgte dem Flußläufe bis zu seiner Umbiegung nach Westen.
Der Ruhm, den nahen Montan Nzige-See zu entdecken, blieb aber Sir
Samuel Baker vorbehalten, welcher von Gondokor" ausgehend, den Weißen
Fluß an den Karumafällen überschritt und in südwestlichem Zuge an den
Hochrand des Sees gelangte. Er segelte hierauf die Küste entlang nordwärts,
stieg bei Magungo wieder ans Land, ging den weißen Fluß aufwärts, wobei
er die Murchisonfälle desselben entdeckte und kehrte nach Gondokoru zurück.
Dies geschah in den Jahren 1861 -- 65. Eine zweite Expedition 1870 an
der Spitze einer bewaffneten Macht zur Unterdrückung des Sklavenhandels in
jenen Gegenden, führte ihn nach Masindi, doch nicht mehr völlig bis an den
großen See.

Im Osten und Südosten des Seengebietes thürmt sich jenes Gebirgs-
land auf, dessen höchste Gipfel im Kilima-Ndscharo und Kenia zu 5600 Meter
emporsteigen. Durch die Missionäre Krapf und Rebmann, welche 1844--45
die nördliche Zanzibarküste bereisten und von ihr aus wiederholte Expeditionen
in das Innere, in das Uscunbara- und Teitagebiet, zu den Wakambani-
Stämmen und ins Dschaggaland am Fuße des Kilima-Ndscharo unternahmen,
kam die erste Kunde von diesen Schneebergen nach Europa. Herrn von der
Decken's Beobachtung des Schneegebirges und seiner wechselnden Erscheinungen,
seine zweimalige Besteigung des Berges 1861 und 1862 bei deren letzter er
die Höhe von 4280 in. erreichte, vermochten erst das Naturwunder von Schnee¬
bergen im tropischen Afrika in glaubwürdigerem Lichte erscheinen zu lassen.
Die jüngste Vergangenheit erst, in welcher (August l87>) der Engländer New


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so glücklich bei einer Rundfahrt um den Tanganjika den lange gesuchten
Ausfluß dieses Sees zu entdecken. Durch diesen, den Lukuga stünde der
Tanganjika mit dem Congo - Stromgebiete in Verbindung.

In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Livingstone auch in der
Residenz des Cazembe auf, dessen Reich indeß schon wiederholt besucht worden
war. Bereits 1798 kam der Portugiese Lacerta in dasselbe; 1831 —32 ge¬
langte die von Major Monteiro geführte Gesandtschaft von Tete am Zambesi
über die Muxinja - Berge nach Lunda. Pecto de Baptisto, der Diener eines
portugiesischen Kaufmannes, kam 1806 —10 von Angola an der Westküste
nach Kabebe, der Residenz des Muata Janvo und setzte durch Cazembe's Land
seine Wanderung bis Tete fort.

Nördlich von dem bisher besprochenen Seengebiete liegt ein zweites, dessen
Hauptbecken der Ukerewe sein mag, den Capitän Speke entdeckte. Er machte
auf der Rückreise vom Tanganjika, den er mit Burton gemeinschaftlich besucht
hatte, von Kaze aus einen Abstecher nach Norden und gelangte in Sicht des
großen Binnengewässers. In den Jahren 1860—63 durchzog er mit Grant
zusammen von Kaze aus die Landschaften Karagweh und Uganda, besuchte
die Riponfälle und folgte dem Flußläufe bis zu seiner Umbiegung nach Westen.
Der Ruhm, den nahen Montan Nzige-See zu entdecken, blieb aber Sir
Samuel Baker vorbehalten, welcher von Gondokor» ausgehend, den Weißen
Fluß an den Karumafällen überschritt und in südwestlichem Zuge an den
Hochrand des Sees gelangte. Er segelte hierauf die Küste entlang nordwärts,
stieg bei Magungo wieder ans Land, ging den weißen Fluß aufwärts, wobei
er die Murchisonfälle desselben entdeckte und kehrte nach Gondokoru zurück.
Dies geschah in den Jahren 1861 — 65. Eine zweite Expedition 1870 an
der Spitze einer bewaffneten Macht zur Unterdrückung des Sklavenhandels in
jenen Gegenden, führte ihn nach Masindi, doch nicht mehr völlig bis an den
großen See.

Im Osten und Südosten des Seengebietes thürmt sich jenes Gebirgs-
land auf, dessen höchste Gipfel im Kilima-Ndscharo und Kenia zu 5600 Meter
emporsteigen. Durch die Missionäre Krapf und Rebmann, welche 1844—45
die nördliche Zanzibarküste bereisten und von ihr aus wiederholte Expeditionen
in das Innere, in das Uscunbara- und Teitagebiet, zu den Wakambani-
Stämmen und ins Dschaggaland am Fuße des Kilima-Ndscharo unternahmen,
kam die erste Kunde von diesen Schneebergen nach Europa. Herrn von der
Decken's Beobachtung des Schneegebirges und seiner wechselnden Erscheinungen,
seine zweimalige Besteigung des Berges 1861 und 1862 bei deren letzter er
die Höhe von 4280 in. erreichte, vermochten erst das Naturwunder von Schnee¬
bergen im tropischen Afrika in glaubwürdigerem Lichte erscheinen zu lassen.
Die jüngste Vergangenheit erst, in welcher (August l87>) der Engländer New


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[0217] so glücklich bei einer Rundfahrt um den Tanganjika den lange gesuchten Ausfluß dieses Sees zu entdecken. Durch diesen, den Lukuga stünde der Tanganjika mit dem Congo - Stromgebiete in Verbindung. In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Livingstone auch in der Residenz des Cazembe auf, dessen Reich indeß schon wiederholt besucht worden war. Bereits 1798 kam der Portugiese Lacerta in dasselbe; 1831 —32 ge¬ langte die von Major Monteiro geführte Gesandtschaft von Tete am Zambesi über die Muxinja - Berge nach Lunda. Pecto de Baptisto, der Diener eines portugiesischen Kaufmannes, kam 1806 —10 von Angola an der Westküste nach Kabebe, der Residenz des Muata Janvo und setzte durch Cazembe's Land seine Wanderung bis Tete fort. Nördlich von dem bisher besprochenen Seengebiete liegt ein zweites, dessen Hauptbecken der Ukerewe sein mag, den Capitän Speke entdeckte. Er machte auf der Rückreise vom Tanganjika, den er mit Burton gemeinschaftlich besucht hatte, von Kaze aus einen Abstecher nach Norden und gelangte in Sicht des großen Binnengewässers. In den Jahren 1860—63 durchzog er mit Grant zusammen von Kaze aus die Landschaften Karagweh und Uganda, besuchte die Riponfälle und folgte dem Flußläufe bis zu seiner Umbiegung nach Westen. Der Ruhm, den nahen Montan Nzige-See zu entdecken, blieb aber Sir Samuel Baker vorbehalten, welcher von Gondokor» ausgehend, den Weißen Fluß an den Karumafällen überschritt und in südwestlichem Zuge an den Hochrand des Sees gelangte. Er segelte hierauf die Küste entlang nordwärts, stieg bei Magungo wieder ans Land, ging den weißen Fluß aufwärts, wobei er die Murchisonfälle desselben entdeckte und kehrte nach Gondokoru zurück. Dies geschah in den Jahren 1861 — 65. Eine zweite Expedition 1870 an der Spitze einer bewaffneten Macht zur Unterdrückung des Sklavenhandels in jenen Gegenden, führte ihn nach Masindi, doch nicht mehr völlig bis an den großen See. Im Osten und Südosten des Seengebietes thürmt sich jenes Gebirgs- land auf, dessen höchste Gipfel im Kilima-Ndscharo und Kenia zu 5600 Meter emporsteigen. Durch die Missionäre Krapf und Rebmann, welche 1844—45 die nördliche Zanzibarküste bereisten und von ihr aus wiederholte Expeditionen in das Innere, in das Uscunbara- und Teitagebiet, zu den Wakambani- Stämmen und ins Dschaggaland am Fuße des Kilima-Ndscharo unternahmen, kam die erste Kunde von diesen Schneebergen nach Europa. Herrn von der Decken's Beobachtung des Schneegebirges und seiner wechselnden Erscheinungen, seine zweimalige Besteigung des Berges 1861 und 1862 bei deren letzter er die Höhe von 4280 in. erreichte, vermochten erst das Naturwunder von Schnee¬ bergen im tropischen Afrika in glaubwürdigerem Lichte erscheinen zu lassen. Die jüngste Vergangenheit erst, in welcher (August l87>) der Engländer New Grein?wie» I>>. !>7l>, 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/217>, abgerufen am 16.06.2024.