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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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ist gegründet worden: Erstens, um so viele Belege als möglich für die Be¬
hauptung, daß die Briten vom Hause Israel abstammen, zu sammeln und
weiter zu verbreiten. Zweitens, behufs Förderung und Belebung des Studi¬
ums der Geschichte Judas und Israels." Im Folgenden wird dann auf
die Wichtigkeit der Aufgabe hingewiesen, die ein einheitliches Vorgehen und
Zusammenhalten aller gelehrten Gläubigen erheische. Ein stehender Ausschuß
von Forschern läßt es sich angelegen sein, durch Vorlesungen und Verbreitung
von Schriften das Studium der Geschichte, Archäologie und Sprache des
auserwählten Volks zu heben und fördern. Er ersucht Alle, welche
wissenswerthe Beiträge zur Lösung des großen Problems liefern zu können
glauben, den israelitttchen Ursprung des englischen Volkes zu beweisen, um
Einsendung der Artikel. Auch sollen, wenn es an Gelehrsamkeit gebricht,
Geldbeiträge nicht verschmäht werden. Fünf Pfund verschaffen lebensläng¬
liche, S Schillinge zwölfmonatltche Mitgliedschaft, Handwerker jedoch und
Bauern, welche sich "diesem veredelnden Unternehmen" anschließen, entrichten
nur 1 Schilling. Schließlich Aufforderung zur Etnzeichnung in die "Stamm¬
rolle der Jsraeliten", an alle Anglosachsen, die sich für Nachkommen
Israels halten. Schriftführer: Rep. Alexander B. Grimaldi, maMter ar-
tiuw, 12, Southampton Street, Strand, London. Unter den fünfzig Mit¬
gliedern des Ausschusses figuriren: General H u dahin so n, Generallieutenant
Täte, OberstGawler, Major Philipps, Major Petrin, Major nickte
in Baden-Baden, Major Brewster, G. Napier, rnagistor artium, ferner
zwei Hauptleute, Professor Tenner, fünf Doctoren der Medicin, 12 Geist¬
liche, sämmtlich maMtri artium; auch alle Uebrigen sind Gentlemen. Bei
keinem fehlt die volle Adresse.

Eine ungefähre Vorstellung von der Wirksamkeit der gelehrten Gesell¬
schaft verschafft ein Blick in die vorliegende Nummer der Zeitschrift. "Ich
halte mitWilson dafür", sagt der Verfasser eines Artikels unter der Ueber¬
schrift: Die germanische Theorie, "daß wir Angelsachsen germanischer
Abkunft sind. Die Geschichte bestätigt diese Ansicht. Desgleichen unsere
Sprache mit ihrer germanischen Grundlage und romanischen Zusätzen, wie
Max Müller sagt. Die Deutschen sind, wie wir, eine Nation oder vielmehr
ein Völkercomplex. Wir wollen sie ein wenig näher betrachten. Die Cen¬
tral-Preußen sind: die Brandenburger, Hannoveraner, Mecklenburger,
Holsteiner, Baden*), Hessen-Cassel, Württemberg, Schwaben, Franken, Baiern,
Sachsen. (Welches nun die Peripherie-Preußen seien, wird verschwiegen.)
Dieselben reden scharf gesonderte Dialecte, was unsere Coloniebewohner nicht
thun. Besitzen nicht die Deutschen "die Thore ihrer Feinde" ebenso wie wir?



- Die Vermengung von Völker- und Ländernamen im Anschlusse an den englischen Text.

ist gegründet worden: Erstens, um so viele Belege als möglich für die Be¬
hauptung, daß die Briten vom Hause Israel abstammen, zu sammeln und
weiter zu verbreiten. Zweitens, behufs Förderung und Belebung des Studi¬
ums der Geschichte Judas und Israels." Im Folgenden wird dann auf
die Wichtigkeit der Aufgabe hingewiesen, die ein einheitliches Vorgehen und
Zusammenhalten aller gelehrten Gläubigen erheische. Ein stehender Ausschuß
von Forschern läßt es sich angelegen sein, durch Vorlesungen und Verbreitung
von Schriften das Studium der Geschichte, Archäologie und Sprache des
auserwählten Volks zu heben und fördern. Er ersucht Alle, welche
wissenswerthe Beiträge zur Lösung des großen Problems liefern zu können
glauben, den israelitttchen Ursprung des englischen Volkes zu beweisen, um
Einsendung der Artikel. Auch sollen, wenn es an Gelehrsamkeit gebricht,
Geldbeiträge nicht verschmäht werden. Fünf Pfund verschaffen lebensläng¬
liche, S Schillinge zwölfmonatltche Mitgliedschaft, Handwerker jedoch und
Bauern, welche sich „diesem veredelnden Unternehmen" anschließen, entrichten
nur 1 Schilling. Schließlich Aufforderung zur Etnzeichnung in die „Stamm¬
rolle der Jsraeliten", an alle Anglosachsen, die sich für Nachkommen
Israels halten. Schriftführer: Rep. Alexander B. Grimaldi, maMter ar-
tiuw, 12, Southampton Street, Strand, London. Unter den fünfzig Mit¬
gliedern des Ausschusses figuriren: General H u dahin so n, Generallieutenant
Täte, OberstGawler, Major Philipps, Major Petrin, Major nickte
in Baden-Baden, Major Brewster, G. Napier, rnagistor artium, ferner
zwei Hauptleute, Professor Tenner, fünf Doctoren der Medicin, 12 Geist¬
liche, sämmtlich maMtri artium; auch alle Uebrigen sind Gentlemen. Bei
keinem fehlt die volle Adresse.

Eine ungefähre Vorstellung von der Wirksamkeit der gelehrten Gesell¬
schaft verschafft ein Blick in die vorliegende Nummer der Zeitschrift. „Ich
halte mitWilson dafür", sagt der Verfasser eines Artikels unter der Ueber¬
schrift: Die germanische Theorie, „daß wir Angelsachsen germanischer
Abkunft sind. Die Geschichte bestätigt diese Ansicht. Desgleichen unsere
Sprache mit ihrer germanischen Grundlage und romanischen Zusätzen, wie
Max Müller sagt. Die Deutschen sind, wie wir, eine Nation oder vielmehr
ein Völkercomplex. Wir wollen sie ein wenig näher betrachten. Die Cen¬
tral-Preußen sind: die Brandenburger, Hannoveraner, Mecklenburger,
Holsteiner, Baden*), Hessen-Cassel, Württemberg, Schwaben, Franken, Baiern,
Sachsen. (Welches nun die Peripherie-Preußen seien, wird verschwiegen.)
Dieselben reden scharf gesonderte Dialecte, was unsere Coloniebewohner nicht
thun. Besitzen nicht die Deutschen „die Thore ihrer Feinde" ebenso wie wir?



- Die Vermengung von Völker- und Ländernamen im Anschlusse an den englischen Text.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/28>, abgerufen am 15.05.2024.