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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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beiden Wappen merkwürdig sind, die die Decke derselben zieren. Dasjenige
auf der Vorderseite stellt sechs flache Hände oder Ritterhandschuhe dar, drei
oben, zwei darunter, die dritte ganz unten, in Form eines umgekehrten
Dreiecks; es ist das Wappen, das Herr Dietrich, äietus OiäölariuZ, Vogt
zu Dofsenheim im I. 1246, in seinem Siegel führte. Das andere Wappen,
auf der Rückseite der Decke, welches das ex-lidris des Herrn Professor
Schmidt ist, stellt das Ligillum durssusium ^.rsentmönsis eiviwtig dar, und
ist das älteste Straßburger Stadtwappen.

Die letzte Schrift, die wir hier besprechen wollen, ist eine bibliographische
Rarität, die ein verdienstvoller Augsburger Sammler. Herr A. F. Butsch,
das Glück hatte aufzufinden und das Verdienst, neuerdings herauszugeben.
Herr Butsch hat der historischen und wir können sagen, speciell der elsässt-
schen Literatur, denselben Dienst geleistet, wie Professor Carl Schmidt aus
Straßburg durch die Herausgabe der Roos, Sörmam^ von Thomas Mur¬
ner. Von dem Straßburger Räthselbuch, das in den ersten Jahren des 16.
Jahrhunderts erschien, (Herr Butsch setzt dessen Ursprung in das Jahr 1605)
eristirte ein Exemplar auf der früheren, im Jahre 1870 untergegangenen
Bibliothek von Straßburg. Der Titel der alten Schrift, die ohne Vorrede
und Zeitangabe zu Straßburg erschien, ist folgender: Wölchem an Kürzweill
thet zerrinden (mangeln) Mag woll diß büchlin durchgrynden. Er findt da¬
rin vit kluger ter. Von Rettelsch (Räthseln) gedicht und vit nuwer mer.
Getruckr zu Straßburg. 24 Blätter in 4. Das Exemplar von Herrn Butsch
ist eines der äußerst seltenen der ersten Auflage, denn von diesem Räthsel¬
buche, das ein sehr gelesenes Volksbuch gewesen zu sein scheint, erschienen
viele Nachdrücke. In einer Einleitung giebt der gelehrte Herausgeber
einige interessante Notizen über das Räthselbuch, sowie einige allgemeine
Bemerkungen über das Wesen und die Bedeutung des Räthsels überhaupt.

Wenn wir nun zum Inhalt dieses Räthselbuches, das wohl eines der
ältesten in Deutschland sein dürfte, übergehen, so finden wir darin 336
Räthsel vor. Dieselben sind, bis auf die 22 ersten, in gewisse Rubriken ein¬
getheilt, nämlich: Von Gott (23 -- 33). Von den Heyligen (36 -- 42). Von
dem Gebet (43 -- 50). Von Wasser (51 -- 65). Von treck (66 -- 91). Von
vogeln (92 -- 104). Von Fischen (105 -- 110). Bon Hunden (111 -- 212).
Von den Handwerken (213 -- 241). Von dem Hymmell (242 -- 255). Von
dem erdtreich und Landen (256 -- 264). Von den Menschen (265 -- 325).
Von den Buchstaben und schrifft (326 -- 366).

Diese Rubriken haben unter sich keinen innern Zusammenhang; in
manchen kommen Räthsel vor, die zu der Inschrift in gar keiner verwandt¬
schaftlichen Beziehung stehen, wie z. B. von den Hunden. Was nun die
Form des Räthsels anbetrifft, so wird dasselbe gewöhnlich eingeleitet durch


beiden Wappen merkwürdig sind, die die Decke derselben zieren. Dasjenige
auf der Vorderseite stellt sechs flache Hände oder Ritterhandschuhe dar, drei
oben, zwei darunter, die dritte ganz unten, in Form eines umgekehrten
Dreiecks; es ist das Wappen, das Herr Dietrich, äietus OiäölariuZ, Vogt
zu Dofsenheim im I. 1246, in seinem Siegel führte. Das andere Wappen,
auf der Rückseite der Decke, welches das ex-lidris des Herrn Professor
Schmidt ist, stellt das Ligillum durssusium ^.rsentmönsis eiviwtig dar, und
ist das älteste Straßburger Stadtwappen.

Die letzte Schrift, die wir hier besprechen wollen, ist eine bibliographische
Rarität, die ein verdienstvoller Augsburger Sammler. Herr A. F. Butsch,
das Glück hatte aufzufinden und das Verdienst, neuerdings herauszugeben.
Herr Butsch hat der historischen und wir können sagen, speciell der elsässt-
schen Literatur, denselben Dienst geleistet, wie Professor Carl Schmidt aus
Straßburg durch die Herausgabe der Roos, Sörmam^ von Thomas Mur¬
ner. Von dem Straßburger Räthselbuch, das in den ersten Jahren des 16.
Jahrhunderts erschien, (Herr Butsch setzt dessen Ursprung in das Jahr 1605)
eristirte ein Exemplar auf der früheren, im Jahre 1870 untergegangenen
Bibliothek von Straßburg. Der Titel der alten Schrift, die ohne Vorrede
und Zeitangabe zu Straßburg erschien, ist folgender: Wölchem an Kürzweill
thet zerrinden (mangeln) Mag woll diß büchlin durchgrynden. Er findt da¬
rin vit kluger ter. Von Rettelsch (Räthseln) gedicht und vit nuwer mer.
Getruckr zu Straßburg. 24 Blätter in 4. Das Exemplar von Herrn Butsch
ist eines der äußerst seltenen der ersten Auflage, denn von diesem Räthsel¬
buche, das ein sehr gelesenes Volksbuch gewesen zu sein scheint, erschienen
viele Nachdrücke. In einer Einleitung giebt der gelehrte Herausgeber
einige interessante Notizen über das Räthselbuch, sowie einige allgemeine
Bemerkungen über das Wesen und die Bedeutung des Räthsels überhaupt.

Wenn wir nun zum Inhalt dieses Räthselbuches, das wohl eines der
ältesten in Deutschland sein dürfte, übergehen, so finden wir darin 336
Räthsel vor. Dieselben sind, bis auf die 22 ersten, in gewisse Rubriken ein¬
getheilt, nämlich: Von Gott (23 — 33). Von den Heyligen (36 — 42). Von
dem Gebet (43 — 50). Von Wasser (51 — 65). Von treck (66 — 91). Von
vogeln (92 — 104). Von Fischen (105 — 110). Bon Hunden (111 — 212).
Von den Handwerken (213 — 241). Von dem Hymmell (242 — 255). Von
dem erdtreich und Landen (256 — 264). Von den Menschen (265 — 325).
Von den Buchstaben und schrifft (326 — 366).

Diese Rubriken haben unter sich keinen innern Zusammenhang; in
manchen kommen Räthsel vor, die zu der Inschrift in gar keiner verwandt¬
schaftlichen Beziehung stehen, wie z. B. von den Hunden. Was nun die
Form des Räthsels anbetrifft, so wird dasselbe gewöhnlich eingeleitet durch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/59>, abgerufen am 29.05.2024.