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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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"Panzerflügel". Auch an den Armlöchern kommen zuweilen derartige Federn
als Schulterstücke vor.

Schon in der homerischen Zeit finden sich zum Schutz der Unterschenkel
die reiterstiefelartigeu Knemiden. Sie bestanden aus biegsamen Metall, häufig
aus Zinn, und wurden durch Aufbiegen und Zusammenbiegen um das Bein
gelegt. Um die Wade hielten sie meist Schnallen fest, an den Knöcheln waren
besondere Niugbcinder seltener angebracht.

Die älteste Schildform ist die ovale, welche, etwa 4,.,g Fuß lang und
2 Fuß breit, den ganzen Mann deckte. Das Oval hat häufig Einschnitte an
den Langseiten, deren Zweck nicht klar ist. Schilde dieser Art kommen fast
auf alleu böotischen Münzen vor und werden deshalb böotische genannt. -
Später tritt der Rundschild ans, den man gewöhnlich als den argivischen
oder dorischen bezeichnet. Eine Vermittelung zwischen beiden Formen bildet
der Schild mit dem Schurze, welcher, leichter als der Ovalschild, doch
besser deckt als der bloße Rundschild. -- Das Material der Schilde war
Ochsenhaut, die bis zu 7 Lagen übereinander gespannt ward und über die
man eine dünne Metallplatte nagelte. Die Nagelköpfe traten längs des
Randes buckelartig hervor. Den Mittelpunkt bildete ein großer, meist reich
ornamentirter Nagel, der Schildnabcl. Hier pflegten auch die Schildzeichen
angebracht zu werden, welche theils von den einzelnen Kriegern beliebig ge¬
wählt, theils aber auch stammweise geführt wurden. So waren die Schilde
der Athener mit der Eule, die der Thebaner mit der Sphinx geschmückt. Die
Sikonier bezeichneten ihre Schilde mit einem helleuchtenden ^, die Lakedä-
monier mit dein alterthümlich geformten Lambda /, weshalb diese Schilde auch
geradezu Labda hießen. Auch Schildsprüche kommeu vor.

Der große Ovalschild wurde vou einem Wehrgehäug getragen, welches
um deu Hals und über die linke Schulter ging. Das Gewicht eines solchen
Schildes dürfte 14 Kgr. betragen haben, das des Rundschilds nur etwa 6 Kgr.
Der Ovalschild ist vorzugsweise Waffe der Hopliten, des schweren Fußvolks;
die leichten Truppen führen entweder den Rundschild, oder, häufiger noch, die
sog. Pella, ursprünglich wohl eine thrakische Waffe, die aus Holz und
Weidengeflecht hergestellt und mit einem ledernen Ueberzuge versehen war.
Die Pella ist halbmondförmig; sie erscheint ans den Denkmalen als Rüststück
der Amazonen, und nach ihr empfing das leichte Fußvolk den Namen der
Peltasten. --- Andere Schildformen kommen nur ausnahmsweise vor. -- Er¬
halten hat sich ein einziger griechischer Schild, welcher im Museum zu Palermo
aufbewahrt wird.

Die vornehmste Trutzwaffe war der Speer, meist ein Eschenschaft mit
eherner Spitze und ehernem Schuh, welcher letztere im Nothfall auch zum


„Panzerflügel". Auch an den Armlöchern kommen zuweilen derartige Federn
als Schulterstücke vor.

Schon in der homerischen Zeit finden sich zum Schutz der Unterschenkel
die reiterstiefelartigeu Knemiden. Sie bestanden aus biegsamen Metall, häufig
aus Zinn, und wurden durch Aufbiegen und Zusammenbiegen um das Bein
gelegt. Um die Wade hielten sie meist Schnallen fest, an den Knöcheln waren
besondere Niugbcinder seltener angebracht.

Die älteste Schildform ist die ovale, welche, etwa 4,.,g Fuß lang und
2 Fuß breit, den ganzen Mann deckte. Das Oval hat häufig Einschnitte an
den Langseiten, deren Zweck nicht klar ist. Schilde dieser Art kommen fast
auf alleu böotischen Münzen vor und werden deshalb böotische genannt. -
Später tritt der Rundschild ans, den man gewöhnlich als den argivischen
oder dorischen bezeichnet. Eine Vermittelung zwischen beiden Formen bildet
der Schild mit dem Schurze, welcher, leichter als der Ovalschild, doch
besser deckt als der bloße Rundschild. — Das Material der Schilde war
Ochsenhaut, die bis zu 7 Lagen übereinander gespannt ward und über die
man eine dünne Metallplatte nagelte. Die Nagelköpfe traten längs des
Randes buckelartig hervor. Den Mittelpunkt bildete ein großer, meist reich
ornamentirter Nagel, der Schildnabcl. Hier pflegten auch die Schildzeichen
angebracht zu werden, welche theils von den einzelnen Kriegern beliebig ge¬
wählt, theils aber auch stammweise geführt wurden. So waren die Schilde
der Athener mit der Eule, die der Thebaner mit der Sphinx geschmückt. Die
Sikonier bezeichneten ihre Schilde mit einem helleuchtenden ^, die Lakedä-
monier mit dein alterthümlich geformten Lambda /, weshalb diese Schilde auch
geradezu Labda hießen. Auch Schildsprüche kommeu vor.

Der große Ovalschild wurde vou einem Wehrgehäug getragen, welches
um deu Hals und über die linke Schulter ging. Das Gewicht eines solchen
Schildes dürfte 14 Kgr. betragen haben, das des Rundschilds nur etwa 6 Kgr.
Der Ovalschild ist vorzugsweise Waffe der Hopliten, des schweren Fußvolks;
die leichten Truppen führen entweder den Rundschild, oder, häufiger noch, die
sog. Pella, ursprünglich wohl eine thrakische Waffe, die aus Holz und
Weidengeflecht hergestellt und mit einem ledernen Ueberzuge versehen war.
Die Pella ist halbmondförmig; sie erscheint ans den Denkmalen als Rüststück
der Amazonen, und nach ihr empfing das leichte Fußvolk den Namen der
Peltasten. —- Andere Schildformen kommen nur ausnahmsweise vor. — Er¬
halten hat sich ein einziger griechischer Schild, welcher im Museum zu Palermo
aufbewahrt wird.

Die vornehmste Trutzwaffe war der Speer, meist ein Eschenschaft mit
eherner Spitze und ehernem Schuh, welcher letztere im Nothfall auch zum


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[0018] „Panzerflügel". Auch an den Armlöchern kommen zuweilen derartige Federn als Schulterstücke vor. Schon in der homerischen Zeit finden sich zum Schutz der Unterschenkel die reiterstiefelartigeu Knemiden. Sie bestanden aus biegsamen Metall, häufig aus Zinn, und wurden durch Aufbiegen und Zusammenbiegen um das Bein gelegt. Um die Wade hielten sie meist Schnallen fest, an den Knöcheln waren besondere Niugbcinder seltener angebracht. Die älteste Schildform ist die ovale, welche, etwa 4,.,g Fuß lang und 2 Fuß breit, den ganzen Mann deckte. Das Oval hat häufig Einschnitte an den Langseiten, deren Zweck nicht klar ist. Schilde dieser Art kommen fast auf alleu böotischen Münzen vor und werden deshalb böotische genannt. - Später tritt der Rundschild ans, den man gewöhnlich als den argivischen oder dorischen bezeichnet. Eine Vermittelung zwischen beiden Formen bildet der Schild mit dem Schurze, welcher, leichter als der Ovalschild, doch besser deckt als der bloße Rundschild. — Das Material der Schilde war Ochsenhaut, die bis zu 7 Lagen übereinander gespannt ward und über die man eine dünne Metallplatte nagelte. Die Nagelköpfe traten längs des Randes buckelartig hervor. Den Mittelpunkt bildete ein großer, meist reich ornamentirter Nagel, der Schildnabcl. Hier pflegten auch die Schildzeichen angebracht zu werden, welche theils von den einzelnen Kriegern beliebig ge¬ wählt, theils aber auch stammweise geführt wurden. So waren die Schilde der Athener mit der Eule, die der Thebaner mit der Sphinx geschmückt. Die Sikonier bezeichneten ihre Schilde mit einem helleuchtenden ^, die Lakedä- monier mit dein alterthümlich geformten Lambda /, weshalb diese Schilde auch geradezu Labda hießen. Auch Schildsprüche kommeu vor. Der große Ovalschild wurde vou einem Wehrgehäug getragen, welches um deu Hals und über die linke Schulter ging. Das Gewicht eines solchen Schildes dürfte 14 Kgr. betragen haben, das des Rundschilds nur etwa 6 Kgr. Der Ovalschild ist vorzugsweise Waffe der Hopliten, des schweren Fußvolks; die leichten Truppen führen entweder den Rundschild, oder, häufiger noch, die sog. Pella, ursprünglich wohl eine thrakische Waffe, die aus Holz und Weidengeflecht hergestellt und mit einem ledernen Ueberzuge versehen war. Die Pella ist halbmondförmig; sie erscheint ans den Denkmalen als Rüststück der Amazonen, und nach ihr empfing das leichte Fußvolk den Namen der Peltasten. —- Andere Schildformen kommen nur ausnahmsweise vor. — Er¬ halten hat sich ein einziger griechischer Schild, welcher im Museum zu Palermo aufbewahrt wird. Die vornehmste Trutzwaffe war der Speer, meist ein Eschenschaft mit eherner Spitze und ehernem Schuh, welcher letztere im Nothfall auch zum

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/18>, abgerufen am 15.05.2024.