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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Kampf dienen konnte. Die gewöhnliche Länge des Spießes von 7 bis 8 Fuß
gestattete, ihn ebensowohl zum Wurfe wie zum Stoße zu verwenden. Für
beide Zwecke ergriff die rechte Faust den Speer in der Mitte. Der Stoß er¬
folgte aus erhobener Hand von oben nach unten, was natürlich voraussetzt
daß das eigentliche Gefecht Einzelkampf ist, zu dem die Schaar indessen bis
zum Moment des Handgemenges geschlossen herangekommen sein kann. Die
Wurfs weite des Speeres wird nicht über >0 bis 15 Schritt gewesen sein.
Das Gewicht eines Spießes kann durchschnittlich auf 2 Kgr. angenommen
werden. Nicht selten trug ein und derselbe Krieger mehre Spieße von un-
gleicher Lauge; so führten z.B. die Peltasten im Heere des Xenophon fünf
kürzere und einen längeren Wurfspieß. Letzteres war der mit einer Wurfschleife
versehene sog. Riemenspeer. Am Schwerpunkte dieser Waffe war ein Riemen
festgeknotet, dessen herabhangende Theile mehrfach um den Schaft gewickelt
wurden. Durch die zusammengeschleiften Enden des Riemens wurden die
Vorderfinger gesteckt, und, indem sich durch straffes Anziehe" der Schleife im
Augenblick des Wurfes der Riemen rasch abwickelte, wurde der Speer in eine
rotirende Bewegung gesetzt "ud ihm dadurch, analog dem aus einem gezogenen
Rohr abgefeuerten Geschoß, eine erhöhte Constanz der Flughahn gesichert.

Das Schwert ist zweischneidig nud gleich geeignet zu Hieb wie zu Stich;
nur das Schwert der Lakedämonier ist auf der einen Seite leicht gekrümmt,
auf der andern stumpf, und muß als Hiebwaffe betrachtet werden. Das Gefäß
hat den Kreuzbalken oder ein kleines Stichblatt, keinen Bügel. Es ist, wie
die Scheide, oftmals reich verziert. Die Scheide nimmt meist auch die Kreuz¬
stange des Griffes mit auf und hangt in einer am Koppel befestigten Schwert¬
tasche, bald an der rechten, bald an der linken Hüfte des Mannes.

Vereinzelt kommen wol auch Keule und Streitaxt vor. Die erstere
namentlich bei den Heilvten der Spartaner.

Die Form des antiken Bogens war eine zwiefache. Der jedenfalls
leichter zu spannende, sog. Skythische oder Artemis-Bogen bestand aus
einem in Kreistheilform gekrümmten Stäbe von elastischem Holze, dessen
Enden etwas aufwärts gebogen waren. -- Der eigentlich griechische, sog.
Doppelbogen war entweder ans einem Antilopengehörn zusammengesetzt
oder in der Form eines solchen Gehörns ans Holz nachgebildet. Diese Bogen
scheinen 4 bis 6 Fuß lang gewesen sein, und es bedürfte sehr kräftiger Arme,
sie zu spannen. Gewöhnlich senkte der Schlitze beim Bogenspannen das eine
Knie zu Boden. Als die geschicktesten griechischen Bogner galten die Kreter.
-- Das Gewicht eines Bogens wird ans 3 bis 4 Pfund, das eines gefüllten
Kochers auf 10 bis 12 Pfund anzusetzen sein.

Die Streitwagen der Griechen weichen von denen der Assyrer insofern


Kampf dienen konnte. Die gewöhnliche Länge des Spießes von 7 bis 8 Fuß
gestattete, ihn ebensowohl zum Wurfe wie zum Stoße zu verwenden. Für
beide Zwecke ergriff die rechte Faust den Speer in der Mitte. Der Stoß er¬
folgte aus erhobener Hand von oben nach unten, was natürlich voraussetzt
daß das eigentliche Gefecht Einzelkampf ist, zu dem die Schaar indessen bis
zum Moment des Handgemenges geschlossen herangekommen sein kann. Die
Wurfs weite des Speeres wird nicht über >0 bis 15 Schritt gewesen sein.
Das Gewicht eines Spießes kann durchschnittlich auf 2 Kgr. angenommen
werden. Nicht selten trug ein und derselbe Krieger mehre Spieße von un-
gleicher Lauge; so führten z.B. die Peltasten im Heere des Xenophon fünf
kürzere und einen längeren Wurfspieß. Letzteres war der mit einer Wurfschleife
versehene sog. Riemenspeer. Am Schwerpunkte dieser Waffe war ein Riemen
festgeknotet, dessen herabhangende Theile mehrfach um den Schaft gewickelt
wurden. Durch die zusammengeschleiften Enden des Riemens wurden die
Vorderfinger gesteckt, und, indem sich durch straffes Anziehe» der Schleife im
Augenblick des Wurfes der Riemen rasch abwickelte, wurde der Speer in eine
rotirende Bewegung gesetzt »ud ihm dadurch, analog dem aus einem gezogenen
Rohr abgefeuerten Geschoß, eine erhöhte Constanz der Flughahn gesichert.

Das Schwert ist zweischneidig nud gleich geeignet zu Hieb wie zu Stich;
nur das Schwert der Lakedämonier ist auf der einen Seite leicht gekrümmt,
auf der andern stumpf, und muß als Hiebwaffe betrachtet werden. Das Gefäß
hat den Kreuzbalken oder ein kleines Stichblatt, keinen Bügel. Es ist, wie
die Scheide, oftmals reich verziert. Die Scheide nimmt meist auch die Kreuz¬
stange des Griffes mit auf und hangt in einer am Koppel befestigten Schwert¬
tasche, bald an der rechten, bald an der linken Hüfte des Mannes.

Vereinzelt kommen wol auch Keule und Streitaxt vor. Die erstere
namentlich bei den Heilvten der Spartaner.

Die Form des antiken Bogens war eine zwiefache. Der jedenfalls
leichter zu spannende, sog. Skythische oder Artemis-Bogen bestand aus
einem in Kreistheilform gekrümmten Stäbe von elastischem Holze, dessen
Enden etwas aufwärts gebogen waren. — Der eigentlich griechische, sog.
Doppelbogen war entweder ans einem Antilopengehörn zusammengesetzt
oder in der Form eines solchen Gehörns ans Holz nachgebildet. Diese Bogen
scheinen 4 bis 6 Fuß lang gewesen sein, und es bedürfte sehr kräftiger Arme,
sie zu spannen. Gewöhnlich senkte der Schlitze beim Bogenspannen das eine
Knie zu Boden. Als die geschicktesten griechischen Bogner galten die Kreter.
— Das Gewicht eines Bogens wird ans 3 bis 4 Pfund, das eines gefüllten
Kochers auf 10 bis 12 Pfund anzusetzen sein.

Die Streitwagen der Griechen weichen von denen der Assyrer insofern


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[0019] Kampf dienen konnte. Die gewöhnliche Länge des Spießes von 7 bis 8 Fuß gestattete, ihn ebensowohl zum Wurfe wie zum Stoße zu verwenden. Für beide Zwecke ergriff die rechte Faust den Speer in der Mitte. Der Stoß er¬ folgte aus erhobener Hand von oben nach unten, was natürlich voraussetzt daß das eigentliche Gefecht Einzelkampf ist, zu dem die Schaar indessen bis zum Moment des Handgemenges geschlossen herangekommen sein kann. Die Wurfs weite des Speeres wird nicht über >0 bis 15 Schritt gewesen sein. Das Gewicht eines Spießes kann durchschnittlich auf 2 Kgr. angenommen werden. Nicht selten trug ein und derselbe Krieger mehre Spieße von un- gleicher Lauge; so führten z.B. die Peltasten im Heere des Xenophon fünf kürzere und einen längeren Wurfspieß. Letzteres war der mit einer Wurfschleife versehene sog. Riemenspeer. Am Schwerpunkte dieser Waffe war ein Riemen festgeknotet, dessen herabhangende Theile mehrfach um den Schaft gewickelt wurden. Durch die zusammengeschleiften Enden des Riemens wurden die Vorderfinger gesteckt, und, indem sich durch straffes Anziehe» der Schleife im Augenblick des Wurfes der Riemen rasch abwickelte, wurde der Speer in eine rotirende Bewegung gesetzt »ud ihm dadurch, analog dem aus einem gezogenen Rohr abgefeuerten Geschoß, eine erhöhte Constanz der Flughahn gesichert. Das Schwert ist zweischneidig nud gleich geeignet zu Hieb wie zu Stich; nur das Schwert der Lakedämonier ist auf der einen Seite leicht gekrümmt, auf der andern stumpf, und muß als Hiebwaffe betrachtet werden. Das Gefäß hat den Kreuzbalken oder ein kleines Stichblatt, keinen Bügel. Es ist, wie die Scheide, oftmals reich verziert. Die Scheide nimmt meist auch die Kreuz¬ stange des Griffes mit auf und hangt in einer am Koppel befestigten Schwert¬ tasche, bald an der rechten, bald an der linken Hüfte des Mannes. Vereinzelt kommen wol auch Keule und Streitaxt vor. Die erstere namentlich bei den Heilvten der Spartaner. Die Form des antiken Bogens war eine zwiefache. Der jedenfalls leichter zu spannende, sog. Skythische oder Artemis-Bogen bestand aus einem in Kreistheilform gekrümmten Stäbe von elastischem Holze, dessen Enden etwas aufwärts gebogen waren. — Der eigentlich griechische, sog. Doppelbogen war entweder ans einem Antilopengehörn zusammengesetzt oder in der Form eines solchen Gehörns ans Holz nachgebildet. Diese Bogen scheinen 4 bis 6 Fuß lang gewesen sein, und es bedürfte sehr kräftiger Arme, sie zu spannen. Gewöhnlich senkte der Schlitze beim Bogenspannen das eine Knie zu Boden. Als die geschicktesten griechischen Bogner galten die Kreter. — Das Gewicht eines Bogens wird ans 3 bis 4 Pfund, das eines gefüllten Kochers auf 10 bis 12 Pfund anzusetzen sein. Die Streitwagen der Griechen weichen von denen der Assyrer insofern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/19>, abgerufen am 16.05.2024.