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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Hr. Frege, diesen Tag die Wache. Letzterer schicket den Herrn I^isutknant 6 reht.
auf die Wache, mit vermelden, weil kein Oktdnsioner mehr auf das l^use
ziehen wolte, so solte der Hr. I^sat,<zimnt, den heutigen kleinst ein (louvour machen,
dieser theilet das Geld ein, und wie sie es bekommen hatten, so wurde es auch
versoffen. Als der Zapfenstreich Abends seinen Anfang nahm, so giengen nicht
alleine eine große Bedeckung von Stadt Soldaten mit, fondern es wurden anch
^trollen ausgeschickt, welche alle mit aufgesteckten ?crjonot,<z aufziehen müsten.
Die Studenten unterließen es deswegen doch nicht, ihren Zapfenstreich mit einer
kleinen Trommel zu schlagen. Als sie an das Fürsten Hnnß kamen, so gieng
es von den Soldaten an ein hauen, schlagen und stechen, wem sie cmtraffen,
der bekam etwas davon, viere von denen stuclionis brachten sie mit gewaltigen
Schlägen in die Wache, von den übrigen aber wurden einige plsssirt, und mußten
dabei auch welche unschuldig mit leiden.

Den 19. sind 9 stuclenten aus dem darokr durch die Herren <üoNiiliton<zö,
so turnulw wegen und 4. Wochen gedauert hatte, zu sitzen gekommen, piirtares
von dem Herr"? Rkotork M^gnilloo Herrn Hoffrath Boehmer loßgebethen und
von 1500. Studenten in Empfang genommen worden, welche nachgehends 6. Mann
hoch durchs Grimmische Thor hinaus in deu Kohl Garten zogen, und sich eine
Stunde lustig machten, nachgehends wieder in der schönsten Ordnung um 7. Uhr
mit Nusio hereinzogen, und dem Hrn. Rkvt. M^lMeo ein frohes Vivat rnfften,
und von da auf deu Marckt giengen und mit folgenden Worten: Es leben alle,
die unsere Freyheit behauptet haben! beschloßen und ^sichj geruhig mit guter
Nacht nehmung nach Hanse begaben.

Den 27. war Hr. v. Smnets Geburths-Tag, und seine ^.uättore," brachten
ihm ein Vivclt unter Trompeten und Paneten Schall, dieses wurde in der grösten
Ordnung und Ruhe zu Ende gebracht. Aber noch diesen Abend rottirten sich
einige junge stnäenten zusammen, diese schmißeu Hrn. Fregen die Fenster ein,
und blieb also im ersten Stock nicht eine Scheibe gantz. Die Schaar Wache
that nichts, als daß sie Zuschauer waren. Am eben denselben Abend giengen
3. Studenten durch das Neustädter Thor, zwey davon bezahlten das Thor Geld,
der dritte aber, weil er kein Geld hatte, will ein Pfand geben. Dieses wollen
sie im Thore nicht annehmen, es komt aber noch einer, dieser höret den Streit
und bezahlet, und wie er bezahlet hat, so ziehet er seinen Degen und sticht den
einen Soldaten dnrch die Hand und entspringt, ist auch glücklich davou gekommen,
die ersten 3c aber sind arretiret worden.

Den 28ten kamen 12. Studenten ans den Kohlgarten und giengen dnrch das
Grimmische Thor und bezahlten alle ihr Geld richtig, daß anch der Lieutenant
zu ihnen sagte: Meine Herren, sie können in Gottes Nahmen gehen, es ist alles
richtig. Darauf sagte der Unter OWeier: Die Jungen können wohl ein wenig
warten, bis ich das Geld durchgesehen habe. Wie die Studenten dieses höreten,
giengen sie in aller Stille zu dem (^oniniendanten und erzehleten ihm, wie ihnen


Hr. Frege, diesen Tag die Wache. Letzterer schicket den Herrn I^isutknant 6 reht.
auf die Wache, mit vermelden, weil kein Oktdnsioner mehr auf das l^use
ziehen wolte, so solte der Hr. I^sat,<zimnt, den heutigen kleinst ein (louvour machen,
dieser theilet das Geld ein, und wie sie es bekommen hatten, so wurde es auch
versoffen. Als der Zapfenstreich Abends seinen Anfang nahm, so giengen nicht
alleine eine große Bedeckung von Stadt Soldaten mit, fondern es wurden anch
^trollen ausgeschickt, welche alle mit aufgesteckten ?crjonot,<z aufziehen müsten.
Die Studenten unterließen es deswegen doch nicht, ihren Zapfenstreich mit einer
kleinen Trommel zu schlagen. Als sie an das Fürsten Hnnß kamen, so gieng
es von den Soldaten an ein hauen, schlagen und stechen, wem sie cmtraffen,
der bekam etwas davon, viere von denen stuclionis brachten sie mit gewaltigen
Schlägen in die Wache, von den übrigen aber wurden einige plsssirt, und mußten
dabei auch welche unschuldig mit leiden.

Den 19. sind 9 stuclenten aus dem darokr durch die Herren <üoNiiliton<zö,
so turnulw wegen und 4. Wochen gedauert hatte, zu sitzen gekommen, piirtares
von dem Herr«? Rkotork M^gnilloo Herrn Hoffrath Boehmer loßgebethen und
von 1500. Studenten in Empfang genommen worden, welche nachgehends 6. Mann
hoch durchs Grimmische Thor hinaus in deu Kohl Garten zogen, und sich eine
Stunde lustig machten, nachgehends wieder in der schönsten Ordnung um 7. Uhr
mit Nusio hereinzogen, und dem Hrn. Rkvt. M^lMeo ein frohes Vivat rnfften,
und von da auf deu Marckt giengen und mit folgenden Worten: Es leben alle,
die unsere Freyheit behauptet haben! beschloßen und ^sichj geruhig mit guter
Nacht nehmung nach Hanse begaben.

Den 27. war Hr. v. Smnets Geburths-Tag, und seine ^.uättore,« brachten
ihm ein Vivclt unter Trompeten und Paneten Schall, dieses wurde in der grösten
Ordnung und Ruhe zu Ende gebracht. Aber noch diesen Abend rottirten sich
einige junge stnäenten zusammen, diese schmißeu Hrn. Fregen die Fenster ein,
und blieb also im ersten Stock nicht eine Scheibe gantz. Die Schaar Wache
that nichts, als daß sie Zuschauer waren. Am eben denselben Abend giengen
3. Studenten durch das Neustädter Thor, zwey davon bezahlten das Thor Geld,
der dritte aber, weil er kein Geld hatte, will ein Pfand geben. Dieses wollen
sie im Thore nicht annehmen, es komt aber noch einer, dieser höret den Streit
und bezahlet, und wie er bezahlet hat, so ziehet er seinen Degen und sticht den
einen Soldaten dnrch die Hand und entspringt, ist auch glücklich davou gekommen,
die ersten 3c aber sind arretiret worden.

Den 28ten kamen 12. Studenten ans den Kohlgarten und giengen dnrch das
Grimmische Thor und bezahlten alle ihr Geld richtig, daß anch der Lieutenant
zu ihnen sagte: Meine Herren, sie können in Gottes Nahmen gehen, es ist alles
richtig. Darauf sagte der Unter OWeier: Die Jungen können wohl ein wenig
warten, bis ich das Geld durchgesehen habe. Wie die Studenten dieses höreten,
giengen sie in aller Stille zu dem (^oniniendanten und erzehleten ihm, wie ihnen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/132>, abgerufen am 17.06.2024.