Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
DerMngste Tag.

zugehen. Aber kein Gentleman besaß den Mut, um den Wein zu wetten, nud
so befanden sich offenbar keine Gentlemen in der Gesellschaft.

Indeß machte jetzt der kurzsichtige Herr mit dem Weißen Hute, der mit dem
Kreppstreifen geziert war, in ärgerlichem Tone den Vorschlag, zehn Dollars
darauf zu wetten, daß er das Aß aufdecken könne. Er langte sogar eine Zehn-
Dollar-Note heraus, und nachdem er sie geprüft, indem er sie dicht unter seine
Nase hielt, wie Geizige zu thun Pflegen, streckte er die Hand aus und sagte:
Wenn Sie es im Ernst meinen, so lassen Sie's uns wissen. Ich wette zehn
gegen Sie.

Darüber geriet Parkins in Wut. Niemals in seinem Leben, sagte er, hatte
ehr jemand so anhaltend geplagt. Er möchte, daß der Herr wisse, daß er kein
Ssnelgauner sei. Er hätte soviel Geld, als er brauchte, und was die Wette
um zehn Dollars beträfe, so dächte er nicht daran. Aber jetzt, wo der Gentleman
dn -- er betonte das Wort Gentleman -- jetzt, wo dieser Herr darauf zu bestehen
schiene, um Geld zu wetten, wollte er ihm zeigen, daß er sich nicht werfen ließe.
Wenn der junge Mann auf eine Wette um hundert Dollars eingehen wolle,
werde er mit Freuden dabei sein. Wenn der Herr sich nicht imstande fühlte,
hundert Dollars auf eine Karte zu wage", so hoffte er, er würde von der Sache
nicht mehr reden. Er hätte zuerst überhaupt nicht beabsichtigt, um Geld
zu wetten. Aber jetzt würde er mit niemand um weniger als hundert Dollars
Mette". Ein Manu, der es sich nicht leisten konnte, hundert Dollars zu ver>
spielen, füllte gnr uicht wetten.

Wer ist denn der Mensch dort in dein weißen Hut und mit der Brille?
swgte August den Mut-Clerk.

Das ist Smith, der Geschäftstcilhaber Parkins'. Der prasselt nnr so um
sich herum, um Einfaltspinsel aufzutreiben. Und der Mut-Clerk sprach dies
unt Gleichgiltigkeit und doch wieder mit einer Art dilettantischem Interesse an
Spiele, das seinen Freund, den Striker, erschreckte.

Warum setzt man diese Gauner nicht ans Ufer? sagte August, dessen Ge-
^chtigkeitsliebc stark war.

Was Sie da sagen! erwiederte in seiner schleppenden Weise der Mut-Clerk.
erste Clerk versuchte es, aber der Alte beschützt sie und (das sagte er flüsternd
)Alter der Hand) kriegt, glaub' ich, seinen Anteil. Er kauu sie aussetzen, sobald
^ Lust hat. Ich nillß hier die Erklärung einfügen, daß es auf Dampfbooten
"ur einen "Alten" giebt, und daß dieser -- der Herr Kapitän ist.

. Inzwischen hatte Parkins seine Karten umgewendet und so hingelegt, daß
Hermann wußte oder zu wissen glaubte, wo das Aß sei. Smith, der Mann
""t dem weißen Hute, ging jetzt um fünf Dollars hoher und erbot sich, fünfzehn
on wetten. Aber Parkins war darüber verdrießlicher als je. Er sagte, Smith
^'ge seiner Wege gehen. Er schob seine Hand in die Tasche und zog eine
-^ndvoll goldner Zwanzig-Dollnr-Stilete heraus. Wenn irgend jemand von'


^mi,',lon-" IV. 7
DerMngste Tag.

zugehen. Aber kein Gentleman besaß den Mut, um den Wein zu wetten, nud
so befanden sich offenbar keine Gentlemen in der Gesellschaft.

Indeß machte jetzt der kurzsichtige Herr mit dem Weißen Hute, der mit dem
Kreppstreifen geziert war, in ärgerlichem Tone den Vorschlag, zehn Dollars
darauf zu wetten, daß er das Aß aufdecken könne. Er langte sogar eine Zehn-
Dollar-Note heraus, und nachdem er sie geprüft, indem er sie dicht unter seine
Nase hielt, wie Geizige zu thun Pflegen, streckte er die Hand aus und sagte:
Wenn Sie es im Ernst meinen, so lassen Sie's uns wissen. Ich wette zehn
gegen Sie.

Darüber geriet Parkins in Wut. Niemals in seinem Leben, sagte er, hatte
ehr jemand so anhaltend geplagt. Er möchte, daß der Herr wisse, daß er kein
Ssnelgauner sei. Er hätte soviel Geld, als er brauchte, und was die Wette
um zehn Dollars beträfe, so dächte er nicht daran. Aber jetzt, wo der Gentleman
dn — er betonte das Wort Gentleman — jetzt, wo dieser Herr darauf zu bestehen
schiene, um Geld zu wetten, wollte er ihm zeigen, daß er sich nicht werfen ließe.
Wenn der junge Mann auf eine Wette um hundert Dollars eingehen wolle,
werde er mit Freuden dabei sein. Wenn der Herr sich nicht imstande fühlte,
hundert Dollars auf eine Karte zu wage», so hoffte er, er würde von der Sache
nicht mehr reden. Er hätte zuerst überhaupt nicht beabsichtigt, um Geld
zu wetten. Aber jetzt würde er mit niemand um weniger als hundert Dollars
Mette». Ein Manu, der es sich nicht leisten konnte, hundert Dollars zu ver>
spielen, füllte gnr uicht wetten.

Wer ist denn der Mensch dort in dein weißen Hut und mit der Brille?
swgte August den Mut-Clerk.

Das ist Smith, der Geschäftstcilhaber Parkins'. Der prasselt nnr so um
sich herum, um Einfaltspinsel aufzutreiben. Und der Mut-Clerk sprach dies
unt Gleichgiltigkeit und doch wieder mit einer Art dilettantischem Interesse an
Spiele, das seinen Freund, den Striker, erschreckte.

Warum setzt man diese Gauner nicht ans Ufer? sagte August, dessen Ge-
^chtigkeitsliebc stark war.

Was Sie da sagen! erwiederte in seiner schleppenden Weise der Mut-Clerk.
erste Clerk versuchte es, aber der Alte beschützt sie und (das sagte er flüsternd
)Alter der Hand) kriegt, glaub' ich, seinen Anteil. Er kauu sie aussetzen, sobald
^ Lust hat. Ich nillß hier die Erklärung einfügen, daß es auf Dampfbooten
"ur einen „Alten" giebt, und daß dieser — der Herr Kapitän ist.

. Inzwischen hatte Parkins seine Karten umgewendet und so hingelegt, daß
Hermann wußte oder zu wissen glaubte, wo das Aß sei. Smith, der Mann
""t dem weißen Hute, ging jetzt um fünf Dollars hoher und erbot sich, fünfzehn
on wetten. Aber Parkins war darüber verdrießlicher als je. Er sagte, Smith
^'ge seiner Wege gehen. Er schob seine Hand in die Tasche und zog eine
-^ndvoll goldner Zwanzig-Dollnr-Stilete heraus. Wenn irgend jemand von'


^mi,',lon-» IV. 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/194031"/>
            <fw type="header" place="top"> DerMngste Tag.</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_175" prev="#ID_174"> zugehen. Aber kein Gentleman besaß den Mut, um den Wein zu wetten, nud<lb/>
so befanden sich offenbar keine Gentlemen in der Gesellschaft.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_176"> Indeß machte jetzt der kurzsichtige Herr mit dem Weißen Hute, der mit dem<lb/>
Kreppstreifen geziert war, in ärgerlichem Tone den Vorschlag, zehn Dollars<lb/>
darauf zu wetten, daß er das Aß aufdecken könne. Er langte sogar eine Zehn-<lb/>
Dollar-Note heraus, und nachdem er sie geprüft, indem er sie dicht unter seine<lb/>
Nase hielt, wie Geizige zu thun Pflegen, streckte er die Hand aus und sagte:<lb/>
Wenn Sie es im Ernst meinen, so lassen Sie's uns wissen. Ich wette zehn<lb/>
gegen Sie.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_177"> Darüber geriet Parkins in Wut. Niemals in seinem Leben, sagte er, hatte<lb/>
ehr jemand so anhaltend geplagt. Er möchte, daß der Herr wisse, daß er kein<lb/>
Ssnelgauner sei. Er hätte soviel Geld, als er brauchte, und was die Wette<lb/>
um zehn Dollars beträfe, so dächte er nicht daran. Aber jetzt, wo der Gentleman<lb/>
dn &#x2014; er betonte das Wort Gentleman &#x2014; jetzt, wo dieser Herr darauf zu bestehen<lb/>
schiene, um Geld zu wetten, wollte er ihm zeigen, daß er sich nicht werfen ließe.<lb/>
Wenn der junge Mann auf eine Wette um hundert Dollars eingehen wolle,<lb/>
werde er mit Freuden dabei sein. Wenn der Herr sich nicht imstande fühlte,<lb/>
hundert Dollars auf eine Karte zu wage», so hoffte er, er würde von der Sache<lb/>
nicht mehr reden. Er hätte zuerst überhaupt nicht beabsichtigt, um Geld<lb/>
zu wetten. Aber jetzt würde er mit niemand um weniger als hundert Dollars<lb/>
Mette». Ein Manu, der es sich nicht leisten konnte, hundert Dollars zu ver&gt;<lb/>
spielen, füllte gnr uicht wetten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_178"> Wer ist denn der Mensch dort in dein weißen Hut und mit der Brille?<lb/>
swgte August den Mut-Clerk.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_179"> Das ist Smith, der Geschäftstcilhaber Parkins'. Der prasselt nnr so um<lb/>
sich herum, um Einfaltspinsel aufzutreiben. Und der Mut-Clerk sprach dies<lb/>
unt Gleichgiltigkeit und doch wieder mit einer Art dilettantischem Interesse an<lb/>
Spiele, das seinen Freund, den Striker, erschreckte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_180"> Warum setzt man diese Gauner nicht ans Ufer? sagte August, dessen Ge-<lb/>
^chtigkeitsliebc stark war.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_181"> Was Sie da sagen! erwiederte in seiner schleppenden Weise der Mut-Clerk.<lb/>
erste Clerk versuchte es, aber der Alte beschützt sie und (das sagte er flüsternd<lb/>
)Alter der Hand) kriegt, glaub' ich, seinen Anteil. Er kauu sie aussetzen, sobald<lb/>
^ Lust hat. Ich nillß hier die Erklärung einfügen, daß es auf Dampfbooten<lb/>
"ur einen &#x201E;Alten" giebt, und daß dieser &#x2014; der Herr Kapitän ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_182" next="#ID_183"> . Inzwischen hatte Parkins seine Karten umgewendet und so hingelegt, daß<lb/>
Hermann wußte oder zu wissen glaubte, wo das Aß sei. Smith, der Mann<lb/>
""t dem weißen Hute, ging jetzt um fünf Dollars hoher und erbot sich, fünfzehn<lb/>
on wetten. Aber Parkins war darüber verdrießlicher als je. Er sagte, Smith<lb/>
^'ge seiner Wege gehen. Er schob seine Hand in die Tasche und zog eine<lb/>
-^ndvoll goldner Zwanzig-Dollnr-Stilete heraus. Wenn irgend jemand von'</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> ^mi,',lon-» IV. 7</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] DerMngste Tag. zugehen. Aber kein Gentleman besaß den Mut, um den Wein zu wetten, nud so befanden sich offenbar keine Gentlemen in der Gesellschaft. Indeß machte jetzt der kurzsichtige Herr mit dem Weißen Hute, der mit dem Kreppstreifen geziert war, in ärgerlichem Tone den Vorschlag, zehn Dollars darauf zu wetten, daß er das Aß aufdecken könne. Er langte sogar eine Zehn- Dollar-Note heraus, und nachdem er sie geprüft, indem er sie dicht unter seine Nase hielt, wie Geizige zu thun Pflegen, streckte er die Hand aus und sagte: Wenn Sie es im Ernst meinen, so lassen Sie's uns wissen. Ich wette zehn gegen Sie. Darüber geriet Parkins in Wut. Niemals in seinem Leben, sagte er, hatte ehr jemand so anhaltend geplagt. Er möchte, daß der Herr wisse, daß er kein Ssnelgauner sei. Er hätte soviel Geld, als er brauchte, und was die Wette um zehn Dollars beträfe, so dächte er nicht daran. Aber jetzt, wo der Gentleman dn — er betonte das Wort Gentleman — jetzt, wo dieser Herr darauf zu bestehen schiene, um Geld zu wetten, wollte er ihm zeigen, daß er sich nicht werfen ließe. Wenn der junge Mann auf eine Wette um hundert Dollars eingehen wolle, werde er mit Freuden dabei sein. Wenn der Herr sich nicht imstande fühlte, hundert Dollars auf eine Karte zu wage», so hoffte er, er würde von der Sache nicht mehr reden. Er hätte zuerst überhaupt nicht beabsichtigt, um Geld zu wetten. Aber jetzt würde er mit niemand um weniger als hundert Dollars Mette». Ein Manu, der es sich nicht leisten konnte, hundert Dollars zu ver> spielen, füllte gnr uicht wetten. Wer ist denn der Mensch dort in dein weißen Hut und mit der Brille? swgte August den Mut-Clerk. Das ist Smith, der Geschäftstcilhaber Parkins'. Der prasselt nnr so um sich herum, um Einfaltspinsel aufzutreiben. Und der Mut-Clerk sprach dies unt Gleichgiltigkeit und doch wieder mit einer Art dilettantischem Interesse an Spiele, das seinen Freund, den Striker, erschreckte. Warum setzt man diese Gauner nicht ans Ufer? sagte August, dessen Ge- ^chtigkeitsliebc stark war. Was Sie da sagen! erwiederte in seiner schleppenden Weise der Mut-Clerk. erste Clerk versuchte es, aber der Alte beschützt sie und (das sagte er flüsternd )Alter der Hand) kriegt, glaub' ich, seinen Anteil. Er kauu sie aussetzen, sobald ^ Lust hat. Ich nillß hier die Erklärung einfügen, daß es auf Dampfbooten "ur einen „Alten" giebt, und daß dieser — der Herr Kapitän ist. . Inzwischen hatte Parkins seine Karten umgewendet und so hingelegt, daß Hermann wußte oder zu wissen glaubte, wo das Aß sei. Smith, der Mann ""t dem weißen Hute, ging jetzt um fünf Dollars hoher und erbot sich, fünfzehn on wetten. Aber Parkins war darüber verdrießlicher als je. Er sagte, Smith ^'ge seiner Wege gehen. Er schob seine Hand in die Tasche und zog eine -^ndvoll goldner Zwanzig-Dollnr-Stilete heraus. Wenn irgend jemand von' ^mi,',lon-» IV. 7

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/53
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/53>, abgerufen am 09.06.2024.