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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Literatur.

"Was Wciberzungeu und' Hühner ausscharren, ist unwert" -- "Wenn alle Weibcr-
lügen Hafer fräßen, so müßten die Pferde verhungern" -- ihre Trägheit:


Große Pfanne, feines Sieb,
Faule Frau: Drei böse Dieb'.
Daß so spät es tagt,
Hat noch keine Frau beklagt

ihre verderbliche Listigkeit:


Weibcrlist und Psnsfentrug
Ist aller Orten überg'ung,

oder: "Weibcrlist und Gottes Gnade hat kein Ende," ja sogar: "Wenns ein Weib
nicht kann, dann ist der Teufel ohnmächtig." Aber auch die stärkste Waffe der
Frau, mit der sie ihre größten Erfolge erringt, wird schon damals richtig geschätzt:
"Weiberträucn geben kein Pfand." Ferner wird ihre Zanksucht gegeißelt: "Wo
kein Zank ist, da ist Cölibat," ihre Unzuverlässigkeit: "Sechs Frauen wissen siebenmal
nicht, was sie wollen," und selbst in einer Zeit, wo die Fran nach dem Gesetze
noch als unmündig und vollkommen machtlos galt, ihre Herrschsucht: "Die Männer
regieren pnvli<;o die Stadt, die Weiber privatim die Männer." Daher die Warnung:
.Wer seinem Weibe zu viel Willen läßt, der verdirbt es." oder: "Wo das Weib
Herr ist. da ist der Teufel Amtmann." Am größten ist die Gefahr der Weiber-
herrschcift da. wo die Fran die Kosten des Haushaltes bestreitet; nicht genug kann
daher nach der Meinung des Sprüchwortes vor reichen Heiraten gewarnt werden:


Mitgift ist der Männer Gist,
Die der Weiber Herrschaft Stift'I
Wo das Weib ernährt den Mann,
Will sie ihn zum Spielball ha'n.

Auch in der Schönheit wird eine unheilvolle Mitgift gesehen: "Ein schönes Weib
und ein geschlitztes Kleid bleiben leicht hangen." Ueberdies ist die Abendschönhnt
"ne trügerische:


Lampenschei" und Kerzenlicht
Lobt der Frauen Angesicht.

Häßlichkeit ist freilich auch keine angenehme Beigabe, aber leider: "Ein häßlich Weib
und ein Mctzgerhauklvtz werden selten gestohlen."

Ist von der Frau schon im allgemeinen nichts gutes zu sagen, so natürlich
noch viel weniger von einer alten:


Alte Weiber und stumpfe Besen
Sind in ihrem Leben noch nie nix gewesen.
Alte Weiber und Hobelspän',
Wenn sie verbrennen, ist es schön.

Aber auch von jungen Mädchen wird nicht viel gehalten. Entweder:


Wenn die Mädchen flügge,
Sind sie voller Tücke

°der: "Em Mädchen und ein Orgelwerk sind beide leicht zu spielen," und die
Witwen kommen nicht besser weg: "Ein Witib ist wie ein Dornstrauch, da
do Rosen von sind." Freilich ist ihr Loos ein trauriges: "Vou Witwcuholz will
ein jeder Späne abhauen." Aber sie siud auch danach: "Witwen haben ein kurzes
Gedächtnis," und auch die Verbindung mit ihnen ist gefährlich:


Literatur.

„Was Wciberzungeu und' Hühner ausscharren, ist unwert" — „Wenn alle Weibcr-
lügen Hafer fräßen, so müßten die Pferde verhungern" — ihre Trägheit:


Große Pfanne, feines Sieb,
Faule Frau: Drei böse Dieb'.
Daß so spät es tagt,
Hat noch keine Frau beklagt

ihre verderbliche Listigkeit:


Weibcrlist und Psnsfentrug
Ist aller Orten überg'ung,

oder: „Weibcrlist und Gottes Gnade hat kein Ende," ja sogar: „Wenns ein Weib
nicht kann, dann ist der Teufel ohnmächtig." Aber auch die stärkste Waffe der
Frau, mit der sie ihre größten Erfolge erringt, wird schon damals richtig geschätzt:
„Weiberträucn geben kein Pfand." Ferner wird ihre Zanksucht gegeißelt: „Wo
kein Zank ist, da ist Cölibat," ihre Unzuverlässigkeit: „Sechs Frauen wissen siebenmal
nicht, was sie wollen," und selbst in einer Zeit, wo die Fran nach dem Gesetze
noch als unmündig und vollkommen machtlos galt, ihre Herrschsucht: „Die Männer
regieren pnvli<;o die Stadt, die Weiber privatim die Männer." Daher die Warnung:
.Wer seinem Weibe zu viel Willen läßt, der verdirbt es." oder: „Wo das Weib
Herr ist. da ist der Teufel Amtmann." Am größten ist die Gefahr der Weiber-
herrschcift da. wo die Fran die Kosten des Haushaltes bestreitet; nicht genug kann
daher nach der Meinung des Sprüchwortes vor reichen Heiraten gewarnt werden:


Mitgift ist der Männer Gist,
Die der Weiber Herrschaft Stift'I
Wo das Weib ernährt den Mann,
Will sie ihn zum Spielball ha'n.

Auch in der Schönheit wird eine unheilvolle Mitgift gesehen: „Ein schönes Weib
und ein geschlitztes Kleid bleiben leicht hangen." Ueberdies ist die Abendschönhnt
"ne trügerische:


Lampenschei» und Kerzenlicht
Lobt der Frauen Angesicht.

Häßlichkeit ist freilich auch keine angenehme Beigabe, aber leider: „Ein häßlich Weib
und ein Mctzgerhauklvtz werden selten gestohlen."

Ist von der Frau schon im allgemeinen nichts gutes zu sagen, so natürlich
noch viel weniger von einer alten:


Alte Weiber und stumpfe Besen
Sind in ihrem Leben noch nie nix gewesen.
Alte Weiber und Hobelspän',
Wenn sie verbrennen, ist es schön.

Aber auch von jungen Mädchen wird nicht viel gehalten. Entweder:


Wenn die Mädchen flügge,
Sind sie voller Tücke

°der: „Em Mädchen und ein Orgelwerk sind beide leicht zu spielen," und die
Witwen kommen nicht besser weg: „Ein Witib ist wie ein Dornstrauch, da
do Rosen von sind." Freilich ist ihr Loos ein trauriges: „Vou Witwcuholz will
ein jeder Späne abhauen." Aber sie siud auch danach: „Witwen haben ein kurzes
Gedächtnis," und auch die Verbindung mit ihnen ist gefährlich:


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[0159] Literatur. „Was Wciberzungeu und' Hühner ausscharren, ist unwert" — „Wenn alle Weibcr- lügen Hafer fräßen, so müßten die Pferde verhungern" — ihre Trägheit: Große Pfanne, feines Sieb, Faule Frau: Drei böse Dieb'. Daß so spät es tagt, Hat noch keine Frau beklagt ihre verderbliche Listigkeit: Weibcrlist und Psnsfentrug Ist aller Orten überg'ung, oder: „Weibcrlist und Gottes Gnade hat kein Ende," ja sogar: „Wenns ein Weib nicht kann, dann ist der Teufel ohnmächtig." Aber auch die stärkste Waffe der Frau, mit der sie ihre größten Erfolge erringt, wird schon damals richtig geschätzt: „Weiberträucn geben kein Pfand." Ferner wird ihre Zanksucht gegeißelt: „Wo kein Zank ist, da ist Cölibat," ihre Unzuverlässigkeit: „Sechs Frauen wissen siebenmal nicht, was sie wollen," und selbst in einer Zeit, wo die Fran nach dem Gesetze noch als unmündig und vollkommen machtlos galt, ihre Herrschsucht: „Die Männer regieren pnvli<;o die Stadt, die Weiber privatim die Männer." Daher die Warnung: .Wer seinem Weibe zu viel Willen läßt, der verdirbt es." oder: „Wo das Weib Herr ist. da ist der Teufel Amtmann." Am größten ist die Gefahr der Weiber- herrschcift da. wo die Fran die Kosten des Haushaltes bestreitet; nicht genug kann daher nach der Meinung des Sprüchwortes vor reichen Heiraten gewarnt werden: Mitgift ist der Männer Gist, Die der Weiber Herrschaft Stift'I Wo das Weib ernährt den Mann, Will sie ihn zum Spielball ha'n. Auch in der Schönheit wird eine unheilvolle Mitgift gesehen: „Ein schönes Weib und ein geschlitztes Kleid bleiben leicht hangen." Ueberdies ist die Abendschönhnt "ne trügerische: Lampenschei» und Kerzenlicht Lobt der Frauen Angesicht. Häßlichkeit ist freilich auch keine angenehme Beigabe, aber leider: „Ein häßlich Weib und ein Mctzgerhauklvtz werden selten gestohlen." Ist von der Frau schon im allgemeinen nichts gutes zu sagen, so natürlich noch viel weniger von einer alten: Alte Weiber und stumpfe Besen Sind in ihrem Leben noch nie nix gewesen. Alte Weiber und Hobelspän', Wenn sie verbrennen, ist es schön. Aber auch von jungen Mädchen wird nicht viel gehalten. Entweder: Wenn die Mädchen flügge, Sind sie voller Tücke °der: „Em Mädchen und ein Orgelwerk sind beide leicht zu spielen," und die Witwen kommen nicht besser weg: „Ein Witib ist wie ein Dornstrauch, da do Rosen von sind." Freilich ist ihr Loos ein trauriges: „Vou Witwcuholz will ein jeder Späne abhauen." Aber sie siud auch danach: „Witwen haben ein kurzes Gedächtnis," und auch die Verbindung mit ihnen ist gefährlich:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/159>, abgerufen am 17.06.2024.