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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Reform dos englischen Parlaments.

es einen: englische:: Staatsmanne gelingen konnte, etwas für Irland ersprie߬
liches zu schaffen. Damit soll nicht geleugnet werden, daß es unter den irischen
Abgeordneten Leute giebt, welche Jrlond in eine wilde, zur Loslösung Irlands
führenden Anarchie treiben möchten, aus der einzelne Nutzen ziehen könnten.

Ob Grafschaftsvertretung oder Landtag, ob beide zusammen das Parla¬
ment entlasten werden, ruht im Schoße der Zeiten. Augenblicklich ist es in¬
teressant, die Stellung des Premierministers zu diesen Fragen kennen zu lernen.
In seiner zweiten Rede in Midlothian sagte er am 29. November 1879: "Ihre
Lokalverwaltung ist noch immer in dem ungenügenden Zustande, in welchem sie
sich früher befand. In der Ordnung der Lokalverwaltung kann die Lösung
einiger unsre engere Heimat und das ganze Reich berührenden Schwierigkeiten
liegen.... Wenn Sie mich fragen, wie ich über Hoins-Rulö denke, so muß
ich Ihnen erwiedern, daß ich nur dann antworten werde, wenn Sie mir erst
sagen, wie sich die Roms-Rulö zu der Lokalverwaltung verhalten soll. Ich bin
ein Freund der Lokalverwaltung. Ich bin ein Freund großer örtlicher Privi¬
legien und Gewalten. Ich wünsche, ich möchte sagen, ich wünsche sehnlichst das
Parlament von einem Teile seiner Arbeiten entlastet zu sehen. Ich sehe die
Wirksamkeit des Parlaments nicht bloß durch die Obstruktion irischer Mitglieder,
sondern weit schwerer durch die ungeheure Meuge der Aufgaben gelähmt, welche
die Zeit und das Gemüt Ihrer Repräsentanten in Anspruch nehmen. Wir haben
ein überladenes Parlament, und wen:: Irland oder ein andrer Teil des Landes
wünscht und fähig ist, die Lokalverwaltung oder einen Teil der Lokalverwaltung
den: Parlamente abzunehmen, sodaß es das Parlament zu Gunsten der Reichsan¬
gelegenheiten entlastet und kräftigt, so will ich zu einem solchen Plane nicht bloß
meine widerwillige Zustimmung geben, sondern ihn: meine eifrigste Unterstützung
leihen. Eine Grenze, meine Herren, nur eine Grenze muß nach meiner Meinung der
Lokalverwaltung gezogen werden. Nichts darf von einem weisen Staatsmanne oder
ehrlichen Vritten unternommen werden, was die Autorität des kaiserlichen Parla¬
ments schwächen oder in Frage stellen könnte, weil das kaiserliche Parlament in den
drei Königreichen seine überragende Stellung behaupten muß .... Aber wenn
wir im Rahmen dieser Beschränkung solche Anordnungen treffen können, daß
Irland, Schottland, Wales, Teile von England, Angelegenheiten von örtlichen
und speziellein Interesse wirksamer als das Parlament jetzt verwalten können,
so wird das, nach meiner Überzeugung, ein Segen sür die Nation sein.... Das
Parlament ist überladen -- das Parlament ist fast erdrückt. Wenn wir durch
die Schaffung von untergeordneten und abhängigen Gewalten jene überflüssige
Last von den Schultern des Parlaments nehmen, dann werde ich mich nicht
von einer weisen Maßregel dieser Art durch das Wort abschrecken lassen, daß
ich den Vorurteilen der Iloms-Rulörs nachgebe. Ich will Irland kein Prinzip
zugestehen, nichts, was nicht gleicherweise Schottland oder den verschiedenen
Teilen des Vereinigten Königreichs angeboten wird."


Die Reform dos englischen Parlaments.

es einen: englische:: Staatsmanne gelingen konnte, etwas für Irland ersprie߬
liches zu schaffen. Damit soll nicht geleugnet werden, daß es unter den irischen
Abgeordneten Leute giebt, welche Jrlond in eine wilde, zur Loslösung Irlands
führenden Anarchie treiben möchten, aus der einzelne Nutzen ziehen könnten.

Ob Grafschaftsvertretung oder Landtag, ob beide zusammen das Parla¬
ment entlasten werden, ruht im Schoße der Zeiten. Augenblicklich ist es in¬
teressant, die Stellung des Premierministers zu diesen Fragen kennen zu lernen.
In seiner zweiten Rede in Midlothian sagte er am 29. November 1879: „Ihre
Lokalverwaltung ist noch immer in dem ungenügenden Zustande, in welchem sie
sich früher befand. In der Ordnung der Lokalverwaltung kann die Lösung
einiger unsre engere Heimat und das ganze Reich berührenden Schwierigkeiten
liegen.... Wenn Sie mich fragen, wie ich über Hoins-Rulö denke, so muß
ich Ihnen erwiedern, daß ich nur dann antworten werde, wenn Sie mir erst
sagen, wie sich die Roms-Rulö zu der Lokalverwaltung verhalten soll. Ich bin
ein Freund der Lokalverwaltung. Ich bin ein Freund großer örtlicher Privi¬
legien und Gewalten. Ich wünsche, ich möchte sagen, ich wünsche sehnlichst das
Parlament von einem Teile seiner Arbeiten entlastet zu sehen. Ich sehe die
Wirksamkeit des Parlaments nicht bloß durch die Obstruktion irischer Mitglieder,
sondern weit schwerer durch die ungeheure Meuge der Aufgaben gelähmt, welche
die Zeit und das Gemüt Ihrer Repräsentanten in Anspruch nehmen. Wir haben
ein überladenes Parlament, und wen:: Irland oder ein andrer Teil des Landes
wünscht und fähig ist, die Lokalverwaltung oder einen Teil der Lokalverwaltung
den: Parlamente abzunehmen, sodaß es das Parlament zu Gunsten der Reichsan¬
gelegenheiten entlastet und kräftigt, so will ich zu einem solchen Plane nicht bloß
meine widerwillige Zustimmung geben, sondern ihn: meine eifrigste Unterstützung
leihen. Eine Grenze, meine Herren, nur eine Grenze muß nach meiner Meinung der
Lokalverwaltung gezogen werden. Nichts darf von einem weisen Staatsmanne oder
ehrlichen Vritten unternommen werden, was die Autorität des kaiserlichen Parla¬
ments schwächen oder in Frage stellen könnte, weil das kaiserliche Parlament in den
drei Königreichen seine überragende Stellung behaupten muß .... Aber wenn
wir im Rahmen dieser Beschränkung solche Anordnungen treffen können, daß
Irland, Schottland, Wales, Teile von England, Angelegenheiten von örtlichen
und speziellein Interesse wirksamer als das Parlament jetzt verwalten können,
so wird das, nach meiner Überzeugung, ein Segen sür die Nation sein.... Das
Parlament ist überladen — das Parlament ist fast erdrückt. Wenn wir durch
die Schaffung von untergeordneten und abhängigen Gewalten jene überflüssige
Last von den Schultern des Parlaments nehmen, dann werde ich mich nicht
von einer weisen Maßregel dieser Art durch das Wort abschrecken lassen, daß
ich den Vorurteilen der Iloms-Rulörs nachgebe. Ich will Irland kein Prinzip
zugestehen, nichts, was nicht gleicherweise Schottland oder den verschiedenen
Teilen des Vereinigten Königreichs angeboten wird."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/168>, abgerufen am 17.06.2024.