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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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gerückt sind als jene älteren Führer, dann werden Sie auch gerne bekenne", gut
geführt "morden zu sein, Dann werden Sie aus eigenem Antriebe jenen Ruf an¬
stimmen, zu welchem heute ich Sie nach auffordere, zu dem Rufe: Hoch leben unsere
Altmeister, unsere Führer Cornelius und Overbeck!

München, am 11, April 1344,


2,
Abschied von den Münchnern,

Meine Herren, so oft ich noch diesem Tage entgegensah, beschäftigte mich das
eine oder andre, was ich glaubte Ihnen an das Herz legen zu müssen. Es waren
aber immer Gedanken, die sich zunächst auf Sie, auf Ihren künstlerischen Beruf
, oder auf die Kunst im allgemeinen bezogen. Heute zum erstenmal sehe ich mich
veranlaßt, von meiner Person allein zu reden.

Wenn ich sonst bei dem mannichfncheu Wechsel der Glieder dieses Kreises mein
Verhältnis zu demselben für ebenso unveränderlich halten konnte, als meine Ge¬
sinnung gegen ihn; wenn die Kette, welche unser Kreis darstellt, in fester Glie¬
derung sonst sich stets ergänzte, so ninß heute ich derjenige sein, der Ihnen sagt,
daß dieses Fest zum letztenmal gefeiert wird, daß wir hente ein Abschiedsfest, mein
Abschicdsfcst begehen.

Die Stadt, in der ich nun seit fast zwei Jahrzehnten weile, die ich nie,
weder mit dem Kopfe noch mit dem Herzen, anders denn als die Stätte meines
Bleibens betrachtete, soll ich verlassen und in jenes Land zurückkehren, da ich ge¬
boren bin und die Zeit meiner Jugend verlebte, Glauben Sie mir, meine Freunde,
daß ich nur mit schwerem Herzen an den Abschied denke, daß ich aber doch getrost
und festen Mutes dem neuen Ziele entgegengehe; denn gewiß: es ist mein Beruf,
der mich dahin führt, und eine gute deutsche Stadt ist's, die mich ruft.

Lcisseu Sie uns hente den Abschiedsgedanken nicht allzu sehr nachhängen, viel¬
mehr die Überzeugung in das Herz fassen, daß eS kommen sollte, wie es gekommen
ist, und in dieser Überzeugung fröhlich sein. Lassen Sie uns festhalten in der
Freundschaft, in treuer Erinnerung an einander. Ich werde nie vergessen, was
Sie in dieser letzten Zeit für mich gethan haben, und den Dank tren im Herzen
bewahren, den ich auszusprechen nicht vermag. Lassen Sie uns festhalten an dem,
was wir in unserm Berufe als recht und wahr erkannten. Bleiben wir auch uicht
bei einander in München, so lassen Sie uns doch stets echte Münchner bleiben.

Ich, jetzt und hernach mit Leib und Leben ein Münchner, erhebe das Glas
und leere es auf das Wohl der Münchner.

München, den 23. April 1846,


3.
Abschiedswort an die Münchner Kollegen, Freunde und Schüler,

Meine Herren, es ist mir tröstlich und erhebend, eine Vereinigung wie die
heutige vor mir zu sehen; denn ich darf in diesem letzten Gruß, den Sie an mich
richten, einen Beweis erblicken, daß Sie mit guter Meinung mich ziehen lassen
und nicht etwa von mir glauben, daß ich uur einer fetteren Weide, einer reichlicheren
Ausbeute nachgehe, nachdem hier eine mühelose Ernte beendigt ist.

Die Zeit ist gemessen, und ich will nicht zu viel Worte machen.


gerückt sind als jene älteren Führer, dann werden Sie auch gerne bekenne», gut
geführt »morden zu sein, Dann werden Sie aus eigenem Antriebe jenen Ruf an¬
stimmen, zu welchem heute ich Sie nach auffordere, zu dem Rufe: Hoch leben unsere
Altmeister, unsere Führer Cornelius und Overbeck!

München, am 11, April 1344,


2,
Abschied von den Münchnern,

Meine Herren, so oft ich noch diesem Tage entgegensah, beschäftigte mich das
eine oder andre, was ich glaubte Ihnen an das Herz legen zu müssen. Es waren
aber immer Gedanken, die sich zunächst auf Sie, auf Ihren künstlerischen Beruf
, oder auf die Kunst im allgemeinen bezogen. Heute zum erstenmal sehe ich mich
veranlaßt, von meiner Person allein zu reden.

Wenn ich sonst bei dem mannichfncheu Wechsel der Glieder dieses Kreises mein
Verhältnis zu demselben für ebenso unveränderlich halten konnte, als meine Ge¬
sinnung gegen ihn; wenn die Kette, welche unser Kreis darstellt, in fester Glie¬
derung sonst sich stets ergänzte, so ninß heute ich derjenige sein, der Ihnen sagt,
daß dieses Fest zum letztenmal gefeiert wird, daß wir hente ein Abschiedsfest, mein
Abschicdsfcst begehen.

Die Stadt, in der ich nun seit fast zwei Jahrzehnten weile, die ich nie,
weder mit dem Kopfe noch mit dem Herzen, anders denn als die Stätte meines
Bleibens betrachtete, soll ich verlassen und in jenes Land zurückkehren, da ich ge¬
boren bin und die Zeit meiner Jugend verlebte, Glauben Sie mir, meine Freunde,
daß ich nur mit schwerem Herzen an den Abschied denke, daß ich aber doch getrost
und festen Mutes dem neuen Ziele entgegengehe; denn gewiß: es ist mein Beruf,
der mich dahin führt, und eine gute deutsche Stadt ist's, die mich ruft.

Lcisseu Sie uns hente den Abschiedsgedanken nicht allzu sehr nachhängen, viel¬
mehr die Überzeugung in das Herz fassen, daß eS kommen sollte, wie es gekommen
ist, und in dieser Überzeugung fröhlich sein. Lassen Sie uns festhalten in der
Freundschaft, in treuer Erinnerung an einander. Ich werde nie vergessen, was
Sie in dieser letzten Zeit für mich gethan haben, und den Dank tren im Herzen
bewahren, den ich auszusprechen nicht vermag. Lassen Sie uns festhalten an dem,
was wir in unserm Berufe als recht und wahr erkannten. Bleiben wir auch uicht
bei einander in München, so lassen Sie uns doch stets echte Münchner bleiben.

Ich, jetzt und hernach mit Leib und Leben ein Münchner, erhebe das Glas
und leere es auf das Wohl der Münchner.

München, den 23. April 1846,


3.
Abschiedswort an die Münchner Kollegen, Freunde und Schüler,

Meine Herren, es ist mir tröstlich und erhebend, eine Vereinigung wie die
heutige vor mir zu sehen; denn ich darf in diesem letzten Gruß, den Sie an mich
richten, einen Beweis erblicken, daß Sie mit guter Meinung mich ziehen lassen
und nicht etwa von mir glauben, daß ich uur einer fetteren Weide, einer reichlicheren
Ausbeute nachgehe, nachdem hier eine mühelose Ernte beendigt ist.

Die Zeit ist gemessen, und ich will nicht zu viel Worte machen.


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[0668] gerückt sind als jene älteren Führer, dann werden Sie auch gerne bekenne», gut geführt »morden zu sein, Dann werden Sie aus eigenem Antriebe jenen Ruf an¬ stimmen, zu welchem heute ich Sie nach auffordere, zu dem Rufe: Hoch leben unsere Altmeister, unsere Führer Cornelius und Overbeck! München, am 11, April 1344, 2, Abschied von den Münchnern, Meine Herren, so oft ich noch diesem Tage entgegensah, beschäftigte mich das eine oder andre, was ich glaubte Ihnen an das Herz legen zu müssen. Es waren aber immer Gedanken, die sich zunächst auf Sie, auf Ihren künstlerischen Beruf , oder auf die Kunst im allgemeinen bezogen. Heute zum erstenmal sehe ich mich veranlaßt, von meiner Person allein zu reden. Wenn ich sonst bei dem mannichfncheu Wechsel der Glieder dieses Kreises mein Verhältnis zu demselben für ebenso unveränderlich halten konnte, als meine Ge¬ sinnung gegen ihn; wenn die Kette, welche unser Kreis darstellt, in fester Glie¬ derung sonst sich stets ergänzte, so ninß heute ich derjenige sein, der Ihnen sagt, daß dieses Fest zum letztenmal gefeiert wird, daß wir hente ein Abschiedsfest, mein Abschicdsfcst begehen. Die Stadt, in der ich nun seit fast zwei Jahrzehnten weile, die ich nie, weder mit dem Kopfe noch mit dem Herzen, anders denn als die Stätte meines Bleibens betrachtete, soll ich verlassen und in jenes Land zurückkehren, da ich ge¬ boren bin und die Zeit meiner Jugend verlebte, Glauben Sie mir, meine Freunde, daß ich nur mit schwerem Herzen an den Abschied denke, daß ich aber doch getrost und festen Mutes dem neuen Ziele entgegengehe; denn gewiß: es ist mein Beruf, der mich dahin führt, und eine gute deutsche Stadt ist's, die mich ruft. Lcisseu Sie uns hente den Abschiedsgedanken nicht allzu sehr nachhängen, viel¬ mehr die Überzeugung in das Herz fassen, daß eS kommen sollte, wie es gekommen ist, und in dieser Überzeugung fröhlich sein. Lassen Sie uns festhalten in der Freundschaft, in treuer Erinnerung an einander. Ich werde nie vergessen, was Sie in dieser letzten Zeit für mich gethan haben, und den Dank tren im Herzen bewahren, den ich auszusprechen nicht vermag. Lassen Sie uns festhalten an dem, was wir in unserm Berufe als recht und wahr erkannten. Bleiben wir auch uicht bei einander in München, so lassen Sie uns doch stets echte Münchner bleiben. Ich, jetzt und hernach mit Leib und Leben ein Münchner, erhebe das Glas und leere es auf das Wohl der Münchner. München, den 23. April 1846, 3. Abschiedswort an die Münchner Kollegen, Freunde und Schüler, Meine Herren, es ist mir tröstlich und erhebend, eine Vereinigung wie die heutige vor mir zu sehen; denn ich darf in diesem letzten Gruß, den Sie an mich richten, einen Beweis erblicken, daß Sie mit guter Meinung mich ziehen lassen und nicht etwa von mir glauben, daß ich uur einer fetteren Weide, einer reichlicheren Ausbeute nachgehe, nachdem hier eine mühelose Ernte beendigt ist. Die Zeit ist gemessen, und ich will nicht zu viel Worte machen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/668>, abgerufen am 17.06.2024.