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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

Im Bankhause lernt ihn Herr Ulrich, der Held der Erzählung, kennen; d. h.
eigentlich


theilt er (Ulrich) den Rang
Für diesesmal mit vier bis fünf Personen,

und der Dichter erklärt die vier bis fünf Personen für gleichberechtigt im Poetischen
Heldentum. Ulrich ist Bankbeamter und Dr. .jur.


Gebildet ist er sehr. Spielt gut die Geige,
Und für Gelegenheiten reimt er auch
Nicht übel, ohne die Poetenstcige (sie)
Aufwärts zu klimmen bis zum Lorbeerstrauch.

Zum Glück ist er auch noch ledig, denn sonst wäre ja die ganze Handlung nicht
möglich.

Eines Abends ist er in der Oper; im Zwischenakte geht er hinab "in die
Treppenhalle," wo sich "der Galerieentstiegne" und der "Befrackte des ersten
Ranges" zusammen finden; hier trifft er Uslar, wie er meint, und spricht mit
ihm ein paar Worte. Da verschwindet der Junge, und zu Ulrich tritt


mit Späherblickcn
Dem Knaben folgend (Kneifer auf der Nah')

Herr Guido.


Er war Baron, doch nicht von den gebornen,
Und fand er sonst das Leben schon genießlich,
Lebt' als Baron er dem Genuß ausschließlich.

Dieser meint, Uslar müsse ein verkleidetes Mädchen sein. Ulrich erschrickt, weil
er "stets mit dem Knaben frei und rückhaltlos gesprochen" habe, sagt aber:


Ihr Schreckschuß (ist) mir kein Terror Panicus!
Ich weiß, der Jung' ist Lehrling beim Mechanikus.

Er läßt darauf Guido stehen,


da zugleich die Glocke
Zu seinem Sperrsitz rust im untern Stocke.

Nach Schluß des Theaters will er den Knaben erwarten, doch trifft er ihn nicht
und geht schließlich, da es schlechtes Wetter ist,


Kaloschenfroh durch Nacht und Pfützcngrcuel.

Darauf vergehen einige Tage,


Und unversehens mußte Ulrich reisen
In eiligsten Geschäft. Denn X für U
Wollt' eine Bank in Warschau sich erlauben.

Während der Fahrt denkt er über das Problem, ob Knabe oder Mädchen?
viel nach.


Und sicher, daß vom Schlaf die Zeit er borgt,
Da, zu dem Aerger über Warschaus Banken,
Im Busen ihm der neue Zweifel worgt (!)

Nach seiner Rückkehr trifft er Uslar und Pseudoaskan (Cesario) im Museum und
Wird nun aufgeklärt. Er dankt ihnen, heißt sie mit Vertrauen


Zu Schutz und Freundens(hio)pflichtcn auf ihn bauen,

und darauf feiern sie diesen Tag "einfach, aber froh" in einem "Mtthlenthal" I


Litteratur

Im Bankhause lernt ihn Herr Ulrich, der Held der Erzählung, kennen; d. h.
eigentlich


theilt er (Ulrich) den Rang
Für diesesmal mit vier bis fünf Personen,

und der Dichter erklärt die vier bis fünf Personen für gleichberechtigt im Poetischen
Heldentum. Ulrich ist Bankbeamter und Dr. .jur.


Gebildet ist er sehr. Spielt gut die Geige,
Und für Gelegenheiten reimt er auch
Nicht übel, ohne die Poetenstcige (sie)
Aufwärts zu klimmen bis zum Lorbeerstrauch.

Zum Glück ist er auch noch ledig, denn sonst wäre ja die ganze Handlung nicht
möglich.

Eines Abends ist er in der Oper; im Zwischenakte geht er hinab „in die
Treppenhalle," wo sich „der Galerieentstiegne" und der „Befrackte des ersten
Ranges" zusammen finden; hier trifft er Uslar, wie er meint, und spricht mit
ihm ein paar Worte. Da verschwindet der Junge, und zu Ulrich tritt


mit Späherblickcn
Dem Knaben folgend (Kneifer auf der Nah')

Herr Guido.


Er war Baron, doch nicht von den gebornen,
Und fand er sonst das Leben schon genießlich,
Lebt' als Baron er dem Genuß ausschließlich.

Dieser meint, Uslar müsse ein verkleidetes Mädchen sein. Ulrich erschrickt, weil
er „stets mit dem Knaben frei und rückhaltlos gesprochen" habe, sagt aber:


Ihr Schreckschuß (ist) mir kein Terror Panicus!
Ich weiß, der Jung' ist Lehrling beim Mechanikus.

Er läßt darauf Guido stehen,


da zugleich die Glocke
Zu seinem Sperrsitz rust im untern Stocke.

Nach Schluß des Theaters will er den Knaben erwarten, doch trifft er ihn nicht
und geht schließlich, da es schlechtes Wetter ist,


Kaloschenfroh durch Nacht und Pfützcngrcuel.

Darauf vergehen einige Tage,


Und unversehens mußte Ulrich reisen
In eiligsten Geschäft. Denn X für U
Wollt' eine Bank in Warschau sich erlauben.

Während der Fahrt denkt er über das Problem, ob Knabe oder Mädchen?
viel nach.


Und sicher, daß vom Schlaf die Zeit er borgt,
Da, zu dem Aerger über Warschaus Banken,
Im Busen ihm der neue Zweifel worgt (!)

Nach seiner Rückkehr trifft er Uslar und Pseudoaskan (Cesario) im Museum und
Wird nun aufgeklärt. Er dankt ihnen, heißt sie mit Vertrauen


Zu Schutz und Freundens(hio)pflichtcn auf ihn bauen,

und darauf feiern sie diesen Tag „einfach, aber froh" in einem „Mtthlenthal" I


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[0207] Litteratur Im Bankhause lernt ihn Herr Ulrich, der Held der Erzählung, kennen; d. h. eigentlich theilt er (Ulrich) den Rang Für diesesmal mit vier bis fünf Personen, und der Dichter erklärt die vier bis fünf Personen für gleichberechtigt im Poetischen Heldentum. Ulrich ist Bankbeamter und Dr. .jur. Gebildet ist er sehr. Spielt gut die Geige, Und für Gelegenheiten reimt er auch Nicht übel, ohne die Poetenstcige (sie) Aufwärts zu klimmen bis zum Lorbeerstrauch. Zum Glück ist er auch noch ledig, denn sonst wäre ja die ganze Handlung nicht möglich. Eines Abends ist er in der Oper; im Zwischenakte geht er hinab „in die Treppenhalle," wo sich „der Galerieentstiegne" und der „Befrackte des ersten Ranges" zusammen finden; hier trifft er Uslar, wie er meint, und spricht mit ihm ein paar Worte. Da verschwindet der Junge, und zu Ulrich tritt mit Späherblickcn Dem Knaben folgend (Kneifer auf der Nah') Herr Guido. Er war Baron, doch nicht von den gebornen, Und fand er sonst das Leben schon genießlich, Lebt' als Baron er dem Genuß ausschließlich. Dieser meint, Uslar müsse ein verkleidetes Mädchen sein. Ulrich erschrickt, weil er „stets mit dem Knaben frei und rückhaltlos gesprochen" habe, sagt aber: Ihr Schreckschuß (ist) mir kein Terror Panicus! Ich weiß, der Jung' ist Lehrling beim Mechanikus. Er läßt darauf Guido stehen, da zugleich die Glocke Zu seinem Sperrsitz rust im untern Stocke. Nach Schluß des Theaters will er den Knaben erwarten, doch trifft er ihn nicht und geht schließlich, da es schlechtes Wetter ist, Kaloschenfroh durch Nacht und Pfützcngrcuel. Darauf vergehen einige Tage, Und unversehens mußte Ulrich reisen In eiligsten Geschäft. Denn X für U Wollt' eine Bank in Warschau sich erlauben. Während der Fahrt denkt er über das Problem, ob Knabe oder Mädchen? viel nach. Und sicher, daß vom Schlaf die Zeit er borgt, Da, zu dem Aerger über Warschaus Banken, Im Busen ihm der neue Zweifel worgt (!) Nach seiner Rückkehr trifft er Uslar und Pseudoaskan (Cesario) im Museum und Wird nun aufgeklärt. Er dankt ihnen, heißt sie mit Vertrauen Zu Schutz und Freundens(hio)pflichtcn auf ihn bauen, und darauf feiern sie diesen Tag „einfach, aber froh" in einem „Mtthlenthal" I

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/207>, abgerufen am 17.06.2024.