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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Die Geschichlo von dem frmiken Aömgssohne

Das Land der älteren hessischen Linie, Hesse,?-Kassel, oder, wie man
später sagte, Kurhessen, bildet keinen eignen Staat des Deutschen Reiches mehr;
was von seiner GebietseutNucklung noch zu erlvähnen ist, soll bei der Vesprechuug
von Preußen, dem es seit 186l> angehört, dargelegt werden. Hier beschränken
wir ans ans die Besprechung von Hessen-Darmstadt, wie man die Gebiete der
jiingren Linie gemeinsam zu bezeichnen Pflegte, obschonbei weitem der größte Teil
derselben mit dein alten Hessen durchaus nichts zu thun hatte. Der Name
des Stammlandes der Dynastie wurde eben ans ihre Besitzungen übertragen.

Nach dem Tode des Stifters Georgs I., der, wie schon erwähnt, einen
Teil des Erbes seines älteren Bruders Philipp an sein Hans gebracht hatte,
trat sofort wieder eine Länderteilnng ein. Der bei weitem größere Teil der
Landgrafschaft fiel zwar seinem ältesten Sohne Ludwig V. zu; der zweite Sohn
begründete aber die Linie Butzbach, die jedoch schon mit 1<i45j mit dem Tode des
Stifters wieder ausstarb; der dritte, Friedrich, begründete im Jahre 16.12 die
Linie Hessen-Homburg, die erst im Jahre 18l><> ausgestorben ist, und über
deren Geschicke seiner Zeit das Nötige gesagt werden soll.

(Schluß folgt)




Die Geschichte von dem kranken Königssohne
von F. Anntze

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WMle heißt der Ziegenbart mit der Krone dort, der sich am Fuße
des Bettes um seineu kranken Sohn abhärmt? Wie heißt die
Schöne, die hereintritt und in ihren sittsamen Schelmenangen
Gift und Gegengift zugleich führt? Wie heißt der Pfuscher von
Arzt, dem erst in diesem Augenblick ein Licht aufgeht, der das
erste Mal in seinem Leben Gelegenheit findet, ein vernünftiges Rezept zu , ver¬
ordnen, eine Arznei zu reichen, die aus dem Grnnde kurirt und die ebenso
wohlschmeckend als heilsam ist?

So schwatzt im letzten Buche des Wilhelm Meister der leichtfertige
Friedrich, indem er auf ein im Vorsaal hängendes Bild hinweist.

Ein Gemälde, das einen Vorgang wie den eben beschriebenen darstellt,
giebt es nicht. Die Geschichte aber, auf die in jenen Worten angespielt wird,
ist bekannt,, es ist die Erzählung von dein kranken Königssohne, der von


Die Geschichlo von dem frmiken Aömgssohne

Das Land der älteren hessischen Linie, Hesse,?-Kassel, oder, wie man
später sagte, Kurhessen, bildet keinen eignen Staat des Deutschen Reiches mehr;
was von seiner GebietseutNucklung noch zu erlvähnen ist, soll bei der Vesprechuug
von Preußen, dem es seit 186l> angehört, dargelegt werden. Hier beschränken
wir ans ans die Besprechung von Hessen-Darmstadt, wie man die Gebiete der
jiingren Linie gemeinsam zu bezeichnen Pflegte, obschonbei weitem der größte Teil
derselben mit dein alten Hessen durchaus nichts zu thun hatte. Der Name
des Stammlandes der Dynastie wurde eben ans ihre Besitzungen übertragen.

Nach dem Tode des Stifters Georgs I., der, wie schon erwähnt, einen
Teil des Erbes seines älteren Bruders Philipp an sein Hans gebracht hatte,
trat sofort wieder eine Länderteilnng ein. Der bei weitem größere Teil der
Landgrafschaft fiel zwar seinem ältesten Sohne Ludwig V. zu; der zweite Sohn
begründete aber die Linie Butzbach, die jedoch schon mit 1<i45j mit dem Tode des
Stifters wieder ausstarb; der dritte, Friedrich, begründete im Jahre 16.12 die
Linie Hessen-Homburg, die erst im Jahre 18l><> ausgestorben ist, und über
deren Geschicke seiner Zeit das Nötige gesagt werden soll.

(Schluß folgt)




Die Geschichte von dem kranken Königssohne
von F. Anntze

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des Bettes um seineu kranken Sohn abhärmt? Wie heißt die
Schöne, die hereintritt und in ihren sittsamen Schelmenangen
Gift und Gegengift zugleich führt? Wie heißt der Pfuscher von
Arzt, dem erst in diesem Augenblick ein Licht aufgeht, der das
erste Mal in seinem Leben Gelegenheit findet, ein vernünftiges Rezept zu , ver¬
ordnen, eine Arznei zu reichen, die aus dem Grnnde kurirt und die ebenso
wohlschmeckend als heilsam ist?

So schwatzt im letzten Buche des Wilhelm Meister der leichtfertige
Friedrich, indem er auf ein im Vorsaal hängendes Bild hinweist.

Ein Gemälde, das einen Vorgang wie den eben beschriebenen darstellt,
giebt es nicht. Die Geschichte aber, auf die in jenen Worten angespielt wird,
ist bekannt,, es ist die Erzählung von dein kranken Königssohne, der von


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[0222] Die Geschichlo von dem frmiken Aömgssohne Das Land der älteren hessischen Linie, Hesse,?-Kassel, oder, wie man später sagte, Kurhessen, bildet keinen eignen Staat des Deutschen Reiches mehr; was von seiner GebietseutNucklung noch zu erlvähnen ist, soll bei der Vesprechuug von Preußen, dem es seit 186l> angehört, dargelegt werden. Hier beschränken wir ans ans die Besprechung von Hessen-Darmstadt, wie man die Gebiete der jiingren Linie gemeinsam zu bezeichnen Pflegte, obschonbei weitem der größte Teil derselben mit dein alten Hessen durchaus nichts zu thun hatte. Der Name des Stammlandes der Dynastie wurde eben ans ihre Besitzungen übertragen. Nach dem Tode des Stifters Georgs I., der, wie schon erwähnt, einen Teil des Erbes seines älteren Bruders Philipp an sein Hans gebracht hatte, trat sofort wieder eine Länderteilnng ein. Der bei weitem größere Teil der Landgrafschaft fiel zwar seinem ältesten Sohne Ludwig V. zu; der zweite Sohn begründete aber die Linie Butzbach, die jedoch schon mit 1<i45j mit dem Tode des Stifters wieder ausstarb; der dritte, Friedrich, begründete im Jahre 16.12 die Linie Hessen-Homburg, die erst im Jahre 18l><> ausgestorben ist, und über deren Geschicke seiner Zeit das Nötige gesagt werden soll. (Schluß folgt) Die Geschichte von dem kranken Königssohne von F. Anntze MS ^NWMÄ^K»»» >F-'«>hö^«»M» U^^L ^ ? WMle heißt der Ziegenbart mit der Krone dort, der sich am Fuße des Bettes um seineu kranken Sohn abhärmt? Wie heißt die Schöne, die hereintritt und in ihren sittsamen Schelmenangen Gift und Gegengift zugleich führt? Wie heißt der Pfuscher von Arzt, dem erst in diesem Augenblick ein Licht aufgeht, der das erste Mal in seinem Leben Gelegenheit findet, ein vernünftiges Rezept zu , ver¬ ordnen, eine Arznei zu reichen, die aus dem Grnnde kurirt und die ebenso wohlschmeckend als heilsam ist? So schwatzt im letzten Buche des Wilhelm Meister der leichtfertige Friedrich, indem er auf ein im Vorsaal hängendes Bild hinweist. Ein Gemälde, das einen Vorgang wie den eben beschriebenen darstellt, giebt es nicht. Die Geschichte aber, auf die in jenen Worten angespielt wird, ist bekannt,, es ist die Erzählung von dein kranken Königssohne, der von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/222>, abgerufen am 17.06.2024.