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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Zu Körners Toni und Znny

fragt erstaunt, weshalb die Türkei? so ruhig seiein Er erhält zur Autwort,
sie hätten einen Brief an den Grafen geschickt, darin freien Abzug gewährt und
dem Zrini viel Gold geboten, der werde jedoch gewiß nicht darauf eingehen,
sondern lieber die alte Stadt ebenso verbrennen wie die neue (I, l). Georg,
Zrinis Sohn, und Alapi kommen hinzu, die mit Entsetzen gehört haben wollen,
Zrini werde die Stadt übergeben. Georg ruft: "Rechnest du nicht auf deu
deutscheu Kaiser?" worauf ihm Alapi erklärt, auf den sei nicht zu hoffen; die
Türken hätten schon das Wasser aus den Gräben abgeleitet, Hungersnot stehe
bevor (l, 2). Da tritt Zriui mit seinen Waffenbrüdern Georg Czschaki, Martin
Radvan, Franz Dandv u. a, auf, und nachdem er die Freunde begrüßt hat,
sucht er sie von der notwendigen Verbrennung der Altstadt zu überzeugen.
Doch giebt er nach, als sich Sektschudi und alle andern für die Stadt ver¬
wenden, vereinigt aber die Anwesenden zu einem Schwur und spricht: "Wenn
ich je meinen Schwur brechen oder durch irgend ein Zeichen mich geneigt zeigen
sollte, ihn brechen zu wollen, wenn ihr nur den bloßen Gedanken bei mir
wahrnehmet, die Treue, die ich dein Vaterlande und meinem König schuldig
bin, zu verletzen und diese Festung, die mir gleichsam als ein hinterlegtes
Gut in Verwahrung gegeben ist, einem andern zurückzugeben, dann sprech' ich
euch selbst von allen euren Pflichten gegen mich los, dann hört auf, mich als
euren Befehlshaber zu betrachten, dann seht mich als euren größten Feind an,
dann haut mir diese rechte Hand ab, mit der ich meinem Fürsten ewige Treue
geschworen, und eure Waffen, die jetzt nach Solimans Blut dürsten, mögen
zuerst in meinem verräterischen Herzenblut gewaschen werden!"

Um ermutigt wünschen Nadvan und Dando einen Ausfall zu machen (I, 4),
als ein Soldat mit einem Zettel um Zrini erscheint, der ihn zum Fürsten von
Kroatien ernennt. Aber Zrini nimmt den Zettel und schießt ihn zur Antwort
ins feindliche Lager. Ebenso kühn denken die Frauen: Katharina Zrini, Maria
Sektschudi, Sophie Mailath, die Braut Georgs, die mit dem Rufe: "Liebe um
Ehre und Ehre um Liebe!" deu Geliebten in den Kampf entläßt.

Der zweite Akt schildert uns die Sorge der Gräfin um ihren Sohn Georg,
die noch wächst, als ein Pfeilbrief gebracht wird, der die Gefangennehmung
Georgs berichtet. Sie malt sich aus, wie sie ihn zerstückeln und foltern werden,
und will ihn erlösen, will den Gatten zur Übergabe bewegen, will Sophie für
ihn bitten lassen. Sie beschwört die übrigen Frauen, bringt den zweiten Sohn,
ihren Raphael, zum Vater, und als dieser den Kleinen bitten hört, fällt eine
Thräne auf die Wange des Kindes. "Diese ist uicht von mir!" ruft der
Knabe, "Viktoria, Mutter!" (II, 3).

Die Not in der Festung wird größer, es kommt zu einer Verschwörung,
ein Teil der Besatzung murrt schon laut. Da ruft Zrini den Soldaten zu:
"Seid ihrs, die ihre Posten und Hnuptleute verlassen haben? Soldat: Wir
sinds. Z.: Habt eure Waffen von euch geworfen? S.: Haben. Z.: Und


Grenzboten I 1839 29
Zu Körners Toni und Znny

fragt erstaunt, weshalb die Türkei? so ruhig seiein Er erhält zur Autwort,
sie hätten einen Brief an den Grafen geschickt, darin freien Abzug gewährt und
dem Zrini viel Gold geboten, der werde jedoch gewiß nicht darauf eingehen,
sondern lieber die alte Stadt ebenso verbrennen wie die neue (I, l). Georg,
Zrinis Sohn, und Alapi kommen hinzu, die mit Entsetzen gehört haben wollen,
Zrini werde die Stadt übergeben. Georg ruft: „Rechnest du nicht auf deu
deutscheu Kaiser?" worauf ihm Alapi erklärt, auf den sei nicht zu hoffen; die
Türken hätten schon das Wasser aus den Gräben abgeleitet, Hungersnot stehe
bevor (l, 2). Da tritt Zriui mit seinen Waffenbrüdern Georg Czschaki, Martin
Radvan, Franz Dandv u. a, auf, und nachdem er die Freunde begrüßt hat,
sucht er sie von der notwendigen Verbrennung der Altstadt zu überzeugen.
Doch giebt er nach, als sich Sektschudi und alle andern für die Stadt ver¬
wenden, vereinigt aber die Anwesenden zu einem Schwur und spricht: „Wenn
ich je meinen Schwur brechen oder durch irgend ein Zeichen mich geneigt zeigen
sollte, ihn brechen zu wollen, wenn ihr nur den bloßen Gedanken bei mir
wahrnehmet, die Treue, die ich dein Vaterlande und meinem König schuldig
bin, zu verletzen und diese Festung, die mir gleichsam als ein hinterlegtes
Gut in Verwahrung gegeben ist, einem andern zurückzugeben, dann sprech' ich
euch selbst von allen euren Pflichten gegen mich los, dann hört auf, mich als
euren Befehlshaber zu betrachten, dann seht mich als euren größten Feind an,
dann haut mir diese rechte Hand ab, mit der ich meinem Fürsten ewige Treue
geschworen, und eure Waffen, die jetzt nach Solimans Blut dürsten, mögen
zuerst in meinem verräterischen Herzenblut gewaschen werden!"

Um ermutigt wünschen Nadvan und Dando einen Ausfall zu machen (I, 4),
als ein Soldat mit einem Zettel um Zrini erscheint, der ihn zum Fürsten von
Kroatien ernennt. Aber Zrini nimmt den Zettel und schießt ihn zur Antwort
ins feindliche Lager. Ebenso kühn denken die Frauen: Katharina Zrini, Maria
Sektschudi, Sophie Mailath, die Braut Georgs, die mit dem Rufe: „Liebe um
Ehre und Ehre um Liebe!" deu Geliebten in den Kampf entläßt.

Der zweite Akt schildert uns die Sorge der Gräfin um ihren Sohn Georg,
die noch wächst, als ein Pfeilbrief gebracht wird, der die Gefangennehmung
Georgs berichtet. Sie malt sich aus, wie sie ihn zerstückeln und foltern werden,
und will ihn erlösen, will den Gatten zur Übergabe bewegen, will Sophie für
ihn bitten lassen. Sie beschwört die übrigen Frauen, bringt den zweiten Sohn,
ihren Raphael, zum Vater, und als dieser den Kleinen bitten hört, fällt eine
Thräne auf die Wange des Kindes. „Diese ist uicht von mir!" ruft der
Knabe, „Viktoria, Mutter!" (II, 3).

Die Not in der Festung wird größer, es kommt zu einer Verschwörung,
ein Teil der Besatzung murrt schon laut. Da ruft Zrini den Soldaten zu:
"Seid ihrs, die ihre Posten und Hnuptleute verlassen haben? Soldat: Wir
sinds. Z.: Habt eure Waffen von euch geworfen? S.: Haben. Z.: Und


Grenzboten I 1839 29
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[0233] Zu Körners Toni und Znny fragt erstaunt, weshalb die Türkei? so ruhig seiein Er erhält zur Autwort, sie hätten einen Brief an den Grafen geschickt, darin freien Abzug gewährt und dem Zrini viel Gold geboten, der werde jedoch gewiß nicht darauf eingehen, sondern lieber die alte Stadt ebenso verbrennen wie die neue (I, l). Georg, Zrinis Sohn, und Alapi kommen hinzu, die mit Entsetzen gehört haben wollen, Zrini werde die Stadt übergeben. Georg ruft: „Rechnest du nicht auf deu deutscheu Kaiser?" worauf ihm Alapi erklärt, auf den sei nicht zu hoffen; die Türken hätten schon das Wasser aus den Gräben abgeleitet, Hungersnot stehe bevor (l, 2). Da tritt Zriui mit seinen Waffenbrüdern Georg Czschaki, Martin Radvan, Franz Dandv u. a, auf, und nachdem er die Freunde begrüßt hat, sucht er sie von der notwendigen Verbrennung der Altstadt zu überzeugen. Doch giebt er nach, als sich Sektschudi und alle andern für die Stadt ver¬ wenden, vereinigt aber die Anwesenden zu einem Schwur und spricht: „Wenn ich je meinen Schwur brechen oder durch irgend ein Zeichen mich geneigt zeigen sollte, ihn brechen zu wollen, wenn ihr nur den bloßen Gedanken bei mir wahrnehmet, die Treue, die ich dein Vaterlande und meinem König schuldig bin, zu verletzen und diese Festung, die mir gleichsam als ein hinterlegtes Gut in Verwahrung gegeben ist, einem andern zurückzugeben, dann sprech' ich euch selbst von allen euren Pflichten gegen mich los, dann hört auf, mich als euren Befehlshaber zu betrachten, dann seht mich als euren größten Feind an, dann haut mir diese rechte Hand ab, mit der ich meinem Fürsten ewige Treue geschworen, und eure Waffen, die jetzt nach Solimans Blut dürsten, mögen zuerst in meinem verräterischen Herzenblut gewaschen werden!" Um ermutigt wünschen Nadvan und Dando einen Ausfall zu machen (I, 4), als ein Soldat mit einem Zettel um Zrini erscheint, der ihn zum Fürsten von Kroatien ernennt. Aber Zrini nimmt den Zettel und schießt ihn zur Antwort ins feindliche Lager. Ebenso kühn denken die Frauen: Katharina Zrini, Maria Sektschudi, Sophie Mailath, die Braut Georgs, die mit dem Rufe: „Liebe um Ehre und Ehre um Liebe!" deu Geliebten in den Kampf entläßt. Der zweite Akt schildert uns die Sorge der Gräfin um ihren Sohn Georg, die noch wächst, als ein Pfeilbrief gebracht wird, der die Gefangennehmung Georgs berichtet. Sie malt sich aus, wie sie ihn zerstückeln und foltern werden, und will ihn erlösen, will den Gatten zur Übergabe bewegen, will Sophie für ihn bitten lassen. Sie beschwört die übrigen Frauen, bringt den zweiten Sohn, ihren Raphael, zum Vater, und als dieser den Kleinen bitten hört, fällt eine Thräne auf die Wange des Kindes. „Diese ist uicht von mir!" ruft der Knabe, „Viktoria, Mutter!" (II, 3). Die Not in der Festung wird größer, es kommt zu einer Verschwörung, ein Teil der Besatzung murrt schon laut. Da ruft Zrini den Soldaten zu: "Seid ihrs, die ihre Posten und Hnuptleute verlassen haben? Soldat: Wir sinds. Z.: Habt eure Waffen von euch geworfen? S.: Haben. Z.: Und Grenzboten I 1839 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/233>, abgerufen am 17.06.2024.