Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Zu Körners Toni lind Znny geschworen, nicht wieder an eure Posten zu gehen? Z.: Wir gehen auch Diese Schmähungen ertragen die Soldaten nicht, sie bitten um Verzeihung- Zu Körners Toni lind Znny geschworen, nicht wieder an eure Posten zu gehen? Z.: Wir gehen auch Diese Schmähungen ertragen die Soldaten nicht, sie bitten um Verzeihung- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204323"/> <fw type="header" place="top"> Zu Körners Toni lind Znny</fw><lb/> <p xml:id="ID_721" prev="#ID_720"> geschworen, nicht wieder an eure Posten zu gehen? Z.: Wir gehen auch<lb/> uicht. Z.: Den Eid, den ihr Gott und dem Kaiser geschworen, habt ihr ver¬<lb/> gessen? S.: Nicht vergessen. Aber uns auch nicht. Was hilfts, wenn wir alle<lb/> unnützerweise so elendiglich umkommen? Z.: Ihr wollt also, daß ich die Festung<lb/> übergeben soll? S.: Ergeben. Z.: Nicht wahr, die Türken haben euch Geld<lb/> versprochen." S.: Gute Leute. Geld genug, und für unsre Weiber und Liebsten<lb/> Perlen und Diamanten. Z.: Vielleicht schon hinaufgeworfen? S.: Dukaten!<lb/> Z.: Und ihr habes angenommen? S.: Dukaten nimmt ein jeder. Z.: Glaubt<lb/> ihr, sie werden euch ohne Gefahr durchziehen lassen? S.: Ohne Gefahr. Sie<lb/> sind gar nicht so barbarisch, wie man glaubt. Und wenn wir bei ihnen bleiben<lb/> wollen, sollen wir's gut und alles vollauf haben. Z.: Sagen sie. Gut. Ich<lb/> will euch die Thore öffnen lassen. Geht zu euren guten Türken. Ich werde die<lb/> Festung ohne euch verteidigen. Aber zuerst trete einer nach dem andern hervor,<lb/> daß ich den Namen eines jeden aufzeichne; damit der König und die Nation<lb/> diejenigen besonders kennen lerne, die in einer dringenden Not des Vaterlandes<lb/> dasselbe aus Feigheit und niederträchtiger Geldsucht verlassen haben. Solche<lb/> merkwürdige Namen kommen anch in entfernte Länder und auf späte künftige<lb/> Zeit. Ihr könnt weltberühmt dadurch werden. Wer ist der erste? S.: Ich<lb/> nicht. Z.: Keiner kommt. Ich errate die Ursache. Die Furcht des Todes<lb/> ist dringend; diese Musterung ist euch zu weitläufig; ihr wollt geschwind erlöst<lb/> werden. Es sei. So seht nur auf diese Weiber und Knaben hin und macht<lb/> es ihnen nach. Zwar waren bisher eure Knie gewohnt, nur unter euren<lb/> Musketen sich zu beugen, aber was thut man nicht für Gold oder gar für<lb/> das Leben? Kniee wie diese Weiber und Knaben, bittet euren Kommandanten,<lb/> als Feigherzige, Meineidige, Nichtsoldaten, als weinende Weiber und Knaben<lb/> ausziehen zu dürfen. Weil ihrer mehr sind als wir? Machts die Menge<lb/> oder der Mut? Was that Stephan Vodo zu Erlau mit seiner Handvoll<lb/> Mannschaft gegen 125 000 Türken? Haben diese der Besatzung nicht auch Ge¬<lb/> schenke und alles, was sie verlangten, angeboten? Und waren sie so feigherzig<lb/> wie ihr? Nein, bei Gott. Hoch über die Festungswerke erhöhten sie auf Spießen<lb/> eine Totenbahre, zum Zeichen, daß sie bereit wären, für ihren Fürsten und<lb/> das Vaterland zu sterben! Armes Vaterland! Wie schändlich sind deine Söhne<lb/> ausgeartet. Einst waren sie edel und groß, vom Kopf bis auf die Fußzehe»<lb/> stammfest und ohne Tadel. Hoch war ihr Sinn, bieder und stolz; ihr Geist<lb/> wie Feuer, ihr Körper wie Eisen. Mäßigkeit, Übung und Ehrgeiz gaben ihnen<lb/> Stärke. Jtzt, heiliger Stephan, deinem Schatten sei es geklagt, itzt wirft die<lb/> kleinste Gefahr sie zu Boden, itzt verkaufen sie um eine Handvoll Geld Ehre,<lb/> Fürsten und Vaterland, unedel, feigherzig, uiistät. Nein, es giebt keine Ungarn<lb/> mehr. Weichlinge sind wir, Nichtswürdige, Auswürflinge, fremder Nationen<lb/> Bastarde!"</p><lb/> <p xml:id="ID_722" next="#ID_723"> Diese Schmähungen ertragen die Soldaten nicht, sie bitten um Verzeihung-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
Zu Körners Toni lind Znny
geschworen, nicht wieder an eure Posten zu gehen? Z.: Wir gehen auch
uicht. Z.: Den Eid, den ihr Gott und dem Kaiser geschworen, habt ihr ver¬
gessen? S.: Nicht vergessen. Aber uns auch nicht. Was hilfts, wenn wir alle
unnützerweise so elendiglich umkommen? Z.: Ihr wollt also, daß ich die Festung
übergeben soll? S.: Ergeben. Z.: Nicht wahr, die Türken haben euch Geld
versprochen." S.: Gute Leute. Geld genug, und für unsre Weiber und Liebsten
Perlen und Diamanten. Z.: Vielleicht schon hinaufgeworfen? S.: Dukaten!
Z.: Und ihr habes angenommen? S.: Dukaten nimmt ein jeder. Z.: Glaubt
ihr, sie werden euch ohne Gefahr durchziehen lassen? S.: Ohne Gefahr. Sie
sind gar nicht so barbarisch, wie man glaubt. Und wenn wir bei ihnen bleiben
wollen, sollen wir's gut und alles vollauf haben. Z.: Sagen sie. Gut. Ich
will euch die Thore öffnen lassen. Geht zu euren guten Türken. Ich werde die
Festung ohne euch verteidigen. Aber zuerst trete einer nach dem andern hervor,
daß ich den Namen eines jeden aufzeichne; damit der König und die Nation
diejenigen besonders kennen lerne, die in einer dringenden Not des Vaterlandes
dasselbe aus Feigheit und niederträchtiger Geldsucht verlassen haben. Solche
merkwürdige Namen kommen anch in entfernte Länder und auf späte künftige
Zeit. Ihr könnt weltberühmt dadurch werden. Wer ist der erste? S.: Ich
nicht. Z.: Keiner kommt. Ich errate die Ursache. Die Furcht des Todes
ist dringend; diese Musterung ist euch zu weitläufig; ihr wollt geschwind erlöst
werden. Es sei. So seht nur auf diese Weiber und Knaben hin und macht
es ihnen nach. Zwar waren bisher eure Knie gewohnt, nur unter euren
Musketen sich zu beugen, aber was thut man nicht für Gold oder gar für
das Leben? Kniee wie diese Weiber und Knaben, bittet euren Kommandanten,
als Feigherzige, Meineidige, Nichtsoldaten, als weinende Weiber und Knaben
ausziehen zu dürfen. Weil ihrer mehr sind als wir? Machts die Menge
oder der Mut? Was that Stephan Vodo zu Erlau mit seiner Handvoll
Mannschaft gegen 125 000 Türken? Haben diese der Besatzung nicht auch Ge¬
schenke und alles, was sie verlangten, angeboten? Und waren sie so feigherzig
wie ihr? Nein, bei Gott. Hoch über die Festungswerke erhöhten sie auf Spießen
eine Totenbahre, zum Zeichen, daß sie bereit wären, für ihren Fürsten und
das Vaterland zu sterben! Armes Vaterland! Wie schändlich sind deine Söhne
ausgeartet. Einst waren sie edel und groß, vom Kopf bis auf die Fußzehe»
stammfest und ohne Tadel. Hoch war ihr Sinn, bieder und stolz; ihr Geist
wie Feuer, ihr Körper wie Eisen. Mäßigkeit, Übung und Ehrgeiz gaben ihnen
Stärke. Jtzt, heiliger Stephan, deinem Schatten sei es geklagt, itzt wirft die
kleinste Gefahr sie zu Boden, itzt verkaufen sie um eine Handvoll Geld Ehre,
Fürsten und Vaterland, unedel, feigherzig, uiistät. Nein, es giebt keine Ungarn
mehr. Weichlinge sind wir, Nichtswürdige, Auswürflinge, fremder Nationen
Bastarde!"
Diese Schmähungen ertragen die Soldaten nicht, sie bitten um Verzeihung-
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