Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.Am Stammtisch müssen sich jetzt die Jungen alle. Bei den meisten fehlt das rechte Sitzefleisch. Glaubs Ihnen wohl, liebster Herr Professor, kenne die Störenfriede aus Hoffen wir es, Verehrtester Herr Major, begraben wir ihn für heute Nachdruck ist verboten, lieber Herr Doktor, und im übrigen: of inorwi" Es wird überhaupt viel zu viel Wesens mit solchen Halunken gemacht, Oho, daß alles zu Kasernen und Soldaten würde! lachten die andern. Habe ich stets, wenn die verehrten studirten Herren das reden, was der 0 g.mie,6 wimiuz, zitirte der Professor ans der Ode, die er am Nach- Am Stammtisch müssen sich jetzt die Jungen alle. Bei den meisten fehlt das rechte Sitzefleisch. Glaubs Ihnen wohl, liebster Herr Professor, kenne die Störenfriede aus Hoffen wir es, Verehrtester Herr Major, begraben wir ihn für heute Nachdruck ist verboten, lieber Herr Doktor, und im übrigen: of inorwi« Es wird überhaupt viel zu viel Wesens mit solchen Halunken gemacht, Oho, daß alles zu Kasernen und Soldaten würde! lachten die andern. Habe ich stets, wenn die verehrten studirten Herren das reden, was der 0 g.mie,6 wimiuz, zitirte der Professor ans der Ode, die er am Nach- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0597" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/219601"/> <fw type="header" place="top"> Am Stammtisch</fw><lb/> <p xml:id="ID_1828" prev="#ID_1827"> müssen sich jetzt die Jungen alle. Bei den meisten fehlt das rechte Sitzefleisch.<lb/> Nimmt man aber die jungen Herren gehörig dran, gleich kommen die Eltern,<lb/> am liebsten gleich der Hausarzt, und dann heißt es: geistige Überanstrengung,<lb/> Störung der körperlichen Entwicklung u. f. w. Diese Ärzte! Sie glauben<lb/> nicht, wie die uns unser Handwerk erschweren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1829"> Glaubs Ihnen wohl, liebster Herr Professor, kenne die Störenfriede aus<lb/> meiner aktiven Zeit. Auch mir sind diese wandelnden Arzneiflaschen nicht das<lb/> begehrenswerteste geistige Getränk. Immerhin sind sie mir beim Bierglase noch<lb/> lieber als daheim; denn hier steht man ihnen mit gleichen Waffen gegenüber,<lb/> zu Hause ist man gegen sie hilflos wie ein Kind. — Ah, schönen guten Abend,<lb/> Herr Doktor! Hat der Äskulapstab heute Ruhe?</p><lb/> <p xml:id="ID_1830"> Hoffen wir es, Verehrtester Herr Major, begraben wir ihn für heute<lb/> Abend samt Ihrem Feldherrnstab und dem Lineal des Herrn Professors, es<lb/> müßte denn fein, daß ich ihn noch gegen den Landgerichtsrat schwingen müßte:<lb/> der Mann war ja heute ganz des Teufels! Am liebsten hätte er, glaube ich,<lb/> mich an Stelle des freigesprochnen Angeklagten eingesperrt. Nein, war der<lb/> Mann aufgeregt, und bloß deshalb, weil ich einen seiner Kunden, den sie<lb/> wegen einer delikaten Sache, die der Moniteur in seinem Strafkammerrapport<lb/> nur immer mit der Nummer der Paragraphen andeutet, einwickeln wollte«?,<lb/> für unzurechnungsfähig erkläre« mußte. Auch der Staatsanwalt sah mich an,<lb/> als ob er nächstens die Entmündigung gegen mich beantragen wollte. Ja,<lb/> diese Juristen! Pardon, Herr Rechtsanwalt, wollte sagen: diese Richter und<lb/> unser verehrter Herr Tischgenosse in g-dssutia in erster Linie! Ich habe ihnen<lb/> aber heute meinen Standpunkt mit Nachdruck unter die Baretts geschrieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1831"> Nachdruck ist verboten, lieber Herr Doktor, und im übrigen: of inorwi«<lb/> et Ävsöntivns nil niÄ höre, unterbrach ihn der Rechtsanwalt. Wissen Sie,<lb/> mein verehrtester Loinbrosojünger, als Verteidiger sind sie einem ja an¬<lb/> genehm, diese Sachverständigen, aber daß Staatsanwalt und Richter Ihrer<lb/> Theorie von den großen oder angewachsenen Ohren und dein Verbrechertypus<lb/> nicht gerade hold sind, das kann man den Leuten doch eigentlich nachfühlen.<lb/> Na, jeder zupfe sich an seinem Ohre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1832"> Es wird überhaupt viel zu viel Wesens mit solchen Halunken gemacht,<lb/> schnarrte der Major auf. Kopf ab oder fünfzig Points in der Kehrtrichtung,<lb/> von einem alten Sergeanten abgemessen und aufgezählt! Dann brauchten wir<lb/> keine Gefängnisse mehr und keine Advokaten und keine Sachverständigen und<lb/> den ganzen Schnickschnack nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1833"> Oho, daß alles zu Kasernen und Soldaten würde! lachten die andern.<lb/> Sie haben heute Ihren guten Tag, Herr Major.</p><lb/> <p xml:id="ID_1834"> Habe ich stets, wenn die verehrten studirten Herren das reden, was der<lb/> Klempner verarbeitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1835" next="#ID_1836"> 0 g.mie,6 wimiuz, zitirte der Professor ans der Ode, die er am Nach-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0597]
Am Stammtisch
müssen sich jetzt die Jungen alle. Bei den meisten fehlt das rechte Sitzefleisch.
Nimmt man aber die jungen Herren gehörig dran, gleich kommen die Eltern,
am liebsten gleich der Hausarzt, und dann heißt es: geistige Überanstrengung,
Störung der körperlichen Entwicklung u. f. w. Diese Ärzte! Sie glauben
nicht, wie die uns unser Handwerk erschweren.
Glaubs Ihnen wohl, liebster Herr Professor, kenne die Störenfriede aus
meiner aktiven Zeit. Auch mir sind diese wandelnden Arzneiflaschen nicht das
begehrenswerteste geistige Getränk. Immerhin sind sie mir beim Bierglase noch
lieber als daheim; denn hier steht man ihnen mit gleichen Waffen gegenüber,
zu Hause ist man gegen sie hilflos wie ein Kind. — Ah, schönen guten Abend,
Herr Doktor! Hat der Äskulapstab heute Ruhe?
Hoffen wir es, Verehrtester Herr Major, begraben wir ihn für heute
Abend samt Ihrem Feldherrnstab und dem Lineal des Herrn Professors, es
müßte denn fein, daß ich ihn noch gegen den Landgerichtsrat schwingen müßte:
der Mann war ja heute ganz des Teufels! Am liebsten hätte er, glaube ich,
mich an Stelle des freigesprochnen Angeklagten eingesperrt. Nein, war der
Mann aufgeregt, und bloß deshalb, weil ich einen seiner Kunden, den sie
wegen einer delikaten Sache, die der Moniteur in seinem Strafkammerrapport
nur immer mit der Nummer der Paragraphen andeutet, einwickeln wollte«?,
für unzurechnungsfähig erkläre« mußte. Auch der Staatsanwalt sah mich an,
als ob er nächstens die Entmündigung gegen mich beantragen wollte. Ja,
diese Juristen! Pardon, Herr Rechtsanwalt, wollte sagen: diese Richter und
unser verehrter Herr Tischgenosse in g-dssutia in erster Linie! Ich habe ihnen
aber heute meinen Standpunkt mit Nachdruck unter die Baretts geschrieben.
Nachdruck ist verboten, lieber Herr Doktor, und im übrigen: of inorwi«
et Ävsöntivns nil niÄ höre, unterbrach ihn der Rechtsanwalt. Wissen Sie,
mein verehrtester Loinbrosojünger, als Verteidiger sind sie einem ja an¬
genehm, diese Sachverständigen, aber daß Staatsanwalt und Richter Ihrer
Theorie von den großen oder angewachsenen Ohren und dein Verbrechertypus
nicht gerade hold sind, das kann man den Leuten doch eigentlich nachfühlen.
Na, jeder zupfe sich an seinem Ohre.
Es wird überhaupt viel zu viel Wesens mit solchen Halunken gemacht,
schnarrte der Major auf. Kopf ab oder fünfzig Points in der Kehrtrichtung,
von einem alten Sergeanten abgemessen und aufgezählt! Dann brauchten wir
keine Gefängnisse mehr und keine Advokaten und keine Sachverständigen und
den ganzen Schnickschnack nicht.
Oho, daß alles zu Kasernen und Soldaten würde! lachten die andern.
Sie haben heute Ihren guten Tag, Herr Major.
Habe ich stets, wenn die verehrten studirten Herren das reden, was der
Klempner verarbeitet.
0 g.mie,6 wimiuz, zitirte der Professor ans der Ode, die er am Nach-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |