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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Zur Assessorenfrage in Preußen

Meint man, daß keine wesentliche Verschiebung eintreten werde, so irrt man
sich eben, wie ein Blick auf die frühern Verhältnisse der Provinz Hannover
zeigen kann. In Hannover wurde der Assessor vom Justizministerium zur
Anstellung berufen und konnte diese Berufung nicht ablehnen; durch die Zeit
der Anstellung wurde sein Dienstnlter auch für die Gehaltsverhältnisse bestimmt.
Man hatte also dort ungefähr den Zustand, wie er jetzt in ganz Preußen ein¬
geführt werden soll. Diese hannoversche Eigentümlichkeit wurde als berechtigt
anerkannt und nach 1866 bis zum 1. Oktober 1879 aufrecht erhalten. Wie
sich aber infolge dessen die Reihenfolge der Richter gestaltet hat, sieht man aus
dem im Bureau des preußische,? Justizministeriums ausgearbeiteten Termin¬
kalender für 1896. Man braucht uur wenige Jahrgänge aus der Zeit des
Justizministers Leonhardt durchzugehen, dem von keiner Seite jemals Partei¬
lichkeit vorgeworfen worden ist, um zu sehen, wie sich jene Einrichtung uuter
deu besten und günstigsten Verhältnissen gestaltet hat. Darnach haben im
Bezirk des Oberlandesgerichts Celle die unter den Nummern 83 bis 113 auf¬
geführten Richter mit dem beigesetzten Tage des Examens das VesoldungS-
dienstalter noch jetzt in folgender Reihe:


[Beginn Spaltensatz]
83. 23.Innunr1875
'
34 . 9.Mai1.875
85 ,6.Januar1875
86 .. 11.Juli1874
87".. 25.August1875
88 ,, 30.Oktober1875
89 .. 6.November1875
90 .. 18.Dezember1875
91. 30.Dezember1874
"2 ,. 5.Januar1875
93 ., 23,Januar1875
94 .. 0.Januar1875
95 .. 17.Februar1877
96 ,, 27.Februar1.875
97 .. 13.März1875
98 .. 24.April1875
[Spaltenumbruch]
99 .9.Juni1875
100 ., 2.Oktober1875
101 .. 1".Dezember1876
102 ., 13,Januar1877
103 .. . 16.Dezember1876
104 ., (i.Januar1.877
105 ., 17.Februar1877
106 .. 19.Februar1876
107 .. 10.März1877
108 .. 16.Mai1.877
109 ., 1".Juli1.877
110 .. 26.September1.877
111 .. 13,September1876
112 .. 29.November1876
113 ., 27,Innunr1877
[Ende Spaltensatz]

Die Unterschiede sind nicht geringfügig, sondern mehrfach von der Dauer eines
Jahres, und doch lag die Anstellung in der Hand des Ministers, und zwar
eines Ministers, der 8of ira. se Lwclio handelte. Meint man, daß, wenn der
Minister die Auswahl unter deu Referendaren hätte, die verhältnismäßig we¬
nigen Assessoren, die zu den Auserwählten gehören, im wesentlichen nach ihrem
Dienstalter angestellt werden würden, so liefern die hannoverschen Verhältnisse
den Gegenbeweis. In den Jahren, wo jene Richter in Hannover angestellt
wurden, bestand in ganz Preußen ein so großer Mangel an Richtern, daß
nicht uur jeder Assessor sofort kommissarisch beschäftigt wurde, sondern daß


Zur Assessorenfrage in Preußen

Meint man, daß keine wesentliche Verschiebung eintreten werde, so irrt man
sich eben, wie ein Blick auf die frühern Verhältnisse der Provinz Hannover
zeigen kann. In Hannover wurde der Assessor vom Justizministerium zur
Anstellung berufen und konnte diese Berufung nicht ablehnen; durch die Zeit
der Anstellung wurde sein Dienstnlter auch für die Gehaltsverhältnisse bestimmt.
Man hatte also dort ungefähr den Zustand, wie er jetzt in ganz Preußen ein¬
geführt werden soll. Diese hannoversche Eigentümlichkeit wurde als berechtigt
anerkannt und nach 1866 bis zum 1. Oktober 1879 aufrecht erhalten. Wie
sich aber infolge dessen die Reihenfolge der Richter gestaltet hat, sieht man aus
dem im Bureau des preußische,? Justizministeriums ausgearbeiteten Termin¬
kalender für 1896. Man braucht uur wenige Jahrgänge aus der Zeit des
Justizministers Leonhardt durchzugehen, dem von keiner Seite jemals Partei¬
lichkeit vorgeworfen worden ist, um zu sehen, wie sich jene Einrichtung uuter
deu besten und günstigsten Verhältnissen gestaltet hat. Darnach haben im
Bezirk des Oberlandesgerichts Celle die unter den Nummern 83 bis 113 auf¬
geführten Richter mit dem beigesetzten Tage des Examens das VesoldungS-
dienstalter noch jetzt in folgender Reihe:


[Beginn Spaltensatz]
83. 23.Innunr1875
'
34 . 9.Mai1.875
85 ,6.Januar1875
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[Ende Spaltensatz]

Die Unterschiede sind nicht geringfügig, sondern mehrfach von der Dauer eines
Jahres, und doch lag die Anstellung in der Hand des Ministers, und zwar
eines Ministers, der 8of ira. se Lwclio handelte. Meint man, daß, wenn der
Minister die Auswahl unter deu Referendaren hätte, die verhältnismäßig we¬
nigen Assessoren, die zu den Auserwählten gehören, im wesentlichen nach ihrem
Dienstalter angestellt werden würden, so liefern die hannoverschen Verhältnisse
den Gegenbeweis. In den Jahren, wo jene Richter in Hannover angestellt
wurden, bestand in ganz Preußen ein so großer Mangel an Richtern, daß
nicht uur jeder Assessor sofort kommissarisch beschäftigt wurde, sondern daß


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[0115] Zur Assessorenfrage in Preußen Meint man, daß keine wesentliche Verschiebung eintreten werde, so irrt man sich eben, wie ein Blick auf die frühern Verhältnisse der Provinz Hannover zeigen kann. In Hannover wurde der Assessor vom Justizministerium zur Anstellung berufen und konnte diese Berufung nicht ablehnen; durch die Zeit der Anstellung wurde sein Dienstnlter auch für die Gehaltsverhältnisse bestimmt. Man hatte also dort ungefähr den Zustand, wie er jetzt in ganz Preußen ein¬ geführt werden soll. Diese hannoversche Eigentümlichkeit wurde als berechtigt anerkannt und nach 1866 bis zum 1. Oktober 1879 aufrecht erhalten. Wie sich aber infolge dessen die Reihenfolge der Richter gestaltet hat, sieht man aus dem im Bureau des preußische,? Justizministeriums ausgearbeiteten Termin¬ kalender für 1896. Man braucht uur wenige Jahrgänge aus der Zeit des Justizministers Leonhardt durchzugehen, dem von keiner Seite jemals Partei¬ lichkeit vorgeworfen worden ist, um zu sehen, wie sich jene Einrichtung uuter deu besten und günstigsten Verhältnissen gestaltet hat. Darnach haben im Bezirk des Oberlandesgerichts Celle die unter den Nummern 83 bis 113 auf¬ geführten Richter mit dem beigesetzten Tage des Examens das VesoldungS- dienstalter noch jetzt in folgender Reihe: 83. 23.Innunr1875 ' 34 . 9.Mai1.875 85 ,6.Januar1875 86 .. 11.Juli1874 87".. 25.August1875 88 ,, 30.Oktober1875 89 .. 6.November1875 90 .. 18.Dezember1875 91. 30.Dezember1874 »2 ,. 5.Januar1875 93 ., 23,Januar1875 94 .. 0.Januar1875 95 .. 17.Februar1877 96 ,, 27.Februar1.875 97 .. 13.März1875 98 .. 24.April1875 99 .9.Juni1875 100 ., 2.Oktober1875 101 .. 1«.Dezember1876 102 ., 13,Januar1877 103 .. . 16.Dezember1876 104 ., (i.Januar1.877 105 ., 17.Februar1877 106 .. 19.Februar1876 107 .. 10.März1877 108 .. 16.Mai1.877 109 ., 1«.Juli1.877 110 .. 26.September1.877 111 .. 13,September1876 112 .. 29.November1876 113 ., 27,Innunr1877 Die Unterschiede sind nicht geringfügig, sondern mehrfach von der Dauer eines Jahres, und doch lag die Anstellung in der Hand des Ministers, und zwar eines Ministers, der 8of ira. se Lwclio handelte. Meint man, daß, wenn der Minister die Auswahl unter deu Referendaren hätte, die verhältnismäßig we¬ nigen Assessoren, die zu den Auserwählten gehören, im wesentlichen nach ihrem Dienstalter angestellt werden würden, so liefern die hannoverschen Verhältnisse den Gegenbeweis. In den Jahren, wo jene Richter in Hannover angestellt wurden, bestand in ganz Preußen ein so großer Mangel an Richtern, daß nicht uur jeder Assessor sofort kommissarisch beschäftigt wurde, sondern daß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/115>, abgerufen am 06.06.2024.