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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

Ich habe Philipp Jakob Spener, dessen Bedeutung und Ruhm als Theo¬
loge unbestritten ist, als Kronzeugen für die wissenschaftliche Bedeutung der
Genealogie und der Heraldik anführen wollen, Sie müssen doch wohl wertvolle
Zweige für die Wissenschaft sein, wenn sich ein solcher Manu mit solcher Liebe
mit ihnen beschäftigte und einen so großen Teil seiner Kraft daran setzte.




Die industriellen Monopole in den Vereinigten Staaten
von (Oswald Lollmann Nach neuern (ZZnellen dargestellt
(Schluß)
Das Drahtnägelkartell

ruber bediente man sich in Amerika der plutu nan" oder <me man",
die man aus eisernen Blechplatten herausschnitt. Später kamen die
>viro-ug,ils> Drahtnägel, auf, die aus lang aufgezognen Eisen- oder
Stahldraht gemacht werde". Diese fanden jedoch nur langsam Ver¬
breitung: noch im Jahre 1888 wurden in Amerika etwa dreimal
so viele cat natis als wirs "Als fabriziert. Allmählich aber gewannen
die Drahtnägel die Oberhand, was zum Teil, wie es scheint, ihrer großen Billigkeit
zu verdanken war. Während 1875 das Ka-Z' Drahtnägel ein Barret von
45 Kilogramm) noch 20 Dollars gekostet hatte, war sein Preis im April 1897 auf
1,50 Dollar gesunken! Innerhalb desselben Zeitraums war die Produktion' von
20000 auf 600000 tceAS gestiegen.

Dieser gewaltige Rückgang des Preises war nur zum Teil durch die Ver¬
minderung der Herstellungskosten verursacht worden. Viel hatte dazu auch die
Konkurrenz beigetragen, die schon wiederholt zu Überproduktion und zu Absatzkrisen
geführt hatte. Schon im Jahre 1887 klagten einzelne Fabrikanten, daß die Fabri¬
kation der Drahtnägel bei ihrem niedrigen Preisstand keinen Gewinn mehr abwürfe,
und im Jahre 1895 hatte sich diese Lage so verschlechtert, daß die Produzenten
ihre einzige Rettung in einer Verständigung sahen zu dem Zweck, die Produktion
zu regeln und dadurch die Preise zu heben. Demgemäß schlossen acht bedeutende
Gesellschaften unter der geschickten Leitung des Mr. John H. Parks aus Boston ein
Kartell, demi auch die Mehrzahl der kleinern Fabrikanten beitrat. Mr, Parks sah
ein, daß die Fabrikation der Drahtnägel wohl der Gegenstand eines vorübergehenden
Einvernehmens, also eines pooI, sein konnte, daß sie aber zu einer dauernden Kon¬
zentration keine Handhabe bot, folglich zur Errichtung eines Trusts nicht geeignet
war. Danach richtete er seine Politik ein. Da an eine dauernde Organisation
nicht zu denken war, so kam es nur darauf an, möglichst schnell einen recht hohen
Profit zu erzielen, wie es eben bei einer Operation von kurzer Frist angemessen ist.

Vor allem galt es nun, die gesamte Drahtnägelindustrie zu gemeinsamem Vor¬
gehn zu vereinigen. Dies wurde zunächst dadurch erleichtert, daß eine gewisse in¬
dustrielle Konzentration schon vorhanden war, insofern als eben die acht Gesell¬
schaften, die sich zu dem x-vol zusammengethan hatten, die mächtigsten, am besten
organisierten waren. Wer von kleinern Fabrikanten gegen sie anzukämpfen ver-


Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

Ich habe Philipp Jakob Spener, dessen Bedeutung und Ruhm als Theo¬
loge unbestritten ist, als Kronzeugen für die wissenschaftliche Bedeutung der
Genealogie und der Heraldik anführen wollen, Sie müssen doch wohl wertvolle
Zweige für die Wissenschaft sein, wenn sich ein solcher Manu mit solcher Liebe
mit ihnen beschäftigte und einen so großen Teil seiner Kraft daran setzte.




Die industriellen Monopole in den Vereinigten Staaten
von (Oswald Lollmann Nach neuern (ZZnellen dargestellt
(Schluß)
Das Drahtnägelkartell

ruber bediente man sich in Amerika der plutu nan« oder <me man«,
die man aus eisernen Blechplatten herausschnitt. Später kamen die
>viro-ug,ils> Drahtnägel, auf, die aus lang aufgezognen Eisen- oder
Stahldraht gemacht werde». Diese fanden jedoch nur langsam Ver¬
breitung: noch im Jahre 1888 wurden in Amerika etwa dreimal
so viele cat natis als wirs „Als fabriziert. Allmählich aber gewannen
die Drahtnägel die Oberhand, was zum Teil, wie es scheint, ihrer großen Billigkeit
zu verdanken war. Während 1875 das Ka-Z' Drahtnägel ein Barret von
45 Kilogramm) noch 20 Dollars gekostet hatte, war sein Preis im April 1897 auf
1,50 Dollar gesunken! Innerhalb desselben Zeitraums war die Produktion' von
20000 auf 600000 tceAS gestiegen.

Dieser gewaltige Rückgang des Preises war nur zum Teil durch die Ver¬
minderung der Herstellungskosten verursacht worden. Viel hatte dazu auch die
Konkurrenz beigetragen, die schon wiederholt zu Überproduktion und zu Absatzkrisen
geführt hatte. Schon im Jahre 1887 klagten einzelne Fabrikanten, daß die Fabri¬
kation der Drahtnägel bei ihrem niedrigen Preisstand keinen Gewinn mehr abwürfe,
und im Jahre 1895 hatte sich diese Lage so verschlechtert, daß die Produzenten
ihre einzige Rettung in einer Verständigung sahen zu dem Zweck, die Produktion
zu regeln und dadurch die Preise zu heben. Demgemäß schlossen acht bedeutende
Gesellschaften unter der geschickten Leitung des Mr. John H. Parks aus Boston ein
Kartell, demi auch die Mehrzahl der kleinern Fabrikanten beitrat. Mr, Parks sah
ein, daß die Fabrikation der Drahtnägel wohl der Gegenstand eines vorübergehenden
Einvernehmens, also eines pooI, sein konnte, daß sie aber zu einer dauernden Kon¬
zentration keine Handhabe bot, folglich zur Errichtung eines Trusts nicht geeignet
war. Danach richtete er seine Politik ein. Da an eine dauernde Organisation
nicht zu denken war, so kam es nur darauf an, möglichst schnell einen recht hohen
Profit zu erzielen, wie es eben bei einer Operation von kurzer Frist angemessen ist.

Vor allem galt es nun, die gesamte Drahtnägelindustrie zu gemeinsamem Vor¬
gehn zu vereinigen. Dies wurde zunächst dadurch erleichtert, daß eine gewisse in¬
dustrielle Konzentration schon vorhanden war, insofern als eben die acht Gesell¬
schaften, die sich zu dem x-vol zusammengethan hatten, die mächtigsten, am besten
organisierten waren. Wer von kleinern Fabrikanten gegen sie anzukämpfen ver-


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[0628] Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten Ich habe Philipp Jakob Spener, dessen Bedeutung und Ruhm als Theo¬ loge unbestritten ist, als Kronzeugen für die wissenschaftliche Bedeutung der Genealogie und der Heraldik anführen wollen, Sie müssen doch wohl wertvolle Zweige für die Wissenschaft sein, wenn sich ein solcher Manu mit solcher Liebe mit ihnen beschäftigte und einen so großen Teil seiner Kraft daran setzte. Die industriellen Monopole in den Vereinigten Staaten von (Oswald Lollmann Nach neuern (ZZnellen dargestellt (Schluß) Das Drahtnägelkartell ruber bediente man sich in Amerika der plutu nan« oder <me man«, die man aus eisernen Blechplatten herausschnitt. Später kamen die >viro-ug,ils> Drahtnägel, auf, die aus lang aufgezognen Eisen- oder Stahldraht gemacht werde». Diese fanden jedoch nur langsam Ver¬ breitung: noch im Jahre 1888 wurden in Amerika etwa dreimal so viele cat natis als wirs „Als fabriziert. Allmählich aber gewannen die Drahtnägel die Oberhand, was zum Teil, wie es scheint, ihrer großen Billigkeit zu verdanken war. Während 1875 das Ka-Z' Drahtnägel ein Barret von 45 Kilogramm) noch 20 Dollars gekostet hatte, war sein Preis im April 1897 auf 1,50 Dollar gesunken! Innerhalb desselben Zeitraums war die Produktion' von 20000 auf 600000 tceAS gestiegen. Dieser gewaltige Rückgang des Preises war nur zum Teil durch die Ver¬ minderung der Herstellungskosten verursacht worden. Viel hatte dazu auch die Konkurrenz beigetragen, die schon wiederholt zu Überproduktion und zu Absatzkrisen geführt hatte. Schon im Jahre 1887 klagten einzelne Fabrikanten, daß die Fabri¬ kation der Drahtnägel bei ihrem niedrigen Preisstand keinen Gewinn mehr abwürfe, und im Jahre 1895 hatte sich diese Lage so verschlechtert, daß die Produzenten ihre einzige Rettung in einer Verständigung sahen zu dem Zweck, die Produktion zu regeln und dadurch die Preise zu heben. Demgemäß schlossen acht bedeutende Gesellschaften unter der geschickten Leitung des Mr. John H. Parks aus Boston ein Kartell, demi auch die Mehrzahl der kleinern Fabrikanten beitrat. Mr, Parks sah ein, daß die Fabrikation der Drahtnägel wohl der Gegenstand eines vorübergehenden Einvernehmens, also eines pooI, sein konnte, daß sie aber zu einer dauernden Kon¬ zentration keine Handhabe bot, folglich zur Errichtung eines Trusts nicht geeignet war. Danach richtete er seine Politik ein. Da an eine dauernde Organisation nicht zu denken war, so kam es nur darauf an, möglichst schnell einen recht hohen Profit zu erzielen, wie es eben bei einer Operation von kurzer Frist angemessen ist. Vor allem galt es nun, die gesamte Drahtnägelindustrie zu gemeinsamem Vor¬ gehn zu vereinigen. Dies wurde zunächst dadurch erleichtert, daß eine gewisse in¬ dustrielle Konzentration schon vorhanden war, insofern als eben die acht Gesell¬ schaften, die sich zu dem x-vol zusammengethan hatten, die mächtigsten, am besten organisierten waren. Wer von kleinern Fabrikanten gegen sie anzukämpfen ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/628>, abgerufen am 15.06.2024.