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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

das würde sie sicherlich thun, sobald sie sich durch das bi"v lädst bedroht fühlte --,
so würde diese Verbindung ihre Stellung noch mehr verstärken.

Jedenfalls haben wir es hier mit einem ernst zu nehmenden Trust zu thun,
der durch die in der betreffenden Industrie mehr und mehr hervortretende Kon¬
zentration hervorgerufen worden ist und sich mit Hilfe gewisser Patente eine Art
von Monopolstellung errungen hat.




Aus diefer Darstellung der neuern Entwicklung gewisser Industrien geht
nun wohl das eine mit Sicherheit hervor, daß von den verschiednen Ursachen
keine einzige -- weder die verhültmsmäßige Seltenheit des Rohstoffs, noch
die Eigenheiten des Transportwesens, auch nicht die Konzentration, der Zoll¬
tarif oder die Patente -- für sich allein ausreicht, auf sie ein industrielles
Monopol zu gründen. Andrerseits steht es aber fest, daß ohne das Gro߬
kapital keines von diesen Monopolen überhaupt zustande gekommen wäre.

Unser Urteil darüber, ob wir dieses neue System industrieller Ver
einiguugen als einen wirtschaftlichen Fortschritt betrachten müssen oder nicht,
wird von der Bedeutung abhängen, die ihm für die Allgemeinheit zuge¬
schrieben werden muß. Hier ist jedoch ein gewisser Unterschied zu machen.
Wenn mau mit Professor Jenks zur Empfehlung dieses Systems z. B. an¬
führt, daß es die mit der maßlosen Konkurrenz verbundnen Ausgaben (für
Reklamen usw.) erspart, große Kapitnlvergeudung verhütet durch rechtzeitiges
Aufgeben ungünstig liegender Fabriken und durch Konzentration des Betriebs
in den am besten liegenden Fabriken, daß es auch eine Verwertung der in
geringsten Mengen vorkommenden Nebeitprodukte ermöglicht, durch die Be¬
schäftigung der fähigste" Leute und die Anwendung der besten Methoden ge¬
schäftlicher Aunoneierung sowohl im Inland wie im Ausland neue Märkte
erschließt, daß durch die Ausschaltung von Kreuzfrachteu viel Arbeitskraft und
Kosten gespart werden (wie sie z. B. entstehn, wenn dasselbe Produkt in den
verschiednen Stadien seiner Herstellung hin und her befördert werden muß),
daß es die denkbar beste Arbeitsteilung zuläßt und ermöglicht, die Produktion
in verwandten Betriebszweigen aufs praktischste zu organisieren, daß es nicht
nur die besten Köpfe zu seinem Dienst erzieht, sondern auch vou ihren Fabig
leiten den besten Gebrauch macht, indem es jedem einzelnen gerade die Arbeit
zuweist, für die er vorzugsweise geeignet ist, ja daß es für die Bethäti¬
gung von geschäftlichen Talenten erster Klasse überhaupt erst die Gelegenheit
und ein geeignetes Feld bietet - so ist dem gegenüber doch wohl darauf
hinzuweisen, daß manche dieser Vorteile gar nicht durch das Monopol bewirkt
werden, sondern daß sie sich auch dann schon ergeben würden, wenn die be¬
treffende Industrie nur in genügendem Grade konzentriert wäre.

Außerdem aber werde" diese Vorteile wie hoch mau sie auch an
schlagen mag -- durch entgegenstehende schwere Nachteile vielfach wieder auf¬
gewogen.


Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

das würde sie sicherlich thun, sobald sie sich durch das bi»v lädst bedroht fühlte —,
so würde diese Verbindung ihre Stellung noch mehr verstärken.

Jedenfalls haben wir es hier mit einem ernst zu nehmenden Trust zu thun,
der durch die in der betreffenden Industrie mehr und mehr hervortretende Kon¬
zentration hervorgerufen worden ist und sich mit Hilfe gewisser Patente eine Art
von Monopolstellung errungen hat.




Aus diefer Darstellung der neuern Entwicklung gewisser Industrien geht
nun wohl das eine mit Sicherheit hervor, daß von den verschiednen Ursachen
keine einzige — weder die verhültmsmäßige Seltenheit des Rohstoffs, noch
die Eigenheiten des Transportwesens, auch nicht die Konzentration, der Zoll¬
tarif oder die Patente — für sich allein ausreicht, auf sie ein industrielles
Monopol zu gründen. Andrerseits steht es aber fest, daß ohne das Gro߬
kapital keines von diesen Monopolen überhaupt zustande gekommen wäre.

Unser Urteil darüber, ob wir dieses neue System industrieller Ver
einiguugen als einen wirtschaftlichen Fortschritt betrachten müssen oder nicht,
wird von der Bedeutung abhängen, die ihm für die Allgemeinheit zuge¬
schrieben werden muß. Hier ist jedoch ein gewisser Unterschied zu machen.
Wenn mau mit Professor Jenks zur Empfehlung dieses Systems z. B. an¬
führt, daß es die mit der maßlosen Konkurrenz verbundnen Ausgaben (für
Reklamen usw.) erspart, große Kapitnlvergeudung verhütet durch rechtzeitiges
Aufgeben ungünstig liegender Fabriken und durch Konzentration des Betriebs
in den am besten liegenden Fabriken, daß es auch eine Verwertung der in
geringsten Mengen vorkommenden Nebeitprodukte ermöglicht, durch die Be¬
schäftigung der fähigste» Leute und die Anwendung der besten Methoden ge¬
schäftlicher Aunoneierung sowohl im Inland wie im Ausland neue Märkte
erschließt, daß durch die Ausschaltung von Kreuzfrachteu viel Arbeitskraft und
Kosten gespart werden (wie sie z. B. entstehn, wenn dasselbe Produkt in den
verschiednen Stadien seiner Herstellung hin und her befördert werden muß),
daß es die denkbar beste Arbeitsteilung zuläßt und ermöglicht, die Produktion
in verwandten Betriebszweigen aufs praktischste zu organisieren, daß es nicht
nur die besten Köpfe zu seinem Dienst erzieht, sondern auch vou ihren Fabig
leiten den besten Gebrauch macht, indem es jedem einzelnen gerade die Arbeit
zuweist, für die er vorzugsweise geeignet ist, ja daß es für die Bethäti¬
gung von geschäftlichen Talenten erster Klasse überhaupt erst die Gelegenheit
und ein geeignetes Feld bietet - so ist dem gegenüber doch wohl darauf
hinzuweisen, daß manche dieser Vorteile gar nicht durch das Monopol bewirkt
werden, sondern daß sie sich auch dann schon ergeben würden, wenn die be¬
treffende Industrie nur in genügendem Grade konzentriert wäre.

Außerdem aber werde» diese Vorteile wie hoch mau sie auch an
schlagen mag — durch entgegenstehende schwere Nachteile vielfach wieder auf¬
gewogen.


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[0634] Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten das würde sie sicherlich thun, sobald sie sich durch das bi»v lädst bedroht fühlte —, so würde diese Verbindung ihre Stellung noch mehr verstärken. Jedenfalls haben wir es hier mit einem ernst zu nehmenden Trust zu thun, der durch die in der betreffenden Industrie mehr und mehr hervortretende Kon¬ zentration hervorgerufen worden ist und sich mit Hilfe gewisser Patente eine Art von Monopolstellung errungen hat. Aus diefer Darstellung der neuern Entwicklung gewisser Industrien geht nun wohl das eine mit Sicherheit hervor, daß von den verschiednen Ursachen keine einzige — weder die verhültmsmäßige Seltenheit des Rohstoffs, noch die Eigenheiten des Transportwesens, auch nicht die Konzentration, der Zoll¬ tarif oder die Patente — für sich allein ausreicht, auf sie ein industrielles Monopol zu gründen. Andrerseits steht es aber fest, daß ohne das Gro߬ kapital keines von diesen Monopolen überhaupt zustande gekommen wäre. Unser Urteil darüber, ob wir dieses neue System industrieller Ver einiguugen als einen wirtschaftlichen Fortschritt betrachten müssen oder nicht, wird von der Bedeutung abhängen, die ihm für die Allgemeinheit zuge¬ schrieben werden muß. Hier ist jedoch ein gewisser Unterschied zu machen. Wenn mau mit Professor Jenks zur Empfehlung dieses Systems z. B. an¬ führt, daß es die mit der maßlosen Konkurrenz verbundnen Ausgaben (für Reklamen usw.) erspart, große Kapitnlvergeudung verhütet durch rechtzeitiges Aufgeben ungünstig liegender Fabriken und durch Konzentration des Betriebs in den am besten liegenden Fabriken, daß es auch eine Verwertung der in geringsten Mengen vorkommenden Nebeitprodukte ermöglicht, durch die Be¬ schäftigung der fähigste» Leute und die Anwendung der besten Methoden ge¬ schäftlicher Aunoneierung sowohl im Inland wie im Ausland neue Märkte erschließt, daß durch die Ausschaltung von Kreuzfrachteu viel Arbeitskraft und Kosten gespart werden (wie sie z. B. entstehn, wenn dasselbe Produkt in den verschiednen Stadien seiner Herstellung hin und her befördert werden muß), daß es die denkbar beste Arbeitsteilung zuläßt und ermöglicht, die Produktion in verwandten Betriebszweigen aufs praktischste zu organisieren, daß es nicht nur die besten Köpfe zu seinem Dienst erzieht, sondern auch vou ihren Fabig leiten den besten Gebrauch macht, indem es jedem einzelnen gerade die Arbeit zuweist, für die er vorzugsweise geeignet ist, ja daß es für die Bethäti¬ gung von geschäftlichen Talenten erster Klasse überhaupt erst die Gelegenheit und ein geeignetes Feld bietet - so ist dem gegenüber doch wohl darauf hinzuweisen, daß manche dieser Vorteile gar nicht durch das Monopol bewirkt werden, sondern daß sie sich auch dann schon ergeben würden, wenn die be¬ treffende Industrie nur in genügendem Grade konzentriert wäre. Außerdem aber werde» diese Vorteile wie hoch mau sie auch an schlagen mag — durch entgegenstehende schwere Nachteile vielfach wieder auf¬ gewogen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/634>, abgerufen am 15.06.2024.