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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Umnaßgebliches

Eindringen von Leuten zu vermeiden, deren Bildung nicht für so vornehm gilt als
die humanistische. Das ist alles. Sie vergessen dabei, daß sich die ans humani¬
stischen Gymnasien vorgebildeten Mathematiker, Naturwissenschaftler und Neusprachler
schon jahrzehntelang die Konkurrenz ihrer Kollegen, die von den Realgymnasien
herkommen, haben gefallen lassen müssen, beiläufig ohne daß diese dem Ansehen des
Standes das mindeste geschadet hätte, und daß sich kein Mensch, am wenigsten die
den Staat lenkenden Juristen, um ihre etwaigen Proteste gekümmert haben würde.
Jetzt heißt es natürlich: "Ja Bauer, das ist ganz was andres"; wie kann man
Studien, die für die Schulmeisterlcmfbahn genügen, mit solchen vergleichen, die zu
den Hohen des Lebens führen, wohin der Schulmeister niemals gelangt und ge¬
langen darf, weil sonst die Welt einfallen oder mindestens die Alleinherrschaft der
Juristen, die wertvollste Errungenschaft der modernen deutschen Entwicklung, er¬
schüttert werden könnte! Allen diesen ganz ursachlichen, von Partei- oder Standes¬
interessen diktierten Protesten gegenüber kann man nnr immer wiederholen: Wer
die humanistische Bildung für die deutsche Nation retten will, der muß jetzt auf
ihre Alleinherrschaft verzichten. Nun, vielleicht spielt in letzter Stunde der Koni¬
mandant der Hauptkadettenanstult in Groß-Lichterfelde das Interesse der Armee
an der Vermehrung der Kandidaten für die militärärztliche Laufbahn als Trumpf aus
und hilft damit die Gleichberechtigung der Realgymnasien zunächst wenigstens für
das medizinische Studium durchdrücken. Es wäre zwar ein seltsamer Bundesgenosse,
aber er soll uns willkommen sein. Denn wir acceptieren ganz ehrlich die Gleich¬
berechtigung als Mittel, um die Freiheit der humanistischen Schule zu sichern. Oder
sollte der Starke mutig zurückweichen und ein Wort von allerhöchster Stelle unerfüllt
bleiben? Wir können das nicht glauben.

Freilich hat eine der Sitzungen des preußische" Abgeordnetenhauses zu Anfang
März eine seltsame Probe darauf geliefert. Es handelte sich an den vom Hause
schon angenommnen Antrag der Budgetkommission, daß die "Oberlehrer," die
Lehrer an den höhern Schulen, den höchsten Gehalt wie andre höhere Beamten,
namentlich die Richter, nicht erst, wie bisher, mit vierundzwanzig, sondern schon
mit einundzwanzig Dienstjahren erreichen sollten, weil die Statistik leider nach¬
weist, daß das durchschnittliche Dicnstcilter der "Oberlehrer" unter vierundzwanzig
Jahren bleibt. Man hätte nun mindestens erwarten sollen, daß der neue Kultus¬
minister diesen Antrag freudig begrüßt und für das den Oberlehrern bewiesene Wohl¬
wollen gedankt hätte, nachdem die Staatsregierung schon 1872 die Gleichstellung der
höhern Lehrer init den Richtern im Gehalte als eine berechtigte Forderung anerkannt
hatte. Gottbewahre! Er nahm zwar das Wort "Wohlwollen" in den Mund, aber
er behauptete zugleich, daß eine "mechanische" Gleichstellung der Gehalte der höhern
Lehrer mit denen der Richter "wegen der zweifellos vorhandnen Ungleichmäßigkeit
der Berufe" nicht berechtigt sei, und bezeichnete dann die allerdings kräftige Agi¬
tation der Oberlehrer als eine solche, die in der Geschichte des höhern Beamten¬
tums kein Beispiel finde. Beim Finanzminister, Herrn von Miquel, war es an sich
weniger verwunderlich, daß auch er sich ablehnend verhielt, denn er hat aus
seiner Gegnerschaft niemals ein Hehl gemacht; wohl aber war es auffallend, daß
er diese Haltung nicht mit finanziellen Rücksichten begründete -- wahrscheinlich,
weil es keine solchen giebt --, sondern daß er nnr die Gründe seines Kollegen
w verschärften Tone wiederholte und dabei Wendungen brauchte wie die so über-
""s "wohlwollende": "Die Differenz in den sjährlichenj Bezügen der Richter
und Lehrer beträgt hin Durchschnitt! etwa 239 Mark. Ist es nun berechtigt, daß
eine Bcamtenklasse, der man so viel Idealismus nachsagt, darum eine solche Agi¬
tation betreibt?" Neu war im Grunde nur die Behauptung, daß Richter und
Oberlehrer deshalb nicht miteinander verglichen werden könnten, weil die Richter


Maßgebliches und Umnaßgebliches

Eindringen von Leuten zu vermeiden, deren Bildung nicht für so vornehm gilt als
die humanistische. Das ist alles. Sie vergessen dabei, daß sich die ans humani¬
stischen Gymnasien vorgebildeten Mathematiker, Naturwissenschaftler und Neusprachler
schon jahrzehntelang die Konkurrenz ihrer Kollegen, die von den Realgymnasien
herkommen, haben gefallen lassen müssen, beiläufig ohne daß diese dem Ansehen des
Standes das mindeste geschadet hätte, und daß sich kein Mensch, am wenigsten die
den Staat lenkenden Juristen, um ihre etwaigen Proteste gekümmert haben würde.
Jetzt heißt es natürlich: „Ja Bauer, das ist ganz was andres"; wie kann man
Studien, die für die Schulmeisterlcmfbahn genügen, mit solchen vergleichen, die zu
den Hohen des Lebens führen, wohin der Schulmeister niemals gelangt und ge¬
langen darf, weil sonst die Welt einfallen oder mindestens die Alleinherrschaft der
Juristen, die wertvollste Errungenschaft der modernen deutschen Entwicklung, er¬
schüttert werden könnte! Allen diesen ganz ursachlichen, von Partei- oder Standes¬
interessen diktierten Protesten gegenüber kann man nnr immer wiederholen: Wer
die humanistische Bildung für die deutsche Nation retten will, der muß jetzt auf
ihre Alleinherrschaft verzichten. Nun, vielleicht spielt in letzter Stunde der Koni¬
mandant der Hauptkadettenanstult in Groß-Lichterfelde das Interesse der Armee
an der Vermehrung der Kandidaten für die militärärztliche Laufbahn als Trumpf aus
und hilft damit die Gleichberechtigung der Realgymnasien zunächst wenigstens für
das medizinische Studium durchdrücken. Es wäre zwar ein seltsamer Bundesgenosse,
aber er soll uns willkommen sein. Denn wir acceptieren ganz ehrlich die Gleich¬
berechtigung als Mittel, um die Freiheit der humanistischen Schule zu sichern. Oder
sollte der Starke mutig zurückweichen und ein Wort von allerhöchster Stelle unerfüllt
bleiben? Wir können das nicht glauben.

Freilich hat eine der Sitzungen des preußische» Abgeordnetenhauses zu Anfang
März eine seltsame Probe darauf geliefert. Es handelte sich an den vom Hause
schon angenommnen Antrag der Budgetkommission, daß die „Oberlehrer," die
Lehrer an den höhern Schulen, den höchsten Gehalt wie andre höhere Beamten,
namentlich die Richter, nicht erst, wie bisher, mit vierundzwanzig, sondern schon
mit einundzwanzig Dienstjahren erreichen sollten, weil die Statistik leider nach¬
weist, daß das durchschnittliche Dicnstcilter der „Oberlehrer" unter vierundzwanzig
Jahren bleibt. Man hätte nun mindestens erwarten sollen, daß der neue Kultus¬
minister diesen Antrag freudig begrüßt und für das den Oberlehrern bewiesene Wohl¬
wollen gedankt hätte, nachdem die Staatsregierung schon 1872 die Gleichstellung der
höhern Lehrer init den Richtern im Gehalte als eine berechtigte Forderung anerkannt
hatte. Gottbewahre! Er nahm zwar das Wort „Wohlwollen" in den Mund, aber
er behauptete zugleich, daß eine „mechanische" Gleichstellung der Gehalte der höhern
Lehrer mit denen der Richter „wegen der zweifellos vorhandnen Ungleichmäßigkeit
der Berufe" nicht berechtigt sei, und bezeichnete dann die allerdings kräftige Agi¬
tation der Oberlehrer als eine solche, die in der Geschichte des höhern Beamten¬
tums kein Beispiel finde. Beim Finanzminister, Herrn von Miquel, war es an sich
weniger verwunderlich, daß auch er sich ablehnend verhielt, denn er hat aus
seiner Gegnerschaft niemals ein Hehl gemacht; wohl aber war es auffallend, daß
er diese Haltung nicht mit finanziellen Rücksichten begründete — wahrscheinlich,
weil es keine solchen giebt —, sondern daß er nnr die Gründe seines Kollegen
w verschärften Tone wiederholte und dabei Wendungen brauchte wie die so über-
""s „wohlwollende": „Die Differenz in den sjährlichenj Bezügen der Richter
und Lehrer beträgt hin Durchschnitt! etwa 239 Mark. Ist es nun berechtigt, daß
eine Bcamtenklasse, der man so viel Idealismus nachsagt, darum eine solche Agi¬
tation betreibt?" Neu war im Grunde nur die Behauptung, daß Richter und
Oberlehrer deshalb nicht miteinander verglichen werden könnten, weil die Richter


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[0639] Maßgebliches und Umnaßgebliches Eindringen von Leuten zu vermeiden, deren Bildung nicht für so vornehm gilt als die humanistische. Das ist alles. Sie vergessen dabei, daß sich die ans humani¬ stischen Gymnasien vorgebildeten Mathematiker, Naturwissenschaftler und Neusprachler schon jahrzehntelang die Konkurrenz ihrer Kollegen, die von den Realgymnasien herkommen, haben gefallen lassen müssen, beiläufig ohne daß diese dem Ansehen des Standes das mindeste geschadet hätte, und daß sich kein Mensch, am wenigsten die den Staat lenkenden Juristen, um ihre etwaigen Proteste gekümmert haben würde. Jetzt heißt es natürlich: „Ja Bauer, das ist ganz was andres"; wie kann man Studien, die für die Schulmeisterlcmfbahn genügen, mit solchen vergleichen, die zu den Hohen des Lebens führen, wohin der Schulmeister niemals gelangt und ge¬ langen darf, weil sonst die Welt einfallen oder mindestens die Alleinherrschaft der Juristen, die wertvollste Errungenschaft der modernen deutschen Entwicklung, er¬ schüttert werden könnte! Allen diesen ganz ursachlichen, von Partei- oder Standes¬ interessen diktierten Protesten gegenüber kann man nnr immer wiederholen: Wer die humanistische Bildung für die deutsche Nation retten will, der muß jetzt auf ihre Alleinherrschaft verzichten. Nun, vielleicht spielt in letzter Stunde der Koni¬ mandant der Hauptkadettenanstult in Groß-Lichterfelde das Interesse der Armee an der Vermehrung der Kandidaten für die militärärztliche Laufbahn als Trumpf aus und hilft damit die Gleichberechtigung der Realgymnasien zunächst wenigstens für das medizinische Studium durchdrücken. Es wäre zwar ein seltsamer Bundesgenosse, aber er soll uns willkommen sein. Denn wir acceptieren ganz ehrlich die Gleich¬ berechtigung als Mittel, um die Freiheit der humanistischen Schule zu sichern. Oder sollte der Starke mutig zurückweichen und ein Wort von allerhöchster Stelle unerfüllt bleiben? Wir können das nicht glauben. Freilich hat eine der Sitzungen des preußische» Abgeordnetenhauses zu Anfang März eine seltsame Probe darauf geliefert. Es handelte sich an den vom Hause schon angenommnen Antrag der Budgetkommission, daß die „Oberlehrer," die Lehrer an den höhern Schulen, den höchsten Gehalt wie andre höhere Beamten, namentlich die Richter, nicht erst, wie bisher, mit vierundzwanzig, sondern schon mit einundzwanzig Dienstjahren erreichen sollten, weil die Statistik leider nach¬ weist, daß das durchschnittliche Dicnstcilter der „Oberlehrer" unter vierundzwanzig Jahren bleibt. Man hätte nun mindestens erwarten sollen, daß der neue Kultus¬ minister diesen Antrag freudig begrüßt und für das den Oberlehrern bewiesene Wohl¬ wollen gedankt hätte, nachdem die Staatsregierung schon 1872 die Gleichstellung der höhern Lehrer init den Richtern im Gehalte als eine berechtigte Forderung anerkannt hatte. Gottbewahre! Er nahm zwar das Wort „Wohlwollen" in den Mund, aber er behauptete zugleich, daß eine „mechanische" Gleichstellung der Gehalte der höhern Lehrer mit denen der Richter „wegen der zweifellos vorhandnen Ungleichmäßigkeit der Berufe" nicht berechtigt sei, und bezeichnete dann die allerdings kräftige Agi¬ tation der Oberlehrer als eine solche, die in der Geschichte des höhern Beamten¬ tums kein Beispiel finde. Beim Finanzminister, Herrn von Miquel, war es an sich weniger verwunderlich, daß auch er sich ablehnend verhielt, denn er hat aus seiner Gegnerschaft niemals ein Hehl gemacht; wohl aber war es auffallend, daß er diese Haltung nicht mit finanziellen Rücksichten begründete — wahrscheinlich, weil es keine solchen giebt —, sondern daß er nnr die Gründe seines Kollegen w verschärften Tone wiederholte und dabei Wendungen brauchte wie die so über- ""s „wohlwollende": „Die Differenz in den sjährlichenj Bezügen der Richter und Lehrer beträgt hin Durchschnitt! etwa 239 Mark. Ist es nun berechtigt, daß eine Bcamtenklasse, der man so viel Idealismus nachsagt, darum eine solche Agi¬ tation betreibt?" Neu war im Grunde nur die Behauptung, daß Richter und Oberlehrer deshalb nicht miteinander verglichen werden könnten, weil die Richter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/639>, abgerufen am 16.06.2024.