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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

Muttche wunderte sich und hatte bald heraus, daß hier eine Teufelei vorlag,
und daß Hans Huckebein die Hand im Spiele hatte. Sie hielt also den jungen
Mädchen eine Rede, daß sie Miß Sabine nicht als ihresgleichen behandeln dürften.
Miß Sabine habe allerdings ihre Eigenheiten, aber jeder Mensch habe seine Eigen¬
heiten, und es sei die besondre Aufgabe, die ihnen der liebe Gott jetzt gestellt habe,
diese Miß Sabine zu ertragen. Gegen Liebenswürdige liebenswürdig sein, daran
sei nichts besondres, das thäten die Heiden auch usw. Und du, Hänschen, gehst jetzt
hinauf und bittest es Miß Sabine ab.

Ach, Muttche!

Nichts da. Charlotte, geh mit ihr hinauf. -- Es half nichts. Hänschen vergoß
Thränen, aber es half nichts, sie mußte abbitten. Als die Prozedur vorüber war,
machte Hänschen eine Faust nach der Richtung, wo Miß Sabine zu vermuten war,
und sagte heimlich und verstockt: Na warte!

Zugleich konstatierte man die betrübende Thatsache, daß sich im Eßschrcmke,
wo die Speisereste verwahrt wurden, fortwährend Defekte zeigten. Eines Tags
kam Jungfer Dorothee ganz entrüstet mit einer Büchse Marmelade an, in der
man deutlich Fingerspuren sah. Sie sei jetzt zwanzig Jahre im Hause, aber so
etwas sei ihr noch nicht vorgekommen. Die Entrüstung stieg aber bis zum Gipfel,
als kurz darauf ein ganzer Teller voll Gänsebraten fehlte. Ich weiß, wer es ge¬
wesen ist, sagte Hans Huckebein und brachte eiuen frisch abgenagten Gänseknochen
an, den er unter Miß Sabinens Fenster gefunden hatte. Freilich wußte man,
wer es gewesen war, aber es konnte ja nichts bewiesen werden. Muttche hielt
also eine allgemeine Rede an das versammelte Kriegsvolk: In ihrem Hanse bekomme
jeder satt zu essen. Wer Hunger habe, möge es sagen, aber Naschen verbitte sie
sich, und der Eßschrcmk werde von jetzt ub verschlossen. Muttche war nachgerade
ganz erschöpft von den vielen Reden, die sie zu halten hatte.

Am andern Tage zirkulierte im Juugferuzwinger ein Blatt Papier, auf dem
in der Weise des kleinen Moritz Fräulein Miß, an den großen Zähnen und den
riesigen Gummischuhen kenntlich, abgebildet war, wie sie mit einer Gans in den
Händen davonlief, während ihr Jungfer Dorothee mit dem Kochlöffel nachjagte.
Und darunter stand geschrieben: Fuchs, du hast die Gaus gestohlen, gieb sie wieder
her. Wer die Zeichnung angefertigt hat, ist nie bekannt geworden, daß es aber
Hans Huckebein war, der sie an die Thür von Miß Sabine heftete, und daß daraus
eine große Geschichte wurde, die mit Klagen anfing und mit einer Standrede ^on
Frau Superintendent und verschiednen Thränen endete, steht geschichtlich fest und
kann nicht wunder nehmen.

Nachdem Miß Sabine ihre Ausbildung im Stanbwischen und Tischdecken er¬
halten hatte, kam der große Augenblick, wo sie den Dienst in der Küche übernehmen
und damit in das Reich von Jungfer Dorothee eintreten sollte. Allen jungen
Mädchen war dies eine wichtige Sache, und mit Jungfer Dorothee gut zu stehn
galt als eine der Hauptaufgaben. Denn Jungfer Dorothee war eine Perle.
Kenner wissen aber, daß Perlen schwierig sind. Erstens sind sie schwer zu haben,
und wenn man sie hat, sind sie schwer zu behandeln. Jungfer Dorothee war nun
schon zwanzig Jahre bei superintendents und Alleinherrscherin in der Küche. Sie
war für Frau Superintendent unentbehrlich und hatte sozusagen die Stellung eines
zweiten Direktivnsmitglieds in der Pension, denn der Herr Superintendent kam
erst an dritter Stelle. Es hatte sich ein gewisses Freundschaftsverhältnis zwischen
Jungfer Dorothee und den jungen Mädchen ausgebildet. Sie nannten Jungfer
Dorothee Muttche mit dem Kochlöffel und ließen sich in Arbeitspausen Geschichten
aus ihrem Leben erzählen, besonders von dem unvergessenen August, der sie gewiß
geheiratet hätte, wenn er nicht eines Tags mit ihrem Sparkassenbuche durchgegangen


Skizzen aus unserm heutigen Volksleben

Muttche wunderte sich und hatte bald heraus, daß hier eine Teufelei vorlag,
und daß Hans Huckebein die Hand im Spiele hatte. Sie hielt also den jungen
Mädchen eine Rede, daß sie Miß Sabine nicht als ihresgleichen behandeln dürften.
Miß Sabine habe allerdings ihre Eigenheiten, aber jeder Mensch habe seine Eigen¬
heiten, und es sei die besondre Aufgabe, die ihnen der liebe Gott jetzt gestellt habe,
diese Miß Sabine zu ertragen. Gegen Liebenswürdige liebenswürdig sein, daran
sei nichts besondres, das thäten die Heiden auch usw. Und du, Hänschen, gehst jetzt
hinauf und bittest es Miß Sabine ab.

Ach, Muttche!

Nichts da. Charlotte, geh mit ihr hinauf. — Es half nichts. Hänschen vergoß
Thränen, aber es half nichts, sie mußte abbitten. Als die Prozedur vorüber war,
machte Hänschen eine Faust nach der Richtung, wo Miß Sabine zu vermuten war,
und sagte heimlich und verstockt: Na warte!

Zugleich konstatierte man die betrübende Thatsache, daß sich im Eßschrcmke,
wo die Speisereste verwahrt wurden, fortwährend Defekte zeigten. Eines Tags
kam Jungfer Dorothee ganz entrüstet mit einer Büchse Marmelade an, in der
man deutlich Fingerspuren sah. Sie sei jetzt zwanzig Jahre im Hause, aber so
etwas sei ihr noch nicht vorgekommen. Die Entrüstung stieg aber bis zum Gipfel,
als kurz darauf ein ganzer Teller voll Gänsebraten fehlte. Ich weiß, wer es ge¬
wesen ist, sagte Hans Huckebein und brachte eiuen frisch abgenagten Gänseknochen
an, den er unter Miß Sabinens Fenster gefunden hatte. Freilich wußte man,
wer es gewesen war, aber es konnte ja nichts bewiesen werden. Muttche hielt
also eine allgemeine Rede an das versammelte Kriegsvolk: In ihrem Hanse bekomme
jeder satt zu essen. Wer Hunger habe, möge es sagen, aber Naschen verbitte sie
sich, und der Eßschrcmk werde von jetzt ub verschlossen. Muttche war nachgerade
ganz erschöpft von den vielen Reden, die sie zu halten hatte.

Am andern Tage zirkulierte im Juugferuzwinger ein Blatt Papier, auf dem
in der Weise des kleinen Moritz Fräulein Miß, an den großen Zähnen und den
riesigen Gummischuhen kenntlich, abgebildet war, wie sie mit einer Gans in den
Händen davonlief, während ihr Jungfer Dorothee mit dem Kochlöffel nachjagte.
Und darunter stand geschrieben: Fuchs, du hast die Gaus gestohlen, gieb sie wieder
her. Wer die Zeichnung angefertigt hat, ist nie bekannt geworden, daß es aber
Hans Huckebein war, der sie an die Thür von Miß Sabine heftete, und daß daraus
eine große Geschichte wurde, die mit Klagen anfing und mit einer Standrede ^on
Frau Superintendent und verschiednen Thränen endete, steht geschichtlich fest und
kann nicht wunder nehmen.

Nachdem Miß Sabine ihre Ausbildung im Stanbwischen und Tischdecken er¬
halten hatte, kam der große Augenblick, wo sie den Dienst in der Küche übernehmen
und damit in das Reich von Jungfer Dorothee eintreten sollte. Allen jungen
Mädchen war dies eine wichtige Sache, und mit Jungfer Dorothee gut zu stehn
galt als eine der Hauptaufgaben. Denn Jungfer Dorothee war eine Perle.
Kenner wissen aber, daß Perlen schwierig sind. Erstens sind sie schwer zu haben,
und wenn man sie hat, sind sie schwer zu behandeln. Jungfer Dorothee war nun
schon zwanzig Jahre bei superintendents und Alleinherrscherin in der Küche. Sie
war für Frau Superintendent unentbehrlich und hatte sozusagen die Stellung eines
zweiten Direktivnsmitglieds in der Pension, denn der Herr Superintendent kam
erst an dritter Stelle. Es hatte sich ein gewisses Freundschaftsverhältnis zwischen
Jungfer Dorothee und den jungen Mädchen ausgebildet. Sie nannten Jungfer
Dorothee Muttche mit dem Kochlöffel und ließen sich in Arbeitspausen Geschichten
aus ihrem Leben erzählen, besonders von dem unvergessenen August, der sie gewiß
geheiratet hätte, wenn er nicht eines Tags mit ihrem Sparkassenbuche durchgegangen


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[0098] Skizzen aus unserm heutigen Volksleben Muttche wunderte sich und hatte bald heraus, daß hier eine Teufelei vorlag, und daß Hans Huckebein die Hand im Spiele hatte. Sie hielt also den jungen Mädchen eine Rede, daß sie Miß Sabine nicht als ihresgleichen behandeln dürften. Miß Sabine habe allerdings ihre Eigenheiten, aber jeder Mensch habe seine Eigen¬ heiten, und es sei die besondre Aufgabe, die ihnen der liebe Gott jetzt gestellt habe, diese Miß Sabine zu ertragen. Gegen Liebenswürdige liebenswürdig sein, daran sei nichts besondres, das thäten die Heiden auch usw. Und du, Hänschen, gehst jetzt hinauf und bittest es Miß Sabine ab. Ach, Muttche! Nichts da. Charlotte, geh mit ihr hinauf. — Es half nichts. Hänschen vergoß Thränen, aber es half nichts, sie mußte abbitten. Als die Prozedur vorüber war, machte Hänschen eine Faust nach der Richtung, wo Miß Sabine zu vermuten war, und sagte heimlich und verstockt: Na warte! Zugleich konstatierte man die betrübende Thatsache, daß sich im Eßschrcmke, wo die Speisereste verwahrt wurden, fortwährend Defekte zeigten. Eines Tags kam Jungfer Dorothee ganz entrüstet mit einer Büchse Marmelade an, in der man deutlich Fingerspuren sah. Sie sei jetzt zwanzig Jahre im Hause, aber so etwas sei ihr noch nicht vorgekommen. Die Entrüstung stieg aber bis zum Gipfel, als kurz darauf ein ganzer Teller voll Gänsebraten fehlte. Ich weiß, wer es ge¬ wesen ist, sagte Hans Huckebein und brachte eiuen frisch abgenagten Gänseknochen an, den er unter Miß Sabinens Fenster gefunden hatte. Freilich wußte man, wer es gewesen war, aber es konnte ja nichts bewiesen werden. Muttche hielt also eine allgemeine Rede an das versammelte Kriegsvolk: In ihrem Hanse bekomme jeder satt zu essen. Wer Hunger habe, möge es sagen, aber Naschen verbitte sie sich, und der Eßschrcmk werde von jetzt ub verschlossen. Muttche war nachgerade ganz erschöpft von den vielen Reden, die sie zu halten hatte. Am andern Tage zirkulierte im Juugferuzwinger ein Blatt Papier, auf dem in der Weise des kleinen Moritz Fräulein Miß, an den großen Zähnen und den riesigen Gummischuhen kenntlich, abgebildet war, wie sie mit einer Gans in den Händen davonlief, während ihr Jungfer Dorothee mit dem Kochlöffel nachjagte. Und darunter stand geschrieben: Fuchs, du hast die Gaus gestohlen, gieb sie wieder her. Wer die Zeichnung angefertigt hat, ist nie bekannt geworden, daß es aber Hans Huckebein war, der sie an die Thür von Miß Sabine heftete, und daß daraus eine große Geschichte wurde, die mit Klagen anfing und mit einer Standrede ^on Frau Superintendent und verschiednen Thränen endete, steht geschichtlich fest und kann nicht wunder nehmen. Nachdem Miß Sabine ihre Ausbildung im Stanbwischen und Tischdecken er¬ halten hatte, kam der große Augenblick, wo sie den Dienst in der Küche übernehmen und damit in das Reich von Jungfer Dorothee eintreten sollte. Allen jungen Mädchen war dies eine wichtige Sache, und mit Jungfer Dorothee gut zu stehn galt als eine der Hauptaufgaben. Denn Jungfer Dorothee war eine Perle. Kenner wissen aber, daß Perlen schwierig sind. Erstens sind sie schwer zu haben, und wenn man sie hat, sind sie schwer zu behandeln. Jungfer Dorothee war nun schon zwanzig Jahre bei superintendents und Alleinherrscherin in der Küche. Sie war für Frau Superintendent unentbehrlich und hatte sozusagen die Stellung eines zweiten Direktivnsmitglieds in der Pension, denn der Herr Superintendent kam erst an dritter Stelle. Es hatte sich ein gewisses Freundschaftsverhältnis zwischen Jungfer Dorothee und den jungen Mädchen ausgebildet. Sie nannten Jungfer Dorothee Muttche mit dem Kochlöffel und ließen sich in Arbeitspausen Geschichten aus ihrem Leben erzählen, besonders von dem unvergessenen August, der sie gewiß geheiratet hätte, wenn er nicht eines Tags mit ihrem Sparkassenbuche durchgegangen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/98>, abgerufen am 31.10.2024.