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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Der Wildfanz

El der tausend! rief der Ratsherr neugierig; und was hat er denn gesagt?

Wildfang! Wildfang! rief es mich einmal vom innern Thore her, dünn und
fremd, wie ein Spinuwebfädcheu, das der Windeschwall herausgetrieben hat.

O, es war eine herrliche Stunde! Wir Ausländer jubelten wie noch nie,
tivetk äixiiiti! schrieen Wir, xulvdorruuv, vviÄsiwv" üplouckickissiniv! Die Pfälzer, die
zuerst Widerpart hielten, wurden mitgerissen. Nur ein paar vom Pfälzer Adel,
ein Kntzenellenbogcn und ein Degcnfcld und ein Menzingeu, scharrten. Da schrie
ich: (uni non ^I-reuit exilo! Die andern schrieen mit. Da verhielten sie sich still.
Der Kurprinz, der zuerst totenblaß geworden war, als das Lärmen anfing, wandte
sich um und schürte mich freundlich um mit seinen schwermütigen Angen und klatschte
in die Hände, daß seine bleichen Wangen rot wurden. Ich weiß, er kann den
Degenfeld nicht leiden. O, es war ein herrlicher Spektakel!

Und was hat denn Herr Samuel Pufendorf für eine Antwort gegeben?

O, es war so fein und so groß, so wuchtig und so spitzig! Es läßt sich
eigentlich nur auf lateinisch sagen.

Was war denn der Sinn?

Der Streit hat drei Seiten, sagte er, eine juristische, eine ökonomische und
eine politische. Die Juristen müssen sagen: der Pfalzgraf hat Recht. Denn alle
Leute, die nirgends hin gehören und darum keine andre Heimat haben als des
Reiches Boden, die sind von Rechts wegen dem deutschen König eigen als ihrem
einzigen Schützer, so alle Landstürzer und Bastarde nud Unehrliche und jedermann,
der ohne Fried und Recht ist. Nun Hot der Kaiser Wenzel alle Königslente in
jeglichem Gebiet, worinnen dermaleinst das Recht der Franken galt, dem Pfalz¬
grafen bei Rhein geschenkt für einige Zeiten. Über Jahr und Tag darf ein solcher
leben und schalten und walten, als ob er frei wäre; aber wenn er zwölf Monate
und sechs Wochen und drei Tage an einem Ort gewesen ist, der dereinst zum
Frankenland gehörte, dann kann der Büttel des Pfälzers kommen bei Tag oder
Nacht, der legt ihm die Hund auf die Schulter nud sagt: Ich nehme dich im
Namen meines gnädigen Kurfürsten zum Wildfang. Jetzt muß er dem Pfalzgrafen
ziuscn und srondeu; kein Teufel tuum ihm helfen, es sei denn, daß er ihn in die
Hölle holt. So müssen die Juristen sagen. Die Rentmcinncr aber werden ur¬
teilen: Dem Pfalzgrafen ist ein weidlich Mittel an die Hand gegeben, seine Unter¬
thanen zu mehren und seinen Schatz zu bessern. Und wenn ein Land so verödet
ist, wie die Kurpfalz durch deu Jammer des großen Krieges, hat dann nicht der
Herr des Bodens die Pflicht, dem verderbten Wesen aufzuhelfen? Auch in frühern
Zeiten haben die Pfälzer so gethan, jedesmal wenn es galt, die Kraft des Landes
zusammenzuraffen. Nie aber war es nötiger als jetzt, und nie günstiger. Denn
der Krieg hat auf dem Gebiet des fränkischen Kvnigsbannes die Hälfte von allem
verschlungen, was Recht und Heimat hieß, und die Hälfte aller Menschen dein hin¬
geworfen, dem die Heimatlosen und Rechtlosen gehören. Kein deutscher Fürst würde
sich besinnen, sie aufzuheben als el" Geschenk des Schicksals; warum sollte es der
Pfälzer thun? -- Nun aber hat der Wildfangstreit noch eine dritte Seite, die
politische. Von der Politik versteh" die Juristen und Rentmeister unsrer Tage
so viel wie der Esel vom Saitenspiel. Ist es nicht eine Tragikomödie, daß der
deutsche König seine Rechte verschleudert, wie ein Verschwender den Silbcrschntz
seines Hauses, und daß ein deutscher Fürst, um seinem Land aufzuhelfen, von
Rechts wegen seine deutschen Nachbarn übel traktiert und ausplündert, und daß er,
um ein Vater des Vaterlandes zu sein, ein Mitzerstörer des Reiches sein muß?
Da seht Ihr, was das Reich ist! hat er uns zugerufen, und seine Perücke hat
der Zorn geschlittert, und seine Augen haben gesprüht. Es ist kein Staatsgebilde,
es ist ein Untier, das um die Wette mit deu Fremden das deutsche Volk verdirbt.


Der Wildfanz

El der tausend! rief der Ratsherr neugierig; und was hat er denn gesagt?

Wildfang! Wildfang! rief es mich einmal vom innern Thore her, dünn und
fremd, wie ein Spinuwebfädcheu, das der Windeschwall herausgetrieben hat.

O, es war eine herrliche Stunde! Wir Ausländer jubelten wie noch nie,
tivetk äixiiiti! schrieen Wir, xulvdorruuv, vviÄsiwv» üplouckickissiniv! Die Pfälzer, die
zuerst Widerpart hielten, wurden mitgerissen. Nur ein paar vom Pfälzer Adel,
ein Kntzenellenbogcn und ein Degcnfcld und ein Menzingeu, scharrten. Da schrie
ich: (uni non ^I-reuit exilo! Die andern schrieen mit. Da verhielten sie sich still.
Der Kurprinz, der zuerst totenblaß geworden war, als das Lärmen anfing, wandte
sich um und schürte mich freundlich um mit seinen schwermütigen Angen und klatschte
in die Hände, daß seine bleichen Wangen rot wurden. Ich weiß, er kann den
Degenfeld nicht leiden. O, es war ein herrlicher Spektakel!

Und was hat denn Herr Samuel Pufendorf für eine Antwort gegeben?

O, es war so fein und so groß, so wuchtig und so spitzig! Es läßt sich
eigentlich nur auf lateinisch sagen.

Was war denn der Sinn?

Der Streit hat drei Seiten, sagte er, eine juristische, eine ökonomische und
eine politische. Die Juristen müssen sagen: der Pfalzgraf hat Recht. Denn alle
Leute, die nirgends hin gehören und darum keine andre Heimat haben als des
Reiches Boden, die sind von Rechts wegen dem deutschen König eigen als ihrem
einzigen Schützer, so alle Landstürzer und Bastarde nud Unehrliche und jedermann,
der ohne Fried und Recht ist. Nun Hot der Kaiser Wenzel alle Königslente in
jeglichem Gebiet, worinnen dermaleinst das Recht der Franken galt, dem Pfalz¬
grafen bei Rhein geschenkt für einige Zeiten. Über Jahr und Tag darf ein solcher
leben und schalten und walten, als ob er frei wäre; aber wenn er zwölf Monate
und sechs Wochen und drei Tage an einem Ort gewesen ist, der dereinst zum
Frankenland gehörte, dann kann der Büttel des Pfälzers kommen bei Tag oder
Nacht, der legt ihm die Hund auf die Schulter nud sagt: Ich nehme dich im
Namen meines gnädigen Kurfürsten zum Wildfang. Jetzt muß er dem Pfalzgrafen
ziuscn und srondeu; kein Teufel tuum ihm helfen, es sei denn, daß er ihn in die
Hölle holt. So müssen die Juristen sagen. Die Rentmcinncr aber werden ur¬
teilen: Dem Pfalzgrafen ist ein weidlich Mittel an die Hand gegeben, seine Unter¬
thanen zu mehren und seinen Schatz zu bessern. Und wenn ein Land so verödet
ist, wie die Kurpfalz durch deu Jammer des großen Krieges, hat dann nicht der
Herr des Bodens die Pflicht, dem verderbten Wesen aufzuhelfen? Auch in frühern
Zeiten haben die Pfälzer so gethan, jedesmal wenn es galt, die Kraft des Landes
zusammenzuraffen. Nie aber war es nötiger als jetzt, und nie günstiger. Denn
der Krieg hat auf dem Gebiet des fränkischen Kvnigsbannes die Hälfte von allem
verschlungen, was Recht und Heimat hieß, und die Hälfte aller Menschen dein hin¬
geworfen, dem die Heimatlosen und Rechtlosen gehören. Kein deutscher Fürst würde
sich besinnen, sie aufzuheben als el« Geschenk des Schicksals; warum sollte es der
Pfälzer thun? — Nun aber hat der Wildfangstreit noch eine dritte Seite, die
politische. Von der Politik versteh» die Juristen und Rentmeister unsrer Tage
so viel wie der Esel vom Saitenspiel. Ist es nicht eine Tragikomödie, daß der
deutsche König seine Rechte verschleudert, wie ein Verschwender den Silbcrschntz
seines Hauses, und daß ein deutscher Fürst, um seinem Land aufzuhelfen, von
Rechts wegen seine deutschen Nachbarn übel traktiert und ausplündert, und daß er,
um ein Vater des Vaterlandes zu sein, ein Mitzerstörer des Reiches sein muß?
Da seht Ihr, was das Reich ist! hat er uns zugerufen, und seine Perücke hat
der Zorn geschlittert, und seine Augen haben gesprüht. Es ist kein Staatsgebilde,
es ist ein Untier, das um die Wette mit deu Fremden das deutsche Volk verdirbt.


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[0046] Der Wildfanz El der tausend! rief der Ratsherr neugierig; und was hat er denn gesagt? Wildfang! Wildfang! rief es mich einmal vom innern Thore her, dünn und fremd, wie ein Spinuwebfädcheu, das der Windeschwall herausgetrieben hat. O, es war eine herrliche Stunde! Wir Ausländer jubelten wie noch nie, tivetk äixiiiti! schrieen Wir, xulvdorruuv, vviÄsiwv» üplouckickissiniv! Die Pfälzer, die zuerst Widerpart hielten, wurden mitgerissen. Nur ein paar vom Pfälzer Adel, ein Kntzenellenbogcn und ein Degcnfcld und ein Menzingeu, scharrten. Da schrie ich: (uni non ^I-reuit exilo! Die andern schrieen mit. Da verhielten sie sich still. Der Kurprinz, der zuerst totenblaß geworden war, als das Lärmen anfing, wandte sich um und schürte mich freundlich um mit seinen schwermütigen Angen und klatschte in die Hände, daß seine bleichen Wangen rot wurden. Ich weiß, er kann den Degenfeld nicht leiden. O, es war ein herrlicher Spektakel! Und was hat denn Herr Samuel Pufendorf für eine Antwort gegeben? O, es war so fein und so groß, so wuchtig und so spitzig! Es läßt sich eigentlich nur auf lateinisch sagen. Was war denn der Sinn? Der Streit hat drei Seiten, sagte er, eine juristische, eine ökonomische und eine politische. Die Juristen müssen sagen: der Pfalzgraf hat Recht. Denn alle Leute, die nirgends hin gehören und darum keine andre Heimat haben als des Reiches Boden, die sind von Rechts wegen dem deutschen König eigen als ihrem einzigen Schützer, so alle Landstürzer und Bastarde nud Unehrliche und jedermann, der ohne Fried und Recht ist. Nun Hot der Kaiser Wenzel alle Königslente in jeglichem Gebiet, worinnen dermaleinst das Recht der Franken galt, dem Pfalz¬ grafen bei Rhein geschenkt für einige Zeiten. Über Jahr und Tag darf ein solcher leben und schalten und walten, als ob er frei wäre; aber wenn er zwölf Monate und sechs Wochen und drei Tage an einem Ort gewesen ist, der dereinst zum Frankenland gehörte, dann kann der Büttel des Pfälzers kommen bei Tag oder Nacht, der legt ihm die Hund auf die Schulter nud sagt: Ich nehme dich im Namen meines gnädigen Kurfürsten zum Wildfang. Jetzt muß er dem Pfalzgrafen ziuscn und srondeu; kein Teufel tuum ihm helfen, es sei denn, daß er ihn in die Hölle holt. So müssen die Juristen sagen. Die Rentmcinncr aber werden ur¬ teilen: Dem Pfalzgrafen ist ein weidlich Mittel an die Hand gegeben, seine Unter¬ thanen zu mehren und seinen Schatz zu bessern. Und wenn ein Land so verödet ist, wie die Kurpfalz durch deu Jammer des großen Krieges, hat dann nicht der Herr des Bodens die Pflicht, dem verderbten Wesen aufzuhelfen? Auch in frühern Zeiten haben die Pfälzer so gethan, jedesmal wenn es galt, die Kraft des Landes zusammenzuraffen. Nie aber war es nötiger als jetzt, und nie günstiger. Denn der Krieg hat auf dem Gebiet des fränkischen Kvnigsbannes die Hälfte von allem verschlungen, was Recht und Heimat hieß, und die Hälfte aller Menschen dein hin¬ geworfen, dem die Heimatlosen und Rechtlosen gehören. Kein deutscher Fürst würde sich besinnen, sie aufzuheben als el« Geschenk des Schicksals; warum sollte es der Pfälzer thun? — Nun aber hat der Wildfangstreit noch eine dritte Seite, die politische. Von der Politik versteh» die Juristen und Rentmeister unsrer Tage so viel wie der Esel vom Saitenspiel. Ist es nicht eine Tragikomödie, daß der deutsche König seine Rechte verschleudert, wie ein Verschwender den Silbcrschntz seines Hauses, und daß ein deutscher Fürst, um seinem Land aufzuhelfen, von Rechts wegen seine deutschen Nachbarn übel traktiert und ausplündert, und daß er, um ein Vater des Vaterlandes zu sein, ein Mitzerstörer des Reiches sein muß? Da seht Ihr, was das Reich ist! hat er uns zugerufen, und seine Perücke hat der Zorn geschlittert, und seine Augen haben gesprüht. Es ist kein Staatsgebilde, es ist ein Untier, das um die Wette mit deu Fremden das deutsche Volk verdirbt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/46>, abgerufen am 13.05.2024.