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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

proxriis hinzu, man müsse den Kerls den Brotkvrb höher hängen, dann ver¬
gäßen sie von ganz allein die Dummheiten. Das war allerdings ein beachtenswerter
Gedanke, es war nur schwierig anzugeben, wie man es anfangen wolle, ihnen den
Brotkorb höher zu häugen.

Die Kommission ging alsbald ans Werk, aber sie fand bei der Bewohner¬
schaft wenig Gegenliebe. Den wohlgesinnten Leuten lag gar nichts daran, aus
ihrer Ruhe heraus agitiert zu werden. Gott, König und Vaterland waren Dinge,
die auf sie weniger Eindruck machten als die Kornpreise, und von Begeistrung
für die gute Sache war blutwenig zu spüren. Die schönsten und überzeugendsten
Schriften lasen sie gar nicht, und auf die schneidigste Anrede sahen sie gerade so
zufrieden und träge aus wie zuvor. Und als der Herr Oberstleutnant einen Wander¬
redner kommen ließ, der eiuen Vortrag über die soziale Gefahr halten mußte, kamen
nur wenige -- dem Herrn Oberstleutnant zu Gefallen, und der Patriotenbund
kam nicht einmal auf seine Kosten. Der Herr Oberstleutnant wurde unwillig-
Und der Herr Kantor erwog schon, wie er sich aus der Unternehmung ziehen
konnte, da die Leute offenbar nichts von ihr wissen wollten, und fing an geringschätzig
vom Patriotenbnnde zu sprechen. Desgleichen zeigte Fritze Poplitz große Lauheit, und
der Schulze wußte auch nicht, "ob oder ob nicht." Nur Happich blieb treu, denn
er hatte erkannt, daß der Patrioteubund eine Sache sei, bei der Bier getrunken
wurde, bei der also der Wirt verdiente.

Inzwischen war Herr Direktor Wenzel zurückgekehrt, guter Laune und um ein
ansehnliches Stück Letbesgewicht erleichtert. Bald darauf ließ er sich auch auf der
Kegelbahn sehen, um zu erfahren, wie es in Holzweiszig aussehe, und um gelegent¬
lich die Bemerkung fallen zu lassen, daß die Heinrichshaller Kuxe ganz unglaublich
stiegen, und daß man den Betrieb werde vergrößern müssen. Hierzu werde eine
neue Emission von Kuxeu notwendig werden.

Diese Bemerkung wurde seitens der Herren Bauern mit großer Aufmerksamkeit
vernommen. Sie sagten zwar nichts dazu, machten auch gleichgiltige Mienen, aber
Mehrere unter ihnen beschlossen im stillen, erstens Anteile zu nehmen, und zweitens,
keinem Menschen etwas davon zu sagen.

Auch auf den Patriotenbuud kam die Rede. -- Aber Kinder, sagte der
Direktor, das fangt ihr doch ganz verkehrt an, wenn ihr denkt, mit schönen Worten
etwas auszurichten. Mit Speck fäugt mau Mäuse. Wenn man jemand haben will,
>muß man ihm etwas bieten.

Diese Worte machten auf den Herrn Kantor tiefen Eindruck. Er wandte sich
der höhern Erleuchtung des Direktors zu, zog sein Notizbuch und sagte: Ganz
recht, Herr Direktor, man muß etwas bieten. Etwas bieten muß man unter
allen Umständen. Es wird jedoch nötig erscheinen, festzustellen, was man zu bieten
gedenkt.

Na, das ist doch einfach, erwiderte der Direktor; ein Vergnügen, Konzert,
Ball, Theater. Ihr sollt mal sehen, wie dann die Patrioten angewachsen kommen.

Diese Bemerkung wurde sogleich dem Herrn Oberstleutnant hinterbracht, der
mit beiden Händen zugriff und den Herrn Direktor ins Komitee kooptieren ließ.
Nun kam Leben in die Sache. Es war aber auch ein ganz andres Ding, wenn
man so wie der Herr Direktor über Personen und Geldmittel verfügen konnte,
^ut so kam man nach kurzer Verhandlung überein, die wohlgesinnten Elemente
"uf Happichs Kirschberge "zusammenzufassen." Da dies eine gute Sache war, so
konnte mau auch vom Himmel ein Einsehen erwarten und annehmen, daß es diesesmal
nicht regnen werde. Man beabsichtigte patriotische Musik zu bieten, sowie vaterländisches
Bier, staatserhaltende Kegelbahn und Familiensinn stärkenden Kaffee. Es sollte bei der
Einladung bis zum Kossäten mit Pferdegespann gegriffen werden. Denn wenn
Man die Kuhbauern mit eingeladen hätte, dann waren die Ackerleute und Spitz-
Wänner ausgeblieben. Alle Arrangements, die Stellung der Bergkapelle und die
Besorgung einiger Flaschen trinkbaren Weins übernahm der Direktor, was dem


Doktor Duttmüller und sein Freund

proxriis hinzu, man müsse den Kerls den Brotkvrb höher hängen, dann ver¬
gäßen sie von ganz allein die Dummheiten. Das war allerdings ein beachtenswerter
Gedanke, es war nur schwierig anzugeben, wie man es anfangen wolle, ihnen den
Brotkorb höher zu häugen.

Die Kommission ging alsbald ans Werk, aber sie fand bei der Bewohner¬
schaft wenig Gegenliebe. Den wohlgesinnten Leuten lag gar nichts daran, aus
ihrer Ruhe heraus agitiert zu werden. Gott, König und Vaterland waren Dinge,
die auf sie weniger Eindruck machten als die Kornpreise, und von Begeistrung
für die gute Sache war blutwenig zu spüren. Die schönsten und überzeugendsten
Schriften lasen sie gar nicht, und auf die schneidigste Anrede sahen sie gerade so
zufrieden und träge aus wie zuvor. Und als der Herr Oberstleutnant einen Wander¬
redner kommen ließ, der eiuen Vortrag über die soziale Gefahr halten mußte, kamen
nur wenige — dem Herrn Oberstleutnant zu Gefallen, und der Patriotenbund
kam nicht einmal auf seine Kosten. Der Herr Oberstleutnant wurde unwillig-
Und der Herr Kantor erwog schon, wie er sich aus der Unternehmung ziehen
konnte, da die Leute offenbar nichts von ihr wissen wollten, und fing an geringschätzig
vom Patriotenbnnde zu sprechen. Desgleichen zeigte Fritze Poplitz große Lauheit, und
der Schulze wußte auch nicht, „ob oder ob nicht." Nur Happich blieb treu, denn
er hatte erkannt, daß der Patrioteubund eine Sache sei, bei der Bier getrunken
wurde, bei der also der Wirt verdiente.

Inzwischen war Herr Direktor Wenzel zurückgekehrt, guter Laune und um ein
ansehnliches Stück Letbesgewicht erleichtert. Bald darauf ließ er sich auch auf der
Kegelbahn sehen, um zu erfahren, wie es in Holzweiszig aussehe, und um gelegent¬
lich die Bemerkung fallen zu lassen, daß die Heinrichshaller Kuxe ganz unglaublich
stiegen, und daß man den Betrieb werde vergrößern müssen. Hierzu werde eine
neue Emission von Kuxeu notwendig werden.

Diese Bemerkung wurde seitens der Herren Bauern mit großer Aufmerksamkeit
vernommen. Sie sagten zwar nichts dazu, machten auch gleichgiltige Mienen, aber
Mehrere unter ihnen beschlossen im stillen, erstens Anteile zu nehmen, und zweitens,
keinem Menschen etwas davon zu sagen.

Auch auf den Patriotenbuud kam die Rede. — Aber Kinder, sagte der
Direktor, das fangt ihr doch ganz verkehrt an, wenn ihr denkt, mit schönen Worten
etwas auszurichten. Mit Speck fäugt mau Mäuse. Wenn man jemand haben will,
>muß man ihm etwas bieten.

Diese Worte machten auf den Herrn Kantor tiefen Eindruck. Er wandte sich
der höhern Erleuchtung des Direktors zu, zog sein Notizbuch und sagte: Ganz
recht, Herr Direktor, man muß etwas bieten. Etwas bieten muß man unter
allen Umständen. Es wird jedoch nötig erscheinen, festzustellen, was man zu bieten
gedenkt.

Na, das ist doch einfach, erwiderte der Direktor; ein Vergnügen, Konzert,
Ball, Theater. Ihr sollt mal sehen, wie dann die Patrioten angewachsen kommen.

Diese Bemerkung wurde sogleich dem Herrn Oberstleutnant hinterbracht, der
mit beiden Händen zugriff und den Herrn Direktor ins Komitee kooptieren ließ.
Nun kam Leben in die Sache. Es war aber auch ein ganz andres Ding, wenn
man so wie der Herr Direktor über Personen und Geldmittel verfügen konnte,
^ut so kam man nach kurzer Verhandlung überein, die wohlgesinnten Elemente
"uf Happichs Kirschberge „zusammenzufassen." Da dies eine gute Sache war, so
konnte mau auch vom Himmel ein Einsehen erwarten und annehmen, daß es diesesmal
nicht regnen werde. Man beabsichtigte patriotische Musik zu bieten, sowie vaterländisches
Bier, staatserhaltende Kegelbahn und Familiensinn stärkenden Kaffee. Es sollte bei der
Einladung bis zum Kossäten mit Pferdegespann gegriffen werden. Denn wenn
Man die Kuhbauern mit eingeladen hätte, dann waren die Ackerleute und Spitz-
Wänner ausgeblieben. Alle Arrangements, die Stellung der Bergkapelle und die
Besorgung einiger Flaschen trinkbaren Weins übernahm der Direktor, was dem


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[0159] Doktor Duttmüller und sein Freund proxriis hinzu, man müsse den Kerls den Brotkvrb höher hängen, dann ver¬ gäßen sie von ganz allein die Dummheiten. Das war allerdings ein beachtenswerter Gedanke, es war nur schwierig anzugeben, wie man es anfangen wolle, ihnen den Brotkorb höher zu häugen. Die Kommission ging alsbald ans Werk, aber sie fand bei der Bewohner¬ schaft wenig Gegenliebe. Den wohlgesinnten Leuten lag gar nichts daran, aus ihrer Ruhe heraus agitiert zu werden. Gott, König und Vaterland waren Dinge, die auf sie weniger Eindruck machten als die Kornpreise, und von Begeistrung für die gute Sache war blutwenig zu spüren. Die schönsten und überzeugendsten Schriften lasen sie gar nicht, und auf die schneidigste Anrede sahen sie gerade so zufrieden und träge aus wie zuvor. Und als der Herr Oberstleutnant einen Wander¬ redner kommen ließ, der eiuen Vortrag über die soziale Gefahr halten mußte, kamen nur wenige — dem Herrn Oberstleutnant zu Gefallen, und der Patriotenbund kam nicht einmal auf seine Kosten. Der Herr Oberstleutnant wurde unwillig- Und der Herr Kantor erwog schon, wie er sich aus der Unternehmung ziehen konnte, da die Leute offenbar nichts von ihr wissen wollten, und fing an geringschätzig vom Patriotenbnnde zu sprechen. Desgleichen zeigte Fritze Poplitz große Lauheit, und der Schulze wußte auch nicht, „ob oder ob nicht." Nur Happich blieb treu, denn er hatte erkannt, daß der Patrioteubund eine Sache sei, bei der Bier getrunken wurde, bei der also der Wirt verdiente. Inzwischen war Herr Direktor Wenzel zurückgekehrt, guter Laune und um ein ansehnliches Stück Letbesgewicht erleichtert. Bald darauf ließ er sich auch auf der Kegelbahn sehen, um zu erfahren, wie es in Holzweiszig aussehe, und um gelegent¬ lich die Bemerkung fallen zu lassen, daß die Heinrichshaller Kuxe ganz unglaublich stiegen, und daß man den Betrieb werde vergrößern müssen. Hierzu werde eine neue Emission von Kuxeu notwendig werden. Diese Bemerkung wurde seitens der Herren Bauern mit großer Aufmerksamkeit vernommen. Sie sagten zwar nichts dazu, machten auch gleichgiltige Mienen, aber Mehrere unter ihnen beschlossen im stillen, erstens Anteile zu nehmen, und zweitens, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Auch auf den Patriotenbuud kam die Rede. — Aber Kinder, sagte der Direktor, das fangt ihr doch ganz verkehrt an, wenn ihr denkt, mit schönen Worten etwas auszurichten. Mit Speck fäugt mau Mäuse. Wenn man jemand haben will, >muß man ihm etwas bieten. Diese Worte machten auf den Herrn Kantor tiefen Eindruck. Er wandte sich der höhern Erleuchtung des Direktors zu, zog sein Notizbuch und sagte: Ganz recht, Herr Direktor, man muß etwas bieten. Etwas bieten muß man unter allen Umständen. Es wird jedoch nötig erscheinen, festzustellen, was man zu bieten gedenkt. Na, das ist doch einfach, erwiderte der Direktor; ein Vergnügen, Konzert, Ball, Theater. Ihr sollt mal sehen, wie dann die Patrioten angewachsen kommen. Diese Bemerkung wurde sogleich dem Herrn Oberstleutnant hinterbracht, der mit beiden Händen zugriff und den Herrn Direktor ins Komitee kooptieren ließ. Nun kam Leben in die Sache. Es war aber auch ein ganz andres Ding, wenn man so wie der Herr Direktor über Personen und Geldmittel verfügen konnte, ^ut so kam man nach kurzer Verhandlung überein, die wohlgesinnten Elemente "uf Happichs Kirschberge „zusammenzufassen." Da dies eine gute Sache war, so konnte mau auch vom Himmel ein Einsehen erwarten und annehmen, daß es diesesmal nicht regnen werde. Man beabsichtigte patriotische Musik zu bieten, sowie vaterländisches Bier, staatserhaltende Kegelbahn und Familiensinn stärkenden Kaffee. Es sollte bei der Einladung bis zum Kossäten mit Pferdegespann gegriffen werden. Denn wenn Man die Kuhbauern mit eingeladen hätte, dann waren die Ackerleute und Spitz- Wänner ausgeblieben. Alle Arrangements, die Stellung der Bergkapelle und die Besorgung einiger Flaschen trinkbaren Weins übernahm der Direktor, was dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/159>, abgerufen am 17.06.2024.