Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Huttinüller und sein Freund

Jawohl, was aus Pa werden soll. Von mir ist nicht die Rede. Ich nehme
eine Stellung an oder gehe nach Mariahort ins adliche Fräuleinspittel, wo es
freilich zum Sterben langweilig ist, Mama geht zu Alice, du gehst nach Amerika,
aber was wird aus Pa?

Hier erschien die Mama in der Thür und rief York zu Papa. Als er sich
zum Gehn wandte, rief ihm Ellen nach: Aber beichte ehrlich, Jork, verschweige nicht
die Hälfte.

Nach geraumer Zeit kehrte York zurück, bleich und stumm. Er trat zornig
auf, nahm seinen Hut und ging davon. Die gnädige Frau war außer sich, rang
die Hände und verschwand in ihrem Boudoir. Ellen erhob sich und ging in das
Zimmer zu Pa. Sie fand ihn in seinem Lehnstuhl sitzen mit tief gebeugtem Kopfe,
die Augen mit der Hand deckend, setzte sich hinter ihm auf einen Stuhl und strich
ihm leise über das graue Haar.

Armer Pa, sagte sie, steht es denn so schlecht mit uns?

Papa antwortete mit einem tiefen Seufzer.

Die dummen Juden wollen wohl nicht mehr borgen? fuhr Ellen fort.

Sorge dich nicht, Schnucki, sagte Pa. Mit uns möchte es ja noch gehn, aber
Nork! York ist verloren.

Pa, ich habe noch ein kleines Kapital von Pate Titzewitz, konnte man das
nicht für York flüssig machen?

Nein, Mädchen. York ist nicht zu helfen. York spielt und wird alles ver¬
spielen, was man ihm giebt. Wer weiß, in welche Wuchererhände er schon ge¬
fallen ist. York muß seine" Abschied nehmen. Ich kann ihm nicht helfen. Was
aber dann werden soll, das weiß Gott.

Pa, hör mal zu. Wenn es Gott weiß, ich meine, dann ist die Sache in guten
Händen. Pa, es ist ja alles dummes Zeug, was wir ausdifteln. Mau thut seine
Schuldigkeit, und dann laß kommen, was kommt.

Schnucki, kann ich meine Schuldigkeit thun? Ich alter Krüppel?

Pa, du hast deine Schuldigkeit gethan und bist jetzt alt und ausrangiert und
hast Anspruch auf dein Altenteil. Aber wir Jungen! Was meinst du, wenn wir
eine Pension für Engländerinnen einrichteten, das wäre was für Mama; oder wir
verkaufen alles und wandern in die Kolonie. Oder wir schassen uns einen gelben
Wagen und eine Menagerie an und ziehn auf den Märkten umher. Du sitzt an
der Kasse, ich bändige Löwen und Tiger, und Mama kocht hinter der Bude das
Mittagessen. Weißt du, Pa, daß ich die Leute beneide, die frisch zugreifen und
ihr Brot verdienen? Warum dürfen wir das nicht? Sind wir zu gut dazu?
^der zu ungeschickt? Ich nicht. Wenn ich nur darf, so will ich schon meine
Schuldigkeit thun. Ich fresse mich durch wie Schwefelsaure, wie Klapphorn sagt,
und ich muß doch für dich sorgen, du alter lieber Pa.

Während dessen ging York zu Duttmüller, er traf seiue Schwester, die Frau
Doktor, in ihrem Zimmer am Fenster sitzend und kleine Wäsche nähend. Sie sah
nachdenklich aber glücklich aus. Das Zimmer war nicht gerade von herrschaftlicher
Art, es war zu niedrig und hatte zu kleine Fenster und Thüren, aber es war be¬
haglich und mit feinem Geschmack eingerichtet, und unterschied sich sehr von dem
Wohnzimmer des Doktor Blume in Nodesheim. Nebenan war des Doktors Sprech¬
zimmer. Man konnte es durch die Thür hören, wenn der Doktor Patienten be¬
handelte. Jetzt eine klagende Stimme und dann der murmelnde Baß Duttmüllers,
dann eine Pause, dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann wieder Klagetöne
und so fort. Wenn die Sprechstunde zu Ende war, pflegte Duttmüller zu seiner
Frau ins Zimmer zu kommen und einen kurzen Bericht des Verhandelten zu geben,
dabei seiue Absichten und Mittel, die Krankheit zu bekämpfen, darzulegen und seine
Medizinischen Fähigkeiten ins rechte Licht zu setzen. Seiner Frau gegenüber muß
es erlaubt sein, das Herz aufzuknöpfen und auch ein wenig zu reuommieren. Hierbei
hatte nun Alice die Erfahrung gemacht, daß der Arzt, der wissenschaftliche Mann.


Grenzboten II 1902 20
Doktor Huttinüller und sein Freund

Jawohl, was aus Pa werden soll. Von mir ist nicht die Rede. Ich nehme
eine Stellung an oder gehe nach Mariahort ins adliche Fräuleinspittel, wo es
freilich zum Sterben langweilig ist, Mama geht zu Alice, du gehst nach Amerika,
aber was wird aus Pa?

Hier erschien die Mama in der Thür und rief York zu Papa. Als er sich
zum Gehn wandte, rief ihm Ellen nach: Aber beichte ehrlich, Jork, verschweige nicht
die Hälfte.

Nach geraumer Zeit kehrte York zurück, bleich und stumm. Er trat zornig
auf, nahm seinen Hut und ging davon. Die gnädige Frau war außer sich, rang
die Hände und verschwand in ihrem Boudoir. Ellen erhob sich und ging in das
Zimmer zu Pa. Sie fand ihn in seinem Lehnstuhl sitzen mit tief gebeugtem Kopfe,
die Augen mit der Hand deckend, setzte sich hinter ihm auf einen Stuhl und strich
ihm leise über das graue Haar.

Armer Pa, sagte sie, steht es denn so schlecht mit uns?

Papa antwortete mit einem tiefen Seufzer.

Die dummen Juden wollen wohl nicht mehr borgen? fuhr Ellen fort.

Sorge dich nicht, Schnucki, sagte Pa. Mit uns möchte es ja noch gehn, aber
Nork! York ist verloren.

Pa, ich habe noch ein kleines Kapital von Pate Titzewitz, konnte man das
nicht für York flüssig machen?

Nein, Mädchen. York ist nicht zu helfen. York spielt und wird alles ver¬
spielen, was man ihm giebt. Wer weiß, in welche Wuchererhände er schon ge¬
fallen ist. York muß seine» Abschied nehmen. Ich kann ihm nicht helfen. Was
aber dann werden soll, das weiß Gott.

Pa, hör mal zu. Wenn es Gott weiß, ich meine, dann ist die Sache in guten
Händen. Pa, es ist ja alles dummes Zeug, was wir ausdifteln. Mau thut seine
Schuldigkeit, und dann laß kommen, was kommt.

Schnucki, kann ich meine Schuldigkeit thun? Ich alter Krüppel?

Pa, du hast deine Schuldigkeit gethan und bist jetzt alt und ausrangiert und
hast Anspruch auf dein Altenteil. Aber wir Jungen! Was meinst du, wenn wir
eine Pension für Engländerinnen einrichteten, das wäre was für Mama; oder wir
verkaufen alles und wandern in die Kolonie. Oder wir schassen uns einen gelben
Wagen und eine Menagerie an und ziehn auf den Märkten umher. Du sitzt an
der Kasse, ich bändige Löwen und Tiger, und Mama kocht hinter der Bude das
Mittagessen. Weißt du, Pa, daß ich die Leute beneide, die frisch zugreifen und
ihr Brot verdienen? Warum dürfen wir das nicht? Sind wir zu gut dazu?
^der zu ungeschickt? Ich nicht. Wenn ich nur darf, so will ich schon meine
Schuldigkeit thun. Ich fresse mich durch wie Schwefelsaure, wie Klapphorn sagt,
und ich muß doch für dich sorgen, du alter lieber Pa.

Während dessen ging York zu Duttmüller, er traf seiue Schwester, die Frau
Doktor, in ihrem Zimmer am Fenster sitzend und kleine Wäsche nähend. Sie sah
nachdenklich aber glücklich aus. Das Zimmer war nicht gerade von herrschaftlicher
Art, es war zu niedrig und hatte zu kleine Fenster und Thüren, aber es war be¬
haglich und mit feinem Geschmack eingerichtet, und unterschied sich sehr von dem
Wohnzimmer des Doktor Blume in Nodesheim. Nebenan war des Doktors Sprech¬
zimmer. Man konnte es durch die Thür hören, wenn der Doktor Patienten be¬
handelte. Jetzt eine klagende Stimme und dann der murmelnde Baß Duttmüllers,
dann eine Pause, dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann wieder Klagetöne
und so fort. Wenn die Sprechstunde zu Ende war, pflegte Duttmüller zu seiner
Frau ins Zimmer zu kommen und einen kurzen Bericht des Verhandelten zu geben,
dabei seiue Absichten und Mittel, die Krankheit zu bekämpfen, darzulegen und seine
Medizinischen Fähigkeiten ins rechte Licht zu setzen. Seiner Frau gegenüber muß
es erlaubt sein, das Herz aufzuknöpfen und auch ein wenig zu reuommieren. Hierbei
hatte nun Alice die Erfahrung gemacht, daß der Arzt, der wissenschaftliche Mann.


Grenzboten II 1902 20
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0161" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237447"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Huttinüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_859"> Jawohl, was aus Pa werden soll. Von mir ist nicht die Rede. Ich nehme<lb/>
eine Stellung an oder gehe nach Mariahort ins adliche Fräuleinspittel, wo es<lb/>
freilich zum Sterben langweilig ist, Mama geht zu Alice, du gehst nach Amerika,<lb/>
aber was wird aus Pa?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_860"> Hier erschien die Mama in der Thür und rief York zu Papa. Als er sich<lb/>
zum Gehn wandte, rief ihm Ellen nach: Aber beichte ehrlich, Jork, verschweige nicht<lb/>
die Hälfte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_861"> Nach geraumer Zeit kehrte York zurück, bleich und stumm. Er trat zornig<lb/>
auf, nahm seinen Hut und ging davon. Die gnädige Frau war außer sich, rang<lb/>
die Hände und verschwand in ihrem Boudoir. Ellen erhob sich und ging in das<lb/>
Zimmer zu Pa. Sie fand ihn in seinem Lehnstuhl sitzen mit tief gebeugtem Kopfe,<lb/>
die Augen mit der Hand deckend, setzte sich hinter ihm auf einen Stuhl und strich<lb/>
ihm leise über das graue Haar.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_862"> Armer Pa, sagte sie, steht es denn so schlecht mit uns?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_863"> Papa antwortete mit einem tiefen Seufzer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_864"> Die dummen Juden wollen wohl nicht mehr borgen? fuhr Ellen fort.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_865"> Sorge dich nicht, Schnucki, sagte Pa. Mit uns möchte es ja noch gehn, aber<lb/>
Nork!  York ist verloren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_866"> Pa, ich habe noch ein kleines Kapital von Pate Titzewitz, konnte man das<lb/>
nicht für York flüssig machen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_867"> Nein, Mädchen. York ist nicht zu helfen. York spielt und wird alles ver¬<lb/>
spielen, was man ihm giebt. Wer weiß, in welche Wuchererhände er schon ge¬<lb/>
fallen ist. York muß seine» Abschied nehmen. Ich kann ihm nicht helfen. Was<lb/>
aber dann werden soll, das weiß Gott.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_868"> Pa, hör mal zu. Wenn es Gott weiß, ich meine, dann ist die Sache in guten<lb/>
Händen. Pa, es ist ja alles dummes Zeug, was wir ausdifteln. Mau thut seine<lb/>
Schuldigkeit, und dann laß kommen, was kommt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_869"> Schnucki, kann ich meine Schuldigkeit thun?  Ich alter Krüppel?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_870"> Pa, du hast deine Schuldigkeit gethan und bist jetzt alt und ausrangiert und<lb/>
hast Anspruch auf dein Altenteil. Aber wir Jungen! Was meinst du, wenn wir<lb/>
eine Pension für Engländerinnen einrichteten, das wäre was für Mama; oder wir<lb/>
verkaufen alles und wandern in die Kolonie. Oder wir schassen uns einen gelben<lb/>
Wagen und eine Menagerie an und ziehn auf den Märkten umher. Du sitzt an<lb/>
der Kasse, ich bändige Löwen und Tiger, und Mama kocht hinter der Bude das<lb/>
Mittagessen. Weißt du, Pa, daß ich die Leute beneide, die frisch zugreifen und<lb/>
ihr Brot verdienen? Warum dürfen wir das nicht? Sind wir zu gut dazu?<lb/>
^der zu ungeschickt? Ich nicht. Wenn ich nur darf, so will ich schon meine<lb/>
Schuldigkeit thun. Ich fresse mich durch wie Schwefelsaure, wie Klapphorn sagt,<lb/>
und ich muß doch für dich sorgen, du alter lieber Pa.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_871" next="#ID_872"> Während dessen ging York zu Duttmüller, er traf seiue Schwester, die Frau<lb/>
Doktor, in ihrem Zimmer am Fenster sitzend und kleine Wäsche nähend. Sie sah<lb/>
nachdenklich aber glücklich aus. Das Zimmer war nicht gerade von herrschaftlicher<lb/>
Art, es war zu niedrig und hatte zu kleine Fenster und Thüren, aber es war be¬<lb/>
haglich und mit feinem Geschmack eingerichtet, und unterschied sich sehr von dem<lb/>
Wohnzimmer des Doktor Blume in Nodesheim. Nebenan war des Doktors Sprech¬<lb/>
zimmer. Man konnte es durch die Thür hören, wenn der Doktor Patienten be¬<lb/>
handelte. Jetzt eine klagende Stimme und dann der murmelnde Baß Duttmüllers,<lb/>
dann eine Pause, dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann wieder Klagetöne<lb/>
und so fort. Wenn die Sprechstunde zu Ende war, pflegte Duttmüller zu seiner<lb/>
Frau ins Zimmer zu kommen und einen kurzen Bericht des Verhandelten zu geben,<lb/>
dabei seiue Absichten und Mittel, die Krankheit zu bekämpfen, darzulegen und seine<lb/>
Medizinischen Fähigkeiten ins rechte Licht zu setzen. Seiner Frau gegenüber muß<lb/>
es erlaubt sein, das Herz aufzuknöpfen und auch ein wenig zu reuommieren. Hierbei<lb/>
hatte nun Alice die Erfahrung gemacht, daß der Arzt, der wissenschaftliche Mann.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1902 20</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0161] Doktor Huttinüller und sein Freund Jawohl, was aus Pa werden soll. Von mir ist nicht die Rede. Ich nehme eine Stellung an oder gehe nach Mariahort ins adliche Fräuleinspittel, wo es freilich zum Sterben langweilig ist, Mama geht zu Alice, du gehst nach Amerika, aber was wird aus Pa? Hier erschien die Mama in der Thür und rief York zu Papa. Als er sich zum Gehn wandte, rief ihm Ellen nach: Aber beichte ehrlich, Jork, verschweige nicht die Hälfte. Nach geraumer Zeit kehrte York zurück, bleich und stumm. Er trat zornig auf, nahm seinen Hut und ging davon. Die gnädige Frau war außer sich, rang die Hände und verschwand in ihrem Boudoir. Ellen erhob sich und ging in das Zimmer zu Pa. Sie fand ihn in seinem Lehnstuhl sitzen mit tief gebeugtem Kopfe, die Augen mit der Hand deckend, setzte sich hinter ihm auf einen Stuhl und strich ihm leise über das graue Haar. Armer Pa, sagte sie, steht es denn so schlecht mit uns? Papa antwortete mit einem tiefen Seufzer. Die dummen Juden wollen wohl nicht mehr borgen? fuhr Ellen fort. Sorge dich nicht, Schnucki, sagte Pa. Mit uns möchte es ja noch gehn, aber Nork! York ist verloren. Pa, ich habe noch ein kleines Kapital von Pate Titzewitz, konnte man das nicht für York flüssig machen? Nein, Mädchen. York ist nicht zu helfen. York spielt und wird alles ver¬ spielen, was man ihm giebt. Wer weiß, in welche Wuchererhände er schon ge¬ fallen ist. York muß seine» Abschied nehmen. Ich kann ihm nicht helfen. Was aber dann werden soll, das weiß Gott. Pa, hör mal zu. Wenn es Gott weiß, ich meine, dann ist die Sache in guten Händen. Pa, es ist ja alles dummes Zeug, was wir ausdifteln. Mau thut seine Schuldigkeit, und dann laß kommen, was kommt. Schnucki, kann ich meine Schuldigkeit thun? Ich alter Krüppel? Pa, du hast deine Schuldigkeit gethan und bist jetzt alt und ausrangiert und hast Anspruch auf dein Altenteil. Aber wir Jungen! Was meinst du, wenn wir eine Pension für Engländerinnen einrichteten, das wäre was für Mama; oder wir verkaufen alles und wandern in die Kolonie. Oder wir schassen uns einen gelben Wagen und eine Menagerie an und ziehn auf den Märkten umher. Du sitzt an der Kasse, ich bändige Löwen und Tiger, und Mama kocht hinter der Bude das Mittagessen. Weißt du, Pa, daß ich die Leute beneide, die frisch zugreifen und ihr Brot verdienen? Warum dürfen wir das nicht? Sind wir zu gut dazu? ^der zu ungeschickt? Ich nicht. Wenn ich nur darf, so will ich schon meine Schuldigkeit thun. Ich fresse mich durch wie Schwefelsaure, wie Klapphorn sagt, und ich muß doch für dich sorgen, du alter lieber Pa. Während dessen ging York zu Duttmüller, er traf seiue Schwester, die Frau Doktor, in ihrem Zimmer am Fenster sitzend und kleine Wäsche nähend. Sie sah nachdenklich aber glücklich aus. Das Zimmer war nicht gerade von herrschaftlicher Art, es war zu niedrig und hatte zu kleine Fenster und Thüren, aber es war be¬ haglich und mit feinem Geschmack eingerichtet, und unterschied sich sehr von dem Wohnzimmer des Doktor Blume in Nodesheim. Nebenan war des Doktors Sprech¬ zimmer. Man konnte es durch die Thür hören, wenn der Doktor Patienten be¬ handelte. Jetzt eine klagende Stimme und dann der murmelnde Baß Duttmüllers, dann eine Pause, dann ein paar Schritte durchs Zimmer. Dann wieder Klagetöne und so fort. Wenn die Sprechstunde zu Ende war, pflegte Duttmüller zu seiner Frau ins Zimmer zu kommen und einen kurzen Bericht des Verhandelten zu geben, dabei seiue Absichten und Mittel, die Krankheit zu bekämpfen, darzulegen und seine Medizinischen Fähigkeiten ins rechte Licht zu setzen. Seiner Frau gegenüber muß es erlaubt sein, das Herz aufzuknöpfen und auch ein wenig zu reuommieren. Hierbei hatte nun Alice die Erfahrung gemacht, daß der Arzt, der wissenschaftliche Mann. Grenzboten II 1902 20

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/161
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/161>, abgerufen am 17.06.2024.