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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

und feierlich taucht" man seinen Zwieback in die Kaffeetasse und sagte nichts gutes
und nichts schlimmes. Im Parkett saßen die dazugehörigen Männer, man hatte
auch sagen können Herren, denn sie hatten ihr chausseestaubfarbigen Ökonomenanzüge
angezogen, und die hellen Hüte saßen keck über den roten Gesichtern. So hatten
wenigstens die jüngern unter ihnen gethan, aber die ältern bemühten sich, nicht
zurückzubleiben und schlugen gleich von Anfang an ein lebhaftes Tempo im Bier-
trinken ein. Unter ihnen hatte sich der Direktor angesiedelt. Am Vorstandstische
saß der Oberstleutnant und noch einige besonders würdige und angesehene Personen,
wie Wandrer, der alte Esch und der Schulze; im Hintergründe Ellen und Lydia
und im vordersten Vordergrunde Ölmcmn und die Seinen.'

Seit wir Gevatter Ölmcmn zum letztenmal gesehen haben, ist eine merkliche
Verändrung mit ihm vorgegangen. Erstens hat er sich gründlich gewaschen,
zweitens einen schwarzen Rock und eine Weiße Binde angelegt, wie sie der "Alte"
in Braunfels zu tragen pflegte; drittens trägt er einen Schlapphut mit breiter
Krempe der Art, wie ihn der Direktor zu tragen Pflegte, viertens war sein Ver¬
halten würdevoller als je, und dies alles, weil er seit acht Tagen seine Pension
genommen und zu seinem Schwiegersohne Drillhose übergesiedelt war. Das Joch
der Knechtschaft war von seinen Schultern genommen. Wie stand er jetzt da?
Als ein freier Mann, als ein Mann, der vor keinem Direktor mehr stramm zu
stehn brauchte, als ein Maun, der zwar die Stätten hoher Bildung verläßt, aber
die in sich erworbnen Schätze mitnimmt, als einer, der zwar aufs Land gezogen,
aber keineswegs gewillt ist, die Überlegenheit der städtischen Bildung zu verleugnen.

Eine ähnliche Meinung hatte auch seine Tochter Jda, die Gemahlin Drill-
hoses, die es für ein schweres Opfer ansah, aufs Land und unter die Bergleute
gegangen zu sein, und die es ihrer Menschen-, Künstler- und Veamtenwürde schuldig
zu sein glaubte, möglichst nobel aufzutreten. Und dies umsomehr, als ein endlich
eingetretner Todesfall in der Familie ihr wiederum eine kleine Erbschaft eingebracht
hatte. Demzufolge trug sie ihr schwarzes Kleid, ihren schwarzen Federhut und
schwarzen Sonnenschirm mit viel Selbstbewußtsein. Auch Frau Duttmüller wußte,
wer sie war, und ihr schweres seidnes Kleid und ihre Spitzenhaube und ihre ge¬
sättigte Miene gaben davon Zeugnis.

An diesen, Tische erschien in den Pausen Drillhose, um mit gleichgiltiger
Wichtigkeit sein Glas Vier zu trinken und seine Zigarre zu rauchen. Hier nahm
auch der Herr Kantor Platz, Denn der Herr Kantor hielt es für angemessen,
von dem Vvrstcmdstische fern zu bleiben, um sich suchen zu lassen, wenn er seine
Rede halten sollte. Und so ließ er sich an dem Tische von Herrn Ölmcmn nieder,
weniger um mit diesem ein gebildetes Gespräch zu führen, als wegen feiner musika¬
lischen Beziehungen zu Drillhose. Umsomehr war Ölmcmn geneigt, ein wissen¬
schaftliches Gespräch mit dem Herrn Kantor zu führen und ihn merken zu lassen,
was Sache ist. Es fehlte nur noch um einer Anknüpfung. Diese besorgte der
Herr Kantor.

Ich höre, begann er, daß Sie gewillt sind, in unsern, lieblichen Holzweißig
dauernden Aufenthalt zu nehmen.

Ja in der That, erwiderte Ölmnnn mit Würde, ich habe mich dahin re¬
sümiert.

Der Herr Kantor horchte auf, aber er glaubte sich verhört zu haben. Meister
Ölmann legte sich in seinem Stuhle zurück mit der Haltung eines, der sich seiner
innern Überlegenheit völlig sicher ist.

Haben Sie Ihre Stellung aus Gesundheitsrücksichten aufgegeben? fuhr der
Herr Kantor fort.

Nein, dieses weniger, veus nobis bkcee oleum oren ti^nati clsäit, sagt der
Lateiner. Wissen Sie, Herr Kantor, wenn man einundzwanzig Jahre auf dem
Gymnasium gewesen ist, so werden einem die Wissenschaften zum alten I^xo, und
es verursacht einige Entbehrung, aufs Land zu gehn.


Doktor Duttmüller und sein Freund

und feierlich taucht» man seinen Zwieback in die Kaffeetasse und sagte nichts gutes
und nichts schlimmes. Im Parkett saßen die dazugehörigen Männer, man hatte
auch sagen können Herren, denn sie hatten ihr chausseestaubfarbigen Ökonomenanzüge
angezogen, und die hellen Hüte saßen keck über den roten Gesichtern. So hatten
wenigstens die jüngern unter ihnen gethan, aber die ältern bemühten sich, nicht
zurückzubleiben und schlugen gleich von Anfang an ein lebhaftes Tempo im Bier-
trinken ein. Unter ihnen hatte sich der Direktor angesiedelt. Am Vorstandstische
saß der Oberstleutnant und noch einige besonders würdige und angesehene Personen,
wie Wandrer, der alte Esch und der Schulze; im Hintergründe Ellen und Lydia
und im vordersten Vordergrunde Ölmcmn und die Seinen.'

Seit wir Gevatter Ölmcmn zum letztenmal gesehen haben, ist eine merkliche
Verändrung mit ihm vorgegangen. Erstens hat er sich gründlich gewaschen,
zweitens einen schwarzen Rock und eine Weiße Binde angelegt, wie sie der „Alte"
in Braunfels zu tragen pflegte; drittens trägt er einen Schlapphut mit breiter
Krempe der Art, wie ihn der Direktor zu tragen Pflegte, viertens war sein Ver¬
halten würdevoller als je, und dies alles, weil er seit acht Tagen seine Pension
genommen und zu seinem Schwiegersohne Drillhose übergesiedelt war. Das Joch
der Knechtschaft war von seinen Schultern genommen. Wie stand er jetzt da?
Als ein freier Mann, als ein Mann, der vor keinem Direktor mehr stramm zu
stehn brauchte, als ein Maun, der zwar die Stätten hoher Bildung verläßt, aber
die in sich erworbnen Schätze mitnimmt, als einer, der zwar aufs Land gezogen,
aber keineswegs gewillt ist, die Überlegenheit der städtischen Bildung zu verleugnen.

Eine ähnliche Meinung hatte auch seine Tochter Jda, die Gemahlin Drill-
hoses, die es für ein schweres Opfer ansah, aufs Land und unter die Bergleute
gegangen zu sein, und die es ihrer Menschen-, Künstler- und Veamtenwürde schuldig
zu sein glaubte, möglichst nobel aufzutreten. Und dies umsomehr, als ein endlich
eingetretner Todesfall in der Familie ihr wiederum eine kleine Erbschaft eingebracht
hatte. Demzufolge trug sie ihr schwarzes Kleid, ihren schwarzen Federhut und
schwarzen Sonnenschirm mit viel Selbstbewußtsein. Auch Frau Duttmüller wußte,
wer sie war, und ihr schweres seidnes Kleid und ihre Spitzenhaube und ihre ge¬
sättigte Miene gaben davon Zeugnis.

An diesen, Tische erschien in den Pausen Drillhose, um mit gleichgiltiger
Wichtigkeit sein Glas Vier zu trinken und seine Zigarre zu rauchen. Hier nahm
auch der Herr Kantor Platz, Denn der Herr Kantor hielt es für angemessen,
von dem Vvrstcmdstische fern zu bleiben, um sich suchen zu lassen, wenn er seine
Rede halten sollte. Und so ließ er sich an dem Tische von Herrn Ölmcmn nieder,
weniger um mit diesem ein gebildetes Gespräch zu führen, als wegen feiner musika¬
lischen Beziehungen zu Drillhose. Umsomehr war Ölmcmn geneigt, ein wissen¬
schaftliches Gespräch mit dem Herrn Kantor zu führen und ihn merken zu lassen,
was Sache ist. Es fehlte nur noch um einer Anknüpfung. Diese besorgte der
Herr Kantor.

Ich höre, begann er, daß Sie gewillt sind, in unsern, lieblichen Holzweißig
dauernden Aufenthalt zu nehmen.

Ja in der That, erwiderte Ölmnnn mit Würde, ich habe mich dahin re¬
sümiert.

Der Herr Kantor horchte auf, aber er glaubte sich verhört zu haben. Meister
Ölmann legte sich in seinem Stuhle zurück mit der Haltung eines, der sich seiner
innern Überlegenheit völlig sicher ist.

Haben Sie Ihre Stellung aus Gesundheitsrücksichten aufgegeben? fuhr der
Herr Kantor fort.

Nein, dieses weniger, veus nobis bkcee oleum oren ti^nati clsäit, sagt der
Lateiner. Wissen Sie, Herr Kantor, wenn man einundzwanzig Jahre auf dem
Gymnasium gewesen ist, so werden einem die Wissenschaften zum alten I^xo, und
es verursacht einige Entbehrung, aufs Land zu gehn.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/164>, abgerufen am 17.06.2024.