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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

Dann wäre ich aber doch bei den Wissenschaften in der Stadt geblieben, er¬
widerte der Herr Kantor, der, selbst auf Grund des Konversationslexikons in der
Wissenschaft wohl erfahren, es übel empfand, von Meister Ölmann als Landbewohner
gering angesehen zu werden.

Umstände! Herr Kantor, Umstände! sagte Meister Ölmann. Ich war es
meiner Selbstachtung schuldig, in die Pension zu gehn. Nämlich wegen dieses
Siegfried, dem Alten seinen dummen Jungen, den wir vergeblich durch das Frei¬
willigenexamen bringen wollten. Denn wo kein Koppschenie und kein Ellbogen ist,
da kommen Götter selbst mit den Beinen nicht auf die Erde. Wie nun die Sache
schief ging, und es herauskam, daß dieser Siegfried die Exemplarien schon vorher
gewußt hat, da sollte ich das Karnickel sein. Na ja, man hat ja gethan, was man
konnte, aber das haben die Herren alle gewußt. Und nun wollte keiner etwas
gewesen sein, und alle fielen sie über mich her. Da wurde ich falsch und sagte:
Lg,ut LaoWr, Kant, nihil, und ging in die gesetzliche Pension. Und nun können
sie sehen, wie sie ohne mich auskommen. Denn mein Nachfolger, der früher Unter¬
offizier gewesen ist, hat keine Spur von klassischer Bildung. Glauben Sie, daß
der Mensch nicht imstande ist, ein einziges lumpiges Verbum zu kujonnieren.

Sie haben ja aber anch hier mancherlei, sagte der Herr Kantor, künstlerische
Genüsse, Konzert der Bergkapelle, Gesangverein, Theater.

Dieses ist richtig und freut mich zu hören, antwortete Ölmann. Darauf lehnte
er sich in seinein Stuhle noch weiter zurück und sah in die Weite, als wenn er
ohne Fernrohr Fixsterne achter Ordnung entdecken wollte, und fuhr nachdenklich
fort: Musik, und überhaupt die Kunst, und wenn ich an Schiller denke oder Thor¬
walzern und wie alle diese Konifernen knuten --

Jetzt fuhr der Herr Kantor in die Höhe, das war denn doch zu arg, von
klassischer Bildung zu reden und solche Fehler zu machen. -- Sie meinen Koryphäen,
Herr Ölmann, sagte er.

Ölmann beachtete den EinWurf nicht und fuhr fort: Glauben Sie mir, wenn
Man einundzwanzig Jahre auf dem Gymnasium gewesen ist, dann weiß man
Bescheid ins klassische Altertum mit seinen Statute" aus kanarischen Marmor und
Philosophen und Dichtern und dem zugehörigen locus tortins.

Der Herr Kantor fing an, sich ernstlich zu ärgern.

Aber das praktische Leben hat anch sein Recht, fuhr Ölmann fort, was mau
Dusel nennt und die dritte Potenz der göttlichen Weltordnung ist. Denn, wie ich
in den Büchern gelesen habe, ist es im klassischen Altertum auch nicht immer nach
Verdienst zugegangen, und die alten Dichter haben, wenn sie nicht bei Mäeeuasseu
oder im Apollo, was ein seines Restaurant war, gegessen haben, mehrenteils von
Kartoffeln gelebt.

Aber die Kartoffeln waren ja damals noch gar nicht entdeckt, warf der
Kantor ein.

Ölmann runzelte die Stirn über die ungehörige Unterbrechung, würdigte aber
die ländliche Weisheit des Kantors keiner Entgegnung und fuhr fort: Und was
Mvzarten anbetrifft, so ist dieser an Hungertyphus gestorben. Dies geschah alles
"us Mangel der dritten Potenz. Auch was mein Schwiegersohn ist, Angust Drill¬
hose, der Mensch ist ein Universum, hat aber keine dritte Potenz. Ich sage Ihnen,
Mein Schwiegersohn kann alles, er ist Musikant und Mechanikus und Tischler, und
Wenn Sie zu ihm sagen: Machen Sie mir einen Rock, dann macht er ihn Ihnen.
Wollen Sie es glauben, daß er deu Musikanten ihre Instrumente wieder zurecht-
geklopft hat? Wie neu. Und auf jede Trompete hat er eine Vomitivtafel getötet.
Wo drauf graviert steht: Renommiert im Jahre soundso.

Sie meinen "renoviert," sagte der Herr Kantor.

Na, das sagte ich jn doch, erwiderte Ölmann.

Und dann heißt es uicht "Vomitivtafel," sondern "Votivtafel."

Ölmann setzte sich steil hin und rückte seinen Stuhl herum. Er war ärgerlich


Doktor Duttmüller und sein Freund

Dann wäre ich aber doch bei den Wissenschaften in der Stadt geblieben, er¬
widerte der Herr Kantor, der, selbst auf Grund des Konversationslexikons in der
Wissenschaft wohl erfahren, es übel empfand, von Meister Ölmann als Landbewohner
gering angesehen zu werden.

Umstände! Herr Kantor, Umstände! sagte Meister Ölmann. Ich war es
meiner Selbstachtung schuldig, in die Pension zu gehn. Nämlich wegen dieses
Siegfried, dem Alten seinen dummen Jungen, den wir vergeblich durch das Frei¬
willigenexamen bringen wollten. Denn wo kein Koppschenie und kein Ellbogen ist,
da kommen Götter selbst mit den Beinen nicht auf die Erde. Wie nun die Sache
schief ging, und es herauskam, daß dieser Siegfried die Exemplarien schon vorher
gewußt hat, da sollte ich das Karnickel sein. Na ja, man hat ja gethan, was man
konnte, aber das haben die Herren alle gewußt. Und nun wollte keiner etwas
gewesen sein, und alle fielen sie über mich her. Da wurde ich falsch und sagte:
Lg,ut LaoWr, Kant, nihil, und ging in die gesetzliche Pension. Und nun können
sie sehen, wie sie ohne mich auskommen. Denn mein Nachfolger, der früher Unter¬
offizier gewesen ist, hat keine Spur von klassischer Bildung. Glauben Sie, daß
der Mensch nicht imstande ist, ein einziges lumpiges Verbum zu kujonnieren.

Sie haben ja aber anch hier mancherlei, sagte der Herr Kantor, künstlerische
Genüsse, Konzert der Bergkapelle, Gesangverein, Theater.

Dieses ist richtig und freut mich zu hören, antwortete Ölmann. Darauf lehnte
er sich in seinein Stuhle noch weiter zurück und sah in die Weite, als wenn er
ohne Fernrohr Fixsterne achter Ordnung entdecken wollte, und fuhr nachdenklich
fort: Musik, und überhaupt die Kunst, und wenn ich an Schiller denke oder Thor¬
walzern und wie alle diese Konifernen knuten —

Jetzt fuhr der Herr Kantor in die Höhe, das war denn doch zu arg, von
klassischer Bildung zu reden und solche Fehler zu machen. — Sie meinen Koryphäen,
Herr Ölmann, sagte er.

Ölmann beachtete den EinWurf nicht und fuhr fort: Glauben Sie mir, wenn
Man einundzwanzig Jahre auf dem Gymnasium gewesen ist, dann weiß man
Bescheid ins klassische Altertum mit seinen Statute» aus kanarischen Marmor und
Philosophen und Dichtern und dem zugehörigen locus tortins.

Der Herr Kantor fing an, sich ernstlich zu ärgern.

Aber das praktische Leben hat anch sein Recht, fuhr Ölmann fort, was mau
Dusel nennt und die dritte Potenz der göttlichen Weltordnung ist. Denn, wie ich
in den Büchern gelesen habe, ist es im klassischen Altertum auch nicht immer nach
Verdienst zugegangen, und die alten Dichter haben, wenn sie nicht bei Mäeeuasseu
oder im Apollo, was ein seines Restaurant war, gegessen haben, mehrenteils von
Kartoffeln gelebt.

Aber die Kartoffeln waren ja damals noch gar nicht entdeckt, warf der
Kantor ein.

Ölmann runzelte die Stirn über die ungehörige Unterbrechung, würdigte aber
die ländliche Weisheit des Kantors keiner Entgegnung und fuhr fort: Und was
Mvzarten anbetrifft, so ist dieser an Hungertyphus gestorben. Dies geschah alles
"us Mangel der dritten Potenz. Auch was mein Schwiegersohn ist, Angust Drill¬
hose, der Mensch ist ein Universum, hat aber keine dritte Potenz. Ich sage Ihnen,
Mein Schwiegersohn kann alles, er ist Musikant und Mechanikus und Tischler, und
Wenn Sie zu ihm sagen: Machen Sie mir einen Rock, dann macht er ihn Ihnen.
Wollen Sie es glauben, daß er deu Musikanten ihre Instrumente wieder zurecht-
geklopft hat? Wie neu. Und auf jede Trompete hat er eine Vomitivtafel getötet.
Wo drauf graviert steht: Renommiert im Jahre soundso.

Sie meinen „renoviert," sagte der Herr Kantor.

Na, das sagte ich jn doch, erwiderte Ölmann.

Und dann heißt es uicht „Vomitivtafel," sondern „Votivtafel."

Ölmann setzte sich steil hin und rückte seinen Stuhl herum. Er war ärgerlich


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[0165] Doktor Duttmüller und sein Freund Dann wäre ich aber doch bei den Wissenschaften in der Stadt geblieben, er¬ widerte der Herr Kantor, der, selbst auf Grund des Konversationslexikons in der Wissenschaft wohl erfahren, es übel empfand, von Meister Ölmann als Landbewohner gering angesehen zu werden. Umstände! Herr Kantor, Umstände! sagte Meister Ölmann. Ich war es meiner Selbstachtung schuldig, in die Pension zu gehn. Nämlich wegen dieses Siegfried, dem Alten seinen dummen Jungen, den wir vergeblich durch das Frei¬ willigenexamen bringen wollten. Denn wo kein Koppschenie und kein Ellbogen ist, da kommen Götter selbst mit den Beinen nicht auf die Erde. Wie nun die Sache schief ging, und es herauskam, daß dieser Siegfried die Exemplarien schon vorher gewußt hat, da sollte ich das Karnickel sein. Na ja, man hat ja gethan, was man konnte, aber das haben die Herren alle gewußt. Und nun wollte keiner etwas gewesen sein, und alle fielen sie über mich her. Da wurde ich falsch und sagte: Lg,ut LaoWr, Kant, nihil, und ging in die gesetzliche Pension. Und nun können sie sehen, wie sie ohne mich auskommen. Denn mein Nachfolger, der früher Unter¬ offizier gewesen ist, hat keine Spur von klassischer Bildung. Glauben Sie, daß der Mensch nicht imstande ist, ein einziges lumpiges Verbum zu kujonnieren. Sie haben ja aber anch hier mancherlei, sagte der Herr Kantor, künstlerische Genüsse, Konzert der Bergkapelle, Gesangverein, Theater. Dieses ist richtig und freut mich zu hören, antwortete Ölmann. Darauf lehnte er sich in seinein Stuhle noch weiter zurück und sah in die Weite, als wenn er ohne Fernrohr Fixsterne achter Ordnung entdecken wollte, und fuhr nachdenklich fort: Musik, und überhaupt die Kunst, und wenn ich an Schiller denke oder Thor¬ walzern und wie alle diese Konifernen knuten — Jetzt fuhr der Herr Kantor in die Höhe, das war denn doch zu arg, von klassischer Bildung zu reden und solche Fehler zu machen. — Sie meinen Koryphäen, Herr Ölmann, sagte er. Ölmann beachtete den EinWurf nicht und fuhr fort: Glauben Sie mir, wenn Man einundzwanzig Jahre auf dem Gymnasium gewesen ist, dann weiß man Bescheid ins klassische Altertum mit seinen Statute» aus kanarischen Marmor und Philosophen und Dichtern und dem zugehörigen locus tortins. Der Herr Kantor fing an, sich ernstlich zu ärgern. Aber das praktische Leben hat anch sein Recht, fuhr Ölmann fort, was mau Dusel nennt und die dritte Potenz der göttlichen Weltordnung ist. Denn, wie ich in den Büchern gelesen habe, ist es im klassischen Altertum auch nicht immer nach Verdienst zugegangen, und die alten Dichter haben, wenn sie nicht bei Mäeeuasseu oder im Apollo, was ein seines Restaurant war, gegessen haben, mehrenteils von Kartoffeln gelebt. Aber die Kartoffeln waren ja damals noch gar nicht entdeckt, warf der Kantor ein. Ölmann runzelte die Stirn über die ungehörige Unterbrechung, würdigte aber die ländliche Weisheit des Kantors keiner Entgegnung und fuhr fort: Und was Mvzarten anbetrifft, so ist dieser an Hungertyphus gestorben. Dies geschah alles "us Mangel der dritten Potenz. Auch was mein Schwiegersohn ist, Angust Drill¬ hose, der Mensch ist ein Universum, hat aber keine dritte Potenz. Ich sage Ihnen, Mein Schwiegersohn kann alles, er ist Musikant und Mechanikus und Tischler, und Wenn Sie zu ihm sagen: Machen Sie mir einen Rock, dann macht er ihn Ihnen. Wollen Sie es glauben, daß er deu Musikanten ihre Instrumente wieder zurecht- geklopft hat? Wie neu. Und auf jede Trompete hat er eine Vomitivtafel getötet. Wo drauf graviert steht: Renommiert im Jahre soundso. Sie meinen „renoviert," sagte der Herr Kantor. Na, das sagte ich jn doch, erwiderte Ölmann. Und dann heißt es uicht „Vomitivtafel," sondern „Votivtafel." Ölmann setzte sich steil hin und rückte seinen Stuhl herum. Er war ärgerlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/165>, abgerufen am 17.06.2024.