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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters

bewirthen. Se. Majestät der König und die Königin, welche letztere durch Um¬
werfen des Wagens leicht beschädigt wir, wohnten gleichzeitig auf dem hiesigen
Amte. Se. Majestät der König statteten, jedoch ohne die durch die Fußbeschädigung
behinderte Majestät der Königin, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich in
unserem Hause einen Besuch ab, redete dabei meinen verstorbenen Ehemann freundlich
an und schien unsere geringe Bewirthung allergnädigst aufzunehmen. Dieß mochte
Ihre Majestät die Königin veranlassen, bei ihrer Durchreise nach den unglücklichen
Ereignissen des Herbstes 1806 Ihr Nachtquartier in unseren, Hause nehmen zu
wollen. Sie hatten, wie mir der Stellmacher Kirchhof, den ich als Zeugen hiermit
geflekte, versichert hat, den Kirchhof auf dem Wege von Groß-Mehringen hierher
getroffen, sich von demselben den rechten Weg weisen lassen, und hatte denselben
zugleich gefragt, wo Se. Hoheit der Prinz Heinrich bei seiner früheren Anwesenheit
in Tangermünde logirt habe. Der Kirchhof hatte darauf erst irrig geantwortet,
daß dieß auf dem hiesigen Königl. Amte gewesen sei, auf die desfallsige Verneinung
Ihrer Majestät der Königin sich aber sogleich erinnert, daß Se. Königl. Hoheit der
Prinz Heinrich in unserem Hause gewohnt habe. Ihre Majestät die Königin hatte
sich hierauf unter Vermeidung alles Geräusches nach unserem Hause bringen lasse".
Es befand sich in der Begleitung Ihrer Majestät keine Ihrer Hofdamen, welche
theilweis erst um Mitternacht und den anderen Tag ankamen: Nach den Aeußerungen
Ihrer Majestät schien es mir, als wenn Höchstdieselbe mit ihrer früheren Aufnahme
ans dem Amte nicht zufrieden gewesen sei. Ihre Majestät schienen mit unserer
Aufnahme und Bewirthung sehr zufrieden zu sein, äußerten Sich sowohl gegen mich
als meine Tochter sehr gnädig, ließen sich auch von meiner genannten Tochter aus¬
schließlich bedienen und blieb meine Tochter die ganze Nacht bei Ihrer Majestät
der Königin. Bei Ihrer Abreise äußerten Ihre Majestät die Königin, daß, wenn
wir jemals in eine Lage kämen, wo wir Ihres Schutzes und Beistandes bedürfte",
so sollten wir uns nur dreist an Sie wenden; diese Aeußerung äußerte Sie sowohl
gegen mich als meine Tochter. Dies Königl. Wort würde ich niemals erwähnt
haben, wenn die unglückliche Lage meines Enkels und die Bekümmerniß, die dadurch
mir und meiner ganzen Familie für die wenigen Tage bereitet ist. die ich noch zu
erwarten habe, mich nicht genöthigt hätten, dieses Königlichen Wortes zu gedenken.
Ich gründe hierauf meine letzte Hoffnung, indem ich zuversichtlich glaube, daß
Se. Majestät der König der Betheuruug, wie ich vorstehend nur die reine Wahrheit
gesagt habe, und zu jeder Zeit bereit bin, dieselbe mit bestem Gewissen eidlich zu
bekräftigen, Glauben schenken und meinem unglücklichen Enkel dieselbe Gnade an-
gedeihen lassen werden, welche Sie ihm auf die Fürsprache Ihrer Majestät der
Königin gewiß hätten angedeiyen lassen, Falls dieselbe das Glück des Preußischen
Staats, wie dessen Unglück, hätte erleben sollen.

Ich bitte, den von mir hierdurch als Zeugen gestellten hiesigen Stellmacher
Kirchhof über diejenige meiner Angaben zu hören, welche derselbe aus eigner
Wissenschaft wird bestätigen können.

Der anwesende Stellmacher Kirchhof, nach seiner Angabe evangelischer Christ,
64 Jahr alt, wurde hierauf vou der Gerichtsdeputation alles Ernstes ermahnt,
die Wahrheit zu sagen und was er mit einem Eide bekräftigen könne. Er be¬
kundete hierauf:

Um die Zeit der unglücklichen Ereignisse von 1806 kam ich von WahrVnrg.
Ungefähr Meile von Tangermünde begegnete ich einem Wagen; der auf dem
Bock sitzende Leibjäger fragte mich nach dem Wege. Eine Dame, die im Wagen
saß, fragte mich, in welchem Hause Seine Königl. Hoheit der Prinz vor mehreren
Jahren logirt hätten; durch den Leibjäger erfuhr ich, daß es Ihre Majestät die
Königin war; ich ertheilte, nachdem ich mich neben den Leibjäger gesetzt hatte, zu¬
vörderst die Auskunft, daß Se. Hoheit der Prinz auf dem Amte logirt habe. Ihre
Majestät die Königin belehrten mich aber sogleich eines Besseren und sagten, daß
Se. Hoheit der Prinz nicht auf dem Amte logirt hätten, sondern bei einem Bürger


Grenzlioten 1U 1904 103
Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters

bewirthen. Se. Majestät der König und die Königin, welche letztere durch Um¬
werfen des Wagens leicht beschädigt wir, wohnten gleichzeitig auf dem hiesigen
Amte. Se. Majestät der König statteten, jedoch ohne die durch die Fußbeschädigung
behinderte Majestät der Königin, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich in
unserem Hause einen Besuch ab, redete dabei meinen verstorbenen Ehemann freundlich
an und schien unsere geringe Bewirthung allergnädigst aufzunehmen. Dieß mochte
Ihre Majestät die Königin veranlassen, bei ihrer Durchreise nach den unglücklichen
Ereignissen des Herbstes 1806 Ihr Nachtquartier in unseren, Hause nehmen zu
wollen. Sie hatten, wie mir der Stellmacher Kirchhof, den ich als Zeugen hiermit
geflekte, versichert hat, den Kirchhof auf dem Wege von Groß-Mehringen hierher
getroffen, sich von demselben den rechten Weg weisen lassen, und hatte denselben
zugleich gefragt, wo Se. Hoheit der Prinz Heinrich bei seiner früheren Anwesenheit
in Tangermünde logirt habe. Der Kirchhof hatte darauf erst irrig geantwortet,
daß dieß auf dem hiesigen Königl. Amte gewesen sei, auf die desfallsige Verneinung
Ihrer Majestät der Königin sich aber sogleich erinnert, daß Se. Königl. Hoheit der
Prinz Heinrich in unserem Hause gewohnt habe. Ihre Majestät die Königin hatte
sich hierauf unter Vermeidung alles Geräusches nach unserem Hause bringen lasse».
Es befand sich in der Begleitung Ihrer Majestät keine Ihrer Hofdamen, welche
theilweis erst um Mitternacht und den anderen Tag ankamen: Nach den Aeußerungen
Ihrer Majestät schien es mir, als wenn Höchstdieselbe mit ihrer früheren Aufnahme
ans dem Amte nicht zufrieden gewesen sei. Ihre Majestät schienen mit unserer
Aufnahme und Bewirthung sehr zufrieden zu sein, äußerten Sich sowohl gegen mich
als meine Tochter sehr gnädig, ließen sich auch von meiner genannten Tochter aus¬
schließlich bedienen und blieb meine Tochter die ganze Nacht bei Ihrer Majestät
der Königin. Bei Ihrer Abreise äußerten Ihre Majestät die Königin, daß, wenn
wir jemals in eine Lage kämen, wo wir Ihres Schutzes und Beistandes bedürfte»,
so sollten wir uns nur dreist an Sie wenden; diese Aeußerung äußerte Sie sowohl
gegen mich als meine Tochter. Dies Königl. Wort würde ich niemals erwähnt
haben, wenn die unglückliche Lage meines Enkels und die Bekümmerniß, die dadurch
mir und meiner ganzen Familie für die wenigen Tage bereitet ist. die ich noch zu
erwarten habe, mich nicht genöthigt hätten, dieses Königlichen Wortes zu gedenken.
Ich gründe hierauf meine letzte Hoffnung, indem ich zuversichtlich glaube, daß
Se. Majestät der König der Betheuruug, wie ich vorstehend nur die reine Wahrheit
gesagt habe, und zu jeder Zeit bereit bin, dieselbe mit bestem Gewissen eidlich zu
bekräftigen, Glauben schenken und meinem unglücklichen Enkel dieselbe Gnade an-
gedeihen lassen werden, welche Sie ihm auf die Fürsprache Ihrer Majestät der
Königin gewiß hätten angedeiyen lassen, Falls dieselbe das Glück des Preußischen
Staats, wie dessen Unglück, hätte erleben sollen.

Ich bitte, den von mir hierdurch als Zeugen gestellten hiesigen Stellmacher
Kirchhof über diejenige meiner Angaben zu hören, welche derselbe aus eigner
Wissenschaft wird bestätigen können.

Der anwesende Stellmacher Kirchhof, nach seiner Angabe evangelischer Christ,
64 Jahr alt, wurde hierauf vou der Gerichtsdeputation alles Ernstes ermahnt,
die Wahrheit zu sagen und was er mit einem Eide bekräftigen könne. Er be¬
kundete hierauf:

Um die Zeit der unglücklichen Ereignisse von 1806 kam ich von WahrVnrg.
Ungefähr Meile von Tangermünde begegnete ich einem Wagen; der auf dem
Bock sitzende Leibjäger fragte mich nach dem Wege. Eine Dame, die im Wagen
saß, fragte mich, in welchem Hause Seine Königl. Hoheit der Prinz vor mehreren
Jahren logirt hätten; durch den Leibjäger erfuhr ich, daß es Ihre Majestät die
Königin war; ich ertheilte, nachdem ich mich neben den Leibjäger gesetzt hatte, zu¬
vörderst die Auskunft, daß Se. Hoheit der Prinz auf dem Amte logirt habe. Ihre
Majestät die Königin belehrten mich aber sogleich eines Besseren und sagten, daß
Se. Hoheit der Prinz nicht auf dem Amte logirt hätten, sondern bei einem Bürger


Grenzlioten 1U 1904 103
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[0785] Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters bewirthen. Se. Majestät der König und die Königin, welche letztere durch Um¬ werfen des Wagens leicht beschädigt wir, wohnten gleichzeitig auf dem hiesigen Amte. Se. Majestät der König statteten, jedoch ohne die durch die Fußbeschädigung behinderte Majestät der Königin, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich in unserem Hause einen Besuch ab, redete dabei meinen verstorbenen Ehemann freundlich an und schien unsere geringe Bewirthung allergnädigst aufzunehmen. Dieß mochte Ihre Majestät die Königin veranlassen, bei ihrer Durchreise nach den unglücklichen Ereignissen des Herbstes 1806 Ihr Nachtquartier in unseren, Hause nehmen zu wollen. Sie hatten, wie mir der Stellmacher Kirchhof, den ich als Zeugen hiermit geflekte, versichert hat, den Kirchhof auf dem Wege von Groß-Mehringen hierher getroffen, sich von demselben den rechten Weg weisen lassen, und hatte denselben zugleich gefragt, wo Se. Hoheit der Prinz Heinrich bei seiner früheren Anwesenheit in Tangermünde logirt habe. Der Kirchhof hatte darauf erst irrig geantwortet, daß dieß auf dem hiesigen Königl. Amte gewesen sei, auf die desfallsige Verneinung Ihrer Majestät der Königin sich aber sogleich erinnert, daß Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich in unserem Hause gewohnt habe. Ihre Majestät die Königin hatte sich hierauf unter Vermeidung alles Geräusches nach unserem Hause bringen lasse». Es befand sich in der Begleitung Ihrer Majestät keine Ihrer Hofdamen, welche theilweis erst um Mitternacht und den anderen Tag ankamen: Nach den Aeußerungen Ihrer Majestät schien es mir, als wenn Höchstdieselbe mit ihrer früheren Aufnahme ans dem Amte nicht zufrieden gewesen sei. Ihre Majestät schienen mit unserer Aufnahme und Bewirthung sehr zufrieden zu sein, äußerten Sich sowohl gegen mich als meine Tochter sehr gnädig, ließen sich auch von meiner genannten Tochter aus¬ schließlich bedienen und blieb meine Tochter die ganze Nacht bei Ihrer Majestät der Königin. Bei Ihrer Abreise äußerten Ihre Majestät die Königin, daß, wenn wir jemals in eine Lage kämen, wo wir Ihres Schutzes und Beistandes bedürfte», so sollten wir uns nur dreist an Sie wenden; diese Aeußerung äußerte Sie sowohl gegen mich als meine Tochter. Dies Königl. Wort würde ich niemals erwähnt haben, wenn die unglückliche Lage meines Enkels und die Bekümmerniß, die dadurch mir und meiner ganzen Familie für die wenigen Tage bereitet ist. die ich noch zu erwarten habe, mich nicht genöthigt hätten, dieses Königlichen Wortes zu gedenken. Ich gründe hierauf meine letzte Hoffnung, indem ich zuversichtlich glaube, daß Se. Majestät der König der Betheuruug, wie ich vorstehend nur die reine Wahrheit gesagt habe, und zu jeder Zeit bereit bin, dieselbe mit bestem Gewissen eidlich zu bekräftigen, Glauben schenken und meinem unglücklichen Enkel dieselbe Gnade an- gedeihen lassen werden, welche Sie ihm auf die Fürsprache Ihrer Majestät der Königin gewiß hätten angedeiyen lassen, Falls dieselbe das Glück des Preußischen Staats, wie dessen Unglück, hätte erleben sollen. Ich bitte, den von mir hierdurch als Zeugen gestellten hiesigen Stellmacher Kirchhof über diejenige meiner Angaben zu hören, welche derselbe aus eigner Wissenschaft wird bestätigen können. Der anwesende Stellmacher Kirchhof, nach seiner Angabe evangelischer Christ, 64 Jahr alt, wurde hierauf vou der Gerichtsdeputation alles Ernstes ermahnt, die Wahrheit zu sagen und was er mit einem Eide bekräftigen könne. Er be¬ kundete hierauf: Um die Zeit der unglücklichen Ereignisse von 1806 kam ich von WahrVnrg. Ungefähr Meile von Tangermünde begegnete ich einem Wagen; der auf dem Bock sitzende Leibjäger fragte mich nach dem Wege. Eine Dame, die im Wagen saß, fragte mich, in welchem Hause Seine Königl. Hoheit der Prinz vor mehreren Jahren logirt hätten; durch den Leibjäger erfuhr ich, daß es Ihre Majestät die Königin war; ich ertheilte, nachdem ich mich neben den Leibjäger gesetzt hatte, zu¬ vörderst die Auskunft, daß Se. Hoheit der Prinz auf dem Amte logirt habe. Ihre Majestät die Königin belehrten mich aber sogleich eines Besseren und sagten, daß Se. Hoheit der Prinz nicht auf dem Amte logirt hätten, sondern bei einem Bürger Grenzlioten 1U 1904 103

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/785>, abgerufen am 23.05.2024.