Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters

in der Vorstadt. Nun erinnerte ich mich, daß Se. Hoheit bei dem hiesigen Schiffer
Hecht abgetreten war und ich theilte dieß Ihrer Majestät der Königin mit. Ihre
Majestät die Königin trugen mir auf, den Wagen dahin zu begleiten. Vor dem
Hechtschen Hause hielt der Wagen still und Ihre Majestät die Königin stieg aus
demselben, wurde auch sofort auf die obereu Zimmer des Hauses geführt, wo sie
übernachtete; ich trug nun das Gepäck in Begleitung eines Gehülfen ans die Logtr-
zimmer und wurde von Ihrer Majestät entlassen. In dem Wagen saß außer Ihrer
Majestät der Königin weiter Niemand und ein Leibjäger auf dem Bock. Während
ich noch auf den Zimmern war, kam der damalige Cantor Kaselitz mit einem Brief
und theilte daraus Ihrer Majestät mit, daß Prinz Murat total geschlagen sei.
Ihre Majestät erwiederten: Wollte Gott, es wäre wahr, und dabei liefen Ihr
die Thränen von den Wangen. Ich bin bereit, meine Aussage zu beeidigen xx.

Die Frau Hecht bemerkte: Die vorstehend von mir gemachten Angaben sind
streng der Wahrheit gemäß und erkläre ich mich zu deren Beeidigung bereit. Ich
flehe für meinen geliebten Enkel den unglücklichen Auscultator Reese nochmals die
Gnade Sr. Majestät meines Allergnädigsten Königs und Herrn an. Allerhöchst-
dieselben werden es einer bekümmerten und bejahrten Frau, die das baldige Ziel
ihres irdischen Lebens vor Augen sieht, verzeihen, daß sie sich in ihrer bedrängten
Lage mit der vorstehenden nllerunterthänigsten Bitte an Se. Majestät gewendet
hat. Allerhöchst dieselben werden sich meiner und meines Enkels in Gnaden er¬
barmen." (Folgen die Unterschriften.)

Meine Großmutter hatte selbst zum König reisen wolle", um für mich zu
bitten; allein man hielt sie davon ab, weil man fürchtete, sie nicht lebend zurück¬
zubringen. Unterm 7. Oktober 1837 erneuerte sie ihr Gesuch, worauf sie unterm
4. Dezember 1837 von der Ministerialkommission nachstehenden Bescheid erhielt:

"Des Königs Majestät haben uns diejenigen Verhandlungen Anfertigen lassen,
welche mit Ihnen bei der Tangermünder Gerichts-Commission am 7. Oetober 1837
aufgenommen worden ist und worin Sie eine erneuerte Verwendung für Ihren
Enkel eingelegt haben. Indem wir Sie hiervon benachrichtigen, eröffnen wir
Ihnen zugleich, daß wir uns nunmehr erst im Stande befinden, den befohlenen
Bericht über die Minderungsstrafe Ihres Enkels binnen Kurzem zu erstatten."

Demnächst erfolgte unterm 8. April 1838 von der Ministerialkommission an
meine Großmutter folgender Bescheid:

"In Folge unserer Mittheilung vom 4. Decbr. a>. w'. eröffnen wir Ihnen,
daß des Königs Majestät auf die für Ihren Enkel, den vormaligen Auseultator
Reese eingelegten Begnadigungsgesuche gegenwärtig eine Entscheidung zu erlassen
geruht haben. Es ist nämlich von Sr. Majestät befohlen worden, daß der p. Reese
von dem für ihn festgesetzten 30jährigen Festungs-Arrest 10 Jahre abbüße, nach
deren Verlaufe dann über sein Benehmen während der Haft berichtet werden soll
und wollen Se. Majestät sich demnächst die weitere Entscheidung über seine Ent¬
lassung und die Bedingungen derselben vorbehalten.

Ihrem Enkel wird das Nähere durch das Kammergericht bekannt gemacht
werden."

Ich bemerke hierbei, daß eine gleiche Entscheidung in bezug auf sämtliche zur
Todesstrafe des Bens verurteilten Gefangnen erging, während in betreff der zu
geschärfter Todesstrafe durch das Rad Verurteilten die Zeit, nach deren Ablaufe
Se. Majestät weitere Entscheidung vorbehielten, auf fünfzehn Jahre bestimmt wurde.

Am 19. Mai 1838 richtete nun meine Großmutter ein Gesuch um Fürsprache
an die zur Zeit in Berlin anwesende Kaiserin von Rußland, worin sie unter Be¬
rufung auf die Zusicherung der hochseligen Königin alleruntertänigst bat, daß Ihre
Majestät die Kaiserin huldreichst die Vermittlerin bei Sr. Majestät dem König sein
wolle. Das Gesuch schloß mit den Worten:

"Eurer Kaiserlichen Majestät Familienglück und große Herzensgüte giebt der
letzten Hoffnung Raum, Allerhöchst dieselben werden einer am Grabesrande für


Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters

in der Vorstadt. Nun erinnerte ich mich, daß Se. Hoheit bei dem hiesigen Schiffer
Hecht abgetreten war und ich theilte dieß Ihrer Majestät der Königin mit. Ihre
Majestät die Königin trugen mir auf, den Wagen dahin zu begleiten. Vor dem
Hechtschen Hause hielt der Wagen still und Ihre Majestät die Königin stieg aus
demselben, wurde auch sofort auf die obereu Zimmer des Hauses geführt, wo sie
übernachtete; ich trug nun das Gepäck in Begleitung eines Gehülfen ans die Logtr-
zimmer und wurde von Ihrer Majestät entlassen. In dem Wagen saß außer Ihrer
Majestät der Königin weiter Niemand und ein Leibjäger auf dem Bock. Während
ich noch auf den Zimmern war, kam der damalige Cantor Kaselitz mit einem Brief
und theilte daraus Ihrer Majestät mit, daß Prinz Murat total geschlagen sei.
Ihre Majestät erwiederten: Wollte Gott, es wäre wahr, und dabei liefen Ihr
die Thränen von den Wangen. Ich bin bereit, meine Aussage zu beeidigen xx.

Die Frau Hecht bemerkte: Die vorstehend von mir gemachten Angaben sind
streng der Wahrheit gemäß und erkläre ich mich zu deren Beeidigung bereit. Ich
flehe für meinen geliebten Enkel den unglücklichen Auscultator Reese nochmals die
Gnade Sr. Majestät meines Allergnädigsten Königs und Herrn an. Allerhöchst-
dieselben werden es einer bekümmerten und bejahrten Frau, die das baldige Ziel
ihres irdischen Lebens vor Augen sieht, verzeihen, daß sie sich in ihrer bedrängten
Lage mit der vorstehenden nllerunterthänigsten Bitte an Se. Majestät gewendet
hat. Allerhöchst dieselben werden sich meiner und meines Enkels in Gnaden er¬
barmen." (Folgen die Unterschriften.)

Meine Großmutter hatte selbst zum König reisen wolle«, um für mich zu
bitten; allein man hielt sie davon ab, weil man fürchtete, sie nicht lebend zurück¬
zubringen. Unterm 7. Oktober 1837 erneuerte sie ihr Gesuch, worauf sie unterm
4. Dezember 1837 von der Ministerialkommission nachstehenden Bescheid erhielt:

„Des Königs Majestät haben uns diejenigen Verhandlungen Anfertigen lassen,
welche mit Ihnen bei der Tangermünder Gerichts-Commission am 7. Oetober 1837
aufgenommen worden ist und worin Sie eine erneuerte Verwendung für Ihren
Enkel eingelegt haben. Indem wir Sie hiervon benachrichtigen, eröffnen wir
Ihnen zugleich, daß wir uns nunmehr erst im Stande befinden, den befohlenen
Bericht über die Minderungsstrafe Ihres Enkels binnen Kurzem zu erstatten."

Demnächst erfolgte unterm 8. April 1838 von der Ministerialkommission an
meine Großmutter folgender Bescheid:

„In Folge unserer Mittheilung vom 4. Decbr. a>. w'. eröffnen wir Ihnen,
daß des Königs Majestät auf die für Ihren Enkel, den vormaligen Auseultator
Reese eingelegten Begnadigungsgesuche gegenwärtig eine Entscheidung zu erlassen
geruht haben. Es ist nämlich von Sr. Majestät befohlen worden, daß der p. Reese
von dem für ihn festgesetzten 30jährigen Festungs-Arrest 10 Jahre abbüße, nach
deren Verlaufe dann über sein Benehmen während der Haft berichtet werden soll
und wollen Se. Majestät sich demnächst die weitere Entscheidung über seine Ent¬
lassung und die Bedingungen derselben vorbehalten.

Ihrem Enkel wird das Nähere durch das Kammergericht bekannt gemacht
werden."

Ich bemerke hierbei, daß eine gleiche Entscheidung in bezug auf sämtliche zur
Todesstrafe des Bens verurteilten Gefangnen erging, während in betreff der zu
geschärfter Todesstrafe durch das Rad Verurteilten die Zeit, nach deren Ablaufe
Se. Majestät weitere Entscheidung vorbehielten, auf fünfzehn Jahre bestimmt wurde.

Am 19. Mai 1838 richtete nun meine Großmutter ein Gesuch um Fürsprache
an die zur Zeit in Berlin anwesende Kaiserin von Rußland, worin sie unter Be¬
rufung auf die Zusicherung der hochseligen Königin alleruntertänigst bat, daß Ihre
Majestät die Kaiserin huldreichst die Vermittlerin bei Sr. Majestät dem König sein
wolle. Das Gesuch schloß mit den Worten:

„Eurer Kaiserlichen Majestät Familienglück und große Herzensgüte giebt der
letzten Hoffnung Raum, Allerhöchst dieselben werden einer am Grabesrande für


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0786" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295203"/>
          <fw type="header" place="top"> Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3750" prev="#ID_3749"> in der Vorstadt. Nun erinnerte ich mich, daß Se. Hoheit bei dem hiesigen Schiffer<lb/>
Hecht abgetreten war und ich theilte dieß Ihrer Majestät der Königin mit. Ihre<lb/>
Majestät die Königin trugen mir auf, den Wagen dahin zu begleiten. Vor dem<lb/>
Hechtschen Hause hielt der Wagen still und Ihre Majestät die Königin stieg aus<lb/>
demselben, wurde auch sofort auf die obereu Zimmer des Hauses geführt, wo sie<lb/>
übernachtete; ich trug nun das Gepäck in Begleitung eines Gehülfen ans die Logtr-<lb/>
zimmer und wurde von Ihrer Majestät entlassen. In dem Wagen saß außer Ihrer<lb/>
Majestät der Königin weiter Niemand und ein Leibjäger auf dem Bock. Während<lb/>
ich noch auf den Zimmern war, kam der damalige Cantor Kaselitz mit einem Brief<lb/>
und theilte daraus Ihrer Majestät mit, daß Prinz Murat total geschlagen sei.<lb/>
Ihre Majestät erwiederten: Wollte Gott, es wäre wahr, und dabei liefen Ihr<lb/>
die Thränen von den Wangen. Ich bin bereit, meine Aussage zu beeidigen xx.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3751"> Die Frau Hecht bemerkte: Die vorstehend von mir gemachten Angaben sind<lb/>
streng der Wahrheit gemäß und erkläre ich mich zu deren Beeidigung bereit. Ich<lb/>
flehe für meinen geliebten Enkel den unglücklichen Auscultator Reese nochmals die<lb/>
Gnade Sr. Majestät meines Allergnädigsten Königs und Herrn an. Allerhöchst-<lb/>
dieselben werden es einer bekümmerten und bejahrten Frau, die das baldige Ziel<lb/>
ihres irdischen Lebens vor Augen sieht, verzeihen, daß sie sich in ihrer bedrängten<lb/>
Lage mit der vorstehenden nllerunterthänigsten Bitte an Se. Majestät gewendet<lb/>
hat. Allerhöchst dieselben werden sich meiner und meines Enkels in Gnaden er¬<lb/>
barmen." (Folgen die Unterschriften.)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3752"> Meine Großmutter hatte selbst zum König reisen wolle«, um für mich zu<lb/>
bitten; allein man hielt sie davon ab, weil man fürchtete, sie nicht lebend zurück¬<lb/>
zubringen. Unterm 7. Oktober 1837 erneuerte sie ihr Gesuch, worauf sie unterm<lb/>
4. Dezember 1837 von der Ministerialkommission nachstehenden Bescheid erhielt:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3753"> &#x201E;Des Königs Majestät haben uns diejenigen Verhandlungen Anfertigen lassen,<lb/>
welche mit Ihnen bei der Tangermünder Gerichts-Commission am 7. Oetober 1837<lb/>
aufgenommen worden ist und worin Sie eine erneuerte Verwendung für Ihren<lb/>
Enkel eingelegt haben. Indem wir Sie hiervon benachrichtigen, eröffnen wir<lb/>
Ihnen zugleich, daß wir uns nunmehr erst im Stande befinden, den befohlenen<lb/>
Bericht über die Minderungsstrafe Ihres Enkels binnen Kurzem zu erstatten."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3754"> Demnächst erfolgte unterm 8. April 1838 von der Ministerialkommission an<lb/>
meine Großmutter folgender Bescheid:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3755"> &#x201E;In Folge unserer Mittheilung vom 4. Decbr. a&gt;. w'. eröffnen wir Ihnen,<lb/>
daß des Königs Majestät auf die für Ihren Enkel, den vormaligen Auseultator<lb/>
Reese eingelegten Begnadigungsgesuche gegenwärtig eine Entscheidung zu erlassen<lb/>
geruht haben. Es ist nämlich von Sr. Majestät befohlen worden, daß der p. Reese<lb/>
von dem für ihn festgesetzten 30jährigen Festungs-Arrest 10 Jahre abbüße, nach<lb/>
deren Verlaufe dann über sein Benehmen während der Haft berichtet werden soll<lb/>
und wollen Se. Majestät sich demnächst die weitere Entscheidung über seine Ent¬<lb/>
lassung und die Bedingungen derselben vorbehalten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3756"> Ihrem Enkel wird das Nähere durch das Kammergericht bekannt gemacht<lb/>
werden."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3757"> Ich bemerke hierbei, daß eine gleiche Entscheidung in bezug auf sämtliche zur<lb/>
Todesstrafe des Bens verurteilten Gefangnen erging, während in betreff der zu<lb/>
geschärfter Todesstrafe durch das Rad Verurteilten die Zeit, nach deren Ablaufe<lb/>
Se. Majestät weitere Entscheidung vorbehielten, auf fünfzehn Jahre bestimmt wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3758"> Am 19. Mai 1838 richtete nun meine Großmutter ein Gesuch um Fürsprache<lb/>
an die zur Zeit in Berlin anwesende Kaiserin von Rußland, worin sie unter Be¬<lb/>
rufung auf die Zusicherung der hochseligen Königin alleruntertänigst bat, daß Ihre<lb/>
Majestät die Kaiserin huldreichst die Vermittlerin bei Sr. Majestät dem König sein<lb/>
wolle.  Das Gesuch schloß mit den Worten:</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3759"> &#x201E;Eurer Kaiserlichen Majestät Familienglück und große Herzensgüte giebt der<lb/>
letzten Hoffnung Raum, Allerhöchst dieselben werden einer am Grabesrande für</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0786] Ans den Erinnerungen eines alten Burschenschafters in der Vorstadt. Nun erinnerte ich mich, daß Se. Hoheit bei dem hiesigen Schiffer Hecht abgetreten war und ich theilte dieß Ihrer Majestät der Königin mit. Ihre Majestät die Königin trugen mir auf, den Wagen dahin zu begleiten. Vor dem Hechtschen Hause hielt der Wagen still und Ihre Majestät die Königin stieg aus demselben, wurde auch sofort auf die obereu Zimmer des Hauses geführt, wo sie übernachtete; ich trug nun das Gepäck in Begleitung eines Gehülfen ans die Logtr- zimmer und wurde von Ihrer Majestät entlassen. In dem Wagen saß außer Ihrer Majestät der Königin weiter Niemand und ein Leibjäger auf dem Bock. Während ich noch auf den Zimmern war, kam der damalige Cantor Kaselitz mit einem Brief und theilte daraus Ihrer Majestät mit, daß Prinz Murat total geschlagen sei. Ihre Majestät erwiederten: Wollte Gott, es wäre wahr, und dabei liefen Ihr die Thränen von den Wangen. Ich bin bereit, meine Aussage zu beeidigen xx. Die Frau Hecht bemerkte: Die vorstehend von mir gemachten Angaben sind streng der Wahrheit gemäß und erkläre ich mich zu deren Beeidigung bereit. Ich flehe für meinen geliebten Enkel den unglücklichen Auscultator Reese nochmals die Gnade Sr. Majestät meines Allergnädigsten Königs und Herrn an. Allerhöchst- dieselben werden es einer bekümmerten und bejahrten Frau, die das baldige Ziel ihres irdischen Lebens vor Augen sieht, verzeihen, daß sie sich in ihrer bedrängten Lage mit der vorstehenden nllerunterthänigsten Bitte an Se. Majestät gewendet hat. Allerhöchst dieselben werden sich meiner und meines Enkels in Gnaden er¬ barmen." (Folgen die Unterschriften.) Meine Großmutter hatte selbst zum König reisen wolle«, um für mich zu bitten; allein man hielt sie davon ab, weil man fürchtete, sie nicht lebend zurück¬ zubringen. Unterm 7. Oktober 1837 erneuerte sie ihr Gesuch, worauf sie unterm 4. Dezember 1837 von der Ministerialkommission nachstehenden Bescheid erhielt: „Des Königs Majestät haben uns diejenigen Verhandlungen Anfertigen lassen, welche mit Ihnen bei der Tangermünder Gerichts-Commission am 7. Oetober 1837 aufgenommen worden ist und worin Sie eine erneuerte Verwendung für Ihren Enkel eingelegt haben. Indem wir Sie hiervon benachrichtigen, eröffnen wir Ihnen zugleich, daß wir uns nunmehr erst im Stande befinden, den befohlenen Bericht über die Minderungsstrafe Ihres Enkels binnen Kurzem zu erstatten." Demnächst erfolgte unterm 8. April 1838 von der Ministerialkommission an meine Großmutter folgender Bescheid: „In Folge unserer Mittheilung vom 4. Decbr. a>. w'. eröffnen wir Ihnen, daß des Königs Majestät auf die für Ihren Enkel, den vormaligen Auseultator Reese eingelegten Begnadigungsgesuche gegenwärtig eine Entscheidung zu erlassen geruht haben. Es ist nämlich von Sr. Majestät befohlen worden, daß der p. Reese von dem für ihn festgesetzten 30jährigen Festungs-Arrest 10 Jahre abbüße, nach deren Verlaufe dann über sein Benehmen während der Haft berichtet werden soll und wollen Se. Majestät sich demnächst die weitere Entscheidung über seine Ent¬ lassung und die Bedingungen derselben vorbehalten. Ihrem Enkel wird das Nähere durch das Kammergericht bekannt gemacht werden." Ich bemerke hierbei, daß eine gleiche Entscheidung in bezug auf sämtliche zur Todesstrafe des Bens verurteilten Gefangnen erging, während in betreff der zu geschärfter Todesstrafe durch das Rad Verurteilten die Zeit, nach deren Ablaufe Se. Majestät weitere Entscheidung vorbehielten, auf fünfzehn Jahre bestimmt wurde. Am 19. Mai 1838 richtete nun meine Großmutter ein Gesuch um Fürsprache an die zur Zeit in Berlin anwesende Kaiserin von Rußland, worin sie unter Be¬ rufung auf die Zusicherung der hochseligen Königin alleruntertänigst bat, daß Ihre Majestät die Kaiserin huldreichst die Vermittlerin bei Sr. Majestät dem König sein wolle. Das Gesuch schloß mit den Worten: „Eurer Kaiserlichen Majestät Familienglück und große Herzensgüte giebt der letzten Hoffnung Raum, Allerhöchst dieselben werden einer am Grabesrande für

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/786
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/786>, abgerufen am 07.06.2024.