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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Koch. Beider Sohn war: Johann August,
geboren 1821, der sich 1840 mit Marie Bar¬
bara Heyl verheiratete und Teilhaber der
Heylschen Lederwerke zu Worms wurde. Er
starb 1866. Zu seiner Zeit wurde anscheinend
die Schreibweise "Schoen" die regelmäßige.
Zwei Söhne aus dieser Schoen-Heylschen Ehe
kommen hier in Betracht. Zunächst der ältere:
Friedrich Wilhelm, geboren 1349, der im
Königreich Bayern im Jahre 1909 den Erb¬
adel erhielt, den Gelehrten des "Semigotha"
aber unbekannt ist (andernfalls hätten sie ihn
mit seiner Nachkommenschaft in Abteilung IV
aufführen müssen), und Wilhelm Eduard, ge¬
boren 1851, der oben erwähnte Diplomat.
Sein Erbadel ist, als ein hessischer, vom
Jahre 1386 und sein Freiherrenstand, als ein
ebenfalls hessischer, vom Jahre 1909. Von
jüdischer Abstammung ist also gar nicht die
Redel Nicht einmal die Angabe ist richtig,
die Schön oder Schoen stammten aus Worms!
In diesem Falle sieht man aber mit beson¬
derer Deutlichkeit in die Werkstatt des "Semi¬
gotha" hinein. Es genügt, daß die Eltern
ihren Wohnsitz in Worms hatten und begütert
waren! Nachgeprüft wird nicht und -- die
Abstammung aus der uralten Wormser Juden¬
gemeinde ist fertig! So darf man aber keine
Genealogie treiben. Daß der "Semigotha"
das Geschlecht Heyl zu Worms, aus dem die
Mutter der beiden vorgenannten Brüder Schoen
stammt, die jetzigen Freiherren von Heyl zu
Herrnsheim und von Heyl, in ebenso fahr¬
lässiger Weise zu Unrecht eine "Wormser
Judenfamilie" sein läßt, werde ich in einem
der nächsten Berichte zeigen.

Dr. Stephan Uekule von Stradonitz-Berlin
Anmerkung des Herausgebers. Ich
hatte den "Semigotha" ernster genommen als
er es augenscheinlich verdient. In den Grenz¬
boten wird die Rassenforschung, wie aus einer
ganzen Reihe tiefgründiger Untersuchungen und
Buchbesprechungen hervorgeht, warm unter¬
stützt. Als einen, wenn auch verunglückten
Versuch, der Rassenforschung unter Beschrän¬
kung auf ein enges Gebiet zu dienen, habe
ich auch den "Semigotha" aufgefaßt und mich
dementsprechend mit Herrn Dr. Kekule von
Stradonitz ins Einvernehmen gesetzt. Eine
nähere Betrachtung des "Semigotha" und die
Vornahme einzelner Stichproben ließ aller¬

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dings Zweifel darüber aufkommen, ob die
Leitung des "Semigotha" wirklich mit wissen¬
schaftlichem Ernst und Verantwortungsgefühl
an die Aufgabe herangetreten sei. Das
folgende an Herrn von Kekule gerichtete
Schreiben gibt indessen Aufschluß.

"Sehr gelehrter Herr von Kekule," heißt es,
"Ihre hochachtungsvoll und ergebend gez. Be¬
stellung ließen wir effektuieren, sie erinnert aber
daran, daß Sie einen Aufsatz geschrieben, den
wir als von einem Vollbluthebräer vermutet
hätten, wenn nicht Ihr Name darunter stände.
Eine Antwort haben Sie schon darauf in der
Staatsbürgerzeitung vom 21.; aber auch wir
werden sie nicht schuldig bleiben im "Allianzen¬
bande" und aufdecken, weshalb Sie uns an¬
greifen -- wenn Sie Ihre Angriffe nicht ein¬
stellen. Es wird dies in für Sie sehr un¬
erfreulicher Weise geschehen --, machen Sie
lieber Ihre nach oben Lieb-Kind-Genealogie
Weiter und zwingen Sie uns nicht, unan¬
genehm zu werden. Wir können es -- wes¬
halb brauchen wir Ihnen Wohl nicht zu sagen.
Hochachtungsvoll das Redaktionskomitee."

Also auf wissenschaftliche Wahrheit kommt
es dem anonymen Komitee augenscheinlich
nicht an!

Es ist selbstverständlich, daß die Drohung
des Redaktionskomitees Herrn von Kekule
nicht abhalten wird, seine begonnenen
Richtigstellungen weiter fortzusetzen; sie sind
sowohl im Interesse der Rassenforschung, wie
auch zur möglichsten Verhütung von weiterer
politischer und persönlicher Verhetzung not¬
wendig, nachdem das Buch trotz der vor
kurzem erfolgten Beschlagnahme in weite
Kreise gedrungen ist. In den nächsten Heften
werden die Berichtigungen für die Stamm¬
bäume folgender Familien folgen: Grafen
und Freiherrn von Schimmelmann, Freiherrn
von Heyl zu Herrnsheim, Freiherrn von
Kap-Herr, von Treskow - Friedrichsfelde,
Henckel von Donnersmarck, von Schoeller,
von Steile, von Bethmann des Stammes
G. Li. Metzler, Fürsten Kohary u. a. in.

Briefe

Der junge Kainz. Briefe an seine Eltern.
(S. Fischer Verlag, Berlin.) Mit 9 Porträten
und einem Faksimile. Geheftet 3,50 M., in
Leinen 4,60 M.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Koch. Beider Sohn war: Johann August,
geboren 1821, der sich 1840 mit Marie Bar¬
bara Heyl verheiratete und Teilhaber der
Heylschen Lederwerke zu Worms wurde. Er
starb 1866. Zu seiner Zeit wurde anscheinend
die Schreibweise „Schoen" die regelmäßige.
Zwei Söhne aus dieser Schoen-Heylschen Ehe
kommen hier in Betracht. Zunächst der ältere:
Friedrich Wilhelm, geboren 1349, der im
Königreich Bayern im Jahre 1909 den Erb¬
adel erhielt, den Gelehrten des „Semigotha"
aber unbekannt ist (andernfalls hätten sie ihn
mit seiner Nachkommenschaft in Abteilung IV
aufführen müssen), und Wilhelm Eduard, ge¬
boren 1851, der oben erwähnte Diplomat.
Sein Erbadel ist, als ein hessischer, vom
Jahre 1386 und sein Freiherrenstand, als ein
ebenfalls hessischer, vom Jahre 1909. Von
jüdischer Abstammung ist also gar nicht die
Redel Nicht einmal die Angabe ist richtig,
die Schön oder Schoen stammten aus Worms!
In diesem Falle sieht man aber mit beson¬
derer Deutlichkeit in die Werkstatt des „Semi¬
gotha" hinein. Es genügt, daß die Eltern
ihren Wohnsitz in Worms hatten und begütert
waren! Nachgeprüft wird nicht und — die
Abstammung aus der uralten Wormser Juden¬
gemeinde ist fertig! So darf man aber keine
Genealogie treiben. Daß der „Semigotha"
das Geschlecht Heyl zu Worms, aus dem die
Mutter der beiden vorgenannten Brüder Schoen
stammt, die jetzigen Freiherren von Heyl zu
Herrnsheim und von Heyl, in ebenso fahr¬
lässiger Weise zu Unrecht eine „Wormser
Judenfamilie" sein läßt, werde ich in einem
der nächsten Berichte zeigen.

Dr. Stephan Uekule von Stradonitz-Berlin
Anmerkung des Herausgebers. Ich
hatte den „Semigotha" ernster genommen als
er es augenscheinlich verdient. In den Grenz¬
boten wird die Rassenforschung, wie aus einer
ganzen Reihe tiefgründiger Untersuchungen und
Buchbesprechungen hervorgeht, warm unter¬
stützt. Als einen, wenn auch verunglückten
Versuch, der Rassenforschung unter Beschrän¬
kung auf ein enges Gebiet zu dienen, habe
ich auch den „Semigotha" aufgefaßt und mich
dementsprechend mit Herrn Dr. Kekule von
Stradonitz ins Einvernehmen gesetzt. Eine
nähere Betrachtung des „Semigotha" und die
Vornahme einzelner Stichproben ließ aller¬

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dings Zweifel darüber aufkommen, ob die
Leitung des „Semigotha" wirklich mit wissen¬
schaftlichem Ernst und Verantwortungsgefühl
an die Aufgabe herangetreten sei. Das
folgende an Herrn von Kekule gerichtete
Schreiben gibt indessen Aufschluß.

„Sehr gelehrter Herr von Kekule," heißt es,
„Ihre hochachtungsvoll und ergebend gez. Be¬
stellung ließen wir effektuieren, sie erinnert aber
daran, daß Sie einen Aufsatz geschrieben, den
wir als von einem Vollbluthebräer vermutet
hätten, wenn nicht Ihr Name darunter stände.
Eine Antwort haben Sie schon darauf in der
Staatsbürgerzeitung vom 21.; aber auch wir
werden sie nicht schuldig bleiben im „Allianzen¬
bande" und aufdecken, weshalb Sie uns an¬
greifen — wenn Sie Ihre Angriffe nicht ein¬
stellen. Es wird dies in für Sie sehr un¬
erfreulicher Weise geschehen —, machen Sie
lieber Ihre nach oben Lieb-Kind-Genealogie
Weiter und zwingen Sie uns nicht, unan¬
genehm zu werden. Wir können es — wes¬
halb brauchen wir Ihnen Wohl nicht zu sagen.
Hochachtungsvoll das Redaktionskomitee."

Also auf wissenschaftliche Wahrheit kommt
es dem anonymen Komitee augenscheinlich
nicht an!

Es ist selbstverständlich, daß die Drohung
des Redaktionskomitees Herrn von Kekule
nicht abhalten wird, seine begonnenen
Richtigstellungen weiter fortzusetzen; sie sind
sowohl im Interesse der Rassenforschung, wie
auch zur möglichsten Verhütung von weiterer
politischer und persönlicher Verhetzung not¬
wendig, nachdem das Buch trotz der vor
kurzem erfolgten Beschlagnahme in weite
Kreise gedrungen ist. In den nächsten Heften
werden die Berichtigungen für die Stamm¬
bäume folgender Familien folgen: Grafen
und Freiherrn von Schimmelmann, Freiherrn
von Heyl zu Herrnsheim, Freiherrn von
Kap-Herr, von Treskow - Friedrichsfelde,
Henckel von Donnersmarck, von Schoeller,
von Steile, von Bethmann des Stammes
G. Li. Metzler, Fürsten Kohary u. a. in.

Briefe

Der junge Kainz. Briefe an seine Eltern.
(S. Fischer Verlag, Berlin.) Mit 9 Porträten
und einem Faksimile. Geheftet 3,50 M., in
Leinen 4,60 M.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/150>, abgerufen am 18.05.2024.