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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Ärieg und Gedlandkultur

aber dringend erforderlich, erheblich größere Mittel bereitzustellen und zwar auf
dem Wege der Anleihe. Hierfür hat der in Moorkulturfragen unterrichtete
Regierungsrat von Schmeling einen Plan entworfen, wonach innerhalb 27 Jahren
die vorhandenen Hochmoore besiedelt werden könnten. Die Aufwendungen des
Staates sollten sich dabei auf nur 300000 Mark jährlich belaufen -- als Zins-
leistung für die aufzunehmenden Anleihen. Bei dieser Begrenzung der staatlichen
Zinslcistung sollte immer nur soviel Siedlungskapital auf einmal aufgenommen
werden, als mit 300000 Mark verzinst werden kann. Werden dann Kolonisten
abgabepflichtig, so wird ein Teil jener 300000 Mark frei und es kann ein
entsprechendes Siedlungsdarlehen neu aufgenommen werden.

Über die Verbreitung der Moore in Deutschland liegen bis jetzt leider
keine genauen Angaben vor. Die Bodenstatistik ist Sache der Einzelstaaten,
die zu verschiedenen Zeiten und auch nach verschiedenen Rücksichten und Grund¬
sätzen bei den Ausnahmen verfahren. An einer übersichtlichen Zusammen¬
stellung und an einer Karte über die Lage der wichtigeren Moore fehlt es noch
immer. Dazu bestehen zwischen den einzelnen Statistiker zum Teil sehr er¬
hebliche Widersprüche, da man zu verschiedenen Zeiten den Begriff Moor ver¬
schieden aufgefaßt hat. Jedenfalls entfällt der weitaus größte Teil der deutschen
Moore auf das Königreich Preußen. Moore von gewaltiger Ausdehnung
finden sich namentlich, wie schon oben erwähnt, in der Provinz Hannover und
in Oldenburg. Zu den größeren Mooren zählen dort das Bourtanger Moor
längs der holländischen Grenze, die Moore des Saterlandes rechts der Ems, das
große Hochmoor in Aurich, das Fehnemoor im südlichen Oldenburg, das
Teufelsmoor bei Bremen zwischen Elbe und Weser und das Kehdinger Moor
südlich der Elbe. Auch Schleswig-Holstein ist reich an Mooren, von denen
das Reitmoor bei Rendsburg, das Breitcnburger Moor bei Itzehoe und das
Langerstedter Moor nördlich von Hamburg zu erwähnen sind. Moorreiche
Provinzen sind in Preußen dann noch Pommern. Brandenburg, Ostpreußen
und Posen. Zu den wichtigsten Mooren Pommerns gehört das Nandowmoor
westlich von Stettin, das große Torfmoor bei Camin und das Lebamoor im
östlichen Hinterpommern. Die ausgedehntesten Moorflächen Ostpreußens liegen
im Memeldelta (Augstmalmoor). In Brandenburg sind namentlich das Havel¬
land und der Spreewald reich an Mooren. Weite Moorniederungen besitzt die
Provinz Posen im Netze-, Warthe-, Obra- und Bartschbruch. Dann ist noch
ganz in: Westen das Moorgebiet der Hohen Venn zu nennen. Abgesehen von
dem Pfälzischen Moor bei Landstuhl (Landstuhler Bruch), liegen die größten
Moore Süddeutschlands in Oberbayern. Die wichtigsten sind das Donaumoor
bei Neuburg, das Dachauer und das Erdinger Moor bei München und
das Chiemsee-Moor nördlich und südlich des Chiemsees. Die Gesamtfläche
dieser wichtigsten Moore schätzt man auf etwa 2,5 Millionen Hektar oder
4,5 Prozent der gesamten Bodenfläche. Davon entfallen auf Preußen
2,2 Millionen Hektar, auf Bayern etwa .145000 Hektar und auf Oldenburg


Ärieg und Gedlandkultur

aber dringend erforderlich, erheblich größere Mittel bereitzustellen und zwar auf
dem Wege der Anleihe. Hierfür hat der in Moorkulturfragen unterrichtete
Regierungsrat von Schmeling einen Plan entworfen, wonach innerhalb 27 Jahren
die vorhandenen Hochmoore besiedelt werden könnten. Die Aufwendungen des
Staates sollten sich dabei auf nur 300000 Mark jährlich belaufen — als Zins-
leistung für die aufzunehmenden Anleihen. Bei dieser Begrenzung der staatlichen
Zinslcistung sollte immer nur soviel Siedlungskapital auf einmal aufgenommen
werden, als mit 300000 Mark verzinst werden kann. Werden dann Kolonisten
abgabepflichtig, so wird ein Teil jener 300000 Mark frei und es kann ein
entsprechendes Siedlungsdarlehen neu aufgenommen werden.

Über die Verbreitung der Moore in Deutschland liegen bis jetzt leider
keine genauen Angaben vor. Die Bodenstatistik ist Sache der Einzelstaaten,
die zu verschiedenen Zeiten und auch nach verschiedenen Rücksichten und Grund¬
sätzen bei den Ausnahmen verfahren. An einer übersichtlichen Zusammen¬
stellung und an einer Karte über die Lage der wichtigeren Moore fehlt es noch
immer. Dazu bestehen zwischen den einzelnen Statistiker zum Teil sehr er¬
hebliche Widersprüche, da man zu verschiedenen Zeiten den Begriff Moor ver¬
schieden aufgefaßt hat. Jedenfalls entfällt der weitaus größte Teil der deutschen
Moore auf das Königreich Preußen. Moore von gewaltiger Ausdehnung
finden sich namentlich, wie schon oben erwähnt, in der Provinz Hannover und
in Oldenburg. Zu den größeren Mooren zählen dort das Bourtanger Moor
längs der holländischen Grenze, die Moore des Saterlandes rechts der Ems, das
große Hochmoor in Aurich, das Fehnemoor im südlichen Oldenburg, das
Teufelsmoor bei Bremen zwischen Elbe und Weser und das Kehdinger Moor
südlich der Elbe. Auch Schleswig-Holstein ist reich an Mooren, von denen
das Reitmoor bei Rendsburg, das Breitcnburger Moor bei Itzehoe und das
Langerstedter Moor nördlich von Hamburg zu erwähnen sind. Moorreiche
Provinzen sind in Preußen dann noch Pommern. Brandenburg, Ostpreußen
und Posen. Zu den wichtigsten Mooren Pommerns gehört das Nandowmoor
westlich von Stettin, das große Torfmoor bei Camin und das Lebamoor im
östlichen Hinterpommern. Die ausgedehntesten Moorflächen Ostpreußens liegen
im Memeldelta (Augstmalmoor). In Brandenburg sind namentlich das Havel¬
land und der Spreewald reich an Mooren. Weite Moorniederungen besitzt die
Provinz Posen im Netze-, Warthe-, Obra- und Bartschbruch. Dann ist noch
ganz in: Westen das Moorgebiet der Hohen Venn zu nennen. Abgesehen von
dem Pfälzischen Moor bei Landstuhl (Landstuhler Bruch), liegen die größten
Moore Süddeutschlands in Oberbayern. Die wichtigsten sind das Donaumoor
bei Neuburg, das Dachauer und das Erdinger Moor bei München und
das Chiemsee-Moor nördlich und südlich des Chiemsees. Die Gesamtfläche
dieser wichtigsten Moore schätzt man auf etwa 2,5 Millionen Hektar oder
4,5 Prozent der gesamten Bodenfläche. Davon entfallen auf Preußen
2,2 Millionen Hektar, auf Bayern etwa .145000 Hektar und auf Oldenburg


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[0324] Ärieg und Gedlandkultur aber dringend erforderlich, erheblich größere Mittel bereitzustellen und zwar auf dem Wege der Anleihe. Hierfür hat der in Moorkulturfragen unterrichtete Regierungsrat von Schmeling einen Plan entworfen, wonach innerhalb 27 Jahren die vorhandenen Hochmoore besiedelt werden könnten. Die Aufwendungen des Staates sollten sich dabei auf nur 300000 Mark jährlich belaufen — als Zins- leistung für die aufzunehmenden Anleihen. Bei dieser Begrenzung der staatlichen Zinslcistung sollte immer nur soviel Siedlungskapital auf einmal aufgenommen werden, als mit 300000 Mark verzinst werden kann. Werden dann Kolonisten abgabepflichtig, so wird ein Teil jener 300000 Mark frei und es kann ein entsprechendes Siedlungsdarlehen neu aufgenommen werden. Über die Verbreitung der Moore in Deutschland liegen bis jetzt leider keine genauen Angaben vor. Die Bodenstatistik ist Sache der Einzelstaaten, die zu verschiedenen Zeiten und auch nach verschiedenen Rücksichten und Grund¬ sätzen bei den Ausnahmen verfahren. An einer übersichtlichen Zusammen¬ stellung und an einer Karte über die Lage der wichtigeren Moore fehlt es noch immer. Dazu bestehen zwischen den einzelnen Statistiker zum Teil sehr er¬ hebliche Widersprüche, da man zu verschiedenen Zeiten den Begriff Moor ver¬ schieden aufgefaßt hat. Jedenfalls entfällt der weitaus größte Teil der deutschen Moore auf das Königreich Preußen. Moore von gewaltiger Ausdehnung finden sich namentlich, wie schon oben erwähnt, in der Provinz Hannover und in Oldenburg. Zu den größeren Mooren zählen dort das Bourtanger Moor längs der holländischen Grenze, die Moore des Saterlandes rechts der Ems, das große Hochmoor in Aurich, das Fehnemoor im südlichen Oldenburg, das Teufelsmoor bei Bremen zwischen Elbe und Weser und das Kehdinger Moor südlich der Elbe. Auch Schleswig-Holstein ist reich an Mooren, von denen das Reitmoor bei Rendsburg, das Breitcnburger Moor bei Itzehoe und das Langerstedter Moor nördlich von Hamburg zu erwähnen sind. Moorreiche Provinzen sind in Preußen dann noch Pommern. Brandenburg, Ostpreußen und Posen. Zu den wichtigsten Mooren Pommerns gehört das Nandowmoor westlich von Stettin, das große Torfmoor bei Camin und das Lebamoor im östlichen Hinterpommern. Die ausgedehntesten Moorflächen Ostpreußens liegen im Memeldelta (Augstmalmoor). In Brandenburg sind namentlich das Havel¬ land und der Spreewald reich an Mooren. Weite Moorniederungen besitzt die Provinz Posen im Netze-, Warthe-, Obra- und Bartschbruch. Dann ist noch ganz in: Westen das Moorgebiet der Hohen Venn zu nennen. Abgesehen von dem Pfälzischen Moor bei Landstuhl (Landstuhler Bruch), liegen die größten Moore Süddeutschlands in Oberbayern. Die wichtigsten sind das Donaumoor bei Neuburg, das Dachauer und das Erdinger Moor bei München und das Chiemsee-Moor nördlich und südlich des Chiemsees. Die Gesamtfläche dieser wichtigsten Moore schätzt man auf etwa 2,5 Millionen Hektar oder 4,5 Prozent der gesamten Bodenfläche. Davon entfallen auf Preußen 2,2 Millionen Hektar, auf Bayern etwa .145000 Hektar und auf Oldenburg

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/324>, abgerufen am 04.06.2024.