Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Kriegstagebuch

begegnen u. scheint glücklich darüber. Nun will ich dem Curgast noch einen
diätetisch zugemessnen Raum lassen. Also so Gott will auf gutes Wiedersehn
in Wachwitz.

Alles Liebe der Frau Hofräthin von Ihrer S. B.
Nachschrift des Grafen Wolf B.

Ich setze noch einige schwache Hoffnungen auf die mögliche Abdankung
Christians IX., u. auf die Ungenügsamkeit der Dänen, denen auch die Flens-
burger Linie zu viel verlangt scheinen wird. Hier ist jetzt der Herzog Karl,
des dänischen Königs ältester Bruder der sich ganz offen u. unumwunden über
das Recht des Herzogs Friedrich ausspricht. Die oestreichischen Blesstrten,
deren viele hier zur Cur sind, sagten uns mehrfach, es sei zwar grimmig kalt
in Schleswig gewesen, aber sonst der Feldzug golden gegen den italienischen
zu nennen; einen solchen würden sie mit Vergnügen noch einmal mitmachen --

.
W. B. Nun mit herzlichem Gruß der Ihrige


Ariegstagebuch
30. Juni 181S. Westlich von Kokil, südwestlich von Sokul und bei
WiczrM russische Stellungen genommen; westlich und südwestlich von Luzk
16 Offiziere, 1365 Mann, in: ganzen seit 26. Juni 3191 Russen gefangen.
Bei Tlumacz Neiterangriffe der Russen vereitelt. Seit Anfang Juni süd¬
lich des Pripjet 168 russische Offiziere, 23076 Mann gefangen, mehrere
Geschütze, 90 Maschinengewehre erbeutet.
1. Juli 1916. In 40 Kilometer Breite beginnt der seit vielen
Monaten mit unbeschränkten Mitteln vorbereitete große englische Massen¬
angriff nach siebentägiger stärkster Artillerie- und Gasvorwirkung auf beiden
Ufern der Somme, sowie des AncrebacheS. Von Gommecourt bis
La Boiselle erringt der Feind keine nennenswerten Vorteile, erleidet aber
sehr schwere Verluste, an der Somme nehmen wir die Front auf eine
hinter der ersten Linie liegende Riegelstellung zurück. -- Links der Maas
an Höhe 304 französische Grabenstücke genommen. Vergebliche Angriffe
der Franzosen gegen "Kalte Erde" und Thiaumont. 16 feindliche Flug¬
zeuge abgeschossen.
1. Juli 1916. Weitere Fortschritte der Armee von Linsingen, die
Gefangenenzahl steigt um 76 Offiziere, 1410 Mann. -- Die Höhe von
Worobijowka, nordwestlich Tarnopol gestürmt, 899 Russen gefangen,
7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet.
2. Juli 1916. Nördlich der Somme keinerlei Vorteile des Feindes,
Wohl aber außerordentlich hohe blutige Verluste desselben. Südlich der
Somme wird die Front in eine zweite Stellung zurückgenommen. --

Kriegstagebuch

begegnen u. scheint glücklich darüber. Nun will ich dem Curgast noch einen
diätetisch zugemessnen Raum lassen. Also so Gott will auf gutes Wiedersehn
in Wachwitz.

Alles Liebe der Frau Hofräthin von Ihrer S. B.
Nachschrift des Grafen Wolf B.

Ich setze noch einige schwache Hoffnungen auf die mögliche Abdankung
Christians IX., u. auf die Ungenügsamkeit der Dänen, denen auch die Flens-
burger Linie zu viel verlangt scheinen wird. Hier ist jetzt der Herzog Karl,
des dänischen Königs ältester Bruder der sich ganz offen u. unumwunden über
das Recht des Herzogs Friedrich ausspricht. Die oestreichischen Blesstrten,
deren viele hier zur Cur sind, sagten uns mehrfach, es sei zwar grimmig kalt
in Schleswig gewesen, aber sonst der Feldzug golden gegen den italienischen
zu nennen; einen solchen würden sie mit Vergnügen noch einmal mitmachen —

.
W. B. Nun mit herzlichem Gruß der Ihrige


Ariegstagebuch
30. Juni 181S. Westlich von Kokil, südwestlich von Sokul und bei
WiczrM russische Stellungen genommen; westlich und südwestlich von Luzk
16 Offiziere, 1365 Mann, in: ganzen seit 26. Juni 3191 Russen gefangen.
Bei Tlumacz Neiterangriffe der Russen vereitelt. Seit Anfang Juni süd¬
lich des Pripjet 168 russische Offiziere, 23076 Mann gefangen, mehrere
Geschütze, 90 Maschinengewehre erbeutet.
1. Juli 1916. In 40 Kilometer Breite beginnt der seit vielen
Monaten mit unbeschränkten Mitteln vorbereitete große englische Massen¬
angriff nach siebentägiger stärkster Artillerie- und Gasvorwirkung auf beiden
Ufern der Somme, sowie des AncrebacheS. Von Gommecourt bis
La Boiselle erringt der Feind keine nennenswerten Vorteile, erleidet aber
sehr schwere Verluste, an der Somme nehmen wir die Front auf eine
hinter der ersten Linie liegende Riegelstellung zurück. — Links der Maas
an Höhe 304 französische Grabenstücke genommen. Vergebliche Angriffe
der Franzosen gegen „Kalte Erde" und Thiaumont. 16 feindliche Flug¬
zeuge abgeschossen.
1. Juli 1916. Weitere Fortschritte der Armee von Linsingen, die
Gefangenenzahl steigt um 76 Offiziere, 1410 Mann. — Die Höhe von
Worobijowka, nordwestlich Tarnopol gestürmt, 899 Russen gefangen,
7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet.
2. Juli 1916. Nördlich der Somme keinerlei Vorteile des Feindes,
Wohl aber außerordentlich hohe blutige Verluste desselben. Südlich der
Somme wird die Front in eine zweite Stellung zurückgenommen. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0137" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330675"/>
            <fw type="header" place="top"> Kriegstagebuch</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_472" prev="#ID_471"> begegnen u. scheint glücklich darüber. Nun will ich dem Curgast noch einen<lb/>
diätetisch zugemessnen Raum lassen. Also so Gott will auf gutes Wiedersehn<lb/>
in Wachwitz. </p>
            <note type="closer"> Alles Liebe der Frau Hofräthin von Ihrer<note type="bibl"> S. B.</note></note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Nachschrift des Grafen Wolf B.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_473" next="#ID_474"> Ich setze noch einige schwache Hoffnungen auf die mögliche Abdankung<lb/>
Christians IX., u. auf die Ungenügsamkeit der Dänen, denen auch die Flens-<lb/>
burger Linie zu viel verlangt scheinen wird. Hier ist jetzt der Herzog Karl,<lb/>
des dänischen Königs ältester Bruder der sich ganz offen u. unumwunden über<lb/>
das Recht des Herzogs Friedrich ausspricht. Die oestreichischen Blesstrten,<lb/>
deren viele hier zur Cur sind, sagten uns mehrfach, es sei zwar grimmig kalt<lb/>
in Schleswig gewesen, aber sonst der Feldzug golden gegen den italienischen<lb/>
zu nennen; einen solchen würden sie mit Vergnügen noch einmal mitmachen &#x2014;<lb/></p>
            <note type="closer"> .<lb/><note type="bibl"> W. B.</note> Nun mit herzlichem Gruß der Ihrige </note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ariegstagebuch</head><lb/>
          <list>
            <item> 30. Juni 181S. Westlich von Kokil, südwestlich von Sokul und bei<lb/>
WiczrM russische Stellungen genommen; westlich und südwestlich von Luzk<lb/>
16 Offiziere, 1365 Mann, in: ganzen seit 26. Juni 3191 Russen gefangen.<lb/>
Bei Tlumacz Neiterangriffe der Russen vereitelt. Seit Anfang Juni süd¬<lb/>
lich des Pripjet 168 russische Offiziere, 23076 Mann gefangen, mehrere<lb/>
Geschütze, 90 Maschinengewehre erbeutet.</item>
            <item> 1. Juli 1916. In 40 Kilometer Breite beginnt der seit vielen<lb/>
Monaten mit unbeschränkten Mitteln vorbereitete große englische Massen¬<lb/>
angriff nach siebentägiger stärkster Artillerie- und Gasvorwirkung auf beiden<lb/>
Ufern der Somme, sowie des AncrebacheS. Von Gommecourt bis<lb/>
La Boiselle erringt der Feind keine nennenswerten Vorteile, erleidet aber<lb/>
sehr schwere Verluste, an der Somme nehmen wir die Front auf eine<lb/>
hinter der ersten Linie liegende Riegelstellung zurück. &#x2014; Links der Maas<lb/>
an Höhe 304 französische Grabenstücke genommen. Vergebliche Angriffe<lb/>
der Franzosen gegen &#x201E;Kalte Erde" und Thiaumont. 16 feindliche Flug¬<lb/>
zeuge abgeschossen.</item>
            <item> 1. Juli 1916. Weitere Fortschritte der Armee von Linsingen, die<lb/>
Gefangenenzahl steigt um 76 Offiziere, 1410 Mann. &#x2014; Die Höhe von<lb/>
Worobijowka, nordwestlich Tarnopol gestürmt, 899 Russen gefangen,<lb/>
7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet.</item>
            <item> 2. Juli 1916. Nördlich der Somme keinerlei Vorteile des Feindes,<lb/>
Wohl aber außerordentlich hohe blutige Verluste desselben. Südlich der<lb/>
Somme wird die Front in eine zweite Stellung zurückgenommen. &#x2014;</item>
          </list><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0137] Kriegstagebuch begegnen u. scheint glücklich darüber. Nun will ich dem Curgast noch einen diätetisch zugemessnen Raum lassen. Also so Gott will auf gutes Wiedersehn in Wachwitz. Alles Liebe der Frau Hofräthin von Ihrer S. B. Nachschrift des Grafen Wolf B. Ich setze noch einige schwache Hoffnungen auf die mögliche Abdankung Christians IX., u. auf die Ungenügsamkeit der Dänen, denen auch die Flens- burger Linie zu viel verlangt scheinen wird. Hier ist jetzt der Herzog Karl, des dänischen Königs ältester Bruder der sich ganz offen u. unumwunden über das Recht des Herzogs Friedrich ausspricht. Die oestreichischen Blesstrten, deren viele hier zur Cur sind, sagten uns mehrfach, es sei zwar grimmig kalt in Schleswig gewesen, aber sonst der Feldzug golden gegen den italienischen zu nennen; einen solchen würden sie mit Vergnügen noch einmal mitmachen — . W. B. Nun mit herzlichem Gruß der Ihrige Ariegstagebuch 30. Juni 181S. Westlich von Kokil, südwestlich von Sokul und bei WiczrM russische Stellungen genommen; westlich und südwestlich von Luzk 16 Offiziere, 1365 Mann, in: ganzen seit 26. Juni 3191 Russen gefangen. Bei Tlumacz Neiterangriffe der Russen vereitelt. Seit Anfang Juni süd¬ lich des Pripjet 168 russische Offiziere, 23076 Mann gefangen, mehrere Geschütze, 90 Maschinengewehre erbeutet. 1. Juli 1916. In 40 Kilometer Breite beginnt der seit vielen Monaten mit unbeschränkten Mitteln vorbereitete große englische Massen¬ angriff nach siebentägiger stärkster Artillerie- und Gasvorwirkung auf beiden Ufern der Somme, sowie des AncrebacheS. Von Gommecourt bis La Boiselle erringt der Feind keine nennenswerten Vorteile, erleidet aber sehr schwere Verluste, an der Somme nehmen wir die Front auf eine hinter der ersten Linie liegende Riegelstellung zurück. — Links der Maas an Höhe 304 französische Grabenstücke genommen. Vergebliche Angriffe der Franzosen gegen „Kalte Erde" und Thiaumont. 16 feindliche Flug¬ zeuge abgeschossen. 1. Juli 1916. Weitere Fortschritte der Armee von Linsingen, die Gefangenenzahl steigt um 76 Offiziere, 1410 Mann. — Die Höhe von Worobijowka, nordwestlich Tarnopol gestürmt, 899 Russen gefangen, 7 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer erbeutet. 2. Juli 1916. Nördlich der Somme keinerlei Vorteile des Feindes, Wohl aber außerordentlich hohe blutige Verluste desselben. Südlich der Somme wird die Front in eine zweite Stellung zurückgenommen. —

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/137
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/137>, abgerufen am 17.06.2024.