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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Kriegstagebuch

Buckel", dann "Dickschädel" bedeutet, sondern auch im Argot "Dickwanst".
Lärchen (a. a. O.): hoffe: IZxce8 c!e boire et ac manZer. -- ^IIu8ion
ü la do88e korn6e par la replötion an ventre. Wie man weiß, pflegen
uns die Franzosen übermäßiges Essen und Trinken besonders vorzuwerfen.

Es ist nicht ausgeschlossen, daß im feinen Ohre der Franzosen noch andere
Wörter mit erklingen (hock? boekeur?), doch möchte ich nicht allzu wenig
gefestigten etymologischen Vermutungen nachgehen.

An Neubildungen hat "hocke" während der Kriegszeit geschaffen: KocKe38e,
laöoekie, la, bockene, surbocks, /in8dro-hocke, ^u3et-obocKlL, 1e bocki8me.
probocke, antiboeks, arckibocke, bockopkile, bockopkilie, 1^ IZocKonnsrie,
docki8er, (3') embocker, äöbocker, le äöbocKaZe. (Vgl. "Neuere Sprachen",
Mai 1916 und Zeitschr. f. frz. u. engl. Und. XV, 2). Kurz und mit einem Worte
läßt sich dieses Schimpfwort im Deutschen nicht wiedergeben. Sein Lautgebilde
ist pöbelhaft, man vergleiche etwa deutsche Lautgruppen wie Flaps, Taps, stosset,
Töffel, Dussel u. ä. "Locke" kann -- wie nahezu jedes Schimpfwort auch im
Deutschen (Aas, Lausbub, Luder, Lump) gelegentlich auch im harmlosen Sinn
gebraucht werden. Es kann in späteren Jahren gerade infolge allzu häufigen
Gebrauches sich abgreifen und viel von seiner Schärfe verlieren. Vorläufig
ist es im Munde der Franzosen, wenn nicht besondere Umstände eine mildere
Auslegung heischen, eine bewußte grobe Beleidigung der Deutschen.




Ariegstagebuch
14. Juli 1916. Türkische U-Boote versenken im Schwarzen Meer
drei große russische Transportschiffe.
1ö. Juli 1916. Starke englische Angriffe bei Ovillers--Bazentin-
le-Petit und östlich Bazentin zusammengebrochen. -- Vergebliche französische
Angriffe bei Barleux und Eströes, ein Teil des Dorfes Biaches von uns
wieder besetzt, 370 Gefangene gemacht. Ostlich der Maas starke französische
Angriffe gegen "Kalte Erde", Fleury und südwestlich Thiaumont abgewiesen.
16. Juli 1916. Bei Skrobowa Gegenangriff der Russen zurück¬
geschlagen, weitere 120 Gefangene gemacht.
15. Juli 1916. Österreich-ungarische Torpedoboote vernichten in
der mittleren und südlichen Adria zwei feindliche U-Boote, davon ein
italienisches.
16. Juli 1916. Westlich und südlich Riga und an der Dünafront
Angriff stärkerer russischer Kräfte. -- Südwestlich Luzk die Front an die
Lipa zurückgenommen. Vorstöße der Russen in der Bukowina südlich und
südwestlich von Moldawa ergebnislos.
17. Juli 1916, Starke Angriffe des Feindes gegen Poziöres, gegen
Biaches-Malhonnette--Barleux und gegen Soyecourt abgewiesen.

Kriegstagebuch

Buckel", dann „Dickschädel" bedeutet, sondern auch im Argot „Dickwanst".
Lärchen (a. a. O.): hoffe: IZxce8 c!e boire et ac manZer. — ^IIu8ion
ü la do88e korn6e par la replötion an ventre. Wie man weiß, pflegen
uns die Franzosen übermäßiges Essen und Trinken besonders vorzuwerfen.

Es ist nicht ausgeschlossen, daß im feinen Ohre der Franzosen noch andere
Wörter mit erklingen (hock? boekeur?), doch möchte ich nicht allzu wenig
gefestigten etymologischen Vermutungen nachgehen.

An Neubildungen hat „hocke" während der Kriegszeit geschaffen: KocKe38e,
laöoekie, la, bockene, surbocks, /in8dro-hocke, ^u3et-obocKlL, 1e bocki8me.
probocke, antiboeks, arckibocke, bockopkile, bockopkilie, 1^ IZocKonnsrie,
docki8er, (3') embocker, äöbocker, le äöbocKaZe. (Vgl. „Neuere Sprachen",
Mai 1916 und Zeitschr. f. frz. u. engl. Und. XV, 2). Kurz und mit einem Worte
läßt sich dieses Schimpfwort im Deutschen nicht wiedergeben. Sein Lautgebilde
ist pöbelhaft, man vergleiche etwa deutsche Lautgruppen wie Flaps, Taps, stosset,
Töffel, Dussel u. ä. „Locke" kann — wie nahezu jedes Schimpfwort auch im
Deutschen (Aas, Lausbub, Luder, Lump) gelegentlich auch im harmlosen Sinn
gebraucht werden. Es kann in späteren Jahren gerade infolge allzu häufigen
Gebrauches sich abgreifen und viel von seiner Schärfe verlieren. Vorläufig
ist es im Munde der Franzosen, wenn nicht besondere Umstände eine mildere
Auslegung heischen, eine bewußte grobe Beleidigung der Deutschen.




Ariegstagebuch
14. Juli 1916. Türkische U-Boote versenken im Schwarzen Meer
drei große russische Transportschiffe.
1ö. Juli 1916. Starke englische Angriffe bei Ovillers—Bazentin-
le-Petit und östlich Bazentin zusammengebrochen. — Vergebliche französische
Angriffe bei Barleux und Eströes, ein Teil des Dorfes Biaches von uns
wieder besetzt, 370 Gefangene gemacht. Ostlich der Maas starke französische
Angriffe gegen „Kalte Erde", Fleury und südwestlich Thiaumont abgewiesen.
16. Juli 1916. Bei Skrobowa Gegenangriff der Russen zurück¬
geschlagen, weitere 120 Gefangene gemacht.
15. Juli 1916. Österreich-ungarische Torpedoboote vernichten in
der mittleren und südlichen Adria zwei feindliche U-Boote, davon ein
italienisches.
16. Juli 1916. Westlich und südlich Riga und an der Dünafront
Angriff stärkerer russischer Kräfte. — Südwestlich Luzk die Front an die
Lipa zurückgenommen. Vorstöße der Russen in der Bukowina südlich und
südwestlich von Moldawa ergebnislos.
17. Juli 1916, Starke Angriffe des Feindes gegen Poziöres, gegen
Biaches-Malhonnette—Barleux und gegen Soyecourt abgewiesen.

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[0231] Kriegstagebuch Buckel", dann „Dickschädel" bedeutet, sondern auch im Argot „Dickwanst". Lärchen (a. a. O.): hoffe: IZxce8 c!e boire et ac manZer. — ^IIu8ion ü la do88e korn6e par la replötion an ventre. Wie man weiß, pflegen uns die Franzosen übermäßiges Essen und Trinken besonders vorzuwerfen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß im feinen Ohre der Franzosen noch andere Wörter mit erklingen (hock? boekeur?), doch möchte ich nicht allzu wenig gefestigten etymologischen Vermutungen nachgehen. An Neubildungen hat „hocke" während der Kriegszeit geschaffen: KocKe38e, laöoekie, la, bockene, surbocks, /in8dro-hocke, ^u3et-obocKlL, 1e bocki8me. probocke, antiboeks, arckibocke, bockopkile, bockopkilie, 1^ IZocKonnsrie, docki8er, (3') embocker, äöbocker, le äöbocKaZe. (Vgl. „Neuere Sprachen", Mai 1916 und Zeitschr. f. frz. u. engl. Und. XV, 2). Kurz und mit einem Worte läßt sich dieses Schimpfwort im Deutschen nicht wiedergeben. Sein Lautgebilde ist pöbelhaft, man vergleiche etwa deutsche Lautgruppen wie Flaps, Taps, stosset, Töffel, Dussel u. ä. „Locke" kann — wie nahezu jedes Schimpfwort auch im Deutschen (Aas, Lausbub, Luder, Lump) gelegentlich auch im harmlosen Sinn gebraucht werden. Es kann in späteren Jahren gerade infolge allzu häufigen Gebrauches sich abgreifen und viel von seiner Schärfe verlieren. Vorläufig ist es im Munde der Franzosen, wenn nicht besondere Umstände eine mildere Auslegung heischen, eine bewußte grobe Beleidigung der Deutschen. Ariegstagebuch 14. Juli 1916. Türkische U-Boote versenken im Schwarzen Meer drei große russische Transportschiffe. 1ö. Juli 1916. Starke englische Angriffe bei Ovillers—Bazentin- le-Petit und östlich Bazentin zusammengebrochen. — Vergebliche französische Angriffe bei Barleux und Eströes, ein Teil des Dorfes Biaches von uns wieder besetzt, 370 Gefangene gemacht. Ostlich der Maas starke französische Angriffe gegen „Kalte Erde", Fleury und südwestlich Thiaumont abgewiesen. 16. Juli 1916. Bei Skrobowa Gegenangriff der Russen zurück¬ geschlagen, weitere 120 Gefangene gemacht. 15. Juli 1916. Österreich-ungarische Torpedoboote vernichten in der mittleren und südlichen Adria zwei feindliche U-Boote, davon ein italienisches. 16. Juli 1916. Westlich und südlich Riga und an der Dünafront Angriff stärkerer russischer Kräfte. — Südwestlich Luzk die Front an die Lipa zurückgenommen. Vorstöße der Russen in der Bukowina südlich und südwestlich von Moldawa ergebnislos. 17. Juli 1916, Starke Angriffe des Feindes gegen Poziöres, gegen Biaches-Malhonnette—Barleux und gegen Soyecourt abgewiesen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/231>, abgerufen am 17.06.2024.