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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Akademische Rriegslitcmtur

Universität: "Erlanger im Kriege" vom Jahre 1916 erzählen Angehörige der
^ima Mater in einfacher, ungezierter und anspruchsloser Weise von ihrem
Leben und Wirken draußen im Felde. Die Einzelbeitrüge sollen "im bescheidenen
und im intimen Rahmen der Universität" lehren, daß "der Krieg auch als
Säemann verstanden und wirksam wird" und "daß der deutsche Geist ans
diesem Kriege ungeschädigt, ja gekräftigt hervorgehe."

Die Universität Freiburg sandte nicht nur eine reizvolle Schilderung:
"Freiburg und der Breisgau im Krieg" von Professor Doflein ins Feld,
sondern auch einen selbständigen "Weihnachtsgruß 1915". Dieser bietet außer
den warmherzigen Worten des Prorektors Professor von Below eine Reihe
hübscher, stimmungsvoller Bilder aus der Gegenwart und Vergangenheit der
Universität, sowie eine Anzahl von Kriegsbriesen Freiburger Studenten und ein
humorgewürztes, wenn auch künstlerisch belangloses Zeitgedicht eines Musensohnes
auf das durch den Krieg veränderte Leben in Freiburg.

Die Universität Gießen hat außer mehreren kurzen Hochschulberichten in
pietätvoller Weise zwei Sonderheftchen erscheinen lassen, welche die Teilnahme
von Universitätsangehörigen am Kriege veranschaulichen. Außerdem ist von
ihr als eigenartige Liebesgabe ein "Universitätsbilderbuch" ins Feld geschickt
worden, das die Entwicklung der Hochschule von ihrer Gründung bis zur letzten
Gegenwart in gut ausgewählten charakteristischen Abbildungen darstellt und
vom Rektor Professor Sommer einen hübschen begleitenden Text in Knittelversen
erhalten hat.

In dem Weihnachtsgruß Göttingens überwiegen die kurzen, wissenschaftlich
gehaltenen Skizzen über allgemeine, den Krieg betreffende Fragen. Unmittelbar
auf das akademische Leben beziehen sich nur die väterlich tröstenden Worte
Professor Heubners an die vom Schicksal stiefmütterlich behandelten Feld¬
unterärzte und der Artikel von Professor Mirbt, welcher mit Stolz die während
des Krieges erfolgte Gründung der akademischen Lesehalle feiert.

Die "Kriegsausgabe" des Universitätskalenders, die die Universität Greifs¬
wald bearbeitet hat. trägt ein stark örtliches Gepräge, wodurch sie gerade sehr
anheimelnd wirkt. Wissenschaftlich vertiefte Aufsätze wechseln mit flott geschriebenen
ub, und die kleine, scharf beobachtete Studie: "Der Kriegsstudent" von
Dr. Bernhard Fischer verdient als wertvoller Beitrag zur studentischen Kultur¬
geschichte besondere Hervorhebung.

Die Universität Jena hat ebenso wie Gießen in zwei Sonderheften eine
Statistik seiner Kriegsteilnehmer herausgegeben. Außerdem ist von ihr 1915
ein zum Herzen sprechender Weihnachtsgruß des Prorektors Professor Thümmel
ausgegangen, welcher wegen der auf die Zukunft deutenden Reformgedanken
für die Studentenschaft von Wert erscheint.

Eine liebenswürdige Gabe ist der "Sonnwendgruß", den die Universität
Marburg ihren Jüngern 1916 ins Feld geschickt hat. Nicht schwere wissen¬
schaftliche Probleme werden in ihm erörtert, sondern allgemein interessierende,


Akademische Rriegslitcmtur

Universität: „Erlanger im Kriege" vom Jahre 1916 erzählen Angehörige der
^ima Mater in einfacher, ungezierter und anspruchsloser Weise von ihrem
Leben und Wirken draußen im Felde. Die Einzelbeitrüge sollen „im bescheidenen
und im intimen Rahmen der Universität" lehren, daß „der Krieg auch als
Säemann verstanden und wirksam wird" und „daß der deutsche Geist ans
diesem Kriege ungeschädigt, ja gekräftigt hervorgehe."

Die Universität Freiburg sandte nicht nur eine reizvolle Schilderung:
„Freiburg und der Breisgau im Krieg" von Professor Doflein ins Feld,
sondern auch einen selbständigen „Weihnachtsgruß 1915". Dieser bietet außer
den warmherzigen Worten des Prorektors Professor von Below eine Reihe
hübscher, stimmungsvoller Bilder aus der Gegenwart und Vergangenheit der
Universität, sowie eine Anzahl von Kriegsbriesen Freiburger Studenten und ein
humorgewürztes, wenn auch künstlerisch belangloses Zeitgedicht eines Musensohnes
auf das durch den Krieg veränderte Leben in Freiburg.

Die Universität Gießen hat außer mehreren kurzen Hochschulberichten in
pietätvoller Weise zwei Sonderheftchen erscheinen lassen, welche die Teilnahme
von Universitätsangehörigen am Kriege veranschaulichen. Außerdem ist von
ihr als eigenartige Liebesgabe ein „Universitätsbilderbuch" ins Feld geschickt
worden, das die Entwicklung der Hochschule von ihrer Gründung bis zur letzten
Gegenwart in gut ausgewählten charakteristischen Abbildungen darstellt und
vom Rektor Professor Sommer einen hübschen begleitenden Text in Knittelversen
erhalten hat.

In dem Weihnachtsgruß Göttingens überwiegen die kurzen, wissenschaftlich
gehaltenen Skizzen über allgemeine, den Krieg betreffende Fragen. Unmittelbar
auf das akademische Leben beziehen sich nur die väterlich tröstenden Worte
Professor Heubners an die vom Schicksal stiefmütterlich behandelten Feld¬
unterärzte und der Artikel von Professor Mirbt, welcher mit Stolz die während
des Krieges erfolgte Gründung der akademischen Lesehalle feiert.

Die „Kriegsausgabe" des Universitätskalenders, die die Universität Greifs¬
wald bearbeitet hat. trägt ein stark örtliches Gepräge, wodurch sie gerade sehr
anheimelnd wirkt. Wissenschaftlich vertiefte Aufsätze wechseln mit flott geschriebenen
ub, und die kleine, scharf beobachtete Studie: „Der Kriegsstudent" von
Dr. Bernhard Fischer verdient als wertvoller Beitrag zur studentischen Kultur¬
geschichte besondere Hervorhebung.

Die Universität Jena hat ebenso wie Gießen in zwei Sonderheften eine
Statistik seiner Kriegsteilnehmer herausgegeben. Außerdem ist von ihr 1915
ein zum Herzen sprechender Weihnachtsgruß des Prorektors Professor Thümmel
ausgegangen, welcher wegen der auf die Zukunft deutenden Reformgedanken
für die Studentenschaft von Wert erscheint.

Eine liebenswürdige Gabe ist der „Sonnwendgruß", den die Universität
Marburg ihren Jüngern 1916 ins Feld geschickt hat. Nicht schwere wissen¬
schaftliche Probleme werden in ihm erörtert, sondern allgemein interessierende,


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[0416] Akademische Rriegslitcmtur Universität: „Erlanger im Kriege" vom Jahre 1916 erzählen Angehörige der ^ima Mater in einfacher, ungezierter und anspruchsloser Weise von ihrem Leben und Wirken draußen im Felde. Die Einzelbeitrüge sollen „im bescheidenen und im intimen Rahmen der Universität" lehren, daß „der Krieg auch als Säemann verstanden und wirksam wird" und „daß der deutsche Geist ans diesem Kriege ungeschädigt, ja gekräftigt hervorgehe." Die Universität Freiburg sandte nicht nur eine reizvolle Schilderung: „Freiburg und der Breisgau im Krieg" von Professor Doflein ins Feld, sondern auch einen selbständigen „Weihnachtsgruß 1915". Dieser bietet außer den warmherzigen Worten des Prorektors Professor von Below eine Reihe hübscher, stimmungsvoller Bilder aus der Gegenwart und Vergangenheit der Universität, sowie eine Anzahl von Kriegsbriesen Freiburger Studenten und ein humorgewürztes, wenn auch künstlerisch belangloses Zeitgedicht eines Musensohnes auf das durch den Krieg veränderte Leben in Freiburg. Die Universität Gießen hat außer mehreren kurzen Hochschulberichten in pietätvoller Weise zwei Sonderheftchen erscheinen lassen, welche die Teilnahme von Universitätsangehörigen am Kriege veranschaulichen. Außerdem ist von ihr als eigenartige Liebesgabe ein „Universitätsbilderbuch" ins Feld geschickt worden, das die Entwicklung der Hochschule von ihrer Gründung bis zur letzten Gegenwart in gut ausgewählten charakteristischen Abbildungen darstellt und vom Rektor Professor Sommer einen hübschen begleitenden Text in Knittelversen erhalten hat. In dem Weihnachtsgruß Göttingens überwiegen die kurzen, wissenschaftlich gehaltenen Skizzen über allgemeine, den Krieg betreffende Fragen. Unmittelbar auf das akademische Leben beziehen sich nur die väterlich tröstenden Worte Professor Heubners an die vom Schicksal stiefmütterlich behandelten Feld¬ unterärzte und der Artikel von Professor Mirbt, welcher mit Stolz die während des Krieges erfolgte Gründung der akademischen Lesehalle feiert. Die „Kriegsausgabe" des Universitätskalenders, die die Universität Greifs¬ wald bearbeitet hat. trägt ein stark örtliches Gepräge, wodurch sie gerade sehr anheimelnd wirkt. Wissenschaftlich vertiefte Aufsätze wechseln mit flott geschriebenen ub, und die kleine, scharf beobachtete Studie: „Der Kriegsstudent" von Dr. Bernhard Fischer verdient als wertvoller Beitrag zur studentischen Kultur¬ geschichte besondere Hervorhebung. Die Universität Jena hat ebenso wie Gießen in zwei Sonderheften eine Statistik seiner Kriegsteilnehmer herausgegeben. Außerdem ist von ihr 1915 ein zum Herzen sprechender Weihnachtsgruß des Prorektors Professor Thümmel ausgegangen, welcher wegen der auf die Zukunft deutenden Reformgedanken für die Studentenschaft von Wert erscheint. Eine liebenswürdige Gabe ist der „Sonnwendgruß", den die Universität Marburg ihren Jüngern 1916 ins Feld geschickt hat. Nicht schwere wissen¬ schaftliche Probleme werden in ihm erörtert, sondern allgemein interessierende,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/416>, abgerufen am 10.06.2024.