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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen

von Bänden umfaßt. An der Universität Leipzig hat Professor Herre die
historische, Professor Eulenburg die volkswirtschaftliche Abteilung geleitet.
Beide haben gleichmäßig alle erreichbaren Zeitungen und Zeitschriften des
In- und Auslandes "verzettelt", das heißt, alle in Frage kommenden Aufsätze
in bestimmten Rubriken gesammelt. Man kann in diesem Archiv sofort alles
Material, zum Beispiel über Kriegsgreuel, über Grev, über Bulgarien oder
Rumänien greifen. Jeder Aufsatz ist auf weiße Blätter aufgeklebt und entsprechend
eingereiht. Die volkswirtschaftliche Abteilung ist ebenso gegliedert wie die
historische; z. B. gibt es folgende Rubriken: Rohstoffversorgung. Ernteergebnisse
in Deutschland, Österreich, in Frankreich u. a. in/").

Es leuchtet ein, daß eine solche Anordnung die Benutzbarkeit und Über¬
sichtlichkeit der Sammlung aufs beste gewährleistet. Ferner liegt ein nicht zu
unterschätzender Vorteil in der Möglichkeit, die auf weißem Papier aufgeklebten
Ausschnitte für lange Zeit zu erhalten, eine Tatsache, die angesichts der noch
völlig ungelösten Frage der Konservierungsmittel, unter denen zur Zeit Cellit
und Neuzapon den ersten Platz einnehmen, nicht zu unterschätzen ist.

Den Weg einer Vervielfältigung des bemerkenswerten Materials durch den
Druck hat Eberhard Buchner beschritten in seinen "Kriegsdokumenten", von denen
kürzlich der sechste Band bei Albert Langen in München erschienen ist. Hier sind
Zeitungsausschnitte, Inserate wie Meldungen von den großen Kriegsereignissen
zu einem Ganzen zusammengefügt. Es kann sich hierbei naturgemäß nur um
eine Auslese aus dem Stoffe handeln, der in einem "Zeitungsarchiv" zusammen¬
getragen werden kann. Hier eine Fülle von übersichtlichen Material, das auch
dem Fachgelehrten reich genug sein kann, dort eine Art Nachschlagewerk, das
zur schnellen Orientierung wohl manchen Vorteil bietet, aber nie den Stoff,
vor allem in kulturgeschichtlicher Richtung, auch nur annähernd vollständig
umfassen kann.

Während das Leipziger Werk vielleicht das größte Unternehmen nach allgemein
deutschen Gesichtspunkten ist, hat sich ein anderes von vornherein die Beschränkung
auf ein bestimmtes Gebiet zum Ziele gesetzt, nämlich das hessische. Das von dem
Direktor des Großherzoglichen Haus- und Staatsarchives in Darmstadt, Julius
Reinhard Dieterich, ins Leben gerufene "Hessische Kriegszeitungsarchio" hat seine
Sammeltätigkeit von vornherein nur auf das Großherzogtum Hessen erstreckt.
Maßgebend war hierbei hauptsächlich der Umstand, daß man für die Durch¬
führung des Unternehmens im wesentlichen auf freiwillige Hilfe angewiesen war.
Ferner aber war es fraglich, ob man imstande sein würde, alles in Frage
kommende Material wirklich zu erreichen. Die Leitung des Darmstädter Unter-
nehmens nahm sofort nach Beginn des Krieges den Standpunkt ein, daß eine



*) Die Mitteilungen über dieses Kriegszeitungsarchiv, von dem eine genaue Be¬
schreibung bisher nicht erschienen ist, verdankt der Verfasser dem Direktor des Leipziger
Instituts für Kultur- und Universalgeschichte, Herrn Professor Dr. Walther Götz.
Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen

von Bänden umfaßt. An der Universität Leipzig hat Professor Herre die
historische, Professor Eulenburg die volkswirtschaftliche Abteilung geleitet.
Beide haben gleichmäßig alle erreichbaren Zeitungen und Zeitschriften des
In- und Auslandes „verzettelt", das heißt, alle in Frage kommenden Aufsätze
in bestimmten Rubriken gesammelt. Man kann in diesem Archiv sofort alles
Material, zum Beispiel über Kriegsgreuel, über Grev, über Bulgarien oder
Rumänien greifen. Jeder Aufsatz ist auf weiße Blätter aufgeklebt und entsprechend
eingereiht. Die volkswirtschaftliche Abteilung ist ebenso gegliedert wie die
historische; z. B. gibt es folgende Rubriken: Rohstoffversorgung. Ernteergebnisse
in Deutschland, Österreich, in Frankreich u. a. in/").

Es leuchtet ein, daß eine solche Anordnung die Benutzbarkeit und Über¬
sichtlichkeit der Sammlung aufs beste gewährleistet. Ferner liegt ein nicht zu
unterschätzender Vorteil in der Möglichkeit, die auf weißem Papier aufgeklebten
Ausschnitte für lange Zeit zu erhalten, eine Tatsache, die angesichts der noch
völlig ungelösten Frage der Konservierungsmittel, unter denen zur Zeit Cellit
und Neuzapon den ersten Platz einnehmen, nicht zu unterschätzen ist.

Den Weg einer Vervielfältigung des bemerkenswerten Materials durch den
Druck hat Eberhard Buchner beschritten in seinen „Kriegsdokumenten", von denen
kürzlich der sechste Band bei Albert Langen in München erschienen ist. Hier sind
Zeitungsausschnitte, Inserate wie Meldungen von den großen Kriegsereignissen
zu einem Ganzen zusammengefügt. Es kann sich hierbei naturgemäß nur um
eine Auslese aus dem Stoffe handeln, der in einem „Zeitungsarchiv" zusammen¬
getragen werden kann. Hier eine Fülle von übersichtlichen Material, das auch
dem Fachgelehrten reich genug sein kann, dort eine Art Nachschlagewerk, das
zur schnellen Orientierung wohl manchen Vorteil bietet, aber nie den Stoff,
vor allem in kulturgeschichtlicher Richtung, auch nur annähernd vollständig
umfassen kann.

Während das Leipziger Werk vielleicht das größte Unternehmen nach allgemein
deutschen Gesichtspunkten ist, hat sich ein anderes von vornherein die Beschränkung
auf ein bestimmtes Gebiet zum Ziele gesetzt, nämlich das hessische. Das von dem
Direktor des Großherzoglichen Haus- und Staatsarchives in Darmstadt, Julius
Reinhard Dieterich, ins Leben gerufene „Hessische Kriegszeitungsarchio" hat seine
Sammeltätigkeit von vornherein nur auf das Großherzogtum Hessen erstreckt.
Maßgebend war hierbei hauptsächlich der Umstand, daß man für die Durch¬
führung des Unternehmens im wesentlichen auf freiwillige Hilfe angewiesen war.
Ferner aber war es fraglich, ob man imstande sein würde, alles in Frage
kommende Material wirklich zu erreichen. Die Leitung des Darmstädter Unter-
nehmens nahm sofort nach Beginn des Krieges den Standpunkt ein, daß eine



*) Die Mitteilungen über dieses Kriegszeitungsarchiv, von dem eine genaue Be¬
schreibung bisher nicht erschienen ist, verdankt der Verfasser dem Direktor des Leipziger
Instituts für Kultur- und Universalgeschichte, Herrn Professor Dr. Walther Götz.
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[0137] Sammlung und Nutzbarmachung der Zeitungen von Bänden umfaßt. An der Universität Leipzig hat Professor Herre die historische, Professor Eulenburg die volkswirtschaftliche Abteilung geleitet. Beide haben gleichmäßig alle erreichbaren Zeitungen und Zeitschriften des In- und Auslandes „verzettelt", das heißt, alle in Frage kommenden Aufsätze in bestimmten Rubriken gesammelt. Man kann in diesem Archiv sofort alles Material, zum Beispiel über Kriegsgreuel, über Grev, über Bulgarien oder Rumänien greifen. Jeder Aufsatz ist auf weiße Blätter aufgeklebt und entsprechend eingereiht. Die volkswirtschaftliche Abteilung ist ebenso gegliedert wie die historische; z. B. gibt es folgende Rubriken: Rohstoffversorgung. Ernteergebnisse in Deutschland, Österreich, in Frankreich u. a. in/"). Es leuchtet ein, daß eine solche Anordnung die Benutzbarkeit und Über¬ sichtlichkeit der Sammlung aufs beste gewährleistet. Ferner liegt ein nicht zu unterschätzender Vorteil in der Möglichkeit, die auf weißem Papier aufgeklebten Ausschnitte für lange Zeit zu erhalten, eine Tatsache, die angesichts der noch völlig ungelösten Frage der Konservierungsmittel, unter denen zur Zeit Cellit und Neuzapon den ersten Platz einnehmen, nicht zu unterschätzen ist. Den Weg einer Vervielfältigung des bemerkenswerten Materials durch den Druck hat Eberhard Buchner beschritten in seinen „Kriegsdokumenten", von denen kürzlich der sechste Band bei Albert Langen in München erschienen ist. Hier sind Zeitungsausschnitte, Inserate wie Meldungen von den großen Kriegsereignissen zu einem Ganzen zusammengefügt. Es kann sich hierbei naturgemäß nur um eine Auslese aus dem Stoffe handeln, der in einem „Zeitungsarchiv" zusammen¬ getragen werden kann. Hier eine Fülle von übersichtlichen Material, das auch dem Fachgelehrten reich genug sein kann, dort eine Art Nachschlagewerk, das zur schnellen Orientierung wohl manchen Vorteil bietet, aber nie den Stoff, vor allem in kulturgeschichtlicher Richtung, auch nur annähernd vollständig umfassen kann. Während das Leipziger Werk vielleicht das größte Unternehmen nach allgemein deutschen Gesichtspunkten ist, hat sich ein anderes von vornherein die Beschränkung auf ein bestimmtes Gebiet zum Ziele gesetzt, nämlich das hessische. Das von dem Direktor des Großherzoglichen Haus- und Staatsarchives in Darmstadt, Julius Reinhard Dieterich, ins Leben gerufene „Hessische Kriegszeitungsarchio" hat seine Sammeltätigkeit von vornherein nur auf das Großherzogtum Hessen erstreckt. Maßgebend war hierbei hauptsächlich der Umstand, daß man für die Durch¬ führung des Unternehmens im wesentlichen auf freiwillige Hilfe angewiesen war. Ferner aber war es fraglich, ob man imstande sein würde, alles in Frage kommende Material wirklich zu erreichen. Die Leitung des Darmstädter Unter- nehmens nahm sofort nach Beginn des Krieges den Standpunkt ein, daß eine *) Die Mitteilungen über dieses Kriegszeitungsarchiv, von dem eine genaue Be¬ schreibung bisher nicht erschienen ist, verdankt der Verfasser dem Direktor des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte, Herrn Professor Dr. Walther Götz.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/137>, abgerufen am 31.05.2024.