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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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laufen zahlreiche Fäden <ins den beiden Lcmsttzen ins böhmische Land hinüber:
persönliche Beziehungen zwischen den führenden Köpfen sind sehr in Pflege --
man spricht von naher Bekanntschaft oder gar Freundschaft Barchs, mit dem "sicher
ungleich bedeutenderen Masary! --, und Ehen zwischen Wenden und Tschechen
sollen keine Seltenheit sein.

Die preußische und mehr noch die an erster Linie von den wendischen Los-
lösüugsbestrebungen betroffene sächsische Regierung müssen alles daran setzen,
dem wendischen Vorgehen den Wind aus den Segeln zu nehmen, ehe eine An¬
erkennung des selbständigen Wendenstaates durch die Entente die Absplitterung
dieses Vvlksteiles und der von ihm bewohnten schönen und fruchtbaren Landschaft
besiegelt. Zögernde Vorsichtsmaßregeln sind schon und werden zurzeit noch ge¬
troffen. So fanden gerade während meiner Anwesenheit in Bautzen in Vom
alten Schloß, der Ortensburg, Verhandlungen zwischen sächsischen Negierungs-
vertretern und der wendischen Bevölkerung statt, wobei diese durch Lehrer, Geist¬
liche beider .Konfessionen und Landwirte vertreten war. Die Beratungen endeten
mit der Wahl eines Ausschusses, der die Wünsche der Wenden in Schulsragen
prüfen und weiterbehandeln soll. Aber ich bezweifle, daß mit dem Nachgeben
in Kulturellen Fragen, die, wie früher angedeutet, nur eine Nebenrolle spielen,
den Gefahren, die die Wendenbewegung birgt, begegnet werden kann. Der
Sturmbock Barch will politische Selbständigkeit der Wendet und wird sich durch
alle kulturellen Zugeständnisse nichts davon abhandeln lassen. Sind erst, wie er
zu erreichen hofft, ständige Vertreter der Wenden bei der Friedenskonferenz zu¬
gelassen, so wird der Verlust dieses Landstriches für Deutschland kaum mehr ab¬
wendbar sein (sei es nun, daß Tschechien nach dem abgespaltenen Ländchen greift
oder daß ein selbständiger kleiner Nationalstaat entsteht, der doch bald in tschechi¬
schen Fahrwasser schwimmen wird). Ein Protest des Reiches gegen die Zu¬
lassung würde ungehört verhallen. Nein, bei den -Wenden selbst muß'eine Gegen¬
arbeit einsetzen, die vor politischen Zugeständnissen nicht zurückschreckt. Kein
Zweifel, daß es noch Lösungen >der sehr eckigen und stachligen Frage gibt, die zu
einer Befriedigung der Wenden im Rahmen der 'deutschen Neichszugehörigkeit
sichren. Welcher Weg da der richtigste und gangbarste ist, ob es gilt, sächsische
Landesteile zu Preußen oder preußische zu Sachsen zu schlagen und aus der neuen
Zusammenfassung einen Preußischen Kreis oder eine sächsische Kreishauptmann-
schoft mit vorwiegend wendischer Beamtenschaft oder endlich einen neuen kleinen
Sraat zu schaffen, der aber dem Reiche angehört, das zu ermitteln und heraus¬
zuarbeiten, sollte keine Anstrengung unterlassen werden. Und einer Tatsache sei
der deutsche Beamte dabei eingedenk: die Maulwürfe Barch und Brhl graben
und graben weiter, es ist Gefahr im Verzüge!

Um wieviel Menschen handelt es sich dabei eigentlich? -- wird man fragen.
Die Antwort darauf ist zugleich Verneinung der Berechtigung aller wendischen
Selbstän!digkeitswün>sche. Denn es sind höchstens 84 000 Menschen in ganz
Dentschland (Ober- und Niederlausitz), die das Wendische als Muttersprache
haben. Diese verteilen sich ungefähr je zur Hälfte auf Preußen und Sachsen;
die Kreisha-uptmannsch>äst Bautzen mit etwa 40 000 ist am dichtesten mit Wenden
besiedelt. Wenn die Wendenführer eine Biertelmillion Wenden augeben, so ist
das propagandistischer Trug; sie zählen dabei alle möglichen Sachsen und
Preußen mit, die nur irgendwie wendischer Abkunft find/ohne dabei ein Wort
wendisch sprechen zu können. Unter den 209 Landgemeinden des gemeinhin als
Wendet bezeichneten Gebiets haben nicht-weniger als 187 eine der Mehrzahl nach
deutsche Bevölkerung, und unter den übrigen ist kaum ein Dutzend als rein
wendisch anzusprechen. Von einer wirtschaftlichen Selbständigkeit des Wenden¬
landes kann -- das verhehlen sich Barth und der Nationalausschuß selbst nicht
vollends keine Rede sein.

So sehen die Fundamente aus, auf denen Barch und Konsorten den
wendischen Nationalstaat errichten wollen!




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laufen zahlreiche Fäden <ins den beiden Lcmsttzen ins böhmische Land hinüber:
persönliche Beziehungen zwischen den führenden Köpfen sind sehr in Pflege —
man spricht von naher Bekanntschaft oder gar Freundschaft Barchs, mit dem "sicher
ungleich bedeutenderen Masary! —, und Ehen zwischen Wenden und Tschechen
sollen keine Seltenheit sein.

Die preußische und mehr noch die an erster Linie von den wendischen Los-
lösüugsbestrebungen betroffene sächsische Regierung müssen alles daran setzen,
dem wendischen Vorgehen den Wind aus den Segeln zu nehmen, ehe eine An¬
erkennung des selbständigen Wendenstaates durch die Entente die Absplitterung
dieses Vvlksteiles und der von ihm bewohnten schönen und fruchtbaren Landschaft
besiegelt. Zögernde Vorsichtsmaßregeln sind schon und werden zurzeit noch ge¬
troffen. So fanden gerade während meiner Anwesenheit in Bautzen in Vom
alten Schloß, der Ortensburg, Verhandlungen zwischen sächsischen Negierungs-
vertretern und der wendischen Bevölkerung statt, wobei diese durch Lehrer, Geist¬
liche beider .Konfessionen und Landwirte vertreten war. Die Beratungen endeten
mit der Wahl eines Ausschusses, der die Wünsche der Wenden in Schulsragen
prüfen und weiterbehandeln soll. Aber ich bezweifle, daß mit dem Nachgeben
in Kulturellen Fragen, die, wie früher angedeutet, nur eine Nebenrolle spielen,
den Gefahren, die die Wendenbewegung birgt, begegnet werden kann. Der
Sturmbock Barch will politische Selbständigkeit der Wendet und wird sich durch
alle kulturellen Zugeständnisse nichts davon abhandeln lassen. Sind erst, wie er
zu erreichen hofft, ständige Vertreter der Wenden bei der Friedenskonferenz zu¬
gelassen, so wird der Verlust dieses Landstriches für Deutschland kaum mehr ab¬
wendbar sein (sei es nun, daß Tschechien nach dem abgespaltenen Ländchen greift
oder daß ein selbständiger kleiner Nationalstaat entsteht, der doch bald in tschechi¬
schen Fahrwasser schwimmen wird). Ein Protest des Reiches gegen die Zu¬
lassung würde ungehört verhallen. Nein, bei den -Wenden selbst muß'eine Gegen¬
arbeit einsetzen, die vor politischen Zugeständnissen nicht zurückschreckt. Kein
Zweifel, daß es noch Lösungen >der sehr eckigen und stachligen Frage gibt, die zu
einer Befriedigung der Wenden im Rahmen der 'deutschen Neichszugehörigkeit
sichren. Welcher Weg da der richtigste und gangbarste ist, ob es gilt, sächsische
Landesteile zu Preußen oder preußische zu Sachsen zu schlagen und aus der neuen
Zusammenfassung einen Preußischen Kreis oder eine sächsische Kreishauptmann-
schoft mit vorwiegend wendischer Beamtenschaft oder endlich einen neuen kleinen
Sraat zu schaffen, der aber dem Reiche angehört, das zu ermitteln und heraus¬
zuarbeiten, sollte keine Anstrengung unterlassen werden. Und einer Tatsache sei
der deutsche Beamte dabei eingedenk: die Maulwürfe Barch und Brhl graben
und graben weiter, es ist Gefahr im Verzüge!

Um wieviel Menschen handelt es sich dabei eigentlich? — wird man fragen.
Die Antwort darauf ist zugleich Verneinung der Berechtigung aller wendischen
Selbstän!digkeitswün>sche. Denn es sind höchstens 84 000 Menschen in ganz
Dentschland (Ober- und Niederlausitz), die das Wendische als Muttersprache
haben. Diese verteilen sich ungefähr je zur Hälfte auf Preußen und Sachsen;
die Kreisha-uptmannsch>äst Bautzen mit etwa 40 000 ist am dichtesten mit Wenden
besiedelt. Wenn die Wendenführer eine Biertelmillion Wenden augeben, so ist
das propagandistischer Trug; sie zählen dabei alle möglichen Sachsen und
Preußen mit, die nur irgendwie wendischer Abkunft find/ohne dabei ein Wort
wendisch sprechen zu können. Unter den 209 Landgemeinden des gemeinhin als
Wendet bezeichneten Gebiets haben nicht-weniger als 187 eine der Mehrzahl nach
deutsche Bevölkerung, und unter den übrigen ist kaum ein Dutzend als rein
wendisch anzusprechen. Von einer wirtschaftlichen Selbständigkeit des Wenden¬
landes kann — das verhehlen sich Barth und der Nationalausschuß selbst nicht
vollends keine Rede sein.

So sehen die Fundamente aus, auf denen Barch und Konsorten den
wendischen Nationalstaat errichten wollen!




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[0094] Im Wendonlcmd laufen zahlreiche Fäden <ins den beiden Lcmsttzen ins böhmische Land hinüber: persönliche Beziehungen zwischen den führenden Köpfen sind sehr in Pflege — man spricht von naher Bekanntschaft oder gar Freundschaft Barchs, mit dem "sicher ungleich bedeutenderen Masary! —, und Ehen zwischen Wenden und Tschechen sollen keine Seltenheit sein. Die preußische und mehr noch die an erster Linie von den wendischen Los- lösüugsbestrebungen betroffene sächsische Regierung müssen alles daran setzen, dem wendischen Vorgehen den Wind aus den Segeln zu nehmen, ehe eine An¬ erkennung des selbständigen Wendenstaates durch die Entente die Absplitterung dieses Vvlksteiles und der von ihm bewohnten schönen und fruchtbaren Landschaft besiegelt. Zögernde Vorsichtsmaßregeln sind schon und werden zurzeit noch ge¬ troffen. So fanden gerade während meiner Anwesenheit in Bautzen in Vom alten Schloß, der Ortensburg, Verhandlungen zwischen sächsischen Negierungs- vertretern und der wendischen Bevölkerung statt, wobei diese durch Lehrer, Geist¬ liche beider .Konfessionen und Landwirte vertreten war. Die Beratungen endeten mit der Wahl eines Ausschusses, der die Wünsche der Wenden in Schulsragen prüfen und weiterbehandeln soll. Aber ich bezweifle, daß mit dem Nachgeben in Kulturellen Fragen, die, wie früher angedeutet, nur eine Nebenrolle spielen, den Gefahren, die die Wendenbewegung birgt, begegnet werden kann. Der Sturmbock Barch will politische Selbständigkeit der Wendet und wird sich durch alle kulturellen Zugeständnisse nichts davon abhandeln lassen. Sind erst, wie er zu erreichen hofft, ständige Vertreter der Wenden bei der Friedenskonferenz zu¬ gelassen, so wird der Verlust dieses Landstriches für Deutschland kaum mehr ab¬ wendbar sein (sei es nun, daß Tschechien nach dem abgespaltenen Ländchen greift oder daß ein selbständiger kleiner Nationalstaat entsteht, der doch bald in tschechi¬ schen Fahrwasser schwimmen wird). Ein Protest des Reiches gegen die Zu¬ lassung würde ungehört verhallen. Nein, bei den -Wenden selbst muß'eine Gegen¬ arbeit einsetzen, die vor politischen Zugeständnissen nicht zurückschreckt. Kein Zweifel, daß es noch Lösungen >der sehr eckigen und stachligen Frage gibt, die zu einer Befriedigung der Wenden im Rahmen der 'deutschen Neichszugehörigkeit sichren. Welcher Weg da der richtigste und gangbarste ist, ob es gilt, sächsische Landesteile zu Preußen oder preußische zu Sachsen zu schlagen und aus der neuen Zusammenfassung einen Preußischen Kreis oder eine sächsische Kreishauptmann- schoft mit vorwiegend wendischer Beamtenschaft oder endlich einen neuen kleinen Sraat zu schaffen, der aber dem Reiche angehört, das zu ermitteln und heraus¬ zuarbeiten, sollte keine Anstrengung unterlassen werden. Und einer Tatsache sei der deutsche Beamte dabei eingedenk: die Maulwürfe Barch und Brhl graben und graben weiter, es ist Gefahr im Verzüge! Um wieviel Menschen handelt es sich dabei eigentlich? — wird man fragen. Die Antwort darauf ist zugleich Verneinung der Berechtigung aller wendischen Selbstän!digkeitswün>sche. Denn es sind höchstens 84 000 Menschen in ganz Dentschland (Ober- und Niederlausitz), die das Wendische als Muttersprache haben. Diese verteilen sich ungefähr je zur Hälfte auf Preußen und Sachsen; die Kreisha-uptmannsch>äst Bautzen mit etwa 40 000 ist am dichtesten mit Wenden besiedelt. Wenn die Wendenführer eine Biertelmillion Wenden augeben, so ist das propagandistischer Trug; sie zählen dabei alle möglichen Sachsen und Preußen mit, die nur irgendwie wendischer Abkunft find/ohne dabei ein Wort wendisch sprechen zu können. Unter den 209 Landgemeinden des gemeinhin als Wendet bezeichneten Gebiets haben nicht-weniger als 187 eine der Mehrzahl nach deutsche Bevölkerung, und unter den übrigen ist kaum ein Dutzend als rein wendisch anzusprechen. Von einer wirtschaftlichen Selbständigkeit des Wenden¬ landes kann — das verhehlen sich Barth und der Nationalausschuß selbst nicht vollends keine Rede sein. So sehen die Fundamente aus, auf denen Barch und Konsorten den wendischen Nationalstaat errichten wollen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/94>, abgerufen am 31.05.2024.