Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

es befindet sich hierinn gantz das Wider-
spiel/ dann da ich sie damahls das erste
mahl ansahe/ fieng auch meine Kranckheit
an/ welche mir aber dem Tod bringen wird/
wann ich sie nicht mehr sehen solte! Ein
wunderbarlicher und seltzamer Zustand!
der mir zum recompens widerfahren/ die-
weil ich mein Hochehrende Frau aus ihrer
Gefährlichkeit errettete! Jch sagte/ so müste
ich einer grossen Untreu zu beschuldigen
seyn/ wann ich dergestalt Gutes mit Bösem
vergolten hätte? das sag ich nicht/ antwor-
tet mein Mußquetierer/ ich replicirte/ was
habt ihr dann zu klagen? über mich/ über
meine Unglück seeligkeit (antwortet er) und
über meine Verhängnus; oder vielleicht
über meinen Vorwitz/ über meine Einbil-
dung/ oder ich weiß selbst nicht über was!
Jch kan nicht sagen/ daß die Frau Haupt-
männin und danck bar sey/ dann um der ge-
ringen Mühe willen/ die ich ich anlegte/ als
ich den noch lebenden Reuter verjagte/ der
ihrer Ehr zusetzte/ bezahlte mich dessen Ver-
lassenschafft genugsam/ welche mein Hoch-
ehrende Frau zuvor des Lebens hochrühm-

lich
G

es befindet ſich hierinn gantz das Wider-
ſpiel/ dann da ich ſie damahls das erſte
mahl anſahe/ fieng auch meine Kranckheit
an/ welche mir aber dem Tod bringen wird/
wann ich ſie nicht mehr ſehen ſolte! Ein
wunderbarlicher und ſeltzamer Zuſtand!
der mir zum recompens widerfahren/ die-
weil ich mein Hochehrende Frau aus ihrer
Gefaͤhrlichkeit errettete! Jch ſagte/ ſo muͤſte
ich einer groſſen Untreu zu beſchuldigen
ſeyn/ wann ich dergeſtalt Gutes mit Boͤſem
vergolten haͤtte? das ſag ich nicht/ antwor-
tet mein Mußquetierer/ ich replicirte/ was
habt ihr dann zu klagen? uͤber mich/ uͤber
meine Ungluͤck ſeeligkeit (antwortet er) und
uͤber meine Verhaͤngnus; oder vielleicht
uͤber meinen Vorwitz/ uͤber meine Einbil-
dung/ oder ich weiß ſelbſt nicht uͤber was!
Jch kan nicht ſagen/ daß die Frau Haupt-
maͤnnin und danck bar ſey/ dann um der ge-
ringen Muͤhe willen/ die ich ich anlegte/ als
ich den noch lebenden Reuter verjagte/ der
ihrer Ehr zuſetzte/ bezahlte mich deſſen Ver-
laſſenſchafft genugſam/ welche mein Hoch-
ehrende Frau zuvor des Lebens hochruͤhm-

lich
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="141"/>
es befindet &#x017F;ich hierinn gantz das Wider-<lb/>
&#x017F;piel/ dann da ich &#x017F;ie damahls das er&#x017F;te<lb/>
mahl an&#x017F;ahe/ fieng auch meine Kranckheit<lb/>
an/ welche mir aber dem Tod bringen wird/<lb/>
wann ich &#x017F;ie nicht mehr &#x017F;ehen &#x017F;olte! Ein<lb/>
wunderbarlicher und &#x017F;eltzamer Zu&#x017F;tand!<lb/>
der mir zum <hi rendition="#aq">recompens</hi> widerfahren/ die-<lb/>
weil ich mein Hochehrende Frau aus ihrer<lb/>
Gefa&#x0364;hrlichkeit errettete! Jch &#x017F;agte/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ich einer gro&#x017F;&#x017F;en Untreu zu be&#x017F;chuldigen<lb/>
&#x017F;eyn/ wann ich derge&#x017F;talt Gutes mit Bo&#x0364;&#x017F;em<lb/>
vergolten ha&#x0364;tte? das &#x017F;ag ich nicht/ antwor-<lb/>
tet mein Mußquetierer/ ich r<hi rendition="#aq">eplicir</hi>te/ was<lb/>
habt ihr dann zu klagen? u&#x0364;ber mich/ u&#x0364;ber<lb/>
meine Unglu&#x0364;ck &#x017F;eeligkeit (antwortet er) und<lb/>
u&#x0364;ber meine Verha&#x0364;ngnus; oder vielleicht<lb/>
u&#x0364;ber meinen Vorwitz/ u&#x0364;ber meine Einbil-<lb/>
dung/ oder ich weiß &#x017F;elb&#x017F;t nicht u&#x0364;ber was!<lb/>
Jch kan nicht &#x017F;agen/ daß die Frau Haupt-<lb/>
ma&#x0364;nnin und danck bar &#x017F;ey/ dann um der ge-<lb/>
ringen Mu&#x0364;he willen/ die ich ich anlegte/ als<lb/>
ich den noch lebenden Reuter verjagte/ der<lb/>
ihrer Ehr zu&#x017F;etzte/ bezahlte mich de&#x017F;&#x017F;en Ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft genug&#x017F;am/ welche mein Hoch-<lb/>
ehrende Frau zuvor des Lebens hochru&#x0364;hm-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0143] es befindet ſich hierinn gantz das Wider- ſpiel/ dann da ich ſie damahls das erſte mahl anſahe/ fieng auch meine Kranckheit an/ welche mir aber dem Tod bringen wird/ wann ich ſie nicht mehr ſehen ſolte! Ein wunderbarlicher und ſeltzamer Zuſtand! der mir zum recompens widerfahren/ die- weil ich mein Hochehrende Frau aus ihrer Gefaͤhrlichkeit errettete! Jch ſagte/ ſo muͤſte ich einer groſſen Untreu zu beſchuldigen ſeyn/ wann ich dergeſtalt Gutes mit Boͤſem vergolten haͤtte? das ſag ich nicht/ antwor- tet mein Mußquetierer/ ich replicirte/ was habt ihr dann zu klagen? uͤber mich/ uͤber meine Ungluͤck ſeeligkeit (antwortet er) und uͤber meine Verhaͤngnus; oder vielleicht uͤber meinen Vorwitz/ uͤber meine Einbil- dung/ oder ich weiß ſelbſt nicht uͤber was! Jch kan nicht ſagen/ daß die Frau Haupt- maͤnnin und danck bar ſey/ dann um der ge- ringen Muͤhe willen/ die ich ich anlegte/ als ich den noch lebenden Reuter verjagte/ der ihrer Ehr zuſetzte/ bezahlte mich deſſen Ver- laſſenſchafft genugſam/ welche mein Hoch- ehrende Frau zuvor des Lebens hochruͤhm- lich G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/143
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/143>, abgerufen am 28.04.2024.