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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

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lich beraubte/ damit er sie ihrer Ehr nicht
schändlich berauben solte: Meine Frau Ge-
bieterin: (sagte er ferner) Jch bin in einem
solchen verwirrten Stand/ der mich so ver-
wirret/ daß ich auch weder meine Verwir-
rung/ noch mein Anliegen/ noch mein oder
ihre Beschuldigung/ weniger meine Un-
schuld/ oder so etwas erleutern möchte/ dar-
durch mir geholffen werden könte; Sehet/
allerschönste Dam! ich sterbe/ weil mir das
Glück und mein geringer Stand nicht gön-
net/ ihrer Hoheit zu erweisen/ wie glücksee-
lig ich mich erkennete/ ihr geringster Diener
zu seyn; Jch stunde da wie eine Närrin/
weil ich von einen geringen und noch sehr
jungen Mußquetierer/ solche/ wiewohl un-
tereinander/ und wie er selbst sagte/ aus ei-
nem verwirrten Gemüth-lauffende Reden
hörete; doch kamen sie mir vor/ als wann
sie mir nichts destoweniger einen muntern
Geist und Sinnreichen Verstand anzeig-
ten/ der einer Gegenlieb würdig/ und mir
nicht übel anständig sey/ mich dessen zu mei-
ner Marquedenterey/ mit welcher ich da-
mahls groß schwanger gieng/ rechtschaf-

fen

lich beraubte/ damit er ſie ihrer Ehr nicht
ſchaͤndlich berauben ſolte: Meine Frau Ge-
bieterin: (ſagte er ferner) Jch bin in einem
ſolchen verwirrten Stand/ der mich ſo ver-
wirret/ daß ich auch weder meine Verwir-
rung/ noch mein Anliegen/ noch mein oder
ihre Beſchuldigung/ weniger meine Un-
ſchuld/ oder ſo etwas erleutern moͤchte/ dar-
durch mir geholffen werden koͤnte; Sehet/
allerſchoͤnſte Dam! ich ſterbe/ weil mir das
Gluͤck und mein geringer Stand nicht goͤn-
net/ ihrer Hoheit zu erweiſen/ wie gluͤckſee-
lig ich mich erkennete/ ihr geringſter Diener
zu ſeyn; Jch ſtunde da wie eine Naͤrrin/
weil ich von einen geringen und noch ſehr
jungen Mußquetierer/ ſolche/ wiewohl un-
tereinander/ und wie er ſelbſt ſagte/ aus ei-
nem verwirrten Gemuͤth-lauffende Reden
hoͤrete; doch kamen ſie mir vor/ als wann
ſie mir nichts deſtoweniger einen muntern
Geiſt und Sinnreichen Verſtand anzeig-
ten/ der einer Gegenlieb wuͤrdig/ und mir
nicht uͤbel anſtaͤndig ſey/ mich deſſen zu mei-
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[142/0144] lich beraubte/ damit er ſie ihrer Ehr nicht ſchaͤndlich berauben ſolte: Meine Frau Ge- bieterin: (ſagte er ferner) Jch bin in einem ſolchen verwirrten Stand/ der mich ſo ver- wirret/ daß ich auch weder meine Verwir- rung/ noch mein Anliegen/ noch mein oder ihre Beſchuldigung/ weniger meine Un- ſchuld/ oder ſo etwas erleutern moͤchte/ dar- durch mir geholffen werden koͤnte; Sehet/ allerſchoͤnſte Dam! ich ſterbe/ weil mir das Gluͤck und mein geringer Stand nicht goͤn- net/ ihrer Hoheit zu erweiſen/ wie gluͤckſee- lig ich mich erkennete/ ihr geringſter Diener zu ſeyn; Jch ſtunde da wie eine Naͤrrin/ weil ich von einen geringen und noch ſehr jungen Mußquetierer/ ſolche/ wiewohl un- tereinander/ und wie er ſelbſt ſagte/ aus ei- nem verwirrten Gemuͤth-lauffende Reden hoͤrete; doch kamen ſie mir vor/ als wann ſie mir nichts deſtoweniger einen muntern Geiſt und Sinnreichen Verſtand anzeig- ten/ der einer Gegenlieb wuͤrdig/ und mir nicht uͤbel anſtaͤndig ſey/ mich deſſen zu mei- ner Marquedenterey/ mit welcher ich da- mahls groß ſchwanger gieng/ rechtſchaf- fen

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/144>, abgerufen am 27.04.2024.