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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

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fen zu bedienen; derowegen machte ichs
mit dem Tropffen gar turtz/ und sagte zu
ihm/ mein Freund/ ihr nennet mich
fürs 1. euer Gebietherin/ fürs 2. euch selbst
meinen Diener/ wann thrs nur seyn kön-
tet; furs 3. klagt ihr/ daß ihr ohne meine
Gegenwart sterben müst; daraus nun er-
kenne ich eine grosse Liebe/ die ihr viel-
leicht zu mir traget; Jetzt sagt mir nur/
wormit ich solche Liebe erwidern möge?
dann ich will gegen einen solchen/ der
mich von meinen Ehrenschändern erret-
tet/ nicht undanckbar erfunden werden;
Mit Gegenlieb/ sagte mein Galan; und
wann ich dann würdig wäre; so wolte ich
mich vor den allerglückseeligsten Menschen
in der gantzen Welt schätzen. Jch antwor-
tet/ ihr habt allererst selbst bekennet/ daß eu-
er Stand zu gering sey/ bey mir zu seyn/
den ihr zu seyn wünschet/ und was ihr ge-
gen mir mit weitläufftigen Worten wei-
ters zu verstehen gegeben habt; was Raths
aber? damit euch geholffen/ und ich von al-
ler Bezüchtigung der Undanckbarkeit und

Un-
G ij

fen zu bedienen; derowegen machte ichs
mit dem Tropffen gar turtz/ und ſagte zu
ihm/ mein Freund/ ihr nennet mich
fuͤrs 1. euer Gebietherin/ fuͤrs 2. euch ſelbſt
meinen Diener/ wann thrs nur ſeyn koͤn-
tet; furs 3. klagt ihr/ daß ihr ohne meine
Gegenwart ſterben muͤſt; daraus nun er-
kenne ich eine groſſe Liebe/ die ihr viel-
leicht zu mir traget; Jetzt ſagt mir nur/
wormit ich ſolche Liebe erwidern moͤge?
dann ich will gegen einen ſolchen/ der
mich von meinen Ehrenſchaͤndern erret-
tet/ nicht undanckbar erfunden werden;
Mit Gegenlieb/ ſagte mein Galan; und
wann ich dann wuͤrdig waͤre; ſo wolte ich
mich vor den allergluͤckſeeligſten Menſchen
in der gantzen Welt ſchaͤtzen. Jch antwor-
tet/ ihr habt allererſt ſelbſt bekennet/ daß eu-
er Stand zu gering ſey/ bey mir zu ſeyn/
den ihr zu ſeyn wuͤnſchet/ und was ihr ge-
gen mir mit weitlaͤufftigen Worten wei-
ters zu verſtehen gegeben habt; was Raths
aber? damit euch geholffen/ und ich von al-
ler Bezuͤchtigung der Undanckbarkeit und

Un-
G ij
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[143/0145] fen zu bedienen; derowegen machte ichs mit dem Tropffen gar turtz/ und ſagte zu ihm/ mein Freund/ ihr nennet mich fuͤrs 1. euer Gebietherin/ fuͤrs 2. euch ſelbſt meinen Diener/ wann thrs nur ſeyn koͤn- tet; furs 3. klagt ihr/ daß ihr ohne meine Gegenwart ſterben muͤſt; daraus nun er- kenne ich eine groſſe Liebe/ die ihr viel- leicht zu mir traget; Jetzt ſagt mir nur/ wormit ich ſolche Liebe erwidern moͤge? dann ich will gegen einen ſolchen/ der mich von meinen Ehrenſchaͤndern erret- tet/ nicht undanckbar erfunden werden; Mit Gegenlieb/ ſagte mein Galan; und wann ich dann wuͤrdig waͤre; ſo wolte ich mich vor den allergluͤckſeeligſten Menſchen in der gantzen Welt ſchaͤtzen. Jch antwor- tet/ ihr habt allererſt ſelbſt bekennet/ daß eu- er Stand zu gering ſey/ bey mir zu ſeyn/ den ihr zu ſeyn wuͤnſchet/ und was ihr ge- gen mir mit weitlaͤufftigen Worten wei- ters zu verſtehen gegeben habt; was Raths aber? damit euch geholffen/ und ich von al- ler Bezuͤchtigung der Undanckbarkeit und Un- G ij

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/145>, abgerufen am 27.04.2024.