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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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versündigt hatten/ nur auff etliche Jahr
dahin verurthelt/ wie auff eine Gallera;
und weil dieses beydes dem König und
Kerckermeister bey weitem mehr ein-
trug/ als dem Scharffrichter/ wurden
wenig Ubelthäter mit dem Todt ge-
strafft/ es gieng aber in diesem Gefäng-
nussen so scharff her/ daß theils Gefang-
nen ein schneller Todt viel erträglicher
gewest wäre/ als ein so elende Verzöge-
rung ihres Lebens; So bald ein Ge-
fangner in ein solch Gefängnuß kam/ so
hatte der so ihn setzen lassen/ kein Ge-
walt mehr über ihn/ sondern nur der Kö-
nig/ der nach und nach das Verbre-
chen auff der Gefangnen Freund oder
des Klägers Ansuchen examinirn: und
ferner geschehen diß was recht war; und
weil Joseph kein Handwerck kunte/ mu-
ste er als ein Schmiedknecht den Ham-
mer führen/ seine Kost bis zu Austrag
der Sach zu gewinnen; Er gedachte bey
sich selbst/ diß ist ein billich Urthel Got-
tes/ das meine Schönheit im Kohlen/
Rauch und Staub verderbe/ und meine

zarte

verſuͤndigt hatten/ nur auff etliche Jahr
dahin verurthelt/ wie auff eine Gallera;
und weil dieſes beydes dem Koͤnig und
Kerckermeiſter bey weitem mehr ein-
trug/ als dem Scharffrichter/ wurden
wenig Ubelthaͤter mit dem Todt ge-
ſtrafft/ es gieng aber in dieſem Gefaͤng-
nuſſen ſo ſcharff her/ daß theils Gefang-
nen ein ſchneller Todt viel ertraͤglicher
geweſt waͤre/ als ein ſo elende Verzoͤge-
rung ihres Lebens; So bald ein Ge-
fangner in ein ſolch Gefaͤngnuß kam/ ſo
hatte der ſo ihn ſetzen laſſen/ kein Ge-
walt mehr uͤber ihn/ ſondern nur der Koͤ-
nig/ der nach und nach das Verbre-
chen auff der Gefangnen Freund oder
des Klaͤgers Anſuchen examinirn: und
ferner geſchehen diß was recht war; und
weil Joſeph kein Handwerck kunte/ mu-
ſte er als ein Schmiedknecht den Ham-
mer fuͤhren/ ſeine Koſt bis zu Austrag
der Sach zu gewinnen; Er gedachte bey
ſich ſelbſt/ diß iſt ein billich Urthel Got-
tes/ das meine Schoͤnheit im Kohlen/
Rauch und Staub verderbe/ und meine

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[115.[115]/0119] verſuͤndigt hatten/ nur auff etliche Jahr dahin verurthelt/ wie auff eine Gallera; und weil dieſes beydes dem Koͤnig und Kerckermeiſter bey weitem mehr ein- trug/ als dem Scharffrichter/ wurden wenig Ubelthaͤter mit dem Todt ge- ſtrafft/ es gieng aber in dieſem Gefaͤng- nuſſen ſo ſcharff her/ daß theils Gefang- nen ein ſchneller Todt viel ertraͤglicher geweſt waͤre/ als ein ſo elende Verzoͤge- rung ihres Lebens; So bald ein Ge- fangner in ein ſolch Gefaͤngnuß kam/ ſo hatte der ſo ihn ſetzen laſſen/ kein Ge- walt mehr uͤber ihn/ ſondern nur der Koͤ- nig/ der nach und nach das Verbre- chen auff der Gefangnen Freund oder des Klaͤgers Anſuchen examinirn: und ferner geſchehen diß was recht war; und weil Joſeph kein Handwerck kunte/ mu- ſte er als ein Schmiedknecht den Ham- mer fuͤhren/ ſeine Koſt bis zu Austrag der Sach zu gewinnen; Er gedachte bey ſich ſelbſt/ diß iſt ein billich Urthel Got- tes/ das meine Schoͤnheit im Kohlen/ Rauch und Staub verderbe/ und meine zarte

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 115.[115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/119>, abgerufen am 29.04.2024.