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Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

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Schertz-Spiel.
halten wird? Gute Nacht Himmel! sey zum
letztenmal gegrüsset Erde! Was verziehe ich
weiter!

Sie holet aus mit einem blossen Messer. Clean-
der
fället ihr in die Armen: die and ern kom-
men alle herzu gelauffen.
Cleander. Genung meine wertheste! Jhre Kenschheit
hat wie ein lauteres Gold durch eine so hefftige
Anfechtung bewehret werden müssen! Sie ist in
diesen Hoff nicht durch Verlust der Ehren ge-
drungen/ sondern durch ihre Tugend einge-
führet/ damit dieselbe nach so langem Ver-
dienst prächtiger gekrönet würde. Diese Haar-
locken sind es/ welche uns gefangen! Doch
die Keuschheit Sophiae hat diese Bande fester
zusammen gezogen/ welche eine heilige Ehe
zwischen Mir und Jhr unaufflößlich verknüpf-
fen soll. Dionysi, Thersander, Pompei, Pto-
lomaee,
bringet Kleider/ Perlen und Deman-
te/ umb meine Schöneste also außzukleiden/
wie ihre Tugend und unser Stand erfordert/
ob sie wol mehr gezieret wird durch diese abge-
schnittene Haare/ als durch alles Reichthumb
dieser Welt.
Coelestina. Werthe Jungfrau Sophia, Jch wünd-
sche zu dieser unverhofften Ehe und Ehre Jhr
so viel Glücks/ als dero keusche Tugend ver-
dienet/ unnd schätze mich glückselig/ in dem
ich heute Jhre Kundschafft erhalte/ von
Jhr/ als dem vollkommenen Spiegel al-
ler Zucht zu lernen/ was Vns allen anste-
het.

So-
G ij
Schertz-Spiel.
halten wird? Gute Nacht Himmel! ſey zum
letztenmal gegruͤſſet Erde! Was verziehe ich
weiter!

Sie holet aus mit einem bloſſen Meſſer. Clean-
der
faͤllet ihr in die Armen: die and ern kom-
men alle herzu gelauffen.
Cleander. Genung meine wertheſte! Jhre Kenſchheit
hat wie ein lauteres Gold durch eine ſo hefftige
Anfechtung bewehret werden muͤſſen! Sie iſt in
dieſen Hoff nicht durch Verluſt der Ehren ge-
drungen/ ſondern durch ihre Tugend einge-
fuͤhret/ damit dieſelbe nach ſo langem Ver-
dienſt praͤchtiger gekroͤnet wuͤrde. Dieſe Haar-
locken ſind es/ welche uns gefangen! Doch
die Keuſchheit Sophiæ hat dieſe Bande feſter
zuſammen gezogen/ welche eine heilige Ehe
zwiſchen Mir und Jhr unauffloͤßlich verknuͤpf-
fen ſoll. Dionyſi, Therſander, Pompei, Pto-
lomæe,
bringet Kleider/ Perlen und Deman-
te/ umb meine Schoͤneſte alſo außzukleiden/
wie ihre Tugend und unſer Stand erfordert/
ob ſie wol mehr gezieret wird durch dieſe abge-
ſchnittene Haare/ als durch alles Reichthumb
dieſer Welt.
Cœleſtina. Werthe Jungfrau Sophia, Jch wuͤnd-
ſche zu dieſer unverhofften Ehe und Ehre Jhr
ſo viel Gluͤcks/ als dero keuſche Tugend ver-
dienet/ unnd ſchaͤtze mich gluͤckſelig/ in dem
ich heute Jhre Kundſchafft erhalte/ von
Jhr/ als dem vollkommenen Spiegel al-
ler Zucht zu lernen/ was Vns allen anſte-
het.

So-
G ij
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[87/0103] Schertz-Spiel. halten wird? Gute Nacht Himmel! ſey zum letztenmal gegruͤſſet Erde! Was verziehe ich weiter! Sie holet aus mit einem bloſſen Meſſer. Clean- der faͤllet ihr in die Armen: die and ern kom- men alle herzu gelauffen. Cleander. Genung meine wertheſte! Jhre Kenſchheit hat wie ein lauteres Gold durch eine ſo hefftige Anfechtung bewehret werden muͤſſen! Sie iſt in dieſen Hoff nicht durch Verluſt der Ehren ge- drungen/ ſondern durch ihre Tugend einge- fuͤhret/ damit dieſelbe nach ſo langem Ver- dienſt praͤchtiger gekroͤnet wuͤrde. Dieſe Haar- locken ſind es/ welche uns gefangen! Doch die Keuſchheit Sophiæ hat dieſe Bande feſter zuſammen gezogen/ welche eine heilige Ehe zwiſchen Mir und Jhr unauffloͤßlich verknuͤpf- fen ſoll. Dionyſi, Therſander, Pompei, Pto- lomæe, bringet Kleider/ Perlen und Deman- te/ umb meine Schoͤneſte alſo außzukleiden/ wie ihre Tugend und unſer Stand erfordert/ ob ſie wol mehr gezieret wird durch dieſe abge- ſchnittene Haare/ als durch alles Reichthumb dieſer Welt. Cœleſtina. Werthe Jungfrau Sophia, Jch wuͤnd- ſche zu dieſer unverhofften Ehe und Ehre Jhr ſo viel Gluͤcks/ als dero keuſche Tugend ver- dienet/ unnd ſchaͤtze mich gluͤckſelig/ in dem ich heute Jhre Kundſchafft erhalte/ von Jhr/ als dem vollkommenen Spiegel al- ler Zucht zu lernen/ was Vns allen anſte- het. So- G ij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/103>, abgerufen am 28.04.2024.