und seine zwo griechischen Freunde nicht aus- genommen) setzte ihn und sich selbst einer großen Verlegenheit aus.
Bei mir zu Hause fing er wie gewöhn- lich, an -- und ich war noch im zartesten Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo ist dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut- ter und ich! Ist es wohl so schön als dieses hier? Ich zeigte ihm meines von Blättern. Nimm mich ja mit wenn du nach Hause gehest oder laß mich wenn ich größer werde allein -- Wo? Wo? -- rief er ganz ängstlich. Meine Mutter welche eben seinen Kragen zurecht legte, lies diesen hei- ligen Halsband fallen sprang schnell auf und gieng davon, als ob sie auf allen Antheil von meiner Frage und der künftigen Antwort Verzicht thäte. Sie war indessen wie ich es offenbar merkte nach der Weiberweise, nur blos dem Auge meines Vaters entgan- gen. Ob's mein Vater gemerkt habe, zweifle ich denn er hatte sich auf dem Wege nach seinem Hause so sehr verirrt, daß er nicht aus noch ein wußte. Vielleicht sagt er es dem unschuldigen Kinde, dachte meine Mut- ter ohne Zweifel da sie sich in der besten Ordnung zurückzog, wovon er dir allemal
ein
und ſeine zwo griechiſchen Freunde nicht aus- genommen) ſetzte ihn und ſich ſelbſt einer großen Verlegenheit aus.
Bei mir zu Hauſe fing er wie gewoͤhn- lich, an — und ich war noch im zarteſten Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo iſt dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut- ter und ich! Iſt es wohl ſo ſchoͤn als dieſes hier? Ich zeigte ihm meines von Blaͤttern. Nimm mich ja mit wenn du nach Hauſe geheſt oder laß mich wenn ich groͤßer werde allein — Wo? Wo? — rief er ganz aͤngſtlich. Meine Mutter welche eben ſeinen Kragen zurecht legte, lies dieſen hei- ligen Halsband fallen ſprang ſchnell auf und gieng davon, als ob ſie auf allen Antheil von meiner Frage und der kuͤnftigen Antwort Verzicht thaͤte. Sie war indeſſen wie ich es offenbar merkte nach der Weiberweiſe, nur blos dem Auge meines Vaters entgan- gen. Ob’s mein Vater gemerkt habe, zweifle ich denn er hatte ſich auf dem Wege nach ſeinem Hauſe ſo ſehr verirrt, daß er nicht aus noch ein wußte. Vielleicht ſagt er es dem unſchuldigen Kinde, dachte meine Mut- ter ohne Zweifel da ſie ſich in der beſten Ordnung zuruͤckzog, wovon er dir allemal
ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="18"/>
und ſeine zwo griechiſchen Freunde nicht aus-<lb/>
genommen) ſetzte ihn und ſich ſelbſt einer<lb/>
großen Verlegenheit aus.</p><lb/><p>Bei mir zu Hauſe fing er wie gewoͤhn-<lb/>
lich, an — und ich war noch im zarteſten<lb/>
Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo<lb/>
iſt dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut-<lb/>
ter und ich! Iſt es wohl ſo ſchoͤn als dieſes<lb/>
hier? Ich zeigte ihm meines von Blaͤttern.<lb/>
Nimm mich ja mit wenn du nach Hauſe<lb/>
geheſt oder laß mich wenn ich groͤßer<lb/>
werde allein — Wo? Wo? — rief er<lb/>
ganz aͤngſtlich. Meine Mutter welche eben<lb/>ſeinen Kragen zurecht legte, lies dieſen hei-<lb/>
ligen Halsband fallen ſprang ſchnell auf und<lb/>
gieng davon, als ob ſie auf allen Antheil<lb/>
von meiner Frage und der kuͤnftigen Antwort<lb/>
Verzicht thaͤte. Sie war indeſſen wie ich<lb/>
es offenbar merkte nach der Weiberweiſe,<lb/>
nur blos dem Auge meines Vaters entgan-<lb/>
gen. Ob’s mein Vater gemerkt habe, zweifle<lb/>
ich denn er hatte ſich auf dem Wege nach<lb/>ſeinem Hauſe ſo ſehr verirrt, daß er nicht<lb/>
aus noch ein wußte. Vielleicht ſagt er es<lb/>
dem unſchuldigen Kinde, dachte meine Mut-<lb/>
ter ohne Zweifel da ſie ſich in der beſten<lb/>
Ordnung zuruͤckzog, wovon er dir allemal<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[18/0026]
und ſeine zwo griechiſchen Freunde nicht aus-
genommen) ſetzte ihn und ſich ſelbſt einer
großen Verlegenheit aus.
Bei mir zu Hauſe fing er wie gewoͤhn-
lich, an — und ich war noch im zarteſten
Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo
iſt dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut-
ter und ich! Iſt es wohl ſo ſchoͤn als dieſes
hier? Ich zeigte ihm meines von Blaͤttern.
Nimm mich ja mit wenn du nach Hauſe
geheſt oder laß mich wenn ich groͤßer
werde allein — Wo? Wo? — rief er
ganz aͤngſtlich. Meine Mutter welche eben
ſeinen Kragen zurecht legte, lies dieſen hei-
ligen Halsband fallen ſprang ſchnell auf und
gieng davon, als ob ſie auf allen Antheil
von meiner Frage und der kuͤnftigen Antwort
Verzicht thaͤte. Sie war indeſſen wie ich
es offenbar merkte nach der Weiberweiſe,
nur blos dem Auge meines Vaters entgan-
gen. Ob’s mein Vater gemerkt habe, zweifle
ich denn er hatte ſich auf dem Wege nach
ſeinem Hauſe ſo ſehr verirrt, daß er nicht
aus noch ein wußte. Vielleicht ſagt er es
dem unſchuldigen Kinde, dachte meine Mut-
ter ohne Zweifel da ſie ſich in der beſten
Ordnung zuruͤckzog, wovon er dir allemal
ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/26>, abgerufen am 28.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.