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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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und seine zwo griechischen Freunde nicht aus-
genommen) setzte ihn und sich selbst einer
großen Verlegenheit aus.

Bei mir zu Hause fing er wie gewöhn-
lich, an -- und ich war noch im zartesten
Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo
ist dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut-
ter und ich! Ist es wohl so schön als dieses
hier? Ich zeigte ihm meines von Blättern.
Nimm mich ja mit wenn du nach Hause
gehest oder laß mich wenn ich größer
werde allein -- Wo? Wo? -- rief er
ganz ängstlich. Meine Mutter welche eben
seinen Kragen zurecht legte, lies diesen hei-
ligen Halsband fallen sprang schnell auf und
gieng davon, als ob sie auf allen Antheil
von meiner Frage und der künftigen Antwort
Verzicht thäte. Sie war indessen wie ich
es offenbar merkte nach der Weiberweise,
nur blos dem Auge meines Vaters entgan-
gen. Ob's mein Vater gemerkt habe, zweifle
ich denn er hatte sich auf dem Wege nach
seinem Hause so sehr verirrt, daß er nicht
aus noch ein wußte. Vielleicht sagt er es
dem unschuldigen Kinde, dachte meine Mut-
ter ohne Zweifel da sie sich in der besten
Ordnung zurückzog, wovon er dir allemal

ein

und ſeine zwo griechiſchen Freunde nicht aus-
genommen) ſetzte ihn und ſich ſelbſt einer
großen Verlegenheit aus.

Bei mir zu Hauſe fing er wie gewoͤhn-
lich, an — und ich war noch im zarteſten
Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo
iſt dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut-
ter und ich! Iſt es wohl ſo ſchoͤn als dieſes
hier? Ich zeigte ihm meines von Blaͤttern.
Nimm mich ja mit wenn du nach Hauſe
geheſt oder laß mich wenn ich groͤßer
werde allein — Wo? Wo? — rief er
ganz aͤngſtlich. Meine Mutter welche eben
ſeinen Kragen zurecht legte, lies dieſen hei-
ligen Halsband fallen ſprang ſchnell auf und
gieng davon, als ob ſie auf allen Antheil
von meiner Frage und der kuͤnftigen Antwort
Verzicht thaͤte. Sie war indeſſen wie ich
es offenbar merkte nach der Weiberweiſe,
nur blos dem Auge meines Vaters entgan-
gen. Ob’s mein Vater gemerkt habe, zweifle
ich denn er hatte ſich auf dem Wege nach
ſeinem Hauſe ſo ſehr verirrt, daß er nicht
aus noch ein wußte. Vielleicht ſagt er es
dem unſchuldigen Kinde, dachte meine Mut-
ter ohne Zweifel da ſie ſich in der beſten
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[18/0026] und ſeine zwo griechiſchen Freunde nicht aus- genommen) ſetzte ihn und ſich ſelbſt einer großen Verlegenheit aus. Bei mir zu Hauſe fing er wie gewoͤhn- lich, an — und ich war noch im zarteſten Alter als ich ihn fragte lieber Vater wo iſt dein Haus! wir wollen hin, du, die Mut- ter und ich! Iſt es wohl ſo ſchoͤn als dieſes hier? Ich zeigte ihm meines von Blaͤttern. Nimm mich ja mit wenn du nach Hauſe geheſt oder laß mich wenn ich groͤßer werde allein — Wo? Wo? — rief er ganz aͤngſtlich. Meine Mutter welche eben ſeinen Kragen zurecht legte, lies dieſen hei- ligen Halsband fallen ſprang ſchnell auf und gieng davon, als ob ſie auf allen Antheil von meiner Frage und der kuͤnftigen Antwort Verzicht thaͤte. Sie war indeſſen wie ich es offenbar merkte nach der Weiberweiſe, nur blos dem Auge meines Vaters entgan- gen. Ob’s mein Vater gemerkt habe, zweifle ich denn er hatte ſich auf dem Wege nach ſeinem Hauſe ſo ſehr verirrt, daß er nicht aus noch ein wußte. Vielleicht ſagt er es dem unſchuldigen Kinde, dachte meine Mut- ter ohne Zweifel da ſie ſich in der beſten Ordnung zuruͤckzog, wovon er dir allemal ein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/26>, abgerufen am 10.11.2024.