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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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war aber ein Unglück für den gregorianischen
Calender, denn sie nahm eben hiedurch einen
Grund mehr dawider zu reden, und dem
Herrn Superintendenten Einhorn zu pa-
rentiren.

Ich würde mich um alles in der Welt
nicht unterstehen in Absicht der Ahnen meiner
Mutter ein Schriftsteller in aufsteigender
Linie
zu werden, und meine Leser verlieren
auch durch die Erzählung der rühmlichen
Thaten Schlachten und Siege nichts, wo-
durch sich meine Vorfahren mütterlicher Seits
von der geraden und Seitenlinie um die Kirche
verdient gemacht. Sie nannte sie oft Kir-
chensteine um alles zusammen zu fassen. Die-
ser hatte lettische Lieder, wie sie sagte aus
freier Faust gesungen, jener einige übersezt,
ein andrer hatte sich dem Superintendenten
Daniel Hofstein, welcher den Exorcismus
bei der Taufe der fürstlichen Kinder wegge-
lassen, mit Hand und Fuß (ich brauche ihre
eigene Ausdrücke) widersezt, und ihn dem
Teufel übergeben, der nach seiner wohlehr-
würdigen Meinung die Komplimenten nicht
erwiedern würde, die ihm der Herr Super-
intendent machte, ein andrer hatte die Oe-
stereyer in seiner Gemeine abgestellt welches

wie

war aber ein Ungluͤck fuͤr den gregorianiſchen
Calender, denn ſie nahm eben hiedurch einen
Grund mehr dawider zu reden, und dem
Herrn Superintendenten Einhorn zu pa-
rentiren.

Ich wuͤrde mich um alles in der Welt
nicht unterſtehen in Abſicht der Ahnen meiner
Mutter ein Schriftſteller in aufſteigender
Linie
zu werden, und meine Leſer verlieren
auch durch die Erzaͤhlung der ruͤhmlichen
Thaten Schlachten und Siege nichts, wo-
durch ſich meine Vorfahren muͤtterlicher Seits
von der geraden und Seitenlinie um die Kirche
verdient gemacht. Sie nannte ſie oft Kir-
chenſteine um alles zuſammen zu faſſen. Die-
ſer hatte lettiſche Lieder, wie ſie ſagte aus
freier Fauſt geſungen, jener einige uͤberſezt,
ein andrer hatte ſich dem Superintendenten
Daniel Hofſtein, welcher den Exorcismus
bei der Taufe der fuͤrſtlichen Kinder wegge-
laſſen, mit Hand und Fuß (ich brauche ihre
eigene Ausdruͤcke) widerſezt, und ihn dem
Teufel uͤbergeben, der nach ſeiner wohlehr-
wuͤrdigen Meinung die Komplimenten nicht
erwiedern wuͤrde, die ihm der Herr Super-
intendent machte, ein andrer hatte die Oe-
ſtereyer in ſeiner Gemeine abgeſtellt welches

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[27/0035] war aber ein Ungluͤck fuͤr den gregorianiſchen Calender, denn ſie nahm eben hiedurch einen Grund mehr dawider zu reden, und dem Herrn Superintendenten Einhorn zu pa- rentiren. Ich wuͤrde mich um alles in der Welt nicht unterſtehen in Abſicht der Ahnen meiner Mutter ein Schriftſteller in aufſteigender Linie zu werden, und meine Leſer verlieren auch durch die Erzaͤhlung der ruͤhmlichen Thaten Schlachten und Siege nichts, wo- durch ſich meine Vorfahren muͤtterlicher Seits von der geraden und Seitenlinie um die Kirche verdient gemacht. Sie nannte ſie oft Kir- chenſteine um alles zuſammen zu faſſen. Die- ſer hatte lettiſche Lieder, wie ſie ſagte aus freier Fauſt geſungen, jener einige uͤberſezt, ein andrer hatte ſich dem Superintendenten Daniel Hofſtein, welcher den Exorcismus bei der Taufe der fuͤrſtlichen Kinder wegge- laſſen, mit Hand und Fuß (ich brauche ihre eigene Ausdruͤcke) widerſezt, und ihn dem Teufel uͤbergeben, der nach ſeiner wohlehr- wuͤrdigen Meinung die Komplimenten nicht erwiedern wuͤrde, die ihm der Herr Super- intendent machte, ein andrer hatte die Oe- ſtereyer in ſeiner Gemeine abgeſtellt welches wie

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/35>, abgerufen am 27.04.2024.