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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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In diesem Wagen saß seine Verlobte und
Frauenzimmer ihrer Verwandtschaft. Herr
v. E. hatt' also keine Zeit, Minen näher
kennen zu lernen. Allerliebste Augen, sagt'
er, in dem Wagen! Ich kenne nur noch ein
Paar der Art!
Ohnfehlbar eignete sich die
Braut dieses Compliment zu, das aber Mi-
nen gehörte. Alles lacht' ohn End' und Ziel
im Wagen über dieses Abentheuer, und
Herr v. E. mußte Schand halber sich beym
Wagen, der sich zur Linken wandt, halten:
indessen sandt' er unvermerkt einen seiner Ge-
treuen Minen nach, sie zu examiniren: wo-
hin? und wo her? Mine, welche zwar in
diesem Vorfall, daß Herr v. E. mit Blind-
heit geschlagen war, und sie verließ, aufs
neue gesehen hatte, daß sie auf Gottes We-
gen wäre, konnte sich doch von diesem Um-
stande nicht erholen. -- Es kam alles Schlag
auf Schlag. -- Da sie den Abgesandten des
Satans sahe, machte sie einen Schrey! der
diesen Inquirenten mit erschreckte. Sie
wußte nicht seinen Auftrag, und stelte sich
nichts anders vor, als daß er sie fort-
schleppen würde. Der Abgesandte hielt Mi-
nen für keinen Bissen, der einer Jagd werth
wäre. Es war dieser Helfershelfer nie ber

Herr

In dieſem Wagen ſaß ſeine Verlobte und
Frauenzimmer ihrer Verwandtſchaft. Herr
v. E. hatt’ alſo keine Zeit, Minen naͤher
kennen zu lernen. Allerliebſte Augen, ſagt’
er, in dem Wagen! Ich kenne nur noch ein
Paar der Art!
Ohnfehlbar eignete ſich die
Braut dieſes Compliment zu, das aber Mi-
nen gehoͤrte. Alles lacht’ ohn End’ und Ziel
im Wagen uͤber dieſes Abentheuer, und
Herr v. E. mußte Schand halber ſich beym
Wagen, der ſich zur Linken wandt, halten:
indeſſen ſandt’ er unvermerkt einen ſeiner Ge-
treuen Minen nach, ſie zu examiniren: wo-
hin? und wo her? Mine, welche zwar in
dieſem Vorfall, daß Herr v. E. mit Blind-
heit geſchlagen war, und ſie verließ, aufs
neue geſehen hatte, daß ſie auf Gottes We-
gen waͤre, konnte ſich doch von dieſem Um-
ſtande nicht erholen. — Es kam alles Schlag
auf Schlag. — Da ſie den Abgeſandten des
Satans ſahe, machte ſie einen Schrey! der
dieſen Inquirenten mit erſchreckte. Sie
wußte nicht ſeinen Auftrag, und ſtelte ſich
nichts anders vor, als daß er ſie fort-
ſchleppen wuͤrde. Der Abgeſandte hielt Mi-
nen fuͤr keinen Biſſen, der einer Jagd werth
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[388/0398] In dieſem Wagen ſaß ſeine Verlobte und Frauenzimmer ihrer Verwandtſchaft. Herr v. E. hatt’ alſo keine Zeit, Minen naͤher kennen zu lernen. Allerliebſte Augen, ſagt’ er, in dem Wagen! Ich kenne nur noch ein Paar der Art! Ohnfehlbar eignete ſich die Braut dieſes Compliment zu, das aber Mi- nen gehoͤrte. Alles lacht’ ohn End’ und Ziel im Wagen uͤber dieſes Abentheuer, und Herr v. E. mußte Schand halber ſich beym Wagen, der ſich zur Linken wandt, halten: indeſſen ſandt’ er unvermerkt einen ſeiner Ge- treuen Minen nach, ſie zu examiniren: wo- hin? und wo her? Mine, welche zwar in dieſem Vorfall, daß Herr v. E. mit Blind- heit geſchlagen war, und ſie verließ, aufs neue geſehen hatte, daß ſie auf Gottes We- gen waͤre, konnte ſich doch von dieſem Um- ſtande nicht erholen. — Es kam alles Schlag auf Schlag. — Da ſie den Abgeſandten des Satans ſahe, machte ſie einen Schrey! der dieſen Inquirenten mit erſchreckte. Sie wußte nicht ſeinen Auftrag, und ſtelte ſich nichts anders vor, als daß er ſie fort- ſchleppen wuͤrde. Der Abgeſandte hielt Mi- nen fuͤr keinen Biſſen, der einer Jagd werth waͤre. Es war dieſer Helfershelfer nie ber Herr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/398>, abgerufen am 29.04.2024.